Persönliches Computerlogbuch
Leitender OPS-Offizier Lieutenant J.G. Lexa Griffin U.S.S…. Saratoga
Neues Schiff, neuer Quadrant, neue Mission, die selben alten Probleme. Und schlimmere. Es waren zwei ereignisreiche Tage.
Wir alle wussten dass wir die San Diego verlassen und ein neues Schiff beziehen würde. Dass Admiral Kayleigh eine große Rolle spielen würde. Nichts jedoch deutete darauf hin welche Konsequenzen uns erwarten würden. Seit nun fast zwei Wochen hielten wir Position im Erdorbit ohne genau zu wissen wie es weitergehen würde.
Captain Paris stand in regem Kontakt zum Kommando, wir wussten dass wir bald ein neues Schiff beziehen sollten und jeden Tag begutachtete ein anderer Admiral die San Diego, aber für den Moment hatten wir keinerlei neuen Befehle. So seltsam es klingen mag, viele begannen die Tage zu vermissen an denen wir regelmäßig angegriffen wurden, an denen wir ständig zu tun hatten… an denen wir nicht wussten was als nächstes passieren würde - und uns auf genau dieses Unerwartete dennoch gefreut haben.
Für mich persönlich waren die letzten zwei Wochen noch in ganz anderer Sicht eine Zerreißprobe. Dem medizinischen Team war es zwar gelungen Tabby zu stabilisieren, nach ihrem kurzen Erwachen direkt nach der Ankunft auf der San Diego war sie jedoch in ein tiefes Koma gefallen. Es bestand keine Lebensgefahr und die Ärzte versicherten mir, dass sie “bald” aufwachen würde…Bald. Ich hatte all das schon einmal erlebt. Wäre ich religiös, spätestens jetzt würde ich mich fragen welche Gottheit ich beleidigt oder welche Gebote ich gebrochen habe um wieder diese Extreme erleben zu dürfen.
Im normalen Dienst hätte ich Ablenkung und Motivation finden können, auf andere Gedanken kommen. Ohne irgendwelche Befehle… diese zwei Wochen kamen mir vor wie zwei Jahre. Und es gab nichts und niemanden, das mich anderweitig forderte oder mich gezwungen hätte an etwas Anderes zu denken. Nicht, dass es irgendjemand versucht hätte.
So liefen diese zwei Wochen in einem festen Rhythmus ab: Eine halbe Stunde vor “Dienstbeginn” - ein Dienst der darin bestand sieben bis zehn Stunden an der OPS-Konsole zu stehen ohne irgendwas melden zu können - schlich ich mich durch eine der Jeffriesröhren in die Krankenstation. Die Nachtbesetzung der Krankenstation hatte nur Augen für ihren Bildschirm, sodass ich problemlos einige Minuten mit Tabby verbringen konnte, bevor die Frühschicht eintraf und ich auf die Brücke musste.
Nach einer jeden Tag auf’s Neue ereignislosen Schicht, einem Essen in der Messhall und Training auf dem Holodeck verbrachte ich eine Stunde “offizielle” Besuchszeit auf der Krankenstation, ehe Doktor Carn mich Abend für Abend rausschmiss. “Wir sind hier auf einer Krankenstation und nicht in einem Hotel” oder “Ms. Johnson braucht jetzt ihre Ruhe” waren dabei seine liebsten Sätze, nur übertroffen von “Ihr Blutdruck ist gefährlich hoch, Sie sollten in Ihr Quartier zurückkehren”. Genau dort jedoch fand ich wenig bis gar keine Ruhe. Erst Recht keinen Schlaf.
Es war seltsam. Das Quartier auf der San Diego hatte ich fast dauerhaft alleine bewohnt, dennoch wirkte alles… leer. Zu groß, zu ruhig. Zu… tot. Ich wusste, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Ein Teil von mir fürchtete dennoch das Schlimmste und konnte keine Ruhe finden. Vor allem nicht hier. So verbrachte ich viele Nächte auf dem Holodeck.
Auch der gestrige Tag begann mit diesem Muster… ich hatte nicht geschlafen und bereits meine etwa 30 Minuten heimlich auf der Krankenstation verbracht als Captain Paris die Crew in der Messhall zusammen rief.
Es gab endlich Neuigkeiten! Gemeinsam mit einem Admiral Roth verkündete er, dass wir am nächsten Tag um 8 Uhr unser neues Schiff betreten würden. Dass die San Diego mit einer neuen, erfahrenen Crew auf eine besonders wichtige Mission geschickt wird und wir selbst am nächsten Tag unsere Befehle erhalten würden. Es tat weh die San Diego zurückzulassen und wie Ms. Hawkins anmerkte war die Chance, dass wir die San Diego wiedersehen geschweige denn nochmals betreten dürften gering. All das war allerdings Teil des Dienstes in der Sternenflotte.
Was wirklich wehtat...die Gerüchte stimmten, Commander Tucker würde uns nicht begleiten - dürfen.
Er hatte diesem Schiff, dieser Crew mehr als jeder andere gegeben… und wurde jetzt bestraft. Es war nicht fair, es war das verdammte Gegenteil von fair.
Was auch immer die Gründe dafür sein mögen...es war ein Fehler. Der Admiral und Captain Paris beendeten dann ihre Ansprache und wir erhielten den Rest des Tages Zeit unsere Koffer für die Abreise zu packen.
Bevor ich daran auch nur denken konnte musste ich im Maschinenraum nach dem Rechten sehen. Ich war es, wir alle waren es, Commander Tucker schuldig jetzt erst Recht das Beste zu geben und allen zu zeigen was er uns beigebracht hatte. Nach einer kurzen Ansprache schien das auch in den Köpfen der letzten Ingenieure anzukommen und die Arbeit ging deutlich konzentrierter weiter.
Kurz darauf wurde ich von Doktor Vadiye auf die Krankenstation gerufen. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten - oder Schönsten - allerdings stellte sich heraus, dass Tabby’s Zustand unverändert war.
Stattdessen weigerte sich Doktor Carn Transporterlaubnis zu geben und bestand darauf sie an Bord zu behalten - auch mit komplett neuer Crew auf einer geheimen und äußerst gefährlichen Mission.
Abgesehen davon, dass es keinerlei Garantie gab, dass eine neue Crew zurückgebliebene Passagiere nicht sowieso von Bord beamen würde...es konnte für die Heilung nicht hilfreich sein auf einer Top-Secret Mission mitzufliegen.
Doktor Vadiye sah das ähnlich, hatte bisher aber keinerlei Rang oder Titel an Bord erhalten… mir blieb also nur der direkte Weg zu Captain Paris. Kaum hatte der Admiral seinen Bereitschaftsraum verlassen hielt ich dem Captain einen Vortrag wieso Tabby transportfähig ist, präsentierte Doktor Vadiye’s Daten und gleichzeitig Doktor Carn’s Unfähigkeit. Letztlich stimmte er mir zu und gab die Transporterlaubnis, sodass alle Patienten in Kürze auf unser neues Schiff transportiert werden. Nun konnte ich in Ruhe meine Tasche packen und fand in der folgenden Nacht tatsächlich so etwas wie Schlaf.
Heute morgen dann war es soweit und wir beamten gemeinsam in’s Sternenflottenhauptquartier. Während Captain Paris mit den Admirals die weiteren Schritte besprach verbrachte ich den Großteil des Morgens an der Bar. Nach einigen Gläsern andorianischen Ales betrat plötzlich eine offensichtlich nervöse und gestresste junge Frau die Bar und klammerte sich an ihr PADD. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte ich sie als Lindsey McNally. Ich kontaktiere Lieutenant Hawkins um unseren Plan in Bewegung zu setzen und beobachte Lieutenant McNally so unauffällig es ging. Als ich gerade den Kontakt mit ihr herstellen wollte betrat Captain Paris - die Definition von Auffälligkeit - den Raum und ließ den Lieutenant noch nervöser werden. Nachdem klar wurde, dass er nichts Neues erfahren hatte war Plan B unausweichlich.
Da uns die Zeit davon lief hatte ich keine Wahl. Ich aktivierte mein dermales Implant, - vielen Dank Captain Georgiou - stand auf und reichte Lieutenant McNally die Hand. Wenige Sekunden später waren wir im Gespräch… und sie hatte unwissentlich einen Peilsender mit Mikrophon unter der Haut. Ich bat sie um eine “Tour” über das Gelände und letztlich stimmte sie - wenn auch weiterhin irritiert und nervös - ein.
Sie führte mich schnell zu ihrem Labor und schloss alle Türen. Das Labor, ihre gesamte Arbeit war beeindruckend. Es blieb allerdings keine Zeit das näher zu bewundern, wir hatten eine Mission zu erfüllen.
Ich war mir sicher gewesen sie hatte mich in ihr Labor, in ihr Sanktum, geführt um in Ruhe und ungestört reden zu können.
Aber selbst hier schien sie abwesend, nervös, ängstlich. Sie versuchte meine Fragen abzublocken, kommentierte wie “cool” es sei dass wir es aus dem Gamma-Quadranten zurück geschafft hätten… nach all dem (Nicht-) Ereignissen zuletzt wäre ich lieber dort geblieben.
Sie gestand letztlich zumindest mit Captain Paris zusammenzuarbeiten um “Informationen” zu gewinnen, bestand allerdings darauf dass es sich um Dinge wie Sternenkarten handelte.
Ihre Lügen waren so offensichtlich, selbst ein Kazon hätte sie erkannt.
Dann jedoch betrat ein wütender und genervt scheinender Admiral Kayleigh den Raum und schickte mich direkt vor die Tür - das Mikrophon machte sich nun bezahlt und ich hörte genau mit wie der Admiral Lieutenant McNally zusammenschrie und ihr befahl das “Projekt” bis spätestens zum nächsten Tag fertigzustellen und ihm alle Daten zu übergeben. Erst wenig später stellte sich heraus, dass McNally das Projekt bereits beendet hatte und die Ergebnisse absichtlich nicht mit Admiral Kayleigh teilen wollte. Ich signalisierte Ms. Hawkins dass die Zeit gekommen war in das Büro des Admirals einzubrechen. Trotz einiger Schwierigkeiten war der Plan ein Erfolg und es gelang ihr alle Daten sowie einen romulanischen Disruptor im Büro von Admiral Kayleigh sicherzustellen. Gemeinsam mit Captain Paris und Lieutenant McNally machte ich mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.
Während Admiral Nechayev und die restlichen Admirals sich verbunkerten und die gesamte Sicherheit verzweifelt nach Admiral Kayleigh suchte begannen wir die Daten zu entschlüsseln… allerdings leider nicht schnell genug.
Nur wenige Sekunden später und fast zeitgleich mit Admiral Nechayev’s Funkspruch, dass Admiral Kayleigh sofort festzunehmen sei hörten wir einen romulanischen Transporter… direkt vor der Tür. Spätestens jetzt war klar, dass wir es tatsächlich mit einem Tal'Shiar Agenten zu tun hatten.
Ehe wir wussten was passierte bedrohte “Admiral Kayleigh” uns mit einem weiteren Disruptor und forderte die Herausgabe des Tricorders. Ich überlegte für einen Moment ihn anzugreifen. Vor einigen Monaten hätte ich wohl nicht gezögert, jetzt jedoch… ich hatte zuviel zu verlieren. Lieutenant Hawkins jedoch nutzte ihre Chance und warf dem Agenten den Tricorder direkt in’s Gesicht, woraufhin dieser seinen Tricorder fallen ließ.
Es entstand ein kurzer Kampf, in dessen Verlauf sich ‘Kayleigh’ letztlich wegbeamen ließ. Trotz aller Versuche fehlt von ihm und seinem Schiff bis jetzt jede Spur. Zumindest seinen Tricorder musste er zurück lassen. Auch ohne diesen hatte er jedoch Unmengen von geheimen Daten an den Tal’Shiar gesendet und es würde Wochen dauern herauszufinden welchen Schaden diese Daten anrichten könnten.
Dennoch erhielten wir alle wenig später von den Admirals Roth und Nechayev große Belobigungen und unseren neuen Auftrag. Gemeinsam mit Lieutenant McNally, die unsere neue Chefingenieurin werden würde, sollten wir einen Prototypen testen. Ich hatte nichts gegen sie persönlich und sie schien definitiv Ahnung zu haben… aber niemand konnte oder würde jemals Commander Tucker ersetzen können.
Wenig später starteten wir dann mit einem Shuttle zu unserem neuen Schiff. Vorbei an Schiffen der Miranda-, Sovereign- und anderen Klassen - mit entsprechenden Reaktionen der Crew - erreichten wir schließlich die U.S.S. Saratoga… ein Schiff der Constitution-Klasse.
Ein Schiff zum Großteil bemannt mit Kadetten und Crewmans. Wir hatten Arbeit vor uns, mehr noch als vielleicht auf anderen Prototypen. Abgesehen von den etwas kleinen Korridoren und dem teilweise ungewöhnlichen Aufbau der Brücke war mein erster Eindruck...weder besonders negativ noch positiv. Für mehr viel blieb auch keine Zeit. Nachdem Crew und Cargo an Bord waren verließen wir mit Impuls das Raumdock und gingen außerhalb des Systems auf Warp. Wir begannen direkt mit den Tests des sogenannten Charged Tachyon Particles Warp-Antriebs, der besonders schnelle Beschleunigung ermöglichen sollte - und auch tat.
Nach einem kurzen Warpsprung und der Ankunft im CN-375 System meldeten alle Systeme perfekte Werte. Der erste Test war ein voller Erfolg, zur Freude des Großteils der Crew - insbesondere die Test-Ingenieure und Kadetten feierten. Nachdem wir den “Notruf” eines Ferengi Schiffes abarbeiten und die Ferengi wieder auf ihren Weg schicken konnten erhielt die Crew dienstfrei um den Rest des Schiffes und der Crew kennenzulernen.
Ich für meinen Teil war jedoch froh endlich wieder etwas zu tun zu tun und mehr als nur den Erdorbit scannen zu können, sodass ich auf der Brücke blieb, ehe die Beta-Schicht darauf bestand mich abzulösen.
Lieutenant Callaghan, der… taktische Offizier der Saratoga machte noch einen halbherzigen Versuch sich nach meinem “Problem” zu erkundigen, aber ich kannte diesen Mann nicht und solange er kein Wundermittel entwickelt hatte konnte er nicht helfen.
Während die Ingenieure die Daten des Testfluges auswerten gibt es an anderen Fronten also noch keinerlei neue Nachrichten.
Je mehr ich darüber nachdenke desto weniger möchte ich hier sein. An Bord dieses Schiffes, mit dieser Crew. Vor allem aber in diesem Quadranten. Ich hatte auf der San Diego, ja sogar auf der höllischen Tempest langsam begonnen eine Heimat zu finden Offenbar sollte es niemand von uns vergönnt sein jemals ein Schiff wirklich als Heimat anzusehen. Wir werden sehen wie lange diese Mission dauert. Ob es uns gelingt nicht nur den Antrieb zu testen, sondern auch andere Probleme zu lösen. Alles was wir für den Moment tun können ist unser Job. Und hoffentlich gelingt es uns irgendwann den Romulaner zu finden. Wenn nicht sind wir vielleicht alle in größerer Gefahr als wir uns vorstellen können.
=/\= Log Ende.