Lieutenant Commander Amicia Georgiou erwacht in ihrem Quartier und sieht sich um. Das Bett neben ihr ist leer, auf dem Nachttisch sieht sie einen halb leeren Teller mit Pfannkuchen
Sie gähnt, steht auf und sieht sich mit einer Mischung aus Amüsement und Schreck im Quartier um.
„Ich hätte schwören können, dass Lucy gerade eben noch hier war und ich mit ihr gesprochen habe… wieso musste ich ausgerechnet eine Beziehung mit einer Frühaufsteherin anfangen?“ Amicia beginnt das Quartier aufzuräumen und muss beim Zusammenräumen der Wäsche mit einem Grinsen an die letzte Nacht zurückdenken.
Wenig später ist der Boden des Quartiers wieder freigeräumt, Amicia setzt sich wieder auf’s Bett und isst einen kalten Pfannkuchen.
„Yumm. Auch noch gut. Computer, beginne persönliches Logbuch
Persönliches Computerlogbuch
Lieutenant Commander Amicia Georgiou
U.S.S: San Diego:
Was für ein wahnsinniger, emotionaler, dramatischer Tag. Der Rest der Crew feiert, auch Lucy und ich haben das getan, aber diese Geschichte ist noch nicht vorbei: so lange Admiral Erlanger nicht tot vor mir liegt oder in einer Hochsicherheitszelle sitzt ist das Thema nicht vorbei.
Und dennoch, wir haben heute das Unmögliche geschafft, in einer Rekord-verdächtigen Geschwindigkeit. Admiral Erlanger mag überlebt haben, aber wir haben ihn unglaublich geschwächt, ihm drei Alliierte und seinen gesamten Starfleet Intelligence Machtapparat genommen.
Als jemand, die lange um Akzeptanz und ihre Rolle in dieser Organisation kämpfen musste tat es weh zu sehen, was Erlanger aus Starfleet Intelligence gemacht hatte, aber wir konnten nicht in der Vergangenheit leben.
Das galt für die Crew der San Diego, für den Geheimdienst und für mich. Für uns. Für Lucy. Lucy… ich wusste, dass sie irgendwas geheim gehalten hatte, aber ich war nicht auf die Bombe vorbereitet, die sie mir gestern Morgen vor die Füße legte.
Sie hatte sich auch gestern offenbar sehr früh aus dem Quartier geschlichen und lange mit „dem Captain“ – es fühlte sich immer noch surreal an, das Jaesa plötzlich das Kommando hatte, auch wenn es nicht von Dauer war – gesprochen, ehe sie das Quartier wieder betrat und ich mit den schönsten Dingen in der Galaxie wach wurde: dem Anblick von Lucy, dem Geruch von frischem Tee und Brot sowie einem warmen Bett.
Computer, den letzten Satz löschen.
Nachdem ich Lucy’s Frühstück gegessen hatte wollte ich mich bei ihr bedanken, aber sie war nicht bei mir. Sie saß vor mir, aber ihre Gedanken waren sehr weit weg. Und ihr Gesichtsausdruck. sie machte sich nicht einmal die Mühe zu versuchen diesen zu verbergen.
Ich machte noch einen Witz, ob sie mal wieder den Replikator zerstört hatte – dafür war sie im Training des Geheimdienstes bekannt – aber es war offensichtlich, dass sie nicht zu Späßen aufgelegt war und ich hätte mich selber für diesen dummen Satz schlagen können.
Dann sprudelte es aus Lucy heraus, sie übergab mir zwei PADDs und erzählte, dass sie das Vertrauen der Crew verloren hatte, unsere Mission gefährdet und „uns“ zerstört hatte, Captain Hawkins bereits enttäuscht war. Sie war wirklich überzeugt von dem, was sie da sagte, also studierte ich die PADDs.
Das erste enthielt einen ungesendeten Entwurf einer Nachricht von Lucy an Admiral Erlanger, an welchem sie ihn über die aktuellen Vorkommnisse an Bord der San Diego informierte. Ich war schockiert, sauer, wütend, aber ein Teil von mir war nicht überrascht. Lucy war nach dem Absenden meiner Nachricht an sie sehr schnell an Bord der Draugr, selbst wenn ihr Schiff nahe des Systems unterwegs war, ging das zu schnell.
Und diesen Teil hätte ich wohl sofort verziehen, wenn sie mir früher Bescheid gesagt hätte. Dann nahm ich das zweite PADD und verlor meine Beherrschung.
Dieses PADD enthielt Videoaufnahmen von meiner Zeit an Bord der Draugr, inklusive meines Verhörs und der Folter durch den Extraktor. Unten blinkte eine kurze Nachricht auf, dass es „noch nicht zu spät“ sei, um mich zu retten. Ich warf die PADDs beiseite, sah Lucy entsetzt an und begann sie anzuschreien wie sie das tun konnte, wieso sie alles auf’s Spiel gesetzt hat um mich zu retten. Und die Wahrheit war, ein Teil von mir stellte sich diese Fragen wirklich. Aber spätestens als Lucy begann zu weinen und ich sie wie instinktiv in den Arm nahm, realisierte ich, dass ich nicht in erster Linie sauer auf Lucy war. Nein, ich konnte es nicht fassen wie weit Admiral Erlanger, ein Admiral der Sternenflotte bereit war für seine Zwecke zu gehen.
Wohl niemand sieht gerne Aufnahmen von sich selbst, aber diese Aufnahmen... ich konnte sie selbst kaum ertragen, es war schwer sich vorzustellen, wie Lucy sich danach gefühlt haben muss.
Ich hätte vermutlich anders gehandelt, hätte auf jeden Fall vorher meinen Captain informiert, aber ich konnte ihre Gründe verstehen. Und ich wusste das würde auch Jaesa, gerade Jaesa, sonst wäre Lucy jetzt in einer Arrestzelle und nicht in meinem Quartier.
Warum war sie nicht in einer Zelle? Ja, Jaesa hätte sicher Gnade vor Recht walten lassen können, aber wenn es um Erlanger ging… Lucy musste ihr irgendetwas angeboten haben, um diesen Fehler wiedergutzumachen.
Und tatsächlich, Lucy hatte weiter an der Datenbank gearbeitet und gemeinsam mit ihren eigenen Informationen herausgefunden, wo sich die Familie von Jaesa aufhielt, wir sollten das Aufklärungsshuttle einsatzbereit machen.
Ich ließ Lucy mir versprechen nie wieder etwas vor mir geheim zu halten – und ich hoffe sehr, dass ihr das mindestens genauso wichtig ist wie mir, um eine gemeinsame Zukunft zu haben – ehe wir Richtung Turbolift gingen.
Da die Diagnosen einige Zeit dauerte zauberte ich mithilfe des Replikators ein Mittagessen, welches wir gerade rechtzeitig beendeten.
Das Shuttle war startklar, alle Vorräte waren an Bord und es gab keinerlei Anzeichen, dass irgendjemand von seiner Existenz wusste.
Ich rief Jaesa dann runter und stellte sehr schnell fest, dass es dauern würde, bis sie Lucy wieder vertrauen könnte, denn eine ihrer ersten – wenn auch indirekten – Fragen war, ob „jemand“ Erlanger oder Selos von diesem Shuttle erzählt hatte.
Das hatte sie zum Glück nicht, sodass Jaesa verkündete, sie wollte Erlanger „heute Abend“ in unserer Zelle haben – sicher nicht unmöglich, aber ich fragte mich, ob Lucy’s Aktionen und die Tatsache, dass ihre eigene Familie an Bord der Draugr war eine Rolle für diese Entscheidung spielte.
Wir luden weitere Torpedos in das Shuttle, ehe ich Lucy die Überwachung überließ und mich auf den Weg zur Brücke machte.
In „Abwesenheit“ von Captain Paris war ich quasi die erste Offizierin und Jaesa hatte gerade genug zu tun, also wollte ich helfen, wo ich konnte.
Kaum auf der Brücke angekommen überlegte ich kurz, ob ich nicht vielleicht doch wieder umkehren wollte.
Ich sah gerade noch die ekelhafte Visage von Admiral Maximus Erlanger vom Bildschirm verschwinden und Jaesa Richtung Bereitschaftsraum verschwinden, ehe ich meine Station einnahm.
Offenbar hatte ich einiges verpasst: Commander Corlsen und der frisch mit Sprachprozessor versorgte Bot 237 hatten einige „Überraschungen“ in Form von planetaren Breen Cryoplasma Bomben, einer installierten Dämpfungswaffe und Upgrades für Schilde und Antriebe entdeckt. Wir hatten genug Bomben an Bord, um mehrere Planeten zu vernichten, ich schätze wir wissen jetzt was die Breen – oder Erlanger – mit diesem Schiff vorhatten. Gut, dass wir sie rechtzeitig gestoppt haben.
Die Arbeiten an der Neutralisierung des Minenfeldes schritten voran, diese wurden offenbar von einer zentralen Kontrollstation da draußen gesteuert.
Dann war da Admiral Erlanger. Er hatte uns gerade befohlen Admiral Selos, der auf dem Weg war um uns zu „unterstützen“ bei der Ankunft samt seines Schiffes zu vernichten, da er ihn offenbar belogen hatte. Anschließend sollten wir Kurs auf Athena setzen und Admiral Nechayev samt der restlichen Station vernichten. Nicht gerade unsere typischen Befehle, kein Wunder, dass Jaesa geflüchtet war.
Ich war irritiert gewesen, dass wir offenbar Cryoplasma Bomben in die Torpedorampe geladen hatten, aber wenn wir in eine Schlacht zogen… es war gut auf alles vorbereitet zu sein.
Es sollte bis zur letzten Sekunde knapp werden, aber pünktlich zur Ankunft der Leahval waren unsere Waffen und Schilde online sowie das Minenfeld kurz vor der Deaktivierung.
Admiral Selos fragte dann nach einem Bericht und Jaesa lud ihn auf die San Diego ein, um die Wartezeit bis zur Abschaltung der Minen zu überbrücken. Admiral Selos stimmte zu und Jaesa nickte mir vielsagend zu, nachdem sie zuvor Doktor Vadiye informiert hatte sich auf einen „Gast“ vorzubereiten.
Captain Paris ist ein guter Captain, aber es war eine andere Erfahrung einen Captain zu haben, mit dem ich mich mittels Kopfnickens verständigen konnte.
Ich ging in den Transporterraum, empfing einen sichtlich verwirrten romulanischen Admiral und erklärte ihm, dass ich nicht die einzig sei, die bald „tot“, aber eigentlich nicht tot sein würde.
Während der Romulaner in seinem Kopf versuchte das Puzzle zusammenzusetzen, ließ ich ihn die Tür passieren und schaltete ihn auf dem leeren Korridor mit einem Hypo aus – ein leeres Schiff hatte auch seine Vorteile. Um keine ungewollte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, trug ich den Admiral selber auf die Krankenstation.
Doktor Vadiye war noch verwirrter als der Admiral zuvor, ich ließ sie nur vielsagend wissen, dass der Admiral eine hochansteckende Krankheit hat und lieber sicher verwahrt werden sollte, ehe ich auf die Brücke zurückkehrte und alle informierte, dass der Admiral neutralisiert wurde.
Jaesa rief die Leahval und machte einem sichtlich wütenden ersten Offizier klar, dass er sein neues Schicksal als Captain der Leahval im Dienst von Admiral Erlanger akzeptieren könne oder wir sein Schiff vernichten würden. Es brauchte seine gesamte Crew, aber Subcommander Trevew fügte sich nach einer anfangs unverschämten Reaktion schließlich, nachdem er unsere Waffensignatur sah. Unter anderen Umständen wäre es fast lustig gewesen zu sehen, wie schnell aus „Wir werden Admiral Selos rächen!“ ein „Für die Vision!“ wurde.
Lieutenant Griffin sollte Admiral Erlanger über den Erfolg der Mission informieren, währenddessen war es Commander Corlsen und 237 mittlerweile gelungen die Minen unschädlich zu machen.
Jaesa ging dann auf die Krankenstation und ich konnte mir nur zu gut vorstellen was dort unten passierte. Später auf Athena wurde mein Verdacht bestätigt, als plötzlich Admiral Selos neben mir saß. Die beiden hatten auf der Lorca schon einmal einen Konsens finden können, anscheinend ist auch Admiral Selos noch nicht komplett der Vision verfallen. Es gibt Gerüchte, dass Jaesa den Admiral „vergasen“ wollte, aber ich bin sicher das klingt dramatischer als es war.
Jedenfalls hatten wir nun mit der Firestar, Lorca, San Diego und Leahval vier Schiffe in unserer kleinen Flotte.
Jaesa gab mir dann „einen letzten Befehl“ und es dauerte länger als ich zugeben möchte, bis ich die tiefere Bedeutung dahinter verstand: ihr war klar, dass es zumindest gut möglich, dass das wirklich ihr letzter Befehl war. Der Befehl war einfach, ich sollte unsere Schiffe sicher nach Athena bringen.
Sie wollte dann zum Frachtraum, auf meine Frage wer sie auf diese Mission begleiten würde, kam nur, dass 237 sich in 20 Minuten im Frachtraum für die Überbrückung der Draugr-Sicherheitssysteme melden sollte, ehe sie verschwand.
In diesem Moment war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wusste ich, dass alle unsere Schiffe nur mit einer extremen Rumpfcrew arbeiteten, dass wir niemanden entbehren konnten. Und natürlich war Jaesa wie kaum eine zweite auf fast alles vorbereitet.
Aber ich hatte Admiral Erlanger zuvor unterschätzt und fast mit dem Leben bezahlt, diesen Fehler würde ich nicht noch einmal machen. Und dann war da ihre Familie. Kaum jemand nimmt ihren Dienst, ihre Loyalität gegenüber der Sternenflotte so ernst wie Jaesa. Aber wenn Erlanger plötzlich mit einer Waffe ihre Familie bedrohen würde…mir schossen die Bilder der komplett gebrochenen Jaesa Hawkins von der Lorca vor Augen und ich wusste, dass ich sie nicht alleine gehen lassen konnte.
Spätestens das traurige „Bssst“ von 237 besiegelte das, sodass ich die Brücke an Commander Corlsen übergab und in den Frachtraum ging, wo Jaesa gerade ihre Sachen zusammenpackte und mich mit einer Schrotflinte in der Hand begrüßte, die sie regelmäßig durchlud.
Ich hatte sie selten so erlebt, spätestens jetzt war mir klar, dass meine Sorgen um ihren Zustand berechtigt waren. Ihre Worte waren die einer Sternenflottenoffizierin – sie konnte niemand anderes riskieren, wir mussten Erlanger stoppen, wir hatten nicht genug Personal – aber ihre Gestik, ihr Ton, ihre ganze Atmosphäre in diesem Moment...es machte mir Sorgen. Das machte ich ihr mehrmals klar, erzählte ihr, dass Erlanger genau diese Jaesa Hawkins auf seinem Schiff haben möchte. Emotional, wütend, auf Rache sinnend.
Sie reagierte nur genervt, aber dann kam mir eine Idee: sie hatte Recht, wir alle wurden an Bord der San Diego gebracht. Aber Lucy hatte die letzten Stunden geduldig in der Shuttlerampe gewartet. Sie hatte für den Moment keine essenzielle Funktion an Bord, sie hatte eine Ausbildung als Agent und war eine gute Pilotin. Genau die Person, die Jaesa brauchte.
Mir war nur zu bewusst, dass ich im Falle eines Scheiterns dieser Mission statt einem zwei der mir wichtigsten Personen verlieren würde, aber ich wusste, dass die beiden zusammen stärker waren, gerade weil sie sich gerade wenig zu sagen hatten und Lucy sich beweisen wollte. Gerade weil Lucy 150 % geben würde und nur zu gut die Situation von Jaesa nachvollziehen konnte.
Es dauerte einen Moment, aber sie stimmte schließlich zu. Ich schickte eine kurze Nachricht an Lucy, bedankte mich bei Jaesa für ihr Vertrauen und machte ihr klar, dass ich erwartete, dass beide aufeinander aufpassen und heil und sicher wieder zurückkommen. Lucy würde das Shuttle fliegen und über einen Komm-Kanal alle wichtigen Informationen weiterleiten.
Dann bebte das Schiff kurz und Lieutenant Griffin teilte uns mit, dass es eine Explosion an Bord der Firestar gab. Es gab nur Leichtverletzte und minimale Schäden, aber das war ein Zeichen von Erlanger, dass seine Geduld am Ende war.
Ich ließ Jaesa ihre Vorbereitungen beenden und ging auf die Brücke, wo ich eine Ansprache an die Crew hielt, um sie auf das Gefecht einzustimmen. Wir setzten dann Kurs auf Athena und gingen mit den anderen Schiffen auf Warp.
Unsere Waffen waren begrenzt – wir hatten nur 20 Torpedos – aber die Breen Bomben waren alle erfolgreich installiert worden. Ich hatte nicht vor diese zu verwenden, aber wie immer sollten alle Pläne nicht lange halten.
Kaum hatten wir Athena erreicht und Admiral Erlanger allen Schiffen befohlen das Feuer zu eröffnen taten wir genau das – allerdings nicht auf Athena. Erlanger schimpfte und drohte wie ein junger Rohrspatz, aber natürlich feuerten alle Schiffe weiterhin auf sein Schiff.
Ich nutzte die ersten Sekunden, um Admiral Nechayev und Athena die Lage mitzuteilen, auch die Station eröffnete dann das Feuer. Alles lief nach Plan, das Shuttle hatte bereits angedockt und Jaesa war auf der Draugr. Aber natürlich musste noch etwas passieren und das tat es: zwei weitere Starfleet Intel Schiffe, mehrere Breen Schiffe und abtrünnige Klingonen warpten in’s System und eröffneten das Feuer.
Die Firestar wurde zerstört – auch wenn wir ihre sieben Crewmitglieder gerade noch rechtzeitig an Bord beamen konnten – die Lorca schwer beschädigt und dann meldete Lieutenant Griffin weitere Breen Warpsignaturen. Die Lage schein aussichtslos, ich überlegte bereits welche Alternativen wir hatten als inmitten der „neuen“ Breen Signaturen auch eine Föderationssignatur gemeldet wurde: die U.S.S. Sentinel.
Und plötzlich machte alles Sinn: Jaesa’s Verschwinden nach Erlanger’s Nachricht, die Tatsache, dass kein einziges Schiff Athena zu verteidigen schien. Wieso Lucy mitten im Gefecht eine unbekannte Frequenz anpingen sollte.
Admiral Erlanger war in eine Falle getappt. Nach der Zerstörung der Firestar gab ich Commander Corlsen – zu diesem Zeitpunkt an der Taktik – die Erlaubnis die Breen Bomben abzufeuern. Innerhalb weniger Minuten hatte sich das Blatt gewendet, alle feindlichen Breen Schiffe wurden vernichtet, die Klingonen zogen sich zurück und die Intelligence Schiffe inklusive der Draugr hatten schwere Schäden erlitten.
Die Gefahr für uns war gebannt, aber wir hatten den Kontakt zu Jaesa verloren, nachdem diese ihre Familie gefunden und an Bord des Shuttles hatte beamen lassen.
Trotz mehrfacher Befehle weigerte sich Lucy von der Draugr abzudocken und verteidigte das Shuttle solange sie konnte. Ich hätte in diesem Moment nicht stolzer auf sie sein können.
Dann jedoch wurde dieser Stolz durch pure Panik ersetzt als ein einzelner Torpedo – ich konnte nicht sicher sein, aber er schien klingonisch zu sein? – auf die Draugr zuhielt, genau auf die Sektion des Dockingports und des Raumes, in welchem Jaesa’s Familie gefangen gehalten worden war.
Die Intelligence Schiffe feuerten weiter, die Lorca war beschädigt, wir konnten nicht abdrehen, um diesen Torpedo zu neutralisieren. Zum Glück war Admiral Erlanger ein Feigling und flüchtete, sodass Lucy Jaesa an Bord beamen und verschwinden konnte, ehe er Torpedo einschlug.
Ohne Admiral und schwer beschädigt gaben die noch lebenden Crewmitglieder der drei Intel Schiffe dann auf, Station Athena schickte auf alle Schiffe Enterteams.
Die Schlacht war vorbei, wir hatten gewonnen. Ich ließ den roten Alarm deaktivierten, die Ingenieure eine Reparaturliste beginnen und die San Diego an Athena andocken.
Ich gab der gesamten Crew bis auf Weiteres Landurlaub, als auch schon Lucy und 237 auf die Brücke kamen. Erleichtert umarmte ich Lucy, bis der Bot hinter uns plötzlich umfiel, offenbar war seine Energiezelle leer.
Commander Corlsen kümmerte sich darum, dann wurden Captain Paris, Commander Corlsen, Jaesa und ich erneut zu einer großen Konferenz herbeizitiert. Lucy gab mir einen kurzen Bericht der Mission, alles lief nach Plan. Zwischen den Zeilen war klar, dass Jaesa’s Familie verletzt war, sodass ich auf die Krankenstation eilte, wo Doktor Vadiye, Jaesa und natürlich Lieutenant Johnson gerade um Jaesa’s Tochter Nadine herumstanden.
Luke Callaghan hatte schwere neurologische Verletzungen erlitten – ähnlich wie ich nach der „Behandlung“ durch den Extraktor, aber er würde wieder genesen. Nadine dagegen…sie war gesund, aber irgendwas hatte Erlanger mit ihr getan. Oder jemand Anderes. Sie stieß geringe Mengen an kosmischer Strahlung – nicht gefährlich für sie oder ihre Umgebung – aus, die sich niemand erklären konnte. Admiral Erlanger hatte solche Möglichkeiten nicht, da waren wir alle uns einig.
Insbesondere als plötzlich alle kleineren Instrumente und Hypos im Umkreis begannen zu schweben, der Computer bestätigte, dass die Schwerkraftsysteme durch eine unbekannte Ursache beeinträchtigt wurden.
Und offenbar hatte Lieutenant Johnson Recht, die Ursache war Nadine Hawkins. Niemand wusste, wie das möglich war, aber Doktor Vadiye und Lieutenant Johnson hatten Hausaufgaben. Wir hatten Luke und Nadine zwar gerettet, aber das… niemand hatte damit gerechnet. Zumindest schien es für niemanden momentan eine gesundheitliche Gefahr zu geben.
Auf Athena angekommen hatten sich Thot Trok'neiz und Admiral dem schon bekannten Mini-Allianzrat und unserer Crew angeschlossen, als Admiral Nechayev auch schon ihren Vortrag begann.
Wie immer holte sie weit aus, dass wir alle heute ruhiger schlafen würden, dass die Crews der San Diego, Sentinel, Leahval und der Breen Schiffe heute den Alpha-Quadranten gerettet hätten. Und natürlich hatte sie Recht, eine große Bedrohung war deutlich geschwächt worden. Aber das war unser Job, niemand brauchte jedes Mal eine lange Rede. Auch Jaesa durfte als „Heldin der Stunde“ etwas sagen und nutzte ihre Worte, um sowohl vor Erlanger zu warnen als auch klarzumachen, dass wir alle vielleicht noch nicht weit genug waren, um eine wirkliche Allianz begründen zu können.
Ich möchte an die Allianz glauben, ganz sicher glaube ich an die Idee dahinter. Aber Jaesa hatte Recht, dieses Konstrukt war verdammt zerbrechlich. Wenn sich in den letzten Jahren immer wieder gefährliche Splittergruppen in allen Reichen bilden war es vielleicht an der Zeit etwas Neues zu testen – nicht dass irgendjemand von uns das entscheiden würde.
Admiral Selos briefte dann alle noch über Admiral Erlanger’s „Ideengeber“, die mysteriösen Wesen mit denen er offenbar zusammengearbeitet hatte.
Entsprechend war unser erster Befehl weitere Informationen zu sammeln, hier würden wir mit der Leahval eng zusammenarbeiten. Bis dahin erhielt Captain Paris offiziell sein Kommando zurück und Jaesa nahm wieder ihren Rank und ihre Position als Commander ein.
Der Thot erklärte, dass die „anderen“ Breen einer abtrünnigen Sekte angehörten und wir nun nichts weiter zu befürchten hätten. Er verlangte die sofortige Entfernung der Dämpfungswaffe von der San Diego, was Admiral Nechayev trotz der Proteste von Commander Corlsen auch sofort anordnete – im Gegenzug kündigte er ein „Austauschprogramm“ an. Ich weiß nicht, ob ich bereit war mit einem Breen zu dienen, aber das könnten noch interessante Zeiten werden.Dann beamte der Thot mitten in einem Satz von Admiral Nechayev unhöflicherweise davon und die Konferenz schien beendet.
Starfleet intelligence war offiziell aufgelöst worden und sollte als neue Organisation ohne eigene Schiffe und mit kompletter Kontrolle durch die Sternenflotte neu begründet werden. Ich war nicht glücklich darüber – ein vernünftiges Arbeiten war so deutlich schwieriger – aber es war nur zu verständlich. Wir würden uns daran anpassen.
Lucy wartete vor der Tür des Raumes und nach einer ausgiebigen Tour beamten wir zurück auf die San Diego, wo Commander Corlsen schon seine legendären Pfannkuchen vorbereitet hatte. So legendär offenbar, dass diese selbst einen sichtlich angetrunkenen und später auf dem Tisch tanzenden Admiral Selos und eine Captain Tevis an Bord brachten.
Einen betrunkenen und tanzenden Tal’Shiar Romulaner…damit hatte ich nicht mehr gerechnet.
Während wir alle auf den Erfolg anstießen, schweifte mein Blick durch den Raum und ich konnte nicht anders als stolz darauf zu sein, was wir alle gemeinsam heute geleistet haben. Diese Crew war wahrlich eine der besten hier draußen.
Dann sah ich wie Tabitha Johnson Lexa Griffin mehrmals kniff, ihr aufgeregt ihren Tricorder zeigte und sie dann im wahrsten Sinne des Wortes aus der Messhall schleifte.
Ich werde diese zwei nie verstehen, aber vielleicht muss ich das auch nicht? Sie sind offenbar glücklich und beide machen einen guten Job – auch wenn das im Fall von Lieutenant Johnson manchmal fragwürdig war – also wer gab mir das Recht hier ein Urteil zu fällen?
Lucy nahm ein paar Pfannkuchen mit und wir machten uns dann auf den Weg zu unserem Quartier, wo wir die Feierlichkeiten fortsetzten.
Wie würde es nun weitergehen? Das wusste niemand. Wir hatten neue Befehle, aber keiner wusste, woher wir weitere Informationen kriegen sollten. Dann war da Lucy, die keine Position an Bord hatte. Ich wollte sie an Bord behalten, aber ich wusste auch, dass das hier nicht ihr Plan, nicht ihre Karriere war. Es standen wieder einmal sehr, sehr ungewisse Zeiten vor uns, aber wenigstens würden wir alle sie gemeinsam bestreiten.
Amicia hört Geräusche vor der Tür, sieht die Tür aufgehen und Lucy auf sie zukommen.
Bis dahin nutzen wir alle Zeit, die wir haben.
Computer, Log Ende.