Posts by Lexa Griffin

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou drängelt sich so gut und schnell sie kann durch die überfüllten Korridore ihrer neuen, eher unfreiwilligen Heimat. Weniger als zwei Stunden sind seit der Flucht aus dem Khitomer-System vergangen, doch bereits jetzt hat sich beim Großteil der Crew eine Normalität eingespielt, viele haben die Horror der letzten Stunden bereits vergessen - oder zumindest verdrängt.

    Nach etwa fünf Minuten erreicht Amicia ihr neues Quartier, in welchem bereits zwei Familien warten. Sie schließt die Türen zu "ihrem" - etwa acht Quadratmeter großen - eigenen Wohn- & Schlafbereich, setzt sich auf das Bett und nimmt ein PADD.


    Computer, beginne persönliches Computerlogbuch:


    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou

    U.S.S.... ja, wie zur Hölle heißt dieses Schiff eigentlich?


    Die Tür zum Schlafbereich öffnet sich und eine offensichtlich erschöpfte Lucy Tamas betritt diesen. Sie schafft es gerade noch die Türen wieder zu verriegeln, ehe sie in Tränen ausbricht. Amicia springt sofort auf, umarmt Lucy und versucht sie so gut es geht zu beruhigen:


    "Ich würde ja sagen 'Alles wird gut', aber..." Amicia kann den Satz nicht beenden und kämpft angesichts all der Verluste der letzten Wochen selbst mit den Tränen. Ihre Mutter, ja ihre ganze Familie würde sie für Tränen hinrichten, eine Terranerin hatte zu wissen, dass Verluste Teil eines jeden Kampfes, eines jeden Sieges waren. Das Training im Geheimdienst hatte sein übriges dazu getan, dass Amicia quasi niemals Emotionen zuließ oder gar zeigte. Aber jetzt, wo sie in die tränenüberströmten Augen einer am Boden zerstörten Lucy Tamas sah, wirkte all das als wäre es einer anderen Amicia widerfahren.

    "Amicia...so viele Personen sind gestorben. Wir wissen immer noch nicht was genau da überhaupt passiert geschweige denn haben eine Ahnung wie wir es stoppen können. Alles was wir tun können ist wegrennen, so schnell, so weit wir können. Bis wir wieder gefunden ..."

    Amicia wischt Lucy' die Tränen aus den Augen und zeigt auf ihre eigenen Rankabzeichen: "Wenn eine Terranerin, die Tochter der blutrünstigen Imperatorin Philippa Georgiou, Lieutenant Commander in der Sternenflotte werden kann, dann können wir auch diese Bedrohungen zurückschlagen. Ich weiß das klingt wie leere Phrasen, ich weiß, dass Worte alleine dir nicht helfen werden, dich besser zu fühlen. Aber wir beide haben uns wieder gefunden, wir haben Admiral Erlanger geschlagen, ich habe das Terranische Imperium verlassen, Q und die Zeit selbst besiegen können...wir werden auch hierfür eine Lösung finden!"

    Es dauert noch einige Minuten, aber schließlich gelingt es Amicia irgendwie Lucy - und sich selbst - zu beruhigen, sie deckt Lucy zu, welche mit den Worten "Das Schiff hat noch keinen Namen, ich schätze wir wurden noch nicht an Bord erwartet" einschläft.


    "Kein Name?" murmelt Amicia leise vor sich hin.


    Ich schätze, das macht Sinn. Selbst nach den optimistischsten Schätzungen hätten wir die Werft erst in frühestens zwei Wochen verlassen, Und überhaupt waren angesichts der Gesamtsituation Dinge wie Schiffsnamen oder feierliche Zeremonien zum Start eher unwichtig, teilweise unangebracht.

    Und diese Gesamtsituation... sie sieht kurz zu Lucy um sicherzustellen, dass sie wirklich schläft sie ist quasi aussichtslos. Ich bin die letzte, die dieses Wort übertrieben nutzt, aber hier... wir waren geschlagen. Das würde ich der Crew gegenüber, das würde ich Lucy gegenüber niemals offen zugeben, aber wir hatten diese Schlacht bereits verloren. Es ging nur noch um eines: um's Überleben.

    Und selbst das würde schwierig werden.

    Dabei sah unsere Situation vor 24 Stunden gar nicht so schlecht aus: wir hatten die Station im Khitomer System gesichert, die Kolonien im System hatten weitere Siedlungen für neue Flüchtlinge geschaffen, jede Stunde kam ein weiteres Schiff in's System. Wir hatten fast 40 Allianz-Schiffe im Khitomer-System versammelt, Millionen von Zivilisten und Offizieren. Es schien als hätten wir wirklich eine Chance auf einen Wiederaufbau. Ja, die Erde, Qo'noS, Vulkan, Rator waren zerstört worden, Billiarden von Personen hatten ihre Leben verloren. Nichts und niemand würde diese zurückbringen. Aber mit genug Zeit könnten wir zumindest die Föderation, das Klingonische & Romulanische Imperium wiederaufbauen.


    Der romulanische Admiral Teflon hatte von Admiral David Jackson, der die Kolonien besichtigte, das Kommando über die Station übernommen & hielt zu Beginn des Tages ein Briefing über die aktuelle Lage: der Bau unseres neuesten Prototyps schritt gut voran, Commander Corlsen sollte sich bereits direkt im Anschluss an's Briefing in die Werft beamen, um die letzte Schritte persönlich zu überwachen. Es gab keine größeren Fragen, aber die Stimmung schien minimal besser als in den letzten Tagen.


    Die nächsten Stunden verliefen relativ ereignisreich, ich aktualisierte die taktischen Datenbank, las Berichte über Flüchtlingstransportrouten, seltsame Scanresultate, von kleinen Gefechten zwischen Klingonen, Tholianern, Breen, Son'a und anderen Rassen - offenbar sorgte die Panik, die Angst vor der Auslöschung bei vielen zu Kurzschlussreaktionen.

    Und tatsächlich hatte es in den letzten Stunden nicht nur Allianzwelten getroffen, sondern auch andere Planeten waren ausgelöscht worden. Im Gegensatz zu anderen Krisen - Kha'ak-Krieg, Terraner-Invasion etc.- gab es dieses Mal allerdings keinerlei Versuch irgendeine Art neuer Allianz zu schmieden, im Gegenteil waren alle paranoid und vertrauten niemandem.

    Dazu passte auch, dass der Barkeeper Brunt und sein "Sicherheitsteam" offenbar einen anstrengenden Gast einfach ermordet und im Anschluss beseitigt hatten. Lieutenant Hühnchen nahm zwar die Ermittlungen auf - und konnte Mr. Brunt auch "auf frischer Tat" ertappen als er mit einem Koffer samt blutigem Latinum seine Bar verlassen wollte - aber gefühlt herrschte der wilde Westen, jeder dachte nur noch an sich. Selbst Doktor Vadiye betrank sich lieber an der Bar anstatt sich um die ankommenden Verletzten zu kümmern.


    Umso erfreuter war ich, als ich einen Ruf von Lucy erhielt, die "dringend meine Hilfe" auf dem Holodeck brauchte. Natürlich war mir - und wohl jedem anderen auf der OPS - bewusst, welche Art von "Hilfe" sie von mir erwartete, aber es hatte auch seine Vorteile, wenn die meisten Regeln gefühlt ausgesetzt waren. Lucy hatte ein Holodeckprogramm namens "Garten der Stille" geladen, aber "still" war es nach unserem Besuch des Sees nicht lange Computer, den letzten Satz löschen. Jedenfalls war es beruhigend und tat gut, ein wenig zu "entkommen", ein wenig vergessen zu können was dort draußen gerade vor sich ging. Dennoch war es ungewohnt wirklich zu schwimmen, etwas das im terranischen Imperium als "Zeitverschwendung" abgetan worden wäre.

    Es waren die schönsten Minuten meines Tages - nicht nur dank Lucy - aber natürlich sollte das nicht lange anhalten, denn plötzlich wurde Alarm ausgelöst. Auf der OPS angekommen sahen wir auch schon das Problem: in weniger als neun Stunden wollten eine Subraumwelle unbekannter Art das Khitomer-System erreichen, die selbe Art von Welle, die bereits das Sol-System innerhalb von Minuten hatte wortwörtlich verschwinden lassen.


    Admiral Teflon befahl sofort allen Schiffen mit Evakuierungen zu starten und auch Jaesa sowie Captain Paris hatten ähnliches im Sinn. Wir standen nun allerdings vor einer unmöglichen Aufgabe: alle Schiffe im System, selbst wenn wir Shuttles, Fähren, Runabouts etc. mitzählten, hatten eine maximale Kapazität von vielleicht 60.000 Personen. Alleine Khitomer Prime hatte - vor der Ankunft der Flüchtlinge - fast 500 Millionen Bewohner.

    Wie konnten wir entscheiden wen wir retten und wen wir sterben lassen würden? Wer würde so eine Entscheidung auf sich nehmen wollen? Es entstanden rege Diskussionen - Diskussionen in welchen der Romulaner bemerkenswerter Weise nicht ein Wort mehr sagte, als ihm bewusst wurde, dass in wenigen Stunden Millionen vor allem Romulaner sterben würden.


    Es mag meine Vergangenheit sein, manche würden sagen meine DNA, aber schließlich war es als hätte jemand einen Schalter umgelegt und ich übernahm die Situation: wir würden in jeder Kolonie einen zentralen Ort einrichten, an welchem sich "essenzielles Personal" - Mediziner, Wissenschaftler, Ingenieure - einfinden sollten. Personen die wir brauchen würden, wenn wir jemals eine Verteidigung gegen diese Welle entwickelt sollten. Dieser Aufruf wurde dann über alle Kanäle verbreitet und wie erwartet führte das zu Panik, Wut, Protesten - unter Anderem auch auf der Promenade der Station.

    Zur großen Verwunderung fast aller an Bord jedoch hielten sich die Proteste in Grenzen und in vielen Kolonien wurden tatsächlich nur wenige Personen an die zentrale Sammelplätze geschickt. Captain Paris entscheid dann, dass jeder sich von seinen Familien begleiten lassen dürfte. Als Offizierin konnte ich das nicht gutheißen - diese Plätze würden später fehlen - als Person mit Emotionen verstand ich, dass ich es hier nie eine Alternative gegeben hatte. Die wenigstens würden freiwillig ihre Familie zurücklassen und zwingen würden wir keinen - nichts, dass wir dazu überhaupt die Mittel hätten.


    Lieutenant Hühnchen kam nach wenigen Minuten mit einem leeren Photonenlancer zurück auf die OPS, zumindest hatten sich die Proteste an Bord wieder beruhigt - auch wenn ich schätze, dass wir nun einige freie Plätze mehr hatten.

    Drei Stunden vor Ankunft der Schockwelle begann die Station zu erbeben, mehrere Systeme fielen aus, was zu weiterer Panik führte. Wir konnten die Trägheitsdämpfer zwar schließlich anpassen, auf der Oberfläche allerdings hatten Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis begonnen. Captain Paris fragte ob wir helfen könnten und vielleicht hätten wir das gekonnt, aber.. wozu? So kalt das klang, in wenigen Stunden waren diese Personen tot, egal was wir jetzt taten. Umso wichtiger, dass wir alle Energie in die Fertigstellung unseres Prototypen steckten.

    Unser "friendly" Starborn hatte sich inzwischen dauerhaft Commander Corlsen's Team angeschlossen und etwa 30 Minuten bevor die ankommende Welle den Warpflug im System unmöglich machte war das Schiff warpfähig. Es war nicht fertig, bei weitem nicht, aber es hatte einen funktionierenden Warpantrieb und eine Hülle, diesem standhalten würde.

    Nachdem die letzten Schiffe das System verlassen hatten - die U.S.S. Kyushu war sogar noch zur Unterstützung in's System gekommen - beamten die Führungsoffiziere, Admiral Teflon und eine Hand voll weiterer Khitomer Station Offiziere auf das neue Schiffe.


    Dieser Prototyp war beeindruckend, da gab es keine Frage. Allerdings blieb kaum Zeit diesen ausreichend zu bestaunen, also eilten wir so schnell es ging zur Brücke, nahmen unsere Stationen ein und sprangen auf Warp. Einzelne Shuttles und improvisierte Fähren der Kolonien starteten noch nach, aber wenig später wurde das Khitomer-System ausgelöscht.

    Weitere Millionen Tote, eine hochentwickelte Station... und unsere Moral. Es gab viele Verluste zu beklagen. Lieutenant Hühnchen hatte sich selbst angeschossen, nachdem Jaesa erwähnt hatte, dass Admiral Nechayev von ihm enttäuscht wäre - die Nerven lagen überall blank.

    Als wäre all das nicht schlimm genug fehlte auch noch jede Spur von Brunt's mysteriöser Mitarbeiterin, die den betrunkenen Klingonen in der Bar ermordet hatte.


    58.954 Personen konnten wir retten, insgesamt 39 Föderations-, romulanische und klingonische Schiffe sind für den Moment Teil unseres Konvois, dazu einige Shuttles, Runabouts und kleinere Schiffe. Wir haben Kurs auf einen Sammelpunkt nahe der klingonisch-romulanischen Grenze gesetzt, an welchem bereits weitere Schiffe auf uns warten sollen.

    Und dann werden wir Entscheidungen treffen müssen. Keines unserer Schiffe ist für den dauerhaften Transport so vieler Personen ausgerüstet, bereits jetzt arbeiten die Umweltsysteme auf 150 %. Auf einem brandneuen Schiff wie diesem mag das funktionieren, aber viele Schiffe in dieser Flotte sind 70, 80 oder 100 Jahre alt und nie für solche Zwecke konzipiert worden.


    Was würden wir mit den geretteten Personen machen? Eine neue Kolonie finden, nur damit diese dann ebenfalls vernichtet wird? Einen Teil zurücklassen? Egal wie schrecklich der heutige Tag gewesen sein mag, ich habe das Gefühl die nächsten Wochen werden nicht besser - nicht, bis wir eine Lösung gefunden haben diese Welle da draußen zu stoppen.


    =/\= Log Ende.

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou verlässt das Büro von Admiral David Jackson auf Sternenbasis 281 im Khitomer-System mit einem ernsten Blick. Nach einem kurzen Durchatmen studiert sie ein soeben erhaltenes PADD ehe sie langsam den Weg zum Turbolift antritt. Auf dem Weg grüßt sie sechs Romulaner, drei Klingonen, zwei Menschen und einen Tellariten ehe sie das zählen aufhört.

    Nach einer kurzen Fahrt erreicht sie "Labor 14-gamma". Für wenige Sekunden überlegt sie ob sie diese Tür nicht besser geschlossen lassen sollte, ehe sie nach mehreren Blicken, ob sie alleine in diesem Korridor ist den Zugangscode vom PADD eingibt und das Labor betritt.

    Sie verriegelt die Tür hinter sich und beginnt die Beleuchtung zu aktivieren.


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    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou

    U.S.S. San Diego....San Diego eher nicht mehr. Khitomer Station? Khitomer-System? Romulanische Sternenbasis 281?


    Nach meiner ersten Heimat im Geheimdienst - zu welchem ich zwar offiziell noch gehören mag, der in seiner ursprünglichen Form aber lange nicht mehr existieren wird - hatte ich heute nur wenige Wochen nach der Rückkehr mit der U.S.S. San Diego auch meine zweite Heimat verloren.


    Ja, ich hatte schon einmal ein Schiff mit dem Namen "San Diego" verloren, aber das hier fühlte sich anders an. Und natürlich lag das vor allem an den Umständen.

    Selbst ich als Tochter der terranischen Imperatorin Philippa Georgiou hatte bisher noch keine Raumschiff benutzt, um die Basis eines Feindes samt dieser Person selber auf einem Planeten in die Luft zu jagen. Die San Diego hatte einen würdigen Abschied und wir würden dieses Schiff samt all den Erinnerungen an Bord auf ewig ehren.


    Wie konnte eine Crew von prinzipientreuen, by-the-book arbeitenden Sternenflottenoffizieren eine solche Entscheidung treffen? Das alleine zeigt schon welche Umstände herrschten.

    Zu Beginn des heutigen Tages hatte ich die Krankenstation nach meinem etwas zu intensiven Training gerade verlassen als wir auch schon im Khitomer-System eintrafen.

    Lieutenant Griffin meldete mehr als 100 Schiffe da draußen, die meisten romulanisch, aber auch viele Föderationsschiff und etwa ein dutzend klingonische Signaturen, weitere Schiffe waren auf dem Weg.

    Kaum im System angekommen beamte direkt ein Admiral David Jackson an Bord, der von Captain Paris persönlich begrüßt wurde. Wenige Minuten später hielt dieser Admiral ein Briefing für die Führungsoffiziere, wo er die quasi aussichtslose Lage nochmals schilderte: Drei der vier Heimatwelten der Föderationsgründungsmitglieder - Erde, Vulkan, Tellar - sowie die Welt der Klingonen und die neue Heimatwelt der Romulaner im Rator-System waren durch eine unbekannte Energiewelle vernichtet worden, es schien als hätten sie nie existiert. Mehr als 30 weitere Planeten, darunter Betazed und Minos Korva, wurden ebenfalls verwüstet.

    Neben Billiarden von Zivilisten sind natürlich auch tausende von Sternenflottenoffizieren unter den Toten.


    Admiral David Jackson machte uns allen klar, dass wir nur noch eine letzte Chance hatten Admiral Erlanger zu stoppen und damit seinem Auftraggeber vielleicht zumindest einen ersten Strich durch die Rechnung zu machen.

    Durch unseren "Peilsender" konnten wir sein Schiff und ihn in das Vorrn-System verfolgen, niemand wusste allerdings genau was uns dort erwarten würde.

    Entsprechend versprach Admiral Jackson, dass wir beim Start in zwei Stunden Unterstützung von einer Taskforce aus 20 Schiffen erhalten sollten.

    Er fragte mich dann nur, ob ich mit "Operation Wolf" vertraut wäre - das war ich - ehe er das Wort übergab und hastig verschwand. Ich war kurz irritiert, aber es dauerte nicht lange ehe ich verstand was genau der Admiral mit seinen wenigen Worten sagen wollte.


    "Operation Wolf" war der Codename für eine Operation im Falle der Machtübernahme des Geheimdienstes durch eine feindliche Macht. Nicht durch Waffen, Cybertechnologie oder Gift, sondern indem der leitende Admiral die Seiten wechseln würde - genau das hatte Admiral Erlanger getan. Teile dieser Operation waren aus dem terranischen Imperium kopiert, aber außer mir wussten nur wenige Personen davon, wahrscheinlich nicht einmal der junge Admiral Jackson.

    Wichtiger noch, Admiral Erlanger hatte als amtierender Leiter nicht an der Planung von Operation Wolf mitgewirkt. Nun klang "Operation" nach einem durchgeplanten, komplexen Konstrukt, ein Wahrheit ging es nur um eine Aussage: "Den Leiter töten, um jeden Preis".


    Und dann musste ich an die Worte meines zweiten Trainers in Starfleet Intelligence, Commander R'Rait, denken. Dieser altgediente Andorianer hatte fast alles da draußen gesehen, gegen fast alles gekämpft - und gewonnen. Vor allem aber hatte er ein Talent komplexe Sachverhalte so zusammenzufassen, dass jeder sofort die Dringlichkeit verstand:


    "Zu jeder Zeit ist das Universum nur Millimeter vom kompletten Chaos entfernt. Fünf Prozent der Wesen da draußen sind wirklich komplett “gut”, sind das was manche als Helden bezeichnen würden. Fünf Prozent sind in ihrer Seele komplett, unwiederbringlich bösartig und müssen vernichtet werden. Die restlichen 90 Prozent sind einfach nur Mitläufer, Personen, die denjenigen folgen, die gerade die Oberhand haben. All die Offiziere im Geheimdienst zuletzt, die meisten Cardassianer während der Besetzung von Bajor oder im Dominion-Krieg. Die wenigsten davon waren oder sind bösartig. Um diese Personen kämpfen wir. Es gibt keinen “Sieg”, keine finale Schlacht, es gibt nur die Oberhand haben und behalten, um jeden Preis"

    Das warf die Frage auf: War Admiral Erlanger, der unter Anderem Sternenflottenoffiziere entführte, folterte und tötete, ein Mitläufer? Natürlich nicht, das heißt unser Auftrag war klar. Auch die Crew um Captain Paris schien das zu verstehen. Jetzt blieb nur noch ein Problem. Wir hatten Motivation, wir hatten den Aufenthaltsort von Admiral Erlanger, wir hatten eine Flotte. Was wir nicht hatten war eine Option ihn zu treffen, ihm wirklich Schaden zuzufügen.

    Unsere Waffen waren wirkungslos gegen Starborn, sowohl im All als auch am Boden. Wir überlegten lange hin und her, jeder brauchte Ideen ein, aber nichts schien praktikabel. Dann schlug Lieutenant Griffin etwas vor, das unter normalen Umständen als "verrückt", "wahnsinnig" oder "komplett übertrieben" abgetan worden wäre, hier allerdings wohl unsere einzige Hoffnung war: eine Antimaterie-Explosion in direkter Umgebung des Starborn-Schiffes.


    In anderen Worten: wir würden das Schiff von Admiral Erlanger rammen. Die Warpkerne von Shuttles, Runabouts oder Ähnlichem hätten nicht annähernd genug Antimaterie, also zog Captain Paris den einzig logischen Schluss, wir würden die San Diego als "Rammbock" nutzen. Erstaunlicherweise gab es nicht einen einzigen Protest gegen diesen Plan, stattdessen meldeten sich alle anwesenden Offiziere frewillig an Bord zu bleiben, um sicherzustellen, dass Admiral Erlanger und seine Starborn-Freunde das Schiff nicht übernehmen ehe es sein Ziel erreicht hat.

    Lieutenant Griffin würde uns mit einem Runabout folgen um wenige Sekunden vor dem Zusammenprall einen Notfalltransport durchzuführen. Lucy, Doktor Vadiye, Jaesa, Commander Corlsen, Captain Paris & ich selbst übernahmen die Brückenstationen. Captain Paris erhielt von Admiral Jackson dann auch die offizielle Genehmigung, sodass wir kurz darauf nach Abschluss der Evakuierung der restlichen Crew fröhlich und motiviert in die Mission "San Diego vernichten" starteten - Jaesa's Kommentar, dass wir die mentale Gesundheit der Crew überprüfen sollten wäre auf wohl jedem anderen Schiff mit Sorge zur Kenntnis genommen worden, für diese Crew war das einfach nur ein Tag wieder jeder andere.


    Die 16 Stunden Flug fühlten sich an wie ein Ewigkeit, aber keiner von uns konnte schlafen oder gar die Brücke länger verlassen. Im Vorrn-System angekommen registrierten unsere Sensor-Upgrades bereits ca. zehn Starborn-Signaturen. Das alleine war problematisch genug - zumal diese bald darauf das Feuer auf unsere Taskforce eröffneten - aber da war ein anderes, größeres Problem: Admiral Erlanger's Schiff war nun Teil seiner neuen Basis auf der Planetenoberfläche, er selbst war ebenfalls dort unten.

    Es war eine Sache mit einem schweren Kreuzer eine kleine Eskorte im All zu rammen und zu sprengen, aber eine Sovereign-Klasse durch eine Atmosphäre zu fliegen und punktgenau auf eine Basis "abstürzen" zu lassen... natürlich sollte selbst diese Zerstörungs-Mission nochmal komplizierter werden.


    Und dann kam Jaesa: typisch Jaesa Hawkins reichte es ihr natürlich nicht, dass wir als wohl erste Sternenflottencrew unser eigenes Schiff auf eine feindliche Basis steuern wollten, nein sie musste selber vorher noch an Bord dieser Basis beamen. Offiziell ging es ihr darum "wichtige Daten zu sichern" - und natürlich hatte sie absolut Recht, das war ein ganz wichtiger Punkt, schließlich hatten wir immer noch kaum Wissen über die Starborn.

    Ich kannte Jaesa jedoch und wusste, dass es fast genauso sehr darum gehen musste Admiral Erlanger in die Augen zu sehen kurz bevor er starb. Da die Basis allerdings über aktive Schilde verfügte, welche unsere Explosion wirkungslos machen könnten, blieb uns auch hier keine Wahl. Wir alle wünschten ihr Glück und Jaesa beamte runter, während die Schlacht im Orbit immer heftiger wurde.

    Nach wenigen Minuten hatten wir bereits vier Schiffe verloren, fünf weitere waren kampunfähig. Die Starborn-Schiffe zeigten im Gegensatz dazu keinerlei Anzeichen von Schäden. Dann jedoch verlor die Basis ihre Schilde - natürlich hatte Jaesa das geschafft -und wir begannen unseren Sinkflug. Es war ein holpriger Flug verfolgt von der gesamten Starborn-Armada - wenigstens war der Rest unserer Taskforce für den Moment sicher - aber wir schafften es gerade so die San Diego solange zusammenzuhalten bis wir die Basis direkt vor uns sahen. Im letzten Moment beamte zunächst Jaesa und dann wir auf die U.S.S. Hornet, welche uns in die Atmosphäre gefolgt war.


    Dort angekommen meldeten die Offiziere bereits, dass weitere Starborn Schfife in's System gewarpt seien und nun beide "Gruppen" aufeinander feuerten. Nach wenigen intensiven Minuten als Zuschauer zogen sich die "Erlanger-Starborn" zurück und die Hornet setzte mit dem Rest der verbliebenen Taskforce Kurs zurück in's Khitomer-System.

    Wir hatten Admiral Erlanger getötet und die "freundlichen" Starborn offenbar zum Einschreiten bewegen können, aber niemandem an Bord war zu feiern zu mute. Nicht nur hatten wir unser eigenes Schiff zerstört, über 2000 weitere Offiziere waren an Bord der zerstörten Schiffe gestorben. Und unsere Welten brachte nichts hiervon zurück.


    An Bord der Sternenbasis erwartete uns Admiral Jackson bereits im Transporterraum und versprach uns möglichst schnell ein neues Schiff zu organisieren, er gratulierte uns zu diesem Erfolg, aber niemand hörte wirklich zu. Dann jedoch tauchte ein weiterer Starborn direkt vor uns - was den Admiral natürlich erstmal zu der intelligenten Frage brachte wo dieser herkomme und wie er es an Bord geschafft habe - und gratulierte uns ebenso.

    Wie so oft sprach auch dieser Starborn in Rätseln, aber er versprach uns beim Bau eines neuen Schiffes zu helfen, welches den Starborn etwas entgegen setze könne - trotz unserer primitiven Technologie. Der Bau sollte bereits morgen beginnen, bis dahin erhielt der Rest der Crew dienstfrei um sich zu erholen - Captain Paris hatte sich das nicht zweimal sagen lassen und war direkt beim ersten Auftauchen des Starborn wortlos verschwunden. Für einen Captain kann es nicht einfach sein, sein eigenes Schiff in die Zerstörung zu fliegen, egal zu welchem Zwecke.


    Ich erhielt von Admiral Jackson dann allerdings die gesammelte Datenbank von Admiral Erlanger sowie dieses... "Büro". In diesem Labor wurden alle bisher gefundenen Artefakte, Technologien und Informationen der Starborn gesammelt. Bis vor wenigen Tagen waren das nicht viele - auch wenn der Tal'Shiar aus seiner Zusammenarbeit mit Admiral Erlanger natürlich einiges hatte "ausleihen" können, aber nach der Zerstörung von Admiral Erlanger's Basis kommen täglich weitere Objekte an.

    Es wird eine Zeit dauern, aber gemeinsam mit Doktor Johnson, Admiral Selos und weiteren Wissenschaftlern und Agents werden wir mehr über diese Starborn und ihre Schwächen herausfinden - mit etwas Glück bevor unser neues Schiff fertig gestellt wurde.


    =/\= Log Ende.

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou sitzt am großen Tisch in ihrem Quartier, auf welchem sie ihre beiden Ellenbogen aufgestützt hat. Ihren Kopf hat sie in beiden Händen begraben und wirft nacheinander PADDs vom Tisch oder schlägt mit ihrem Kopf gegen die Wand neben ihr.

    Erst als sie die vor wenigen Minuten nach langen Protesten in's Bett gegangene Lucy im Augenwinkel sieht, kann Amicia kurz durchatmen, sammelt die PADDs wieder vom Boden auf und nimmt einen Schluck abgestandenen Raktajino.


    Sie setzt sich auf die Bettkante, streichelt der mittlerweile eingeschlafenen Lucy sanft über die Stirn, ehe sie ihre Schuhe überzieht und langsam aufsteht: "Wenigstens du bist mir geblieben. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Und ich werde alles tun, um diese Verrückten aufzuhalten und die Föderation, den Rest der Föderation zu retten".

    Mit diesen Worten verlässt sie das Quartier in Richtung Holodeck, wo sie ein altes Trainings Szenario von Admiral Maximus Erlanger lädt und diesen in holografischer Form vor sich erscheinen lässt.

    "Bis vor wenigen Tagen schien mein Leben perfekt: wir hatten die San Diego zurück, unsere Crew war inklusive Lucy wiedervereint, sogar die Politiker waren fast einer Meinung. Seitdem wurde der Geheimdienst quasi aufgelöst, Jaesa hat ihre Tochter abgeben müssen und jetzt..." Amicia holt aus und schlägt Maximus Erlanger mehrmals mit voller Wucht in's Gesicht, ehe dieser blutend zu Boden sinkt.

    "Computer, die Kampffähigkeiten eines klingonischen Dahar-Meisters in das Erlanger-Hologramm laden, Sicherheitsprotokolle deaktivieren und das Hologramm zurücksetzen!"

    Amicia ignoriert die Warnung des Computers und ist nicht auf den ersten Schlag des Holo-Erlangers vorbereitet, welcher sie direkt an der Schläfe trifft und zu Boden schickt. Sie kann gerade noch rechtzeitig seinem bat'leth ausweichen und schafft es ihm in den Schritt zu treten.

    Nach fast zehn Minuten harten Kampfes hat "Erlanger" ein mek'leth in Herz stecken und sinkt röchelnd zu Boden, während Amicia stark blutend und kaum noch Luft kriegend an einem Felsen zu Boden sinkt.


    Computer, ein Glas Wasser, neun Grad Celsius. Beginne persönliches Computerlogbuch.


    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou

    U.S.S. San Diego:


    Admiral Nechayev ist tot. Wir hatten heute viele Rückschlage, viele Verluste, viele schreckliche Nachrichten erhalten, aber wohl nichts beschrieb unsere momentane Situation in einem Satz besser als der Umstand, dass Admiral Nechayev auf der Brücke der San Diego ermordet worden war und niemand von uns etwas dagegen tun konnte. Die Admiral Nechaev, die dutzende Kriege, Meutereien und Intrigen überlebt hatte.

    Während Captain Paris sich in einem Bereitschaftsraum verbarrikadiert hatte, um "Nachforschungen" anzustellen begannen wir den heutigen Tag mit der Ankunft im Alhena-System.

    Lucy, Jaesa und ich waren zunächst noch auf der Krankenstation, wo Doktor Vadiye allen drei allerdings Dienstbereitschaft bescheinigte, wenn auch in Jaesa's Fall mit massiven Einschränkungen. Nachdem Frau Doktor in ihr Büro verschwunden war, erhielten Lucy und ich eine längere Standpauke von Jaesa, dass wir zwei "Hormonbomben unsere Hosen anbehalten" sollten, insbesondere wenn übermächtige Fremde jederzeit vorbeischauen könnten.

    Natürlich ging es hier nicht darum, dass irgendwelche Starborn uns möglicherweise in einem intimen Moment überraschen könnten, sondern es ging darum, dass Lucy und ich nicht nur die Nachtruhe von Jaesa auf der Krankenstation massiv gestört hatten, sondern vor allem auch um unser Timing. Sie war nicht nur schwer verletzt worden, sie hatte auch ihre Tochter weggeben müssen. Und selbstverständlich hatte sie auch Recht, wir waren immer noch Sternenflottenoffiziere, Führungsoffiziere, die dem Rest der Crew als Vorbilder dienen sollten. Ich schwor Lucy also entsprechend ein und stützte sie im Anschluss auf dem Weg zur Brücke, wo sie dann ihre neue Station, die Helm, einnahm.

    Jaesa und der Rest der Brückencrew brainstormten dann kurz die letzten Ereignisse: Warum hatte Erlanger uns leben gelassen, was waren seine nächsten Ziele, wie könnten wir ihn finden? Dann erreichten wir allerdings auch schon das Alhena-System und Lucy ging unter Warp.


    Gemeinsam mit Lieutenant Griffin begann sie das System zu scannen.

    In diesem fanden wir ein größeres Deuterium-Depot inklusive Handelsstation und Begleitschiff der Ferengi sowie mehrere Frachter verschiedener Rassen. Captain Mystral hatte uns in dieses Schiff geschickt und Vulkanier - selbst im Geheimdienst - waren nicht für subtile Hinweise bekannt.

    Während Jaesa gemeinsam mit Lieutenant Johnson im Wissenschaftslabor Nachforschungen zu den Starborn anstellte, beschloss ich also dem offensichtlichsten Hinweis nachzugehen: was, wenn diese Ferengi Händler mehr über Erlanger wussten? Ich ließ einen Kanal öffnen & ein junger Ferengi namens Madran verlangte sofort Antworten - offenbar war sein Vater der Daimon, dem diese Station gehörte.

    Ich wollte ungerne mit Ferengi - zumal mit Minderjährigen - verhandelt, aber uns lief die Zeit davon. Also bot ich diesem Madran 20 Barren goldgepresstes Latinum an, wenn er Hinweise für uns hatte, wo sich Admiral Erlanger gerade aufhielt.


    Doktor Vadiye hatte kurz zuvor Biowerte und weitere Sensordaten von Erlanger's letztem "Besuch" an Bord der San Diego auf die Brücke gebracht und dabei auch verkündet, dass Admiral Erlanger im Gegensatz zu den weiteren Besuchern noch kein vollständiger Starborn sei, er also noch Schwächen hatte, die wir ausnutzen könnten.

    Nach ihrem strengen Blick und der Tatsache, dass sie mir das PADD regelrecht auf die Konsole schmiss zu urteilen, gehe ich davon aus, dass auch Doktor Vadiye noch sehr genervt von mir ist - insbesondere nach ihrem Satz, dass ich "dann mal etwas Sinnvolles" zu tun hätte.

    Ich verstand diese Crew manchmal nicht... ja, Jaesa war eine Ausnahme, aber Doktor Vadiye? Ich konnte nicht verstehen, warum sie mir mein Glück nicht gönnen konnte.

    Jedenfalls konnten wir die biologischen Daten dann samt einem Foto an Madran schicken, die bei "20 Barren" direkt größere Ohren kriegte und uns mitteilte, dass Erlanger mit zwei Schiffen - einem Shuttle und einem größeren Schiff - regelmäßig im System sei um Vorräte zu tauschen und Ressourcen an Bord seiner Schiffe zu bringen.

    Ich ließ schließlich eine Anzahlung von zehn Barren rüberbeamen und versprach dem Ferengi weitere 15 Barren, sollte er weitere Informationen haben oder wir Admiral Erlanger durch seine Informationen fassen können.


    In der Zwischenzeit war die U.S.S. Hornet im System angekommen, wenn auch nur im Traktorstrahl der Khitomer. Es war durchaus interessant zu sehen, wie weit Admiral Nechayev bereit war zu gehen um ihr Schiff zu retten. Nach offiziellen Befehlen hätte die Khitomer schon lange auseinandergenommen worden sein, sie war allerdings noch gut genug um die warpunfähige Hornet in's Alhena-System zu schleppen.

    Kurz zuvor hatten wir eine Nachricht von Admiral Nechayev bekommen, dass Admiral Erlanger auch die Hornet kurz zuvor besucht hatte und sie nur sehr knapp mit dem Leben davon kam, im Gegenzug wurde die Hornet allerdings schwer beschädigt. Ähnlich wie bereits bei seinem Angriff auf die San Diego erhielt Erlanger auch hier plötzlich ein Signal und verschwand mitten im Angriff, zu einem Zeitpunkt, als sein Sieg bereits gewiss war. Beide Crews arbeiteten mit Hochdruck daran den Ursprung dieser Nachrichten zu finden.


    Admiral Nechayev beamte dann an Bord und ich ließ unser Bordhühnchen, das mit dem letzten Crewtransfer an Bord kam, die Eskorte zum Wissenschaftslabor übernehmen. Das Gespräch da unten ging eine Weile, bis Admiral Nechayev plötzlich auf die Brücke und schnurrstracks auf Commander Corlsen zuhielt. Jaesa versuchte uns noch über das Com-System zu warnen, aber da war es schon zu spät: der letzte Chefingenieur der Hornet war beim Versuch, Admiral Nechayev zu schützen, in eine offene Plasma-Leitung gefallen und nun sollte Commander Corlsen ihr Flaggschiff wieder einsatzbereit machen. Er beamte bald darauf rüber, während Admiral Nechayev temporär das Kommando über die San Diego übernahm und ich mich in der Astrometrie einfinden sollte.


    Dort wartete Jaesa bereits und wir gingen die nächsten möglichen Schritte durch. Klar war nur eines: wir mussten Admiral Erlanger so schnell wie möglich finden und neutralisieren. Admiral Nechayev hatte uns dafür 48 Stunden eingeräumt, aber selbst ohne diese Deadline lief uns die Zeit davon. Unabhängig davon, was Admiral Nechayev vielleicht noch vorhatte, blieben uns nur zwei Möglichkeiten:

    Wir könnten - sobald wir die Koordinaten der Basis hatten - einen direkten Angriff starten, was zu unglaublich hohen Verlusten mit ungewissem Ausgang führen würde.

    Oder wir könnten Admiral Erlanger an Bord locken, unter unseren Bedingungen. Natürlich würden wir dabei unsere Leben und die der gesamten Crew riskieren, aber das taten wir auch wenn wir nichts tun würden.

    Es gab nun also zwei neue Ziele: wir mussten erstens eine Möglichkeit finden, Admiral Erlanger an Bord zu locken, hier war schnell klar, dass nur eindeutige Nachrichten bezüglich Nadine Hawkins Grund genug wären. Und dann brauchten wir eine Lösung, wie wir den guten Admiral ausschalten könnten.

    Offenbar war das Feld inklusive Strahlung, das Starborn normalerweise vor Energiewaffen oder sonstigen Angriffen schützt, bei Admiral Erlanger noch nicht komplett ausgeprägt. Wenn wir ein Phasergewehr komplett überladen, könnte dieses ihm Schaden zufügen. Die ersten Holo-Simulationen - oder "Holomatch" wie Jaesa es nannte - waren nicht besonders vielversprechend, aber sie hatte an mehr als einem Phasergewehr mir unglaublichem Endergebnis rumgeschraubt, ich war optimisch, dass wir hier die richtigen Einstellungen finden würden. Und tatsächlich präsentierte sie mir etwas, das in der Theorie genau das vollbringen könnte. Nun könnten wir das im Simulationen testen, aber nur ein Livetest würde und Gewissheit geben. Zu schade, dass wir unsere Starborn "Freunde" nicht um Unterstützung bitten konnten, jetzt wo wir sie dringend brauchten. Nach ihren eigenen Aussagen waren sie genauso in Gefahr wie wir.


    Wir waren in der Zwischenzeit in's nächste System gesprungen und hatten dort unsere Suche fortgesetzt, Lieutenant Griffin sollte sich Commander Corlsen außerdem auf der Hornet anschließen. Als wir gerade das Galanda-System verlassen wollte, versagte plötzlich der Warpantrieb und die internen Sensoren meldeten einen Eindringlingsalarm im Maschinenraum.

    Ich zögerte nicht lange, nahm ein Phasergewehr und stürmte los. Kaum aus dem Turbolift raus, hörte ich bereits Waffenfeuer und sah mehrere Offiziere am Boden liegen. Crewman Hühnchen und ich konnten schließlich den Maschinenraum sichern, allerdings nicht bevor der Eindringling - offensichtlich ein Starborn - uns mitteilte, dass wir zu spät seien und uns einlud "Zeugen der Unendlichkeit" zu werden, ehe der Eindringling verschwand.

    Die Ingenieure begannen den Warpkern zu sichern, als die Sensoren plötzlich Waffenfeuer auf der Brücke meldeten. Ich stürmte Richtung Brücke, wo ich direkt die leblose Admiral Nechayev vor dem Captain's Stuhl liegen sah. Der Starborn war so hell erleuchtet, dass ich meine Augen abschirmen muss, ehe dieses Wesen in einem hellen Lichtblitz samt leuchtender Aura verschwand.

    Ich ließ Admiral Nechayev auf die Krankenstation beamen, als auch schon Jaesa auf die Brücke und nach einem Lagebericht fragte. Erst als sie mehrmals "Tamas" rief, fielen meine Gedanken zurück auf Lucy. Ich war so auf den Eindringling fokussiert gewesen, dass ich die Tatsache, dass meine eigene Freundin in Gefahr oder vielleicht tot war, komplett aus den Augen vergessen hatte. Jeder Sternenflotteninstruktor wäre stolz auf mich, einem Teil von mir machte es Angst.

    Lucy jedenfalls kam langsam und offensichtlich getroffen hinter einer Wand hervorgekrochen. Ich hätte sie gerne umarmt, geküsst oder direkt in unser Quartier gebracht, aber wir hatten andere Sorgen, also bat ich das Hühnchen sie sicher auf die Krankenstation zu bringen, während der Rest der Crew die Brücke sicherte.


    Commander Corlsen und Lieutenant Griffin waren fast fertig mit den Arbeiten an der Hornet, es machte keinen Sinn nicht diese paar Minuten noch zu warten. Eine kampfbereite Hornet konnte uns nur helfen.

    Wir hatten Admiral Nechayev verloren, mehrere weitere Tote auf der Brücke und vor dem Maschinenraum, aber die Lage schien geklärt. Dann jedoch...so etwas habe ich noch nie gesehen. Innerhalb von wenigen Minuten erhielten wir 47 Notrufe, die alle von ähnlichen Vorfällen berichteten: ein "übermächtiges, helles Wesen" übernahm das Kommandozentrum und tötete wahllos Personen. Manche konnte die Kontrolle zurückerlangen, die meisten nicht. 47 Schiffe oder Stationen der Allianz wurden angegriffen, dazu die San Diego. Es gab tausende Tote, noch deutlich mehr Verletzte.

    Die Lage war schrecklich. Und dennoch überwog die Hoffnung, dass wir bald eine Lösung finden würden. Dann allerdings blieb es nicht mehr bei Schiffen, sondern es kamen Planeten dazu: wir erhielten Berichte von Angriffen auf die Erde, auf Qo'noS, auf Andoria... ehe diese Kommunikation plötzlich abbrach. Die Lage war unübersichtlich.


    Bereits zu Beginn des Tages hatte Doktor Vadiye noch auf der Krankenstation gewarnt, dass die Moral der Crew am Tiefpunkt sei. Nach all diesen Nachrichten, zumal noch niemand genau wusste, was wirklich passiert war... es gab keine Moral mehr. Ich briefte die inzwischen zurückgekehrten Commander Corlsen und Lieutenant Griffin in aller Kürze und befahl beiden alle gesammelten Daten des letzten Angriffs auszuwerten, aber das wird dauern.

    Jaesa holte sich währendddessen auf der Krankenstation Verlustberichte ab: wir hatten über 80 Crewmitglieder alleine auf der San Diego verloren, weit über 200 waren verletzt. Die Biobetten und Plätze in der Leichenhalle waren uns ausgegangen, Doktor Vadiye und ihr Team improvisierten so gut sie konnten. Lucy kam kurz darauf zurück auf die Brücke gehumpelt, dicht gefolgt von Jaesa, die direkt in ihrem nach wie vor leicht beschädigten Raum ging, um mehr über die Lage zu erfahren.


    In ihrer Abwesenheit tuschelte und diskutierte die Crew mehr als zuvor, wie genau wir diese Starborn stoppen könnten. Ich hasste es das zuzugeben, aber ein Teil von mir dachte das selbe. Selbst wenn Jaesa's Phasermodifikationen den Starborn schaden könnten, es würde Tage dauern genug Waffen zu replizieren. Bis dahin könnten diese Starborn zehn Mal zurückkommen und den Rest der Crew auslöschen.


    Kurz darauf kam Jaesa aus ihrem Büro zurück und begann eine Ansprache an die Crew; was ich dort hörte ließ selbst mir zum ersten Mal seit langer Zeit den Atem stocken: nicht nur hatten die Starborn dutzende Schiffe und Stationen angegriffen, nein ganze Planeten waren "erstummt, das heißt wir hatten jede Kommunikation verloren. Den letzten Berichten zufolge näherte sich eine riesige Welle den betroffenen Planeten, ehe diese plötzlich komplett von den Sensoren verschwanden und jede Kommunikation stoppte. Die Planeten samt aller Einwohner sind weg.

    Die Liste ist noch nicht komplett, aber wir haben bestätigte Berichte, dass die Erde, Andoria, Qo'noS, Vulkan und Tellar Prime unter den betroffenen Welten sind. Der Rest des Allianzkommandos unter Führung von Admiral Janeway hat die verbliebenen Schiffe in's Khitomer-System beordert, wir werden gemeinsam mit der Hornet und Khitomer in etwa 26 Stunden ankommen.

    Jaesa versuchte der Crew Mut zuzureden, versuchte uns alle zu erinnern, dass diese Crew schon ganz andere Katastrophen gemeinsam durchgemacht hatte und natürlich hatte sie damit Recht. Aber in diesem Moment... niemand an Bord, mich eingeschlossen, glaubte das was sie da sagte.

    Und uns allen waren die Worte unserer "verbündeten" Starborn im Kopf, dass Erlanger die gesamte Galaxie auslöschen würde, wenn wir ihn nicht rechtzeitig stoppen. Hatten wir diesen Moment schon verpasst? Im Anschluss versuchten wir alle verzweifelt weitere Verbündete zu erreichen, Systeme zu reparieren oder ließen einfach unseren Frust raus, ehe gemeinsam beschlossen wurde, dass wir die Brücke für den Moment verlassen sollten.


    Wie sollte es jetzt also weitergehen? Selbst wenn wir im Khitomer-System auf mehr Verbündete treffen sollten als gedacht, selbst wenn wir durch ein Wunder Erlanger finden und ausschalten können, wenn wir dann auch an den mysteriösen Gebieter kommen sollten....wäre das genug? Waren wir nicht dennoch für Billionen von Toten verantwortlich?

    Gab es eine Möglichkeit diese Welten zu retten, irgendwie? Und wo war überhaupt Captain Paris?


    Diese Fragen werden mich, werden wohl uns alle noch lange beschäftigen. In wenigen Tagen wird dieser Konflikt endgültig vorbei sein, auf die eine oder andere Art und Weise. Bis dahin werden wir versuchen so gut es geht unseren Dienst für die Sternenflotte weiterzuleisten und diejenigen zu schützen, die noch da sind.

    Amicia Georgiou schließt die Augen und schläft innerhalb von wenigen Sekunden ein.

    =C= Warnung, Lebenszeichen kritisch. Medizinisches Team wurde informiert.


    LOG ENDE.

    Lieutenant Lucy Tamas wacht in einem Biobett der U.S.S. San Diego auf und braucht einige Sekunden um sich zu orientieren. Sie sieht an sich herunter und betrachtet die Wunden an ihrer Schulter, ihren Armen, Beinen und fährt mit ihren Fingern über die große Wunde auf ihrem Bauch. Schmerzverzerrt setzt sie sich langsam im Bett auf und studiert ihre Umgebung. Es dauert eine Weile, bis ihre Augen sich an die Lichter um sie herum gewöhnt haben. Dann jedoch sieht sie in den umliegenden Biobetten Jaesa Hawkins, einen ihr unbekannten Crewman und Amicia Georgiou, alle drei entweder betäubt, im Koma oder im Schlaf.


    "Amicia..." Sie zieht sich an der Wand entlang zu Amicia's Biobett und versucht verzweifelt die Anzeigen zu studieren, jedoch ohne Erfolg. Sie legt sich neben Amicia in's Biobett, spürt erleichtert einen regelmäßigen Puls, streicht ihr dann einige Haare aus dem Gesicht und gibt ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn, ehe sie sich die rechte Schulter hält, um plötzlich aufkommende Schmerzen etwas zu dämpfen.


    "Ugh...so eine Waffe hätte ich auch gerne". Sie sieht Amicia und die anderen zwei Patienten ein letztes Mal an und betrachtet den Rest der leeren Krankenstation, ehe sie beginnt zu flüstern.

    "Computer, beginne persönliches Logbuch, Lucy Tamas:"


    Persönliches Computerlogbuch

    Helm Lieutenant Lucy Tamas

    U.S.S. San Diego:


    Meine Eltern mögen nicht immer für mich da gewesen sein, im Nachhinein mögen sie ihre eigenen Wünschen und Interessen sehr oft über meine Bedürfnisse oder eine gute Erziehung gestellt haben. Aber eine Sache haben sie mir beigebracht: am Ende jeden Tages eine Aufzeichnung, egal ob altmodisch schriftlich auf einem Papier, über den Computer oder auch nur im Kopf, zu führen und ein Fazit zu finden: "Lucy, war heute ein guter oder ein schlechter Tag? Was hast du gelernt und was machst du nächstes Mal besser?"

    Natürlich war das damals mehr Beschäftigungstherapie als alles andere, aber das heißt nicht, dass meine Eltern hier falsch lagen. Im Gegenteil. Wir alle lernen unser ganzes Leben lang dazu, selbst an der Sternenflottenakademie wurde uns immer wieder eingebrannt, dass wir keine Angst vor Fehlern haben sollten, sondern Angst davor denselben Fehler zweimal zu machen. Ein Tag ohne Fehler war auch ein Tag ohne Gelegenheit zu lernen.


    Also.. Lucy... war heute ein guter oder schlechter Tag? Ich konnte eines meiner größten Ziele der jüngeren Vergangenheit heute erreichen, ich habe mit dem Helm-Posten nun offiziell eine Position, eine Rolle, eine Bedeutung an Bord dieses Schiffes. Das Gespräch mit Captain Paris verlief deutlich entspannter, deutlich einfacher als ich befürchtet hatte. Natürlich fragte er welche Qualifikationen, welche Erfahrungen ich hatte, aber am Ende gab er mir quasi die freie Wahl. Ich hätte die Leitung der Sicherheitsabteilung oder einen taktischen Posten übernehmen können, aber mein Austritt aus dem Geheimdienst sollte nicht nur symbolisch sein, sondern ich wollte wirklich etwas Anderes machen. Das Steuern von Schiffen hatte mir immer sehr viel Spaß gemacht, also bin ich nun Helm.

    Dann war da Captain Paris selber, der zum Glück komplett genesen wieder auf die San Diego zurückgekehrt war. Der Rest allerdings... sie sieht besorgt Amicia an und schüttelt den Kopf ... nein, heute war kein guter Tag. Absolut nicht. Wir hatten unglaublich viel verloren.


    Und dabei begann der Tag mit einem Erfolg nach dem nächsten: während die Führungsoffiziere inklusive Amicia von der Brücke aus weiterhin die A.I.V. Chin'toka verfolgten, stattete ich direkt nach meiner letzten Aufnahme dem arrestieren Captain Mystral einen Besuch ab. Amicia hatte viel von diesem Mann erzählt, fast geschwärmt. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich fast eifersüchtig auf diesen Mann gesehen, so sehr wie Amicia zu ihm aufsah. Wir redeten lange über Admiral Erlanger, Amicia's Zeit an Bord der Khitomer und natürlich Captain Mystral selber. Nur Narren glaubten, dass alle Klingonen ehrenvoll waren und kein Vulkanier lügen konnte - vor allem Vulkanier die jahrzehntelang im Geheimdienst gedient hatten - aber Captain Mystral war kein Lügner. Er glaubte, was er sagte, er war bereit für die Fehler von anderen lange Zeit in Betonzellen voller Kraftfelder zu verbringen.

    Er würde lange, lange Zeit aus meinem, aus unseren Leben verschwinden. Also der perfekte Mann, um offen zu sprechen. Er kannte Amicia besser als fast jeder andere und nach fast 30 Minuten stand mein Entschluss fest: ich würde entgegen meiner vorherigen Pläne keinen Versetzungsantrag stellen, nicht einmal mit Amicia darüber sprechen. Nein, ich würde hier bleiben. Wenn auch nur ein Bruchteil von Captain Mystral's Aussage stimmte, war all das hier noch lange nicht vorbei. Es war meine Pflicht, diese Crew vor mehr Schaden durch den Geheimdienst zu schützen.


    Als - noch - offizieller Vertreter von Starfleet Intelligence nahm Captain Mystral auch meinen Austritt aus dieser Organisation zur Kenntnis und versprach die Information weiterzugeben. Dieses Kapitel meines Lebens ist abgeschlossen. Ich hatte nicht nur positive Gefühle bei diesem Entschluss, aber für den Moment könnte ich eine weitere Mitgliedschaft nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

    Dann hörte ich plötzlich Waffenfeuer und laute Knalle auf dem Korridor vor der Tür. Für einen Moment dachte ich jemand - vielleicht Admiral Erlanger persönlich? - wäre gekommen um Captain Mystral wahlweise zu befreien oder zu töten. Tatsächlich aber kamen diese Geräusche aus dem Korridor, das Waffenfeuer aus der Krankenstation.


    Zehn Sicherheitsoffiziere lagen in verschiedenen Stadien von Verletzungen - bewusstlos, blutend, benommen oder "nur" mit ein paar Kratzern - auf dem Korridor vor der Krankenstation. Nachdem ich erste Hilfe geleistet hatte bis weitere Mediziner eintrafen, nahm ich mir ein Phasergewehr und ließ mir einen kurzen Bericht geben: wir hatten die Chin'toka ohne größere Zwischenfälle sichern können, Amicia und ihr Team hatten die Kontrolle übernommen und das Schiff war nun in unserem Traktorstrahl, gemeinsam waren wir auf dem Weg zurück nach Athena. Währenddessen hatten Teams von der Hornet sowohl die Khitomer und Nimbus als auch Erlanger's Basis auf Narendra eingenommen und begonnen die Daten zu analysieren.

    Der Captain der Chin'toka, Admiral Stevens, hatte Selbstmord begangen, um Befragungen zu vermeiden, aber das war zu erwarten gewesen. Die Sicherheit hatte zusammen mit Jaesa Hawkins versucht die Krankenstation in Folge eines Eindringlingalarms zu betreten, war nach einer kurzen Feuersalve allerdings direkt wieder vor die Tür verfrachtet worden. Auf das Schlimmste vorbereitet öffnete ich vorsichtig die Tür zur Krankenstation und sah etwas mit dem ich absolut nicht gerechnet hätte: ein geradezu zivilisiertes Gespräch zwischen Doktor Vadiye, Commander Jaesa Hawkins und einem Unbekannten, zwei weitere bewaffnete Eindringlinge standen auf der anderen Seite der Krankenstation.


    Ich betrat mit einer Mischung aus Vorsicht und gespielter Arroganz langsam die Krankenstation, mein Gewehr nur halb gehoben. Ich wollte erfahren was hier passiert war und falls nötig die Crew schützen, aber ich würde alleine kaum etwas erreichen, wenn zehn Sicherheitsoffiziere nicht weiter kamen. Also hörte ich zu, was diese Person da sprach. Und was er sagte verschlug mir mehr als einmal die Worte.

    Offenbar gehörten diese drei Fremden einer "Rasse" - auch wenn es keine "Rasse" war wie wir sie kannten - an, die sich selbst "Starborn" nannte. Diese Personen waren wegen "des Kindes" - der Tochter von Commander Hawkins - hier. Diese stelle angeblich eine Gefahr für uns alle da und nur diese Starborn könnten sie angemessen großziehen.

    Ich werde nicht behaupten alle Informationen verstanden zu haben, die im Anschluss ausgetauscht wurden, aber gemeinsam gelang es Commander Hawkins, Doktor Vadiye und mir mit gezielten Fragen und Aussagen diese drei Starborn zu überzeugen, dass wir auf derselben Seite sind, dass wir mit Erlanger und seinem Auftraggeber dieselben Feinde haben.

    Somit wurden wir nicht "alle ausgelöscht" - was sonst wohl der Auftrag wäre, da wir nach ihren Aussagen bereits zu viel wüssten - sondern könnten uns nach dem Aussagen des Starborn-Anführers sogar als nützlich erweisen.


    Und so erhielten wir zumindest eine grobe Beschreibung: die Starborn waren Personen, die die Macht besitzen, Gravitation und andere physikalische Größen in größerem Umfang zu manipulieren, von diesen Wesen ging kosmische Strahlung aus. Sie waren "Reisende", die von außerhalb unserer Galaxie stammten. Auch ihre Technologie war unserer weit voraus, erst jetzt erfuhren wir, dass diese drei Starborn unbemerkt ein kleineres Schiff an die San Diego angedockt hatten, während wir mit hohem Warp unterwegs war. Das erklärte den vorherigen unruhigen Warpflug und die vielen Ruckler.

    Ich hatte in einigen - extrem gut verschlüsselten - Geheimdienst-Berichten von "Starborn" gelesen, wie deren Kräfte eventuell für die Allianz nutzbar gemacht werden könnten.

    Ging es am Ende nicht fast immer darum? Wie kann ich stärker als mein "Feind" sein, wie kann ich mir einen Vorteil verschaffen? Wir hatten es geschafft nicht nur mit einem oder zwei, sondern mit drei unserer Erzfeinde Frieden zu schließen, aber die Lektion war für die meisten immer noch, dass Waffen stärker sprachen als Worte.

    Etwas ähnliches sagten sowohl der Starborn als auch Commander Hawkins: Macht korrumpiert jeden und am Ende sind diese Faktoren in jedem Universum gleich.


    Dann erklärte dieser Unbekannte, dass auch Erlanger's "Meister" sowie Erlanger selbst und einige seiner Verbündeten Starborn seien und in mir dämmerte etwas, also fragte ich direkt: war der "Commander Jettingham", der vor wenigen Tagen unsere Brücke angegriffen hatte, ein Starborn? Unser Gast schien kurz irritiert und ehrlich verwundert, offenbar wusste er nichts von diesem Vorfällen. Er gestand dann aber ein, dass dieses Muster gut zu Erlanger's Starborn passen würde.

    Waren wir hier mitten in einen Bürgerkrieg von einer übermächtigen Rasse gestolpert? Hatte Admiral Erlanger diese Zustände verursacht, nur ausgenutzt oder war tatsächlich selber nur ein kleiner Spielball? Offenbar wollte diese Fraktion der Starborn einfach nur im Verborgenen leben, während die andere Seite ganze Universen nach ihren Vorstellungen formen wollte - das klang auf jeden Fall nach Maximus Erlanger.

    Diese Antworten mussten jedoch warten, denn Jaesa Hawkins hatte eine Entscheidung zu treffen. Ihre Tochter, Nadine Hawkins, war ebenfalls Starborn und diese drei Fremden wollten sie nun mitnehmen. Je länger das Gespräch ging, desto mehr schien sich ihre Haltung zu ändern. Am Anfang hatte sie ihre Hände noch sehr fest um ihr Gewehr gewickelt und schien in ihrem Kopf alle möglichen Szenarien durchzugehen, schließlich war es wohl eher ein wirkliches Überlegen, was für ihre Tochter das Beste sei.


    Und da war eine noch größere Bedrohung als dieser interne Starborn-Konflikt, ein größerer Konflikt als Erlanger. Auch Admiral Erlanger's Meister war ein Starborn, der allerdings bereits ganze Universen in seinem Streben nach noch mehr Macht ausgelöscht hatte. Die U.S.S. Sovereign soll schon Kontakt mit "ihm" gehabt haben, aber ehe wir weitere Antworten erhielten, erleuchtete direkt neben mir ein heller Transporterstrahl und Amicia stand mit einem Gewehr neben mir - es verlangte mir alles ab sie nur neutral mit einem kurzen Nicken zu begrüßen, welches sie erwiderte und dann ihren Platz direkt an der Seite von Jaesa Hawkins einnahm, die sie im Moment definitiv mehr brauchte als ich.


    Wieso war Amicia hier? Offenbar hatte Doktor Vadiye in einem genialen Einfall alle Tricorderdaten über unsere Gäste an die Brücke geschickt, welche an Gegenmaßnahmen arbeiteten und dabei auch Amicia informiert hatten, die nach dem Sichten der Biodaten direkt auf die Krankenstation beamte.

    Diese ganze Situation war schlimm genug, aber da war noch mehr: wir alle waren der Auffassung gewesen, dass Admiral Erlanger mitsamt seiner Crew Nadine Hawkins genetisch, biologisch verändert hatte um sie diese Strahlung aussenden zu lassen, um sie - wie wir jetzt wussten - zu einer Starborn zu machen. Tatsächlich jedoch war Nadine bereits so geboren worden, all die Ausrüstung an Bord der Draugr war lediglich da, um das Schiff und die Crew vor Nadine zu schützen und ihre Entwicklung zu dämpfen, Risiken zu minimieren. Der Starborn gab uns, gab vor allem Commander Hawkins eine Wahl: sie könnte Nadine freiwillig übergeben, sodass die Starborn sie als eine von ihnen angemessen aufziehen könnten - oder wir müssten sie selbst töten. Der Starborn war sehr sicher, dass Nadine andernfalls unser Schiff und uns alle töten würde.

    Außerdem sei es wohl extrem selten, dass jemand in diesem Alter bereits beginnt diese Kräfte zu entwickeln. Wir hatten immer gewusst, dass Commander Johnson's "Heilung" temporär war, aber könnten unsere Mediziner, unsere Wissenschaftler eine dauerhafte Lösung finden? Gab es eine dritte Möglichkeit neben der Ermordung und der Abgabe eines Kindes an eine fremde Rasse? Vielleicht, mit genug Zeit. Zeit war allerdings etwas, das wir nicht mehr hatten.

    Was auf dem Spiel stand war klar: würden Erlanger und sein Meister Erfolg haben, würden sie nicht nur die Allianz und uns alle auslöschen, sondern auch alle "feindlichen" Starborn, wir hatten also definitiv einen gemeinsamen Feind.


    Mit all diesen Informationen hätte sich Commander Hawkins vielleicht dennoch entschieden Nadine an Bord zu verhalten, hätte die Crew mit Sicherheit hinter ihr gestanden. Aber da war mehr: es gab einen Grund wieso Erlanger so interessant an Nadine Hawkins war und dieser Grund war nicht mehr Macht oder das Nutzen ihrer Kräfte. Nein, der Körper seines eigenen Meisters, dessen Kräfte ließen nach und er brauchte Ersatz, welchen Admiral Erlanger beschaffen sollte. Das war alles.

    Commander Hawkins war sichtlich erschüttert und Amicia versuchte sie so gut sie konnte zu beruhigen, stellte dem Starborn jede Menge Fragen. Einige der Fragen war auch aus taktischer Sicht berechtigt - wie konnten wir einer intern zerstrittenen Rasse trauen, was waren Erlanger's weiteren Ziele - aber der Großteil drehte sich um Nadine: was sollte aus ihrer Familie werden, konnten die Starborn sie wirklich schützen? Ich habe das in dem Moment nicht verstanden, dachte Amicia will einfach nur Zeit schinden, um der Brücke oder Doktor Vadiye zu ermöglichen aktivere Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Im Nachhinein ist mir klar, dass diese Fragen einen anderen Sinn hatten: sie sollten Jaesa Hawkins helfen zu akzeptieren, dass es hier nur eine Lösung gab: sie musste ihre Tochter in die Hände von Fremden geben. Nicht nur als erste Offizierin der San Diego, die geschworen hatte, den Schutz der Sternenflotte und die Leben ihrer Crew über alles andere zu stellen, sondern vor allem auch als Mutter von Nadine Hawkins, die das beste für ihre Tochter wollte.

    Würde Nadine das wünschen, könnten sie später jederzeit zurückkehren.

    Es dauerte noch eine Weile, aber schließlich wurde Commander Hawkins klar, dass niemand an Bord, selbst sie nicht, die Starborn aufhalten könnte, Nadine mitzunehmen. Und sie wollte natürlich das Beste für ihre Tochter, als willigte sie ein.

    Sie drohte den Starborn aber bereits vorsorglich für den Fall, dass sie ihr Versprechen nicht halten und Nadine schützen könnten.


    Im Gegenzug erhielt Amicia ein "PADD"-ähnliches Display mit Daten über die Starborn, hauptsächlich über Wellen und Frequenzen, die sie für ihre gravimetrischen Fähigkeiten nutzten, außerdem die genauen Spektren ihrer kosmischen Strahlung. Und da waren auch Informationen über den Ort, an welchem die "Transformation" von Nadine Hawkins lange vor ihrer Zeit an Bord der Draugr stattgefunden hat, diesen Ort sollten wir finden und untersuchen. Amicia gab dieses PADD an mich weiter, ich brachte es auf die Brücke. Natürlich machte ich mir Sorgen, Commander Hawkins und Amicia mit diesen Fremden alleine zu lassen, aber für den Moment schien die Gefahr gebannt.

    Diese Daten... es war nicht viel, aber es sollte Lieutenant Griffin und Commander Corlsen die Möglichkeit geben, Starborn Signaturen zuverlässig zu ordnen, sollte zumindest verhindern, dass wir erneut einen "Commander Jettingham Vorfall" erleben.

    Amicia folgte mir wenig später auf die Brücke und übernahm das Kommando, während Commander Hawkins ohne weiteren Kommentare in ihren Raum ging und innerhalb weniger Sekunden den gesamten Glasvorrat der San Diego zerschmetterte. Lieutenant Griffin's Kommentar, dass wir dringend einen Counselor bräuchten, war alles andere als angebracht. Natürlich konnte sie nicht wissen was da gerade passiert war, aber Empathie scheint für diese Frau ein Fremdwort zu sein.


    Wenige Minuten später erreichten wir schon Station Athena und begannen anzudocken. Captain Paris und Amicia diskutierten kurz seine Genesung, die letzten Vorfälle auf der San Diego und unsere nächsten Befehle, ehe beide gemeinsam mit dem Turbolift Richtung Arrestzelle fuhren, wo Captain Paris das weitere Schicksal von Captain Mystral entscheiden sollte. Währenddessen erhielten wir neue Güter und auch Offiziere, nach knapp zwei Stunden verließen wir Athena wieder in Richtung Alhena-System, um unsere Suche nach Admiral Erlanger fortzusetzen. Amicia hatte dem Captain zwischenzeitlich auch von den Vorfällen um Jaesa Hawkins erzählt, die wenig später die Brücke betrat.

    Captain Mystral war in die Arrestzellen von Athena gebeamt worden. Amicia kennt ihn besser als ich, aber selbst für mich scheint das unfair. Wir werden sehen, wie Admiral Nechayev und die Kriegsgerichte in seinem und ähnlichen Fällen entscheiden werden.


    Kaum waren wir auf Warp gesprungen sah ich meine Chance gekommen. Ich wollte keine weiteren Sekunde Zweifel über meine Zukunft mit mir herumtragen, also bat ich Captain um ein kurzes Gespräch. Wie angedeutet lief dieses sehr gut, er verstand meine Beweggründe und sprach sein Bedauern über die Entwicklung vom Geheimdienst aus. Diese Kapitel hatte ich nun hinter mir gelassen und würde mich auf den Dienst in der Sternenflotte, meine neue Helm-Position an Bord der San Diego, diese Crew und auf Amicia konzentrieren. Natürlich würde ich Wissen und Kontakte aus Geheimdienst Zeiten nutzen, aber ich würde keine neuen Aufträge mehr annehmen.


    Mit einem Grinsen und Handschlag übernahm ich die Helm-Station von Amicia und überbrachte ihr gleichzeitig die gute Nachricht, als Lieutenant Griffin auch schon ein Starborn Signal meldete - zumindest die Sensoranpassungen funktionierten. Wir wussten, ob es hier hierbei um "freundliche" Starborn handelte - vielleicht wollten unsere vorherigen Besucher uns helfen die Sensoren zu testen oder hatten das Lieblingsstofftier von Nadine Hawkins vergessen - oder aber feindliche Starborn handelte. Wir gingen also auf gelben Alarm, als die Sensoren auch schon drei Eindringlinge meldeten - wieder auf der Krankenstation.

    Captain Paris befahl der Sicherheit die Krankenstation zu stürmen, aber Commander Hawkins rief den Befehl sofort wieder zurück. Wir hatten vor wenigen Stunden gesehen, was unsere Sicherheit, unsere Waffen für den Moment gegen Starborn ausrichten, das war sinnlos. Wir aktivierten dann die Kameras auf der Krankenstation gerade rechtzeitig um zu sehen, wie ein Starborn Doktor Vadiye zu Boden schlug - dieser Starborn war Admiral Erlanger!

    Es dauerte nicht lange und er betrat mit seinen zwei Bodyguards nach einer verzweifelten Suche auf der Krankenstation den Turbolift. Es herrschte kurze Unruhe, wohin genau Erlanger fuhr, ehe plötzlich die Türen auf der Brücke aufgingen und Erlanger mit zwei weiteren Starborn einfach durch die platzierten Kraftfelder durchmarschierte.


    Es zeugte von unglaublicher Professionalität, dass nicht einer der Brückenoffiziere oder stationierten Sicherheitskräfte das Feuer eröffnete, sondern alle Admiral Erlanger begrüßten und fragten, was er wollte. Natürlich wollte auch er "das Kind". Auf den nächsten Teil jedoch war selbst ich als erfahrene Agentin nicht vorbereitet: Jaesa Hawkins legte eine überragend gute Schauspieleinlage ein, in der sie Erlanger vorwarf, dass er Nadine getötet habe, dass sie vor wenigen Stunden auf der Krankenstation an seinen Manipulationen verstorben sein. Es mag die Tatsache gewesen sein, dass sie nicht viel schauspielern mussten - in gewisser Weise hatte sie ihr Kind wirklich verloren - aber ihre Beleidigungen, ihre Emotionen wirkten sehr echt. Admiral Erlanger allerdings schien wenig begeistert, während sich seine zwei Bodyguards direkt Amicia zuwandten und ihr klarmachten, dass sie bei jeder falschen Bewegung sterben würde.

    Ich wollte instinktiv einen Phaser nehmen und sie verteidigen, aber sie schüttelte nur den Kopf. Natürlich hatte sie Recht, das wäre sinnlos. Aber konnte ich wirklich tatenlos mit ansehen, wie ihr Leben bedroht wurde?

    Ich musste nicht lang weiter überlegen, denn nun stimmte auch Captain Paris ein, dass Nadine Hawkins tot sei. Der Geduldsfaden von Admiral Erlanger schien zu reißen, Commander Hawkins' Kommentar, dass er von seiner eigenen Familie wissen müsse wie sich so ein Verlust anfühlt brachten das Fass zum Überlaufen und er schlug ihr mitten in's Gesicht. Jaesa Hawkins wollte zurückschlagen, aber einer von Erlanger's Gehilfen schleuderte sie quer über die Brücke in ihren Bereitschaftsraum.


    Wir hatten kaum Zeit uns von diesem Schock zu erholen, als Admiral Erlanger auch schon Amicia packte und sie über sich in der Luft hielt. Sie kämpfte mit allem was sie hatte dagegen an, versuchte irgendwie Luft zu bekommen, aber das war aussichtlos. Während ich regelrecht das Leben aus ihren Augen verschwinden saß, nahm ich meinen Phaser und schoß auf höchster Stufe auf Erlanger. Das mag nicht besonders schlau gewesen sein, aber ich konnte nicht zulassen, dass er Amicia etwas antat, während ich tatenlos daneben saß.

    Wenige Sekunden später wurde alles dunkel, ich sank zu Boden und sah nur noch wie Erlanger auch Amicia in eine Ecke schleuderte, während er Captain Paris ein Ultimatum gab. Mit allem was ich hatte konnte ich gerade noch genug Kraft auftun, um das Bewusstsein zu halten, ehe Admiral Erlanger von Bord beamte.


    Laut Computer war das vor mehr als neun Stunden und angesichts von keinen Alarmleuchten und der absoluten Ruhe schätze ich, dass Erlanger tatsächlich verschwunden ist. Für den Moment. Ich bezweifle jedoch, dass wir ihn das letzte Mal gesehen haben, dass er so schnell aufgibt. Wir haben wohl keine größeren Verluste davon getragen, aber zu sehen wie Amicia vor meinen Augen...Admiral Erlanger wird bezahlen für alles was uns angetan hat. Starfleet Intelligence, Jaesa Hawkins, Nadine Hawkins, Captain Mystral, Amicia...

    Lucy sieht erneut auf das Display und dann zu Amicia, als sie ein plötzlich lauter werdendes Atmen neben sich hört und sieht wie Amicia sich auf einmal im Bett hin- und herdreht. Sie legt ihr Hände um Amicia's Gesicht und flüstert ihr zu:

    "Hey, es ist alles gut. Ich bin hier. Du bist in Sicherheit." Wenige Sekunden später öffnet Lieutenant Commander Amicia Georgiou die Augen, sieht Lucy an und grinst kurz ehe sie ihre Augen wieder schließt: "Ist das ein Traum... au, nein, diese Schmerzen sprechen nicht dafür"

    "Nein, es ist kein Traum. Ich... habe gerade mein persönliches Log aufgenommen, willst du noch etwas ergänzen?"

    Amicia dreht sich zu Lucy um, legt ihren Kopf auf Lucy's Schulter und denkt kurz nach: "Ohne zu wissen was genau du aufgenommen hast, scheint das schwierig. Auf der anderen Seite kenne ich deine Logbücher und weiß, dass diese mindestens genauso umfangreich wie meine sind.

    Ich habe nur vier persönlichen Anmerkungen:

    1. Wir wissen jetzt, wer Erlanger's Boss, sein "Meister" ist: der Gebieter. Für alle die nicht wie Jaesa selbst dabei waren, lese sich die hoch klassifizierten Berichte wie eine Holoroman, aber dieses Wesen mit Q-ähnlichen Kräften - weit mehr als das, was die anderen Starborn heute eingeräumt haben - ist nicht beim Angriff von Admiral Petersen gestorben. Er hätte schon einmal fast für das Ende der Föderation gesorgt, ich werde hier mit Jaesa gemeinsam ein Briefing für die Führungsoffiziere vorbereiten - für unsere Allierten ebenso. Wir müssen wissen mit wem wir es hier zu tun haben. Lucy macht im Hintergrund ein kurzes "Oh nein" Geräusch, ehe Amicia sie böse ansieht.

    2. So sehr wir alle - wohl auch Jaesa selbst - wissen, dass es die richtige Entscheidung war, Nadine gehen zu lassen, so sehr sind wir alle in der Verantwortung sicherzustellen, dass wir Jaesa hier unterstützen wo wir können. Für den Moment ist ihr "Tod" die beste Tarnung, die wir haben. Sie hat in den letzten Wochen mehr durchgemacht, als die meisten von uns in ihrem gesamten Leben durchleben müssen und irgendwie schafft sie es immer noch ihren Dienst zu leisten, ein Vorbild nicht nur für diese Crew, sondern auch den Rest der Sternenflotte und sogar Romulaner wie Admiral Selos oder Breen zu sein. Sie wird uns die nächsten Wochen brauchen.

    3. Diese "Starborn" mögen aus unserer Sicht "übermächtig" sein, aber war das nicht immer nur eine Frage der Perspektive? Vor fast tausend Jahren schienen die europäischen Siedler auf der Erde mit ihren Waffen, Schiffen und Instrumenten "übermächtig" für Ureinwohner, nach dem ersten Kontakt schienen Rassen wie Klingonen oder Romulaner unglaublich mächtig. Für eine Katze ist ein Mensch übermächtig. Die Starborn sind mächtig, ja, aber auch sie hatten eine Schwäche.

    4. Die weitere Inhaftierung von Captain Mystral hat mich schockiert, aber nicht überrascht. Jeder, der von diesen Ereignissen noch überrascht ist, hat in den letzten Wochen und Monaten, ja in den letzten Jahren nicht aufgepasst. Bei all unserem Gerede von Entwicklung, von der Verbesserung der Menschheit und so weiter hat sich eines nicht verändert: die Menschen brauchen einen Sündenbock, jemanden den sie für all ihre Misserfolge verantwortlich machen können. Natürlich ist der Geheimdienst nicht dafür verantwortlich, dass Crewman Miller's Versetzungsantrag nicht genehmigt worden oder dass die U.S.S. Unrelenting bei der Erforschung eines Nebels zerstört wurde, aber fühlt es sich nicht gut an, diese Lösung gefunden zu haben? Bis Admiral Erlanger tot oder inhaftiert ist, fürchte ich werden Offiziere wie Captain Mystral weiterhin ihre Tage in Zellen verbringen, während sich alle um sie herum auf die Schultern klopfen.


    Eines ist klar, uns wurden heute erneut unsere Grenzen aufgezeigt. Admiral Erlanger, der Gebieter, ihre Starborn Verbündeten... wir haben gegen niemanden davon alleine eine Chance. Nicht bis wir mehr herausfinden, eine Schwäche finden können. Durch das Opfer von Jaesa und ihrer Familie konnten wir allerdings Allierte finden, die uns vielleicht helfen können das Blatt zu wenden ehe es zu spät ist. Bis dahin... Lucy gähnt im Hintergrund ironisch laut Ja...du hast Recht, wir könnten bessere Dinge mit unserer Zeit anfangen als ewige Monologe in Displays zu sprechen....

    "Natürlich habe ich Recht. Gut, dass wir uns einig sind" Lucy grinst, aktiviert einen Sichtschutz und setzt zu einem Kuss an, als plötzlich das Licht anspringt.

    "Commander Georgiou, Lieutenant Tamas! Das hier ist keine Klassenfahrt und ich bin keine Lehrerin, die hormonkontrollierte Teenager trennen muss. Ich habe wichtigere Aufgaben. Und Ihre beiden Körper brauchen Ruhe oder haben Sie vergessen, dass Sie beide vor wenigen Stunden noch über die Brücke geflogen wurden?

    Ich checke die Werte von Commander Hawkins, im Anschluss erwarte ich Sie beide in ihren eigenen Biobetten!"

    Mit diesen Worten wendet sich Doktor Vadiye Commander Hawkins zu, während Lieutenant Commander Georgiou und Lieutenant Lucy Tamas grimassen-schneidend ihre Schlafpositionen einnehmen.

    "Gute Nacht, Lieutenant" versucht Amicia so ernst wie möglich zu sagen.

    "Gute Nacht, Lieutenant Commander" erwidert Lucy, ehe sie das Lachen anfängt und sich vor Schmerzen die Rippen hält.

    "Gute Nacht! Mögen Ihnen das eine Lektion sein! Computer, das Licht wieder dämmen und alle Aufzeichnungen beenden"

    Mit diesen Worte kehrt Doktor Vadiye wieder in ihr Büro zurück.


    =/\= Log Ende.

    Admiral Erlanger sitzt in seinem großzügig gestalteten Quartier an Bord seines neues, von den Starborn gestellten, "Flaggschiffes" - einer kleinen auf Wissenschaft und Forschung spezialisierten Fregatte. Er hält sich seine noch immer leicht blutende, aber mittlerweile bandagierte linke Schulter.


    Täglicher Bericht

    Admiral Maximus Gerald Erlanger:


    Egal was passiert, egal wie die nächsten Wochen sich entwickeln, eines ist klar: Jaesa Hawkins muss sterben, und wenn es das letzte ist was ich tue! Und dieser Tod wird kein schneller sein!

    Mein Plan war perfekt vorbereitet gewesen: mein treuer Weggefährte, Admiral Stevens, hatte mir vor seinem unglücklichen Unfall an der Bord der Chin'toka wenige Sekunden vor dem anbord kommen der Enterteams alle notwendigen Informationen mitgeteilt. Nicht nur wusste ich, dass ausgerechnet die San Diego die Chin'toka gesichert hatte, nein ich wusste auch, dass Nadine Hawkins noch an Bord war. Stevens war freundlich genug gewesen vor seinem Ableben die Daten seines Peilsenders an mich zu übertragen, sodass ich immer alles im Blick hatte.

    So sehr es mich mit Ekel und Hass erfüllte, eine Terranern namen Georgiou auf seinem Kommandosessel eines Intelligence Schiffes zu sehen, so sehr hatte ich eine größere Mission.

    Sollte die San Diego die Chin'toka und andere Schiffe samt ihren Crew nach Athena bringen und dort auseinandernehmen, mich interessierte nur eine Person: Nadine Hawkins.

    Während des Fluges zu Station setzten unsere Sensoren nach den letzten Upgrades mehrmals für einen kurzen Zeitraum aus, sodass wir mit dem Zugriff warten mussten, bis die San Diego Station Athena wieder verlassen hatte.


    Etwa 30 Minuten außerhalb des Systems näherten wir uns dann der San Diego und ich beamte mit zwei treuen Offizieren direkt auf die Krankenstation. Diese seltsame Vidiianerin, die immer noch nicht aus der nächsten Luftschleuse geworfen wurde, war schon mit meiner einfachen Frage nach dem Aufenthaltsort von der kleinen Hawkins Göre überfordert.

    Nachdem sie auch auf meine dritte Nachfrage nicht reagierte, beseitigte ich sie für den Moment und wir suchten die gesamte Krankenstation ab, allerdings gab es keine Spur mehr von Nadine Hawkins. Sie war bis vor wenigen Stunden jedoch noch dort gewesen, soviel war klar.


    Wir gingen auf die Brücke, um Antworten zu kriegen. Und die ersten erhielt ich bereits wenn ich mir diese Brückencrew so ansah: die doppelte Verräterin Lucy Tamas, die Terranerin Amicia Georgiou, der schwächliche Ingenieur Aiden Corlsen und natürlich "Commander" Jaesa Hawkins. Was für eine erbärmliche Ausrede für eine Crew.

    Meine treuen Wachen machten vor allem Georgiou sofort klar, dass sie nur keine falsche Bewegung machen sollte, zunächst hielten sich auch alle daran.

    Dennoch war auch aus diesen Personen nicht viel mehr als aus Doktor Vadiye herauszuholen, mit einer Ausnahme: Jaesa Hawkins. Sie begann sofort sehr zu emotional - zu emotional - davon zu reden, dass ihre Tochter tot seid, dass ich sie getötet hätte. War das möglich? Hätte die Behandlung und Verwandlung Nadine Hawkins umbringen können?

    Vielleicht, aber dann hätten wir ihre Leiche irgendwo gefunden. Hinweise auf ihren Tod. Nein, hier passierte etwas Anderes.

    Als sie dann davon redete, dass ich mich mit toten Familien auskennen müsste, rutschte mir einmal kurz die Hand etwas aus, ich schlug Hawkins und meine Wachen beförderte sie auf die andere Seite der Brücke ehe sie zurückschlagen konnte.


    Ich wollte das hier zivilisiert lösen, aber dafür war es nun zuspät. Also nahm ich Georgiou in der festen Absicht, sie umzubringen. Diese Frau hatte mir, der Sternenflotte, der Vision zuviel genommen, um weiter leben zu dürfen. Natürlich musste ihr Schoßhündchen Lucy Tamas sie verteidigen, woraufhin auch diese außer Gefecht gesetzt wurde.

    Ich schleuderte Amicia Georgiou quer über die Brücke und gab Captain Paris noch eine letzte Chance seine restliche Crew zu retten, er musste mir nur sagen, wo Nadine Hawkins war. Er wiederholte allerdings lautstark die Story von Jaesa Hawkins. Ich gab gerade den Befehl ihn zu erschießen, als ich eine Nachricht erhielt, dass ich mich sofort zurück auf dem Schiff einfinden sollte.

    Ich hatte gelernt, dass "sofort" genau das hieß, also machte ich der Crew klar, dass sie alle nur noch am Leben seien, um meine glorreichen Triumph zu erleben, ehe wir zurück auf's Schiff beamten und auf Warp sprangen.


    Nach einem kurzen Briefing schien der Gebieter zu verstehen, dass ich nicht hätte ahnen gab, dass Nadine Hawkins nicht mehr an Bord war, er vergab mir sogar. Das Gespräch schien beantwortet, als er mir plötzlich und ohne große Mühe den gesamten linken Arm aus der linken Schulter riss und diesen beseitigte.

    Ich habe selten solche Schmerzen gespürt. Nach einer kurzen Behandlung wachte ich vor wenigen Minuten mit einem Arm weniger auf. Auch dafür werden Hawkins und ihre Crew bezahlen, bis dahin jedoch hat ihre Tochter die höchste Priorität.


    Ich werde den Gebieter nicht noch einmal enttäuschen, den zweiten Arm brauche ich definitiv. Für die Vision!

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou geht sehr schnellen Schrittes Richtung Turbolift auf Deck 7 der U.S.S. San Diego. Hierbei ist die Terranerin so auf ihr Ziel fokussiert, dass sie mehrere grüßende Crewmitglieder ignoriert oder fast über den Haufen rennt. Als sie den Turbolift erreicht hat und die Türen sich schließen, stützt sie sich mit beiden Armen an gegenüberliegenden Seiten des Turbolifts ab und atmet tief durch.

    "Deck 1, Brücke" kann sie gerade noch hervorbringen, ehe ihre Stimme aussetzt. Ihre Gedanken kreisen um die Geschehnisse der letzten Stunden, insbesondere um ihren vorherigen Captain.

    Während der Turbolift anfährt versucht Amicia mit Atemübungen, die sie von Captain Mystral gelernt hat, wieder zu sich zu finden.

    Es dauert wenige Sekunden, dann kann sie langsam abschalten - ehe ihr die Bilder von Lucy's PADD, von ihrem Verhör wieder in die Augen schießen und Amicia zum ersten Mal in ihrem Leben versteht, was der Begriff "Panikattacke" bedeutet.

    "Computer, anhalten!" sind ihre letzten Worte ehe sie für mehrere Sekunden in sich zusammenbricht und sich im Anschluss langsam wieder hochhangelt


    Im Anschluss setzt sie sich vorsichtig auf den Boden und beginnt nachdenklich an ihren Rankpips zu spielen.


    "Computer, beginne persönliches Logbuch"


    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Commander Georgiou

    U.S.S. San Diego:


    Es gibt für den Moment keine große Gefahr, die Schiffe da draußen waren kampfunfähig und die Leahval hatte die Verfolgung des flüchtigen Intel Schiffes bereits aufgenommen. Sollte jemand fragen wo ich so lange war, kann ich sicher eine Fehlfunktion erfinden. Einer meiner Lieblings Counselor hat mal zu mir gesagt "Egal, was Sie tun; all diese Bedrohungen da draußen werden auch morgen noch da sein. Nehmen Sie sich Zeit für sich, Commander, ehe die Zeit sich Sie nimmt - dann wenn Sie den Zeitpunkt nicht mehr kontrollieren können". Bis vor wenigen Augenblicken hatte ich nicht verstanden, was er damit meinte; hielt mich und meine Aufgaben für wichtig genug, dass solche Weisheiten nicht auf mich zutrafen, jetzt... sie sieht zu Boden und betrachtet ihre noch immer zitternden Knie ... ich verstehe es.

    In den letzten zwei Wochen war ich niedergeschossen, inhaftiert, gefoltert und mehrmals mit dem Tode konfrontiert gewesen. Ich hatte aus dem Nichts eine Beziehung begonnen, die ich wenig später beinahe wieder verloren hätte, die mich bereits belogen hat - wenn auch aus gutem Grund. Und ich hatte die Organisation verloren, die mir wie kaum jemand anderes in diesem Universum "Heimat" gegeben hat - ja, Starfleet Intelligence existierte auf dem Papier weiter, aber nach der Inhaftierung von Captain Mystral und der Einnahme der Khitomer sowie Nimbus... ich wurde plötzlich damit konfrontiert, wie das in der Praxis aussieht.

    Wie viele meiner Kollegen, meiner Freunde plötzlich ihren Job oder sogar ihre Freiheit verlieren würden.

    Die meisten Menschen werden all diese Ereignisse kombiniert wohl niemals in ihrem Leben erleiden müssen, ich hatte alles zusammen in wenigen Tagen erfahren dürfen.

    Meine Mutter würde mich als "erbärmlich" abstempeln, wenn sie mich jetzt sehen könnte. Terraner kannten kein "zu viel", es musste immer weiter gehen. Vielleicht hatte die Zeit in dieser Galaxie mich mehr geprägt als ich mir das manchmal eingestehen möchte. Die Frage war: ist das gut oder schlecht?


    Natürlich hatte ich meine "Familie" auf der San Diego, aber das waren nicht mehr als vier oder fünf Personen, mit denen ich die letzten Jahre eine gute Beziehung aufgebaut hatte. Alle andere waren im Geheimdienst, selbst Lucy war noch Teil des Geheimdienstes, hatte eng mit Erlanger gearbeitet. Würde sie inhaftiert werden? Würde ich inhaftiert werden?

    All diese Gedanken machten das Arbeiten nicht leichter, ich muss mich konzentrieren. Konzentrieren auf das Wesentliche.


    Der Tag begann bereits mit mehreren schlechten Nachrichten: nicht nur hatte sich Nadine Hawkins' "Zustand" verschlimmert, sodass nun in unregelmäßigen Abständen das gesamte Schiff immer stärker erbebte - ein Zustand, der Lucy heute morgen nach unserem gemeinsamen Powernap regelrecht aus dem Bett fliegen ließ - nein, ein wahnsinniger Klingone hatte "im Namen der Vision" Captain Paris auf einem offenen Korridor von Station Athena angefallen. Der Klingone wurde inhaftiert, Captain Paris würde vollständig genesen - aber das führte uns allen sehr klar vor Augen, dass die von Erlanger ausgehende Gefahr noch lange nicht gebannt war. Da würde noch einiges auf uns zukommen.


    Nachdem ich sie etwas zu sehr ausgelacht hatte, brachte ich Lucy nach ihrem Unfall selber auf die Krankenstation, wo Doktor Vadiye sich trotz mehrerer Patienten, Nadine Hawkins und vor allem Tabitha Johnson sofort Zeit nahm. Ich zog Lucy noch kurz auf, ehe ich auf die Brücke ging und in Abwesenheit von Captain Paris und Commander Hawkins, die auf der Krankenstation bei ihrer Tochter war, diese übernahm und Berichte einholte.

    Wenig später kam Jaesa dann jedoch ebenfalls auf die Brücke, als wir auch schon den Bericht von Athena erhielten, dass Captain Paris angegriffen wurde. Solange unser Refit lief würde das Schiff sowieso bei Athena bleiben. Dann kam auch schon ein Lieutenant Commander William Batel an Bord. Dieser stellte sich bei Jaesa als Leiter des neuen Valkyrie Squadrons vor. Das war an sich nichts außergewöhnliches, wir erhielten mehr als 800 neue Kolleginnen und Kollegen, nicht wenige davon für die neuen Kampfflieger. Aber dieser Commander Batel... es schein als sähe er geradezu an Jaesa vorbei und begutachtete nur mich, seine Beurteilung fiel seinem Gesichtsausdruck zu urteilen eher negativ aus.

    Ich war nie paranoid gewesen, aber es schien mehr als im Bereich des Möglichen dass Erlanger einen Spion an Bord eingeschleust hatte. Mindestens genauso wahrscheinlich war es, dass der Commander Terranern einfach nicht traute oder schlecht gegessen hat, aber es konnte nicht schaden vorsichtig zu sein. Auch wenn ein Angestellter von Erlanger wohl nie so auffällig agieren würde.


    Dann erbebte das Schiff erneut, dieses Mal deutlich heftiger als zuvor. Admiral Nechayev beamte augenblicklich auf die San Diego und verlangte einen Bericht - nachdem sie im Taumeln Jaesa den gesamten, heißen Inhalt ihrer Kaffeetasse vor die Füße gekippt hatte. Weder Commander Corlsen noch Lieutenant Griffin hatten eine Lösung für die Probleme mit dem künstlichen Schwerkraftsysteme, die strukturelle Integrität war zwischenzeitlich auf unter 80 % gesunken. Dann jedoch meldete Commander Johnson von der Krankenstation, dass das Problem "behoben" sei und tatsächlich hörte das Beben auf. Nach Lucy's Berichten hat Ms. Johnson mithilfe eines neuralen Suppressants die "Zustände" von Nadine unter Kontrolle bringen können, da das allerdings wie immer bei ihr eine experimentelle Behandlung war wusste niemand wie lange der Effekt halten würde.

    Dann kam ein weiterer Lieutenant Commander auf die Brücke, meckernd und schimpfend ehe er Admiral Nechayev erblickte und sofort strammer stand als ein Kadett bei der Zimmerkontrolle. Offenbar hatte Lieutenant Griffin Daten zu spät übermittelt, sodass es nun Verzögerungen für die San Diego und auch Lorca gab. Admiral Nechayev gab diesem Ingenieur 90 Minuten Zeit - er hatte zweieinhalb Stunden veranschlagt - bis die San Diego starten sollte.

    Dann rief Admiral Nechayev Jaesa und Commander Corlsen in den Konferenzraum um weitere Befehle zu besprechen. In dem Moment hatte ich mir nichts dabei gedacht, aber nach der Inhaftierung von Captain Mystral, der - wenn auch oft berechtigten - Hexenjagd auf den Geheimdienst....ich hielt es nicht mehr für ausgeschlossen, dass Admiral Nechayev bereits Vorsichtsmaßnahmen traf ehe sie zu aktiveren Mitteln greifen oder gezwungen würde.


    Das Gespräch zwischen den dreien konnte allerdings nicht lange dauern, denn wenige Sekunden später meldeten die Sensoren einen Eindringsalarm im Labor der Draugr. An Bord dieses Schiffes müssen zu diesem Zeitpunkt 200 oder mehr Sicherheitsoffiziere, MACOs, Wissenschaftler und Admirals gewesen sein, abgesehen davon, dass es nur knapp außerhalb der Transporterreichweite von San Diego und Station Athena Position hielt. Dieses Schiff jetzt zu entern schien Wahnsinn, aber irgendjemand hatte es getan, die Sensoren registrierten drei unbekannte Eindringlinge im Wissenschaftslabor. Dann meldeten die Sensoren auch schon Waffenfeuer. Commander Hawkins befahl roten Alarm und Kurs auf die Draugr, woraufhin Admiral Nechayev höchstpersönlich das Steuer übernahm.

    Trotzdessen und eines sehr kurzen Fluges waren wir zu spät, die Lebensformen waren verschwunden und die Sensoren registrierten nur noch ein auf Warp springendes unbekanntes Schiff an der Systemgrenze. Die Leahval hatte das Schiff früher entdeckt und die Verfolgung aufnehmen, diese allerdings genauso schnell wieder einstellen müssen, als das unbekannte Schiff von den Sensoren verschwand.


    All das warf Unmengen an Fragen auf: Wie konnte ein unbekanntes Schiff in ein gut verteidigtes System - wir hatten Station Athena und acht Allianz-Schiffe im System - eindringen, ohne dass die Sensoren uns eine Warnung gaben? Wie konnten die Schutzmaßnahmen an Bord der Draugr umgangen werden? Und wieso wurden die 17 Offiziere an Bord der Draugr alle "nur" betäubt? Wer auch immer hier hintersteckte, offenbar wollte er keine Toten.

    Auch Jaesa war der Meinung, dass dieser Angriff gezielt und gut geplant gewesen sein muss. Ich sprach kurz mit ihr und Admiral Nechayev über einen Verdacht, dass wir einen Spion, Saboteur oder Schlimmeres an Bord hatten und beide waren wenig überzeugt. Das konnte ich verstehen. Dennoch hatten beide genug erlebt, um mir die Erlaubnis zu geben eine Untersuchung zu starten. Ich sendete über 50 Nachrichten - die meisten davon über sichere Kanäle, einige wenige allerdings öffentlich um einen möglichen Spion aus der Deckung zu locken.

    Auch wusste ich nun, dass unser ursprünglicher Befehl war in's Narendra-System zu fliegen, nun würden Admiral Nechayev und Admiral Selos vorfliegen und uns dort erwarten, sobald wir mehr Licht in dieses Dunkle gebracht und Antworten gefunden hatten.

    Unsere Sensordaten über das fremde Schiff waren beschränkt, klar war nur, dass es keiner uns bekannten Rasse zuzuordnen war. Jaesa telefonierte dann mit dem romulanischen Admiral Selos um unsere Sensordaten zu vergleichen, allerdings war auch dem Tal'Shiar dieses Schiff nicht bekannt.


    Commander Batel und Lieutenant Griffen philosophierten kurz, dass solche Dinge für die San Diego wohl nichts Ungewöhnliches seien und natürlich war das richtig. Aber das hier fühlte sich dennoch anders an, größer, gefährlicher. Dann kam Lucy auf die Brücke und berichtete ebenso wenig Gutes. Commander Corlsen und sie hatten Beweise gefunden, dass die Sensoren manuell deaktiviert wurden, der Zugriff auf das Log wurde vom Computer nun allerdings verweigert - nur eine Handvoll von Leuten hatte diese Art von Wissen und Zugriff.

    Sie hatte auch schon einen Verdächtigen gefunden, der allerdings bald das Schiff verlassen wollte. Da sie noch nichts konkretes hatte, konnten wir ihn nicht inhaftieren, aber natürlich vertraute ich Lucy. Sie riet mir Protokoll gamma-6 einzuleiten und das hätte ich vielleicht sogar getan, allerdings passierte dann etwas Unerwartetes.

    Während sie - laut - vor sich hinredete, dass sie so sicher war und nur einen Weg brauchte um mehr Informationen über den Verdächtigen zu sammeln, ohne dass dieser misstrauisch wird, wurde mir beim Grinsen von Lieutenant Griffin und Commander Johnson sofort klar, dass hier - unabsichtlich - ein Plan entstanden war.

    Das war eine der Sachen, die ich an Lucy so lieb... schätzte: sie konnte Taktiken und Ergebnisse erzielen, ohne selber zu wissen wie genau sie das erreicht hatte.

    Sie kannte Tabby Johnson noch nicht annähernd gut genug um diese Aussage absichtlich zu treffen, aber irgendwie schaffte sie es genau den richtigen Inhalt zur richtigen Zeit an die perfekte Person zu bringen.

    Die meisten würden es "Zufall" nennen, in Wahrheit war Lucy wie kaum ein Zweiter in der Lage im Unterbewusstsein gespeichertes Wissen zu nutzen, ohne das selbst mitzukriege. Da half auch ihr ironisches "Sind wir schon so verzweifelt?" nichts, wir hatten einen Plan.


    Commander Johnson jedenfalls machte sich direkt zur "Verführung" auf den Weg - manchmal, nur manchmal kann ich verstehen wieso Lieutenant Griffin einige Zeit sehr instabil war, spätestens nachdem Ms. Johnson sich als erste Amtshandlung nach dem Wiederbetreten der Brücke ihre Uniform richtete - Commander Batel war irritiert, aber niemand wollte ihm ehrliche Antworten geben.

    Ich hatte Lieutenant Johnson neun Minuten Zeit gegeben, ehe ich das Schiff abriegeln würde. Das reichte ihr um jede Menge Daten über Lieutenant Commander Jettingham, Quartiermeister von Station Athena zu sammeln: Bijani, 45 Jahre alt, bei bester Gesundheit, in Ms. Johnson's Worten "langweilig" und "gewöhnlich". Jaesa kam dann zurück auf die Brücke und hörte denselben Bericht. Wir waren mitten in einer offenen Diskussion, als genau Commander Jettingham die Brücke betrat.

    Er berichtete, dass seine Arbeit getan war und er nun auf die Station zurückkehren würde. So sehr ich es hasste das zu sagen - oder auch nur zu denken - wir hatten keine andere Wahl als ihn gehen zu lassen.

    Jaesa jedoch hatte andere Pläne, schnappte sich aus dem Nichts einen Phaser und feuerte plötzlich auf den Commander. Selbst ich als Terranerin, die mehr als eine öffentliche Exekution auf einer Brücke erlebt hatte, war für einen Moment geschockt. Tatsächlich jedoch ließ diese Person den Phasertreffer einfach an sich abprallen.


    Ganz spurlos vorbei ging der Schuss an ihm dann allerdings auch nicht, denn plötzlich stand da kein Bijani mehr vor uns, sondern.. etwas Anderes. Am ehesten würde ich es als Breen beschrieben, aber das mag nur Mittel zum Zweck gewesen sein um uns weiter zu täuschen.Ich nahm mir ein Gewehr und auch die weitere Brückencrew sowie die herbeigerufene Sicherheit umzingelten diesen "Besucher" schnell.

    Ehe wir irgendwas tun konnte flogen wir alle, jeder einzelne auf dieser Brücke, quer über das Deck. Der Commander fand das "amüsant", meinte allerdings er könnte unsere Einmischung nicht weiter dulden ehe er verschwand. Während wir alle uns langsam wieder hoch kämpften, sah ich dass Lucy schmerzverzerrt am Boden lag - sie war erneut auf dem selben Arm gelandet, der nun gebrochen schien. Ehe Ms. Johnson die Chance hatte sie groß zu scannen beamte ich sie direkt auf die Krankenstation - da war allerdings schon klar, dass unser Fluglehrer ebenfalls kosmische Strahlung aussendete. Anscheinend hatte er hierbei Lucy "infiziert", Doktor Vadiye arbeitete bereits daran.

    Dann sahen wir alle auf dem Schirm ein winziges Schiff davon warpen, die Sensoren konnten es allerdings erneut nicht registrieren. Lieutenant Griffin und Commander Corlsen begannen einen kompletten Reset um jegliche Sabotage umgehen zu können, das würde allerdings dauern.


    Die Gefahr schien für den Moment gebannt, unser Saboteur gefunden. Dann jedoch gab es einen medizischen Notfall in der Cargobay, zu welchem kurz darauf die Sicherheit gerufen wurde. Ich zögerte nicht lange und nahm ein Gewehr, allerdings hätte mich nichts auf das vorbereiten können was ich dann sah: Doktor Vadiye scannte einen in der Ecke kauernden, offensichtlich verletzten Commander Jettingham. Vor ein paar Monaten hätte ich nicht lange gezögert und diesen Mann inhaftiert, fragen und untersuchen hätten wir ihn dann immer noch können. Aber nach allem was zuletzt passiert war, egal ob mit den Hawkins-Schwestern, Vadiye oder Selos... jeder der diese Uniform trug, der für die Allianz einstand, hatte eine Chance verdient sich zu erklären.

    Commander Johnson und Doktor Vadiye bestätigten kurz darauf, dass - dieser - Commander Jettingham tatsächlich nur "ein armer Targ" war, der ebenso wie die Brückencrew quer durch die Frachtrampe geschleuchert wurde. Er meinte auch er hätte einen Person in einem Anzug gesehen, außerdem gab es Reste an kosmischer Strahlung. Auch der Commander und Doktor Vadiye waren sich sicher, dass diese Verletzungen offentsichtlich von jemandem stammten, der sein Gegenüber nicht umbringen sollte - und der immer wieder erwähnte, dass wir uns nicht einmischen sollten.

    Doktor Vadiye brachte ihn dann auf die Krankenstation, während Commander Johnson fröhlich philosophierte, ob wir ein solch starkes Wesen nicht behalten können, wenn wir es finden.Manchmal glaube ich diese Frau überschätzt sich zu sehr, aber bisher hat sie mich jedes Mal vom Gegenteil überzeugt.


    Doktor Vadiye jedenfalls führte dann jede erdenkliche Untersuchung an Commander Jettingham durch, während ich Lucy in die Frachtrampe rief. Als sie beim vorsichtigen Betreten des Raumes ihre Haare zusammenband, wurde mir erst klar, dass mein "Hast du einen Moment für mich?" auch anders hätte aufgefasst werden können. Und ich wünschte dafür wäre Zeit gewesen, aber jede Sekunde zählte. Also gab ich Lucy eine Aufgabe, die ich normalerweise nichtmal einem Crewman gegeben hätte, der meine Urgroßmutter beleidigt hat - sie sollte von Hand, mit einem kleinen Tricorder, jeden Quadratmeter dieser Rampe scannen. Wir konnten den Sensoren nicht trauen und genauso wenig den meisten Crewmitgliedern, vor allem den Neuen. Sie versuchte ihre doppelte Enttäuschung zu überspielen, aber uns beiden war klar wie wichtig es war so schnell wie möglich mehr Hinweise zu finden - zumal wir kurz darauf erfuhren, dass die vom Commander ausgehende Strahlung sich bereits verflüchtigte, wir hatten also nicht viel Zeit.


    Ich ging dann auf die Brücke, wo sich gerade für die anstehende Schlacht vorbereitet wurde. Nach dem Verschwinden des "Commanders" hatten wir Kurs auf das Narendra-System gesetzt und waren mitsamt unserer neuen Fightersquadrons gerade rechtzeitig zum Beginn der Schlacht angekommen. Ich überprüfte die Sensoren und konnte nicht fassen, was ich da sah: drei Geheimdienstschiffe verteidigten das System: die Nimbus, die Chin'toka und... die Khitomer. Das Schiff auf welchem ich lange selbst gedient hatte, deren Crew und vor allem Captain ich gut kannte. Ich bat Jaesa mir eine Chance zu geben mit ihm zu reden ehe wir wieder die Waffen sprechen lassen.

    Und tatsächlich stimmte sie zu und befahl die Waffen vorerst ruhen zu lassen. Leider jedoch wurde die Kommunikation von den anderen beiden Schiffen gestört, sodass wir nur Bruchteile von einem Notruf der Khitomer empfingen - die anderen beiden Schiffe hatten das Feuer auf die Khitomer eröffnet.

    Die San Diego, Hornet, Leahval und alle Fighter feuerten dann auf die Waffensysteme aller drei Schiffe, was relativ schnell zu Erfolg führte. Daraufhin ergriff die Chin'toka die Flucht und war von allen Sensoren verschwunden. Die Nimbus jedoch setzte einen Kollisionskurs direkt auf die manövrierunfähige Hornet.

    Dank Commander Batel's Zielkünsten konnten beiden Triebwerke der Nimbus rechtzeitig ausgeschaltet werden und wir nahmen das Schiff in den Traktorstrahl, beide Schiffe wurden dann von unseren Teams geentert.


    Captain Mystral beamte kurz darauf an Bord und ich durfte ihn empfangen. Trotz all der Umstände war es schön ihn wiederzusehen. Ich hatte nicht immer das beste Verhältnis zu ihm und wir "stritten" - oder "argumentierten" in seinen Worten" - oft, aber er war ein guter, ein fairer Captain. Ihn wenig später direkt neben Jaesa stehen zu sehen war wie aus einem Holoprogramm. Der Captain und die in seinen Worten "legendäre" Jaesa Hawkins erörterten kurz die Vorfälle: die Khitomer hatte den Befehl bekommen das Schiff im Narendra-System an die Sternenflotte zu übergeben, bei der Ankunft warteten allerdings zwei andere Intel Schife, die sofort das Feuer eröffneten - in Jaesa's Worten "Erlanger's Überbleibsel".

    Ich bin sicher diese und ähnliche werden wir in den nächsten Wochen noch öfter sehen.

    Befehle befolgen... das war seine größte Schwäche. Captain Mystral war stolz darauf in seinen 38 Jahren niemals einen Befehl in Frage gestellt oder gar verweigert zu haben, das hier war nicht der erste bei welchem er das hätte tun sollen.


    Und offenbar passierte all das nicht zufällig. Die Befehle kamen von Admiral Rick Stevens, dem Kommandierenden Offizier des Kalendra-Sektors. Es dauerte eine Weile, aber schließlich fiel mir ein woher mir dieser Name bekannt vorkam: er war Admiral Erlanger's erster Offizier während dessen ersten Kommandos gewesen, hatte nach dem Wechsel von Erlanger zum Geheimdienst allerdings alle Hinweise darauf so gut wie möglich verschleiert oder gelöscht.

    Genau dieser Admiral wird seit vier Tagen vermisst. Gut möglich, dass Erlanger vor seiner großen Schlacht um Athena noch einen Backup Plan aktiviert hat- zu ihm passen würde es nur zu gut.

    Das war es dann allerdings auch wieder an Hinweisen, bis Captain Mystral mitteilte, dass er einen explosionsverstärkten "Sensor" in einem Torpedo versteckt hatte, der in der Chin'toka eingeschlagen war - quasi ein Tracker. Und dieser lieferte Daten.

    Wir setzten zusammen mit der Leahval einen Verfolgungskurs, während die Hornet sich um die Crews der Khitomer und Nimbus kümmerte.


    Commander Corlsen hatte in der Zwischenzeit ein kleines technisches Gerät an einer der Konsolen auf der Brücke gefunden, Zumindest äußerlich sah dieses Gerät denen im Labor der Draugr sehr ähnlich, gut möglich dass unser Möchtegern-Eindringling dieses an Bord platziert hatte um uns zu stoppen. Commander Corlsen begann eine Analyse, aber auch die wird eine Frage wohl nie beantworten: Warum? Was verfolgte dieses Wesen für Ziele?

    Jaesa's Kommentar jedenfalls, dass Captain Mystral bzw. seine Aktionen sehr Tal'Shiar bzw. romulanisch schienen kommentierte dieser nur damit, dass es logisch wäre ihn zu inhaftieren - genau das befahl Jaesa mir dann.

    Natürlich hatte auch sie ihre Befehle, aber ein Teil von mir sah sich dennoch selbst in Captain Mystral und fragte sich ob ich irgendwann genauso behandelt werden würde. Er hatte vier Jahrzehnte der Sternenflotte gedient und nun musste er bezahlen, weil er die falschen Befehle befolgt hatte.

    Ich brachte ihn dennoch zur Zelle und kehrte nach einem kurzen Gespräch - in welchem er natürlich sofort eingestand, dass er selbst an allem hier die Schuld trage - Richtung Turbolift zurück.


    Sie sieht sich im Turbolift um und hört draußen Stimmen, die erst lauter, dann aber schnell wieder leiser werden. Puuh. Ich dachte schon jemand würde mich hier, so, finden.

    Amicia steht langsam auf, streicht sich die Uniform und Haare glatt, ehe sie erneut tief durchatmet.

    Wir würde es nun also weitergehen? Ich musste einen Gang zurück schalten, so viel war klar. Mir mehr Zeit für mich nehmen. Lucy war ein Anfang, aber ich brauchte mehr Gründe abzuschalten - Hobbies? Es wäre sicher interessant, die erste Terranerin zu sein die an Parrises Squares teilnimmt.

    Bis vor wenigen Stunden habe ich ernsthaft überlegt den Geheimdienst auch offiziell zu verlassen und mich auf meine Tätigkeiten auf der San Diego zu konzentrieren, aber konnte ich mir das jetzt erlauben? Konnten wir auf die Ressourcen, die Informationen eines noch so geschwächten und zerstrittenen Geheimdienstes verzichten?

    Für den Moment hatte ich darauf keine Antworten, Ich wusste nur, dass wir so schnell wie möglich Admiral Stevens finden mussten, ehe dieser die Gelegenheit hatte Erlanger's Werk fortzuführen - vielleicht würde mir das auch bei einer Entscheidung helfen. Ein korrupter Admiral im Geheimdienst ist ein unglücklicher, unvermeidarer Einzelfall, zwei sind ein Muster, sollten wir noch einen dritten finden...ich könnte dieser Organisation nicht mehr dienen.


    =C= Warnung. Stopzeit überschritten. Setzen Sie Ihre Fahrt fort oder ein Ingenieur wird informiert um das Problem zu beheben.


    ... Computer, Fahrt versetzen, Brücke. Amicia verlässt mit einem emotionslosen, fast leeren Blick den Turbolift und übernimmt ihre Station.

    "Der Captain wurde inhaftiert" berichtet sie während sie in der linken Hand ihren Intel-Notfallkommunikator betrachtet und diesen verwüsten will, als plötzlich eine Nachricht aufploppt...


    =/\= Log Ende.

    Lieutenant Lucy Tamas sitzt in der verlassenen Messhall der U.S.S. San Diego und starrt in ihre leere Tasse, welche bis vor wenigen Sekunden noch Kaffee enthielt. Während der Großteil der Crew sich auf den Stationen für das anstehende Gefecht bereitmacht konnte Lucy Tamas keine Verwendung für ihre Fähigkeiten finden - nicht, dass sie es nicht versucht hatte. Vor wenigen Minuten wurde sie jedoch von einem Fähnrich von der CONN verscheucht, woraufhin sie in der Messhall verschwand.


    Lucy Tamas steht auf, starrt für einige Sekunden in die Tiefen des Alls und schlägt mit der Faust mehrmals gegen die Scheiben. Natürlich weiß sie, dass die Fenster ganz andere Belastungen aushalten können, aber ihre Handlungen in diesen Momenten sind nicht rational. Schließlich nimmt sie sich ein PADD und setzt sich wieder.


    Computer, persönliches Computerlogbuch fortsetzen:


    Persönliches Computerlogbuch

    Agent Lieutenant Lucy Tamas

    Nachtrag:


    Ich hatte so viele Pläne für den heutigen Tage, so viele Ideen, so viele Hoffnungen. Mein Ziel war es gewesen, am Ende des Tages nicht nur einen festen Posten an Bord der U.S.S. San Diego zu haben, sondern auch Planungssicherheit für die Zukunft - sowohl privat als auch in der Sternenflotte.

    Diese habe ich immer noch nicht, dafür habe ich eine komplexe Humerusfraktur - das klingt weniger peinlich als "Ellenbogenbruch" - und darf Frachträume von Hand scannen, während Amicia und der Rest der Crew die aufregenden Aufgaben erledigen. War mir klar, dass ich etwas opfern müsste um mit Amicia zusammen zu sein? Natürlich. War ich berreit dazu? Definitiv. Aber dass dieses Opfer so groß sein würde, das hatte ich nicht erwartet.


    Wie konnte es so weit kommen? Hier spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, die sich über den gesamten Tag angesammelt haben. Dinge in meiner Veantwortung, ja, aber sehr viele außerhalb dessen. Alleine die Tatsache, dass Captain Paris auf Station Athena von einem Klingonen angefallen worden war und nun auf der Krankenstation von Athena lag machte mir den ersten Strich durch die Rechnung. Er würde wieder voll genesen, aber für heute hatte er absolutes Besuchsverbot.

    Dabei war mein Plan verdammt einfach gewesen: aufwachen, mit Captain Paris sprechen, eine feste Position einnehmen. Zumindest den ersten Teil habe ich geschafft... allerdings eher unfreiwillig.

    Kaum war ich gegen 06.30 Uhr wieder in unserem Quartier angekommen, hatten Amicia und ich schnell beschlossen, dass wir Schlaf nachzuholen hatten. Dieser Schlaf wurde dann allerdings bald gestört, als das gesamte Schiff anfing zu beben.

    Im Gegensatz zu Amicia, die jahrelange Erfahrungen auf Schiffen hatte und nicht das erste Mal durch wackelnde Deckplatten wachwurde gelang es mir nicht mehr mich rechtzeitig an irgendwas festzuhalten, sodass ich mit voller Wucht auf den Boden knallte. Aus dem Reflex heraus versuchte ich mich mit dem Arm abzustützen, was bei der Geschwindigkeit des Aufpralls keine sonderlich gute Idee war.


    Nachdem Amicia mich ausgiebig ausgelacht hatte - ich konnte es ihr nicht verübeln, zumal ich ihr Lachen gerne höre - half sie mir hoch und zur Krankenstation. Nachdem sie mich in die Hände der schwer beschäftigten Doktor Vadiye übergeben hatte und mir noch etwas Mut zusprach, verließ sie die Krankenstation um auf der Brücke nach dem Rechten zu sehen.

    Ich protestierte noch bei Doktor Vadiye,dass andere Verletzte Vorrang hätten, aber sie ließ nicht mit sich reden und begann sofort meinen Arm zu behandeln, wenig später war ich quasi wieder genesen.

    Das Ganze hatte allerdings auch einen positiven Aspekt: ich hatte den besten Platz auf den Grund für all diese Geschehnisse, dieser Grund hieß Nadine Hawkins. Ihre "Fähigkeiten" hatten sich in den letzten Stunden deutlich intensiviert, sodass in unregelmäßgen Abständen die Schwerkraftsysteme ausfielen und das gesamte Schiff erbebte. Doktor Vadiye und Commander Johnson arbeiteten an einer Lösung, für den Moment blieb nur warten. Ich sollte zur Beobachtung auf der Krankenstation bleiben, als ich wenig später jedoch eine Nachricht von Amicia erhielt, dass ich "diskrete" Nachforschungen über unsere Reparaturteams anstellen sollte, schlich ich mich in all dem Chaos von der Krankenstation und in den leeren Maschineraum.


    Es sollte nicht lange dauern, bis ich die ersten Ungereimtheiten fand, sodass ich sofort Commander Corlsen herbei rief um meine Ergebnisse zu verifizieren: natürlich war auch mir bewusst wie chaotisch es bei Wartungen und Upgrades abläuft, aber es gab eindeutige Hinweise, dass unsere Sensoren manuell, bewusst deaktiviert wurden. Genau zu dem Zeitpunkt, als ein unbekanntes Schiff in's System warpte und ein Enterteam auf die Draugr schickte. Es gab zwar keine Toten - wer auch hinter diesem Angriff steckte schien sehr bewusst darauf geachtet zu haben, dass niemand getötet wird - aber es wurden mehrere Gegenstände aus dem Labor der Draugr gestohlen. Die Leahval hatte mehr Daten sammeln und das Schiff kurzzeitig kann, musste die Verfolgung allerdings auch schnell dank mangelnder Warpspur einstellen.

    Ich war lange genug Agent um zu wissen, dass es hier einen Zusammenhang geben musste: während Commander Hawkins mit Admiral Selos Daten verglich machten Commander Corlsen und ich gerade Fortschritte als plötzlich ein Lieutenant Commander Jettingham vor uns stand, offenbar der Quartiermeister von Station Athena.


    Dieser verhielt sich sehr merkwürdig, stellte Fragen und verschwand sobald ich meinen Tricorder zum Scannen - der Konsole - anhob. Das mag Zufall gewesen sein, weil er sowieso in die Frachtrampe wollte, aber da blieb ein ungutes Gefühl. Ein Gefühl, dem ich gelernt hatte, zu vertrauen. Also ließ ich Commander Corlsen weiter an den Logs arbeiten - für den Moment erhielt er keinerlei Zugriff - während ich mit Commander Jettingham unter vier Augen sprach. Er war nicht besonders kooperativ, aber stellte schließlich klar, dass er 80 Personen an Bord hätte, welche in vier Teams aufgeteilt waren.

    Die genaue Crewliste sollte Lieutenant Griffin haben und es war offensichtlich, dass er nicht mehr mit der Sprache rausrücken würde. Was mich allerdings aufhorchen ließ war die Tatsache, dass er die San Diego 20 Minuten später verlassen wollte. Natürlich könnte das sein Zeitplan sein, insbesondere nachdem Admiral Nechayev höchstpersönlich kurz zuvor auf die San Diego gebeamt war um nach dem Rechten zu sehen und Ultimaten zu stellen. Aber dieser Man verbarg etwas, also ging ich auf die Brücke und riet Amicia Protokoll gamma-6 ausführen - das gesamte Schiff abzuriegeln.


    Lieutenant Griffin übergab mir dann das PADD mit den Crewdaten und anscheinend plapperte ich unbedacht irgendwas vor mich hin, dass es doch eine Möglichkeit geben musste mehr Daten über diesen Commander herauszubekommen. Normalerweise hätte ich mich dafür rügen können auf der Brücke eine Sovereign-Klasse mein Mundwerk nicht im Griff zu haben, aber in diesem Fall war es etwas Gutes: sowohl Lieutenant Griffin als auch Commander Johnson wussten sofort wer sich für diese Aufgabe anbot und so machte sich Tabitha Johnson auf den Weg Richtung Cargobay, Amicia gab ihr neun Minuten Zeit ehe sie das Zeit abriegeln würde.


    Tabitha Johnson brauchte deutlich weniger Zeit und richtete sich beim Betreten der Brücke demonstrativ ihre Uniform - ich möchte wirklich nicht wissen wie genau diese Frau arbeitet. Jedenfalls war unser verdächtiger Commander ein 45-jähriger Bijani ohne besondere Auffälligkeiten, laut Ms. Johnson das "langweilgste" Versuchsobjekt seit langem.

    Wir waren gerade am Brainstormen, als eben dieser Commander die Brücke betrat und verkündete, dass er seine Upgrades abgeschlossen habe und nun wieder nach Athena zurückkehren würde. Commander Hawkins zögerte kurz und dann überschlugen sich die Ereignisse.

    Auf einmal zog Commander Hawkins einen Phaser und schoss auf Mr. Jettingham, der den direkten Phasertreffer abschüttelte als wäre es nichts gewesen. Amicia bewaffnete sich ebenfalls sofort, doch während ich noch verzweifelt eine Waffe oder zumindest Deckung suchte brachte dieser Jettingham die gesamte Brücke zum Beben, sodass jeder von uns quer über das Deck flog.


    Danach verschwand Mr. Jettingham mit den Worten, dass all das hier zwar "amüsant" sei, er aber keine Einmischung mehr dulden werde. Commander Hawkins, Lieutenant Griffin, Amicia und der Rest der Brückencrew konnten sich schnell wieder aufraffen, ich selbst merkte erst nachdem all das Adrenalin abklang, dass ich erneut auf einem bereits verstauchten Ellenbogen gelandet war - bereits bevor die Schmerzen einsetzten wusste ich anhand der Armhaltung, dass dieser jetzt mindestens gebrochen war. Amicia und Ms. Johnson halfen mir hoch - wenn auch beide mit sehr unterschiedlichen Motiven - und ich wurde auf die Krankenstation gebeamt.

    Doktor Vadiye reagierte ungefähr wie erwartet. Während meine Ellenbogenfraktur und die offenen Wunden relativ einfach geheilt waren gab es etwas Anderes, das mir Sorgen bereitete: Commander Jettingham hatte offenbar die selbe kosmische Strahlung ausgesandt, mit welcher auch Nadine Hawkins das Schiff kurz zuvor zum Beben gebracht hat - und durch meine offenen Wunden war diese Strahlung nun auch ein Teil von mir. Ms. Johnson hatte ein experimentelles "Gegenmittel" für Nadine Hawkins entwickelt, all meine Hoffnungen lagen nun also darauf, dass diese auch bei mir wirken würde.Immerhin schien Nadine Hawkins für den Moment keine weiteren Schwankungen auszusenden.


    Wenig später rief Amicia mich in die Frachtrampe, weil sie mich "brauchte" - während ich noch lange überlegte was ich anziehen oder mitbringen sollte schossen mir die Bilde aus Rosemillow in den Kopf, erinnerte ich mich wie ein einfaches Missverständnis uns schon einmal fast alles gekostet hätte. Also ging ich auf Nummer sicher, blieb in Uniform und machte mich auf den Weg. Wie sich schnell herausstellen sollte, war das eine gute Wahl, denn tatsächlich hatte sie einen Auftrag für mich: Lieutenant Griffin und Commander Corlsen waren noch beim Rekalibrieren der Sensoren, bis dahin mussten wir auf manuelle Scans ausweichen, das heißt ich durfte die gesamte Cargobay mit einem Tricorder scannen.

    Zunächst verstand ich nicht ganz was ich dort finden sollte, ehe ich von einem Crewman hörte, dass Commander Jettingham kurz zuvor verletzt, aber lebendig - und ohne besondere Fähigkeiten - in der Cargobay gefunden und auf die Krankenstation gebracht wurde. Er hatte wohl behauptet ebenfalls angegriffen worden zu sein. Ich bin langsam komplett übefragt was genau hier vor sich geht. Trotz all meiner Bedenken scannte ich für die nächsten zwei Stunden jedes Detail des Raumes, während die San Diego Kurs auf das Narendra System setzte, wo wir gemeinsam mit der Hornet und Leahval eine von Admiral Erlanger's Basen einnehmen sollten.


    Als ich mit meinen Scans fertig war, war ich nur noch überforderter als sowieso schon. Einige Daten konnte ich verstehen, aber die meisten ergaben keinen Sinn. Also tat ich etwas, das genauso wenig Sinn ergab und holte mit Hilfe von Doktor Vadiye und Commander Johnson. Eines war klar: es hatte eine Transportersignatur gegeben, eine extrem hoch entwickelte Transportersignatur. Zumindest hatte Ms. Johnson es geschafft von unserem Gast auf der Brücke einige Scans durchzuführen und laut diesen war er mindestens 2700 Jahre alt und teilweise menschlich. Ms. Johnson philosophierte, dass die kosmische Strahlung möglicherweise als eine Art Speedboost für die menschliche Evolution dient. Wenn das wahr war, was bedeutete das für Nadine Hawkins? Die Mengen an kosmischer Strahlung in meinem Körper waren minimal, wenn überhaupt würde ich kleinste Effekte bemerken - aber Nadine? Gut möglich, dass sie genauso enden würde. Ob das nun gut oder schlecht war, war schwierig zu beurteilen, allerdings machte es mir Sorgen.


    Ich hatte für den Moment genug davon und ging auf die Brücke und übernahm die leere CONN, als ich plötzlich einen Mann sah, der wie ein alter Bekannter schien, auch wenn ich ihn nie zuvor gesehen hatte: Captain Mystral von der A.I.V. Khitomer. Er war lange Amicia's Captain auf ihrem ersten Intel Schiff gewesen und neben Captain Paris und den Hawkins-Schwestern einer der ersten, der wirklich an sie geglaubt hatte. Sie hatte mir oft von ihm berichtet und es fühlte sich an als sei dieser Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, ein Teil meiner Familie. Umso merkwürdiger war es Commander Hawkins Amicia befahl den Captain zu inhaftieren. Ja, er hatte zuvor selber betont wie "logisch" dieses sei, aber das konnte es nicht einfacher machen.

    Ich machte mir ein kurzes Bild über die Lage: wir waren noch im Narendra-System, die Khitomer, Hornet und ein weiteres Intel Schiff waren jeweils beschädigt im System, während die Leahval ein drittes Geheimdienst-Schiff verfolgte. Ich konnte nicht 100 % sicher sein, aber offenbar hatte Admiral Erlanger noch mehr Freunde im Geheimdienst als erwartet. Und wir hatten nicht viel Zeit zum Handeln.


    Dann erschien schon der Ersatz Helm-Offizier und ich verließ die Brücke. Offiziell um an einem Intel-Bericht zu arbeiten, inoffiziell... ich war mir nicht sicher was genau mein Platz, meine Funktion, meine Daseinsberechtigung auf diesem Schiff war. Jetzt mehr als jemals zuvor. Auf einer Brücke voller Commander Corlsens, Jettinghams, Georgious, Hawkins, Johnsons und jetzt nach einem Hangar-Offizier sowie Lieutenant Griffin.. vielleicht sollte ich doch über meinen Versetzungsantrag nachdenken. Ich werde das morgen in Ruhe mit Amicia besprechen, bis dahin habe ich noch etwas Anderes zu tun. Das war ich dieser Crew, das war ich Amicia schuldig. Egal wie hoch die Risiken waren.


    Sie nimmt das PADD, stellt ihre leere Tasse weg und geht Richtung Turbolift. Wenige Augenblicke später betritt sie einen neuen Raum, versichert sich dass sie alleine ist, ehe sie die Türen verriegelt und sich mit einem nur minimal gespielten Lächeln umdreht. "Hallo Captain, Sie kenne mich, aber wir müssen reden. Ehe es zu spät ist..."


    =/\= Komm-Verbindung abgebrochen, Log Ende.

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou erwacht in ihrem Quartier und sieht sich um. Das Bett neben ihr ist leer, auf dem Nachttisch sieht sie einen halb leeren Teller mit Pfannkuchen

    Sie gähnt, steht auf und sieht sich mit einer Mischung aus Amüsement und Schreck im Quartier um.


    „Ich hätte schwören können, dass Lucy gerade eben noch hier war und ich mit ihr gesprochen habe… wieso musste ich ausgerechnet eine Beziehung mit einer Frühaufsteherin anfangen?“ Amicia beginnt das Quartier aufzuräumen und muss beim Zusammenräumen der Wäsche mit einem Grinsen an die letzte Nacht zurückdenken.

    Wenig später ist der Boden des Quartiers wieder freigeräumt, Amicia setzt sich wieder auf’s Bett und isst einen kalten Pfannkuchen.

    „Yumm. Auch noch gut. Computer, beginne persönliches Logbuch



    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou

    U.S.S: San Diego:



    Was für ein wahnsinniger, emotionaler, dramatischer Tag. Der Rest der Crew feiert, auch Lucy und ich haben das getan, aber diese Geschichte ist noch nicht vorbei: so lange Admiral Erlanger nicht tot vor mir liegt oder in einer Hochsicherheitszelle sitzt ist das Thema nicht vorbei.

    Und dennoch, wir haben heute das Unmögliche geschafft, in einer Rekord-verdächtigen Geschwindigkeit. Admiral Erlanger mag überlebt haben, aber wir haben ihn unglaublich geschwächt, ihm drei Alliierte und seinen gesamten Starfleet Intelligence Machtapparat genommen.

    Als jemand, die lange um Akzeptanz und ihre Rolle in dieser Organisation kämpfen musste tat es weh zu sehen, was Erlanger aus Starfleet Intelligence gemacht hatte, aber wir konnten nicht in der Vergangenheit leben.



    Das galt für die Crew der San Diego, für den Geheimdienst und für mich. Für uns. Für Lucy. Lucy… ich wusste, dass sie irgendwas geheim gehalten hatte, aber ich war nicht auf die Bombe vorbereitet, die sie mir gestern Morgen vor die Füße legte.

    Sie hatte sich auch gestern offenbar sehr früh aus dem Quartier geschlichen und lange mit „dem Captain“ – es fühlte sich immer noch surreal an, das Jaesa plötzlich das Kommando hatte, auch wenn es nicht von Dauer war – gesprochen, ehe sie das Quartier wieder betrat und ich mit den schönsten Dingen in der Galaxie wach wurde: dem Anblick von Lucy, dem Geruch von frischem Tee und Brot sowie einem warmen Bett.

    Computer, den letzten Satz löschen.


    Nachdem ich Lucy’s Frühstück gegessen hatte wollte ich mich bei ihr bedanken, aber sie war nicht bei mir. Sie saß vor mir, aber ihre Gedanken waren sehr weit weg. Und ihr Gesichtsausdruck. sie machte sich nicht einmal die Mühe zu versuchen diesen zu verbergen.

    Ich machte noch einen Witz, ob sie mal wieder den Replikator zerstört hatte – dafür war sie im Training des Geheimdienstes bekannt – aber es war offensichtlich, dass sie nicht zu Späßen aufgelegt war und ich hätte mich selber für diesen dummen Satz schlagen können.

    Dann sprudelte es aus Lucy heraus, sie übergab mir zwei PADDs und erzählte, dass sie das Vertrauen der Crew verloren hatte, unsere Mission gefährdet und „uns“ zerstört hatte, Captain Hawkins bereits enttäuscht war. Sie war wirklich überzeugt von dem, was sie da sagte, also studierte ich die PADDs.


    Das erste enthielt einen ungesendeten Entwurf einer Nachricht von Lucy an Admiral Erlanger, an welchem sie ihn über die aktuellen Vorkommnisse an Bord der San Diego informierte. Ich war schockiert, sauer, wütend, aber ein Teil von mir war nicht überrascht. Lucy war nach dem Absenden meiner Nachricht an sie sehr schnell an Bord der Draugr, selbst wenn ihr Schiff nahe des Systems unterwegs war, ging das zu schnell.

    Und diesen Teil hätte ich wohl sofort verziehen, wenn sie mir früher Bescheid gesagt hätte. Dann nahm ich das zweite PADD und verlor meine Beherrschung.


    Dieses PADD enthielt Videoaufnahmen von meiner Zeit an Bord der Draugr, inklusive meines Verhörs und der Folter durch den Extraktor. Unten blinkte eine kurze Nachricht auf, dass es „noch nicht zu spät“ sei, um mich zu retten. Ich warf die PADDs beiseite, sah Lucy entsetzt an und begann sie anzuschreien wie sie das tun konnte, wieso sie alles auf’s Spiel gesetzt hat um mich zu retten. Und die Wahrheit war, ein Teil von mir stellte sich diese Fragen wirklich. Aber spätestens als Lucy begann zu weinen und ich sie wie instinktiv in den Arm nahm, realisierte ich, dass ich nicht in erster Linie sauer auf Lucy war. Nein, ich konnte es nicht fassen wie weit Admiral Erlanger, ein Admiral der Sternenflotte bereit war für seine Zwecke zu gehen.

    Wohl niemand sieht gerne Aufnahmen von sich selbst, aber diese Aufnahmen... ich konnte sie selbst kaum ertragen, es war schwer sich vorzustellen, wie Lucy sich danach gefühlt haben muss.


    Ich hätte vermutlich anders gehandelt, hätte auf jeden Fall vorher meinen Captain informiert, aber ich konnte ihre Gründe verstehen. Und ich wusste das würde auch Jaesa, gerade Jaesa, sonst wäre Lucy jetzt in einer Arrestzelle und nicht in meinem Quartier.

    Warum war sie nicht in einer Zelle? Ja, Jaesa hätte sicher Gnade vor Recht walten lassen können, aber wenn es um Erlanger ging… Lucy musste ihr irgendetwas angeboten haben, um diesen Fehler wiedergutzumachen.

    Und tatsächlich, Lucy hatte weiter an der Datenbank gearbeitet und gemeinsam mit ihren eigenen Informationen herausgefunden, wo sich die Familie von Jaesa aufhielt, wir sollten das Aufklärungsshuttle einsatzbereit machen.


    Ich ließ Lucy mir versprechen nie wieder etwas vor mir geheim zu halten – und ich hoffe sehr, dass ihr das mindestens genauso wichtig ist wie mir, um eine gemeinsame Zukunft zu haben – ehe wir Richtung Turbolift gingen.

    Da die Diagnosen einige Zeit dauerte zauberte ich mithilfe des Replikators ein Mittagessen, welches wir gerade rechtzeitig beendeten.

    Das Shuttle war startklar, alle Vorräte waren an Bord und es gab keinerlei Anzeichen, dass irgendjemand von seiner Existenz wusste.

    Ich rief Jaesa dann runter und stellte sehr schnell fest, dass es dauern würde, bis sie Lucy wieder vertrauen könnte, denn eine ihrer ersten – wenn auch indirekten – Fragen war, ob „jemand“ Erlanger oder Selos von diesem Shuttle erzählt hatte.


    Das hatte sie zum Glück nicht, sodass Jaesa verkündete, sie wollte Erlanger „heute Abend“ in unserer Zelle haben – sicher nicht unmöglich, aber ich fragte mich, ob Lucy’s Aktionen und die Tatsache, dass ihre eigene Familie an Bord der Draugr war eine Rolle für diese Entscheidung spielte.

    Wir luden weitere Torpedos in das Shuttle, ehe ich Lucy die Überwachung überließ und mich auf den Weg zur Brücke machte.

    In „Abwesenheit“ von Captain Paris war ich quasi die erste Offizierin und Jaesa hatte gerade genug zu tun, also wollte ich helfen, wo ich konnte.

    Kaum auf der Brücke angekommen überlegte ich kurz, ob ich nicht vielleicht doch wieder umkehren wollte.


    Ich sah gerade noch die ekelhafte Visage von Admiral Maximus Erlanger vom Bildschirm verschwinden und Jaesa Richtung Bereitschaftsraum verschwinden, ehe ich meine Station einnahm.

    Offenbar hatte ich einiges verpasst: Commander Corlsen und der frisch mit Sprachprozessor versorgte Bot 237 hatten einige „Überraschungen“ in Form von planetaren Breen Cryoplasma Bomben, einer installierten Dämpfungswaffe und Upgrades für Schilde und Antriebe entdeckt. Wir hatten genug Bomben an Bord, um mehrere Planeten zu vernichten, ich schätze wir wissen jetzt was die Breen – oder Erlanger – mit diesem Schiff vorhatten. Gut, dass wir sie rechtzeitig gestoppt haben.


    Die Arbeiten an der Neutralisierung des Minenfeldes schritten voran, diese wurden offenbar von einer zentralen Kontrollstation da draußen gesteuert.

    Dann war da Admiral Erlanger. Er hatte uns gerade befohlen Admiral Selos, der auf dem Weg war um uns zu „unterstützen“ bei der Ankunft samt seines Schiffes zu vernichten, da er ihn offenbar belogen hatte. Anschließend sollten wir Kurs auf Athena setzen und Admiral Nechayev samt der restlichen Station vernichten. Nicht gerade unsere typischen Befehle, kein Wunder, dass Jaesa geflüchtet war.


    Ich war irritiert gewesen, dass wir offenbar Cryoplasma Bomben in die Torpedorampe geladen hatten, aber wenn wir in eine Schlacht zogen… es war gut auf alles vorbereitet zu sein.

    Es sollte bis zur letzten Sekunde knapp werden, aber pünktlich zur Ankunft der Leahval waren unsere Waffen und Schilde online sowie das Minenfeld kurz vor der Deaktivierung.


    Admiral Selos fragte dann nach einem Bericht und Jaesa lud ihn auf die San Diego ein, um die Wartezeit bis zur Abschaltung der Minen zu überbrücken. Admiral Selos stimmte zu und Jaesa nickte mir vielsagend zu, nachdem sie zuvor Doktor Vadiye informiert hatte sich auf einen „Gast“ vorzubereiten.

    Captain Paris ist ein guter Captain, aber es war eine andere Erfahrung einen Captain zu haben, mit dem ich mich mittels Kopfnickens verständigen konnte.

    Ich ging in den Transporterraum, empfing einen sichtlich verwirrten romulanischen Admiral und erklärte ihm, dass ich nicht die einzig sei, die bald „tot“, aber eigentlich nicht tot sein würde.


    Während der Romulaner in seinem Kopf versuchte das Puzzle zusammenzusetzen, ließ ich ihn die Tür passieren und schaltete ihn auf dem leeren Korridor mit einem Hypo aus – ein leeres Schiff hatte auch seine Vorteile. Um keine ungewollte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, trug ich den Admiral selber auf die Krankenstation.

    Doktor Vadiye war noch verwirrter als der Admiral zuvor, ich ließ sie nur vielsagend wissen, dass der Admiral eine hochansteckende Krankheit hat und lieber sicher verwahrt werden sollte, ehe ich auf die Brücke zurückkehrte und alle informierte, dass der Admiral neutralisiert wurde.

    Jaesa rief die Leahval und machte einem sichtlich wütenden ersten Offizier klar, dass er sein neues Schicksal als Captain der Leahval im Dienst von Admiral Erlanger akzeptieren könne oder wir sein Schiff vernichten würden. Es brauchte seine gesamte Crew, aber Subcommander Trevew fügte sich nach einer anfangs unverschämten Reaktion schließlich, nachdem er unsere Waffensignatur sah. Unter anderen Umständen wäre es fast lustig gewesen zu sehen, wie schnell aus „Wir werden Admiral Selos rächen!“ ein „Für die Vision!“ wurde.

    Lieutenant Griffin sollte Admiral Erlanger über den Erfolg der Mission informieren, währenddessen war es Commander Corlsen und 237 mittlerweile gelungen die Minen unschädlich zu machen.


    Jaesa ging dann auf die Krankenstation und ich konnte mir nur zu gut vorstellen was dort unten passierte. Später auf Athena wurde mein Verdacht bestätigt, als plötzlich Admiral Selos neben mir saß. Die beiden hatten auf der Lorca schon einmal einen Konsens finden können, anscheinend ist auch Admiral Selos noch nicht komplett der Vision verfallen. Es gibt Gerüchte, dass Jaesa den Admiral „vergasen“ wollte, aber ich bin sicher das klingt dramatischer als es war.

    Jedenfalls hatten wir nun mit der Firestar, Lorca, San Diego und Leahval vier Schiffe in unserer kleinen Flotte.

    Jaesa gab mir dann „einen letzten Befehl“ und es dauerte länger als ich zugeben möchte, bis ich die tiefere Bedeutung dahinter verstand: ihr war klar, dass es zumindest gut möglich, dass das wirklich ihr letzter Befehl war. Der Befehl war einfach, ich sollte unsere Schiffe sicher nach Athena bringen.


    Sie wollte dann zum Frachtraum, auf meine Frage wer sie auf diese Mission begleiten würde, kam nur, dass 237 sich in 20 Minuten im Frachtraum für die Überbrückung der Draugr-Sicherheitssysteme melden sollte, ehe sie verschwand.

    In diesem Moment war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wusste ich, dass alle unsere Schiffe nur mit einer extremen Rumpfcrew arbeiteten, dass wir niemanden entbehren konnten. Und natürlich war Jaesa wie kaum eine zweite auf fast alles vorbereitet.


    Aber ich hatte Admiral Erlanger zuvor unterschätzt und fast mit dem Leben bezahlt, diesen Fehler würde ich nicht noch einmal machen. Und dann war da ihre Familie. Kaum jemand nimmt ihren Dienst, ihre Loyalität gegenüber der Sternenflotte so ernst wie Jaesa. Aber wenn Erlanger plötzlich mit einer Waffe ihre Familie bedrohen würde…mir schossen die Bilder der komplett gebrochenen Jaesa Hawkins von der Lorca vor Augen und ich wusste, dass ich sie nicht alleine gehen lassen konnte.

    Spätestens das traurige „Bssst“ von 237 besiegelte das, sodass ich die Brücke an Commander Corlsen übergab und in den Frachtraum ging, wo Jaesa gerade ihre Sachen zusammenpackte und mich mit einer Schrotflinte in der Hand begrüßte, die sie regelmäßig durchlud.


    Ich hatte sie selten so erlebt, spätestens jetzt war mir klar, dass meine Sorgen um ihren Zustand berechtigt waren. Ihre Worte waren die einer Sternenflottenoffizierin – sie konnte niemand anderes riskieren, wir mussten Erlanger stoppen, wir hatten nicht genug Personal – aber ihre Gestik, ihr Ton, ihre ganze Atmosphäre in diesem Moment...es machte mir Sorgen. Das machte ich ihr mehrmals klar, erzählte ihr, dass Erlanger genau diese Jaesa Hawkins auf seinem Schiff haben möchte. Emotional, wütend, auf Rache sinnend.

    Sie reagierte nur genervt, aber dann kam mir eine Idee: sie hatte Recht, wir alle wurden an Bord der San Diego gebracht. Aber Lucy hatte die letzten Stunden geduldig in der Shuttlerampe gewartet. Sie hatte für den Moment keine essenzielle Funktion an Bord, sie hatte eine Ausbildung als Agent und war eine gute Pilotin. Genau die Person, die Jaesa brauchte.


    Mir war nur zu bewusst, dass ich im Falle eines Scheiterns dieser Mission statt einem zwei der mir wichtigsten Personen verlieren würde, aber ich wusste, dass die beiden zusammen stärker waren, gerade weil sie sich gerade wenig zu sagen hatten und Lucy sich beweisen wollte. Gerade weil Lucy 150 % geben würde und nur zu gut die Situation von Jaesa nachvollziehen konnte.

    Es dauerte einen Moment, aber sie stimmte schließlich zu. Ich schickte eine kurze Nachricht an Lucy, bedankte mich bei Jaesa für ihr Vertrauen und machte ihr klar, dass ich erwartete, dass beide aufeinander aufpassen und heil und sicher wieder zurückkommen. Lucy würde das Shuttle fliegen und über einen Komm-Kanal alle wichtigen Informationen weiterleiten.

    Dann bebte das Schiff kurz und Lieutenant Griffin teilte uns mit, dass es eine Explosion an Bord der Firestar gab. Es gab nur Leichtverletzte und minimale Schäden, aber das war ein Zeichen von Erlanger, dass seine Geduld am Ende war.


    Ich ließ Jaesa ihre Vorbereitungen beenden und ging auf die Brücke, wo ich eine Ansprache an die Crew hielt, um sie auf das Gefecht einzustimmen. Wir setzten dann Kurs auf Athena und gingen mit den anderen Schiffen auf Warp.

    Unsere Waffen waren begrenzt – wir hatten nur 20 Torpedos – aber die Breen Bomben waren alle erfolgreich installiert worden. Ich hatte nicht vor diese zu verwenden, aber wie immer sollten alle Pläne nicht lange halten.

    Kaum hatten wir Athena erreicht und Admiral Erlanger allen Schiffen befohlen das Feuer zu eröffnen taten wir genau das – allerdings nicht auf Athena. Erlanger schimpfte und drohte wie ein junger Rohrspatz, aber natürlich feuerten alle Schiffe weiterhin auf sein Schiff.


    Ich nutzte die ersten Sekunden, um Admiral Nechayev und Athena die Lage mitzuteilen, auch die Station eröffnete dann das Feuer. Alles lief nach Plan, das Shuttle hatte bereits angedockt und Jaesa war auf der Draugr. Aber natürlich musste noch etwas passieren und das tat es: zwei weitere Starfleet Intel Schiffe, mehrere Breen Schiffe und abtrünnige Klingonen warpten in’s System und eröffneten das Feuer.


    Die Firestar wurde zerstört – auch wenn wir ihre sieben Crewmitglieder gerade noch rechtzeitig an Bord beamen konnten – die Lorca schwer beschädigt und dann meldete Lieutenant Griffin weitere Breen Warpsignaturen. Die Lage schein aussichtslos, ich überlegte bereits welche Alternativen wir hatten als inmitten der „neuen“ Breen Signaturen auch eine Föderationssignatur gemeldet wurde: die U.S.S. Sentinel.


    Und plötzlich machte alles Sinn: Jaesa’s Verschwinden nach Erlanger’s Nachricht, die Tatsache, dass kein einziges Schiff Athena zu verteidigen schien. Wieso Lucy mitten im Gefecht eine unbekannte Frequenz anpingen sollte.

    Admiral Erlanger war in eine Falle getappt. Nach der Zerstörung der Firestar gab ich Commander Corlsen – zu diesem Zeitpunkt an der Taktik – die Erlaubnis die Breen Bomben abzufeuern. Innerhalb weniger Minuten hatte sich das Blatt gewendet, alle feindlichen Breen Schiffe wurden vernichtet, die Klingonen zogen sich zurück und die Intelligence Schiffe inklusive der Draugr hatten schwere Schäden erlitten.


    Die Gefahr für uns war gebannt, aber wir hatten den Kontakt zu Jaesa verloren, nachdem diese ihre Familie gefunden und an Bord des Shuttles hatte beamen lassen.

    Trotz mehrfacher Befehle weigerte sich Lucy von der Draugr abzudocken und verteidigte das Shuttle solange sie konnte. Ich hätte in diesem Moment nicht stolzer auf sie sein können.

    Dann jedoch wurde dieser Stolz durch pure Panik ersetzt als ein einzelner Torpedo – ich konnte nicht sicher sein, aber er schien klingonisch zu sein? – auf die Draugr zuhielt, genau auf die Sektion des Dockingports und des Raumes, in welchem Jaesa’s Familie gefangen gehalten worden war.



    Die Intelligence Schiffe feuerten weiter, die Lorca war beschädigt, wir konnten nicht abdrehen, um diesen Torpedo zu neutralisieren. Zum Glück war Admiral Erlanger ein Feigling und flüchtete, sodass Lucy Jaesa an Bord beamen und verschwinden konnte, ehe er Torpedo einschlug.

    Ohne Admiral und schwer beschädigt gaben die noch lebenden Crewmitglieder der drei Intel Schiffe dann auf, Station Athena schickte auf alle Schiffe Enterteams.

    Die Schlacht war vorbei, wir hatten gewonnen. Ich ließ den roten Alarm deaktivierten, die Ingenieure eine Reparaturliste beginnen und die San Diego an Athena andocken.

    Ich gab der gesamten Crew bis auf Weiteres Landurlaub, als auch schon Lucy und 237 auf die Brücke kamen. Erleichtert umarmte ich Lucy, bis der Bot hinter uns plötzlich umfiel, offenbar war seine Energiezelle leer.


    Commander Corlsen kümmerte sich darum, dann wurden Captain Paris, Commander Corlsen, Jaesa und ich erneut zu einer großen Konferenz herbeizitiert. Lucy gab mir einen kurzen Bericht der Mission, alles lief nach Plan. Zwischen den Zeilen war klar, dass Jaesa’s Familie verletzt war, sodass ich auf die Krankenstation eilte, wo Doktor Vadiye, Jaesa und natürlich Lieutenant Johnson gerade um Jaesa’s Tochter Nadine herumstanden.



    Luke Callaghan hatte schwere neurologische Verletzungen erlitten – ähnlich wie ich nach der „Behandlung“ durch den Extraktor, aber er würde wieder genesen. Nadine dagegen…sie war gesund, aber irgendwas hatte Erlanger mit ihr getan. Oder jemand Anderes. Sie stieß geringe Mengen an kosmischer Strahlung – nicht gefährlich für sie oder ihre Umgebung – aus, die sich niemand erklären konnte. Admiral Erlanger hatte solche Möglichkeiten nicht, da waren wir alle uns einig.

    Insbesondere als plötzlich alle kleineren Instrumente und Hypos im Umkreis begannen zu schweben, der Computer bestätigte, dass die Schwerkraftsysteme durch eine unbekannte Ursache beeinträchtigt wurden.

    Und offenbar hatte Lieutenant Johnson Recht, die Ursache war Nadine Hawkins. Niemand wusste, wie das möglich war, aber Doktor Vadiye und Lieutenant Johnson hatten Hausaufgaben. Wir hatten Luke und Nadine zwar gerettet, aber das… niemand hatte damit gerechnet. Zumindest schien es für niemanden momentan eine gesundheitliche Gefahr zu geben.


    Auf Athena angekommen hatten sich Thot Trok'neiz und Admiral dem schon bekannten Mini-Allianzrat und unserer Crew angeschlossen, als Admiral Nechayev auch schon ihren Vortrag begann.

    Wie immer holte sie weit aus, dass wir alle heute ruhiger schlafen würden, dass die Crews der San Diego, Sentinel, Leahval und der Breen Schiffe heute den Alpha-Quadranten gerettet hätten. Und natürlich hatte sie Recht, eine große Bedrohung war deutlich geschwächt worden. Aber das war unser Job, niemand brauchte jedes Mal eine lange Rede. Auch Jaesa durfte als „Heldin der Stunde“ etwas sagen und nutzte ihre Worte, um sowohl vor Erlanger zu warnen als auch klarzumachen, dass wir alle vielleicht noch nicht weit genug waren, um eine wirkliche Allianz begründen zu können.

    Ich möchte an die Allianz glauben, ganz sicher glaube ich an die Idee dahinter. Aber Jaesa hatte Recht, dieses Konstrukt war verdammt zerbrechlich. Wenn sich in den letzten Jahren immer wieder gefährliche Splittergruppen in allen Reichen bilden war es vielleicht an der Zeit etwas Neues zu testen – nicht dass irgendjemand von uns das entscheiden würde.

    Admiral Selos briefte dann alle noch über Admiral Erlanger’s „Ideengeber“, die mysteriösen Wesen mit denen er offenbar zusammengearbeitet hatte.

    Entsprechend war unser erster Befehl weitere Informationen zu sammeln, hier würden wir mit der Leahval eng zusammenarbeiten. Bis dahin erhielt Captain Paris offiziell sein Kommando zurück und Jaesa nahm wieder ihren Rank und ihre Position als Commander ein.


    Der Thot erklärte, dass die „anderen“ Breen einer abtrünnigen Sekte angehörten und wir nun nichts weiter zu befürchten hätten. Er verlangte die sofortige Entfernung der Dämpfungswaffe von der San Diego, was Admiral Nechayev trotz der Proteste von Commander Corlsen auch sofort anordnete – im Gegenzug kündigte er ein „Austauschprogramm“ an. Ich weiß nicht, ob ich bereit war mit einem Breen zu dienen, aber das könnten noch interessante Zeiten werden.Dann beamte der Thot mitten in einem Satz von Admiral Nechayev unhöflicherweise davon und die Konferenz schien beendet.

    Starfleet intelligence war offiziell aufgelöst worden und sollte als neue Organisation ohne eigene Schiffe und mit kompletter Kontrolle durch die Sternenflotte neu begründet werden. Ich war nicht glücklich darüber – ein vernünftiges Arbeiten war so deutlich schwieriger – aber es war nur zu verständlich. Wir würden uns daran anpassen.


    Lucy wartete vor der Tür des Raumes und nach einer ausgiebigen Tour beamten wir zurück auf die San Diego, wo Commander Corlsen schon seine legendären Pfannkuchen vorbereitet hatte. So legendär offenbar, dass diese selbst einen sichtlich angetrunkenen und später auf dem Tisch tanzenden Admiral Selos und eine Captain Tevis an Bord brachten.

    Einen betrunkenen und tanzenden Tal’Shiar Romulaner…damit hatte ich nicht mehr gerechnet.

    Während wir alle auf den Erfolg anstießen, schweifte mein Blick durch den Raum und ich konnte nicht anders als stolz darauf zu sein, was wir alle gemeinsam heute geleistet haben. Diese Crew war wahrlich eine der besten hier draußen.

    Dann sah ich wie Tabitha Johnson Lexa Griffin mehrmals kniff, ihr aufgeregt ihren Tricorder zeigte und sie dann im wahrsten Sinne des Wortes aus der Messhall schleifte.

    Ich werde diese zwei nie verstehen, aber vielleicht muss ich das auch nicht? Sie sind offenbar glücklich und beide machen einen guten Job – auch wenn das im Fall von Lieutenant Johnson manchmal fragwürdig war – also wer gab mir das Recht hier ein Urteil zu fällen?

    Lucy nahm ein paar Pfannkuchen mit und wir machten uns dann auf den Weg zu unserem Quartier, wo wir die Feierlichkeiten fortsetzten.


    Wie würde es nun weitergehen? Das wusste niemand. Wir hatten neue Befehle, aber keiner wusste, woher wir weitere Informationen kriegen sollten. Dann war da Lucy, die keine Position an Bord hatte. Ich wollte sie an Bord behalten, aber ich wusste auch, dass das hier nicht ihr Plan, nicht ihre Karriere war. Es standen wieder einmal sehr, sehr ungewisse Zeiten vor uns, aber wenigstens würden wir alle sie gemeinsam bestreiten.


    Amicia hört Geräusche vor der Tür, sieht die Tür aufgehen und Lucy auf sie zukommen.


    Bis dahin nutzen wir alle Zeit, die wir haben.


    Computer, Log Ende.

    Es ist sechs Uhr morgens an Bord der U.S.S. San Diego am Tage nach dem großen Triumph über Admiral Erlanger. Während der Rest der Crew ihren Rausch ausschläft, Admiral Selos in der Messhall vor sich hin schnarcht und die Nachtschicht gemeinsam mit den Arbeitscrews von Athena fleißig die Reparaturen vorantreibt, wacht Lieutenant Lucy Tamas in ihrem Quartier aus einem Alptraum auf und schreckt hoch.

    Zwischen Panik, Wut und Verzweiflung schaut sie zur Seite, wo Amicia Georgiou seelenruhig schläft.


    „Ein Traum… es war nur ein Traum. Ich wurde nicht von Bord der San Diego geworfen und du wurdest auch nicht exekutiert“ flüstert sie Amicia zu, während sie versucht so leise und unauffällig wie möglich das Bett zu verlassen.

    Sie schüttelt kurz den Kopf, als sie merkt, was für ein Deja Vu das gerade für sie ist…“Ich muss aufhören mich immer davon zu schleichen“… diese Worte wecken Amicia auf, die sie verschlafen anguckt, nach Lucy’s Arm greift und ihr zuflüstert „Dann bleib hier, bei mir.“.

    Lucy grinst, legt Amicia’s Hand sanft beiseite und verlässt das Bett „Ich muss nur kurz etwas Wichtiges erledigen, danach können wir da weitermachen, wo wir gestern Nacht aufgehört haben“. Mit diesen Worten gibt sie Amicia einen kurzen Kuss auf die Stirn, zieht sich eine Robe über und verlässt das Quartier, ehe Amicia reagieren kann.



    Wenige Minuten später ist sie in der Bücherei der U.S.S. San Diego angekommen, wo sie ein PADD aus ihrer Tasche nimmt und liest:


    „An: Admiral Alynna Nechayev, Station Athena


    Kopie: Captain Tom Paris, U.S.S. San Diego, Captain Benjamin Chadwell, ehemals A.I.V. Surtr


    Betreff: Versetzungsantrag Lucy Tamas



    Sehr geehrte Frau Admiral Nechayev,



    nach dem Auflösen von Starfleet Intelligence und der Außerdienststellung der Surtr gemeinsam mit allen anderen Schiffen des Geheimdienstes bitte ich hiermit offiziell um eine Versetzung.

    Ich habe temporär gerne an Bord der San Diego gedient, aber das ist nicht meine Berufung.

    Das hat viele Gründe, die ich bei Bedarf gerne in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen besprechen kann.

    Ich danke für ihr Verständnis.



    Agent Lucy Tamas“



    Agent Lucy Tamas liest den Antrag viermal, ehe sie das PADD zur Seite legt, sich umsieht, dass sie wirklich allein ist und sich im nächsten Stuhl zurücklehnt.

    Computer, beginne persönliches Logbuch Lucy Tamas:


    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Lucy Tamas

    U.S.S. San Diego:


    “Sie liebt mich, sie liebt mich nicht“… vor über 300 Jahren haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eine Pflanze namens bellis perennis aus dem Boden gerissen und die einzelnen Blütenblätter als Orakel gezupft, um „herausfinden“, ob eine andere Person die eigenen Gefühle erwidert. Natürlich funktionierte das ungefähr genauso gut wie jedes andere Orakel in der Geschichte der Menschheit, aber es ist eine Anekdote, die ich seit einigen Tagen nicht aus dem Kopf bekomme.

    Warum? Zweifelte ich daran, dass Amicia meine Gefühle erwiderte? Bis vor ein paar Tagen definitiv, nach Rosemillow sowieso, nach den letzten Tagen… sie müsste eine überragend gute Schauspielerin sein. Ja, Admiral Erlanger hatte immer wieder versucht Zweifel in mir zu wecken und natürlich war sie eine Terranerin. Aber Erlanger war für den Moment neutralisiert, ich hatte der Crew alles erzählt und sie zeigte keinerlei Anzeichen, dass diese Beziehung bald enden würde.

    Nein, das war nicht der Grund. Ich selbst war der Grund. Noch ein paar Tage und meine Gefühle für Amicia würden so stark werden, dass ich von allein kaum noch anders könnte als hier zu bleiben.


    Aber wollte ich das? Was war mit meiner Karriere im Geheimdienst, jetzt unter diesen Umständen?

    Und dann war da Captain-Commander Hawkins. Sie machte mir heute klar, dass irgendwann ein Moment kommen würde, wo ich mich zwischen Dienst, Mission, der Sternenflotte und Amicia entscheiden müsste. Könnte ich das tun? War ich eine Gefahr für diese Crew, wenn ich an Bord blieb?

    Natürlich hatte sie Recht, dieser Tag würde irgendwann kommen. Also musste ich eine Entscheidung treffen, heute noch. Ehe es zu spät war.


    Sie steht auf und wandert durch die Bibliothek, dreht Kreise um die Terminals, ehe sie sich wieder hinsetzt.

    Was könnte mir bei dieser Entscheidung helfen, was hat mich bisher immer beruhigt? Ja, ich könnte mit Amicia darüber reden, aber ich wusste welche Entscheidung ich dann treffen würde.- es wäre nicht die rationale. Ich könnte mit Commander Hawkins reden, aber sie hatte gerade ganz andere Sorgen. Sonst kannte ich niemanden an Bord gut genug, um offen reden zu können, außer… mir selbst.

    Natürlich! Selbstgespräche sind nicht nur therapeutisch, manchmal kommen dabei sehr neue Erkenntnisse. Also, was war gestern passiert? Der Tag begann ähnlich wie heute, ich schlich mich mit einem PADD aus dem Bett. Nur dass ich gestern eine codierte Nachricht an Admiral Erlanger vorbereitete, in der alles erklärte: Amicia war noch am Leben und Captain Hawkins hatte zum Schutz von Erlanger ihren Tod vorgetäuscht, die San Diego Crew war misstrauisch, aber loyal und ich würde weiterhin regelmäßig Informationen liefern.


    Dann sah ich im Augenwinkel wie Amicia im Schlaf zur Seite, nach mir – also in diesem Fall in’s Leere – griff und konnte nicht mehr anders. All das musste ich ein Ende haben. Also nahm ich das PADD und tat das einzig Richtige: ich ging zum Bereitschaftsraum des Captains.

    Die Wartezeit zwischen dem Klingeln und Hawkins‘ „Herein“ Befehl fühlte sich ewig an, ich bekam sogar noch mit, wie Doktor Vadiye und Commander Corlsen weiterhin an einer Lösung für das Breen-Minenfeld arbeiteten.


    Dann öffnete ich die Tür und sah direkt vor mir ein Bett voller PADDs, Waffen und Rüstung. Ich wusste aus Erzählungen, dass der Bereitschaftsraum hier ein Bett hatte, aber diese Dekoration… damit hatte ich nicht gerechnet.

    Aber dafür war keine Zeit, ich hatte eine Mission. Also verriegelte ich mit einem alten Intel Code die Türen und übergab der verdutzten Jaesa Hawkins zwei PADDs: meine vorgeschriebene Antwort an Admiral Erlanger und seine erste Nachricht inklusive des Videos von Amicia’s Folter.

    Ich versuchte mich zu erklären, versuchte ihr klarzumachen, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte, sagte ihr sofort, dass sie jedes Recht hatte mich einzusperren und ich keinen Widerstand leisten würde. Mehr konnte ich allerdings nicht mehr rausbringen, ehe ich den Befehl erhielt die Klappe zu halten. Also hörte ich zu.


    Das Gespräch verlief ungefähr so wie ich es erwartet hatte: ich konnte Jaesa Hawkins zumindest versichern, dass ich keinerlei Informationen über ihre Familie an Admiral Erlanger weitergegeben hatte und es immer nur um Amicia ging, aber natürlich war das nicht genug. Und sie hatte Recht, ich hätte ihr, ich hätte Amicia, ich hätte dem Rest der Crew das niemals verschweigen dürfen. Ich hatte sie alle damit in Gefahr gebracht. Nach einer langen Standpauke und dem schon angesprochenen Satz, dass ich irgendwann eine Entscheidung treffen müsse, machte Hawkins ihren eigenen Stand klar. Für den Moment konnte sie mir weder vertrauen noch war ich zu irgendetwas zu gebrauchen, es gab kein „wir“ mehr, ich war nicht mehr Teil der Crew.


    Damit hätte das Gespräch beendet sein können, aber ich war vorbereitet, ich hatte noch ein letztes Ass im Ärmel: ich wusste, wo Admiral Erlanger die Familie von Jaesa Hawkins festhielt. Auch machte ich ihr klar, dass ich von ihrem Deal mit Admiral Selos wusste und wir beide Informationen weitergeben hatten oder wollten, um unsere Familien zu retten.

    Ja, in ihrem Fall war diese Übereinkunft nach hinten losgegangen und nun drohte sie einen hohen Preis dafür zu zahlen, aber noch war es nicht zu spät.

    Entsprechend lief sie die Arrestzellen oder das Kriegsgericht mit einem Hinweis auf „Doppelmoral“ für den Moment außen vor. Gemeinsam hatten wir also noch eine Chance, wir könnten sowohl Selos als auch Erlanger mit falschen Informationen füttern.


    Sie gab mir den Befehl ihr alles über Admiral Erlanger zu erzählen und Amicia sofort über alles zu informieren – dieses Gespräch fürchtete ich fast noch mehr als das mit Hawkins.

    Ich zeigte ihr dann wo genau die Draugr sich als Frachter versteckt aufhielt und wo ihre Familie gefangen gehalten wurde.

    Natürlich konnten wir nicht einfach einen Kurs daraufsetzen, aber wir hatten noch Amicia’s Aufklärungsshuttle getarnt im Hangar, von welchem weder Erlanger noch Selos etwas wussten. Die San Diego und die restlichen Schiffe könnten also nach der Deaktivierung des Minenfeldes einen Kurs setzen und wir würden getarnt zurück bleiben um die Draugr zu infiltrieren.


    Captain Hawkins schien nicht abgeneigt, gab den Befehl das Shuttle vorzubereiten und ließ mich dann wegtreten. Ich bedankte mich für ihr Vertrauen und verließ den Raum. Kaum war die Tür zu hörte ich nur ein lautes Klirren und ergriff ebenso wie Doktor Vadiye die Flucht von der Brücke.

    Das Gespräch mit Captain Hawkins war hart, aber ich war nicht in einer Zelle, nicht vom Dienst suspendiert. Es hätte also schlimmer kommen können. Nun war Amicia daran. Ich atmete tief durch und betrat das Quartier. Zum Glück schlief sie noch, sodass ich in Ruhe ihren Lieblingstee und ein Frühstück replizieren konnte, ehe ich sie vorsichtig aufweckte und sie in Ruhe essen ließ.

    Amicia war begeistert vom Essen und dieser Geste, aber selbst ihre Freude, selbst ihr Kuss konnte meine Stimmung nicht aufhellen und natürlich merkte sie sofort, dass etwas nicht stimmte.


    Also gestand ich ihr, dass ich alles zerstört hatte. Meine Position an Bord, das Vertrauens des Captains und dieser Crew in mich, unsere Beziehung. Und in diesem Moment war ich überzeugt, dass ich genau das getan hatte. Hawkins mag mir noch eine Chance gegeben haben und vielleicht könnte ich mit ihr und dem Rest der Crew einen Neuanfang schaffen. Aber Amicia... ich konnte nicht sehen, wie sie mir jemals verzeihen könnte.


    Dann brachte ich es hinter mich und übergab ihr dieselben PADDs, die ich schon Captain Hawkins gezeigt hatte. Amicia wurde blass, sah mich entsetzt an, hielt ihre Hände mehrmals vor’s Gesicht und sah mich am Ende nur ungläubig an. Sie wurde lauter, fragte mich wie ich das jemals tun könnte. Ich wollte antworten, mich erklären oder alternativ einfach nur das Quartier verlassen, stattdessen passierte etwas, was ich seit der Kindheit nicht mehr erlebt hatte: ich begann zu weinen. Über Jahre hatte ich daran gearbeitet, mich vor allem im Dienst, aber auch privat im Griff zu haben, keine übermäßigen Emotionen zu zeigen. Aber das hier… es war zu viel. Natürlich hatte Amicia Recht, natürlich hatte ich ihre Reaktion verdient, aber zu wissen, dass ich die für mich wichtigste Person nicht nur enttäuscht, sondern vor allem auch verletzt hatte… es brach mir das Herz.


    Ich wollte gerade das Bett verlassen und meine Tasche packen als Amicia mich plötzlich und lange umarmte, mir versprach, dass ich „uns“ nicht kaputt gemacht hätte und sie verstehen würde, warum ich das alles getan hatte, auch wenn sie anders gehandelt hätte.

    Falls ich jemals in meinem Leben erleichterter war als in diesem Moment dann kann es nicht oft gewesen sein, mir fiel nicht nur ein Stein vom Herzen. Ich erklärte ihr dann den Plan und sie war sofort begeistert. Ich musste ihr versprechen in Zukunft keine Geheimnisse mehr vor ihr zu haben und natürlich tat ich das.


    Sie betrachtet das PADD vor sich und schüttelt den Kopf

    Das ist etwas Anderes, sobald ich eine Entscheidung getroffen hatte, würde ich vor dem Absenden der Nachricht mit ihr reden.

    Wir machten uns dann auf den Weg zur Shuttlerampe und bereiteten das Aufklärungsshuttle vor. Nach Abschluss von kleineren Reparaturen und dem Beladen des Shuttles mit Vorräten und Waffen liefen die letzten Diagnosen, sodass ich vorschlug die Zeit mit einem romantischen Mittagessen unter dem Dach der Shuttlerampe zu nutzen. Ein schöner Nebel wäre mir lieber gewesen, aber ich war nicht in der Position gerade um Gefallen zu bitten, nicht Amicia und erst recht nicht Captain Hawkins. Wir aßen dann und wenig später waren auch die letzten Diagnosen abgeschlossen.


    Dann riefen wir nach dem Aufräumen Captain Hawkins, die offensichtlich genervt das Shuttle betrat und sich genau umsah. Sie fragte ein wenig passiv-aggressiv indirekt nach, ob ich Erlanger oder Selos von dem Shuttle erzählt hatte, was ich wahrheitsgemäß verneinen konnte.

    Captain Hawkins wollte Erlanger bis zum Tagesende in unserer Zelle haben – langsam verstand ich, was alles meinte, wenn sie von ihrem unglaublichen Ehrgeiz sprachen.

    Amicia ging zur Brücke und ich sollte das Shuttle sichern. Das schien im ersten Moment undankbar und wie eine – wenn auch verdiente – Strafe, in Wahrheit war es natürlich eine sehr wichtige Aufgabe. Niemand wusste ob Erlanger an Bord weitere Spione oder gar Offiziere versteckt hatte, niemand durfte also von diesem Shuttle erfahren.


    Es dauerte eine Zeitlang bis ich plötzlich eine Nachricht von Amicia erhielt: sie hatte mit Jaesa Hawkins geredet und sie überzeugt mir eine Chance zu geben ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung würde sie nicht alleine mit unserem neuen Bot die Draugr angreifen, sondern ich sollte das Shuttle fliegen und ihr den Rücken freihalten, die Augen und Ohren über die Sensoren offenhalten.

    Kaum hatte ich diese Nachricht gelesen, betraten auch schon der Bot und kurz darauf Captain Hawkins das Schiff, keiner verschwendete viele Worte und wir starteten.

    Erst jetzt hatte ich über die Kommunikation zwischen den Schiffen erfahren, dass wir inzwischen Kurs auf Station Athena gesetzt hatten, die wir im Auftrag von Admiral Erlanger vernichten sollten. Auch die Draugr war auf dem Weg wir mussten also nicht weit fliegen, was das Risiko einer Entdeckung deutlich minimierte.


    Während des kurzen Fluges im Schatten unserer Flotte versuchte ich einen kurzen Witz zu machen, der beim Captain nicht gut ankam, sodass wir uns zwei Stunden anschwiegen.

    Das gab mir mehr Zeit zum Nachdenken und je länger ich jetzt noch darüber nachdenke… vielleicht hatte ich Captain Hawkins‘ Frage schon beantwortet.

    Zeigte nicht genau die Tatsache, dass ich mit Captain Hawkins an Bord des Shuttles war, während Amicia die San Diego in die Schlacht führte, dass ich bereits jetzt in Krisensituationen die Mission über Amicia stellte? Dass ich diese Entscheidung schon getroffen hatte? Natürlich half es, dass die Bitte ein Auge auf Jaesa Hawkins zu haben und sie samt ihrer Familie heil zurückzubringen ausgerechnet von Amicia kam, aber als ich diese Nachricht öffnete… ich las keine Bitte meiner Freundin oder Partnerin, ich las einen Befehl einer Vorgesetzten.


    Natürlich war ich nicht froh darüber in einer gefährlichen, unvorhersehbaren Kampfsituation von ihr getrennt zu sein, aber es war das Beste für die Mission. Diesen Befehl hätte ich genauso direkt von Captain Hawkins, Captain Paris oder Admiral Nechayev ohne Nachfragen befolgt, weil mir klar war, dass wir so die besten Chancen auf einen Erfolg hatten.


    Wir erreichten bald die Draugr, ich präsentierte Hawkins die drei Andockoptionen und sie wählte zu meiner großen Überraschung – auch wenn ich nicht überrascht hätte sein sollen – die offensivste, die gefährlichste aus.


    Ich setzte also einen Kurs. Als klar wurde, dass die Schilde der Draugr stark genug waren um dem Beschuss unserer Flotte länger Stand zu halten, erinnerte ich mich an einen alten Trick, den wir im Basic Training gelernt hatten: ich passte die Schildfrequenz des Shuttles der der Draugr an und flog vorsichtig in die Schildblase herein, ehe ich das Schiff am Port andockte.

    Captain Hawkins schien überrascht und klopfte mir auf die Schulter. Vielleicht hätte ich wirklich noch eine Chance an Bord.

    Der Bot und Hawkins betraten dann die Draugr, während ich einen ungebetenen Gast beseitigte und dann die Türen verriegelten.


    Ich hielt so gut ich konnte einen offenen Kanal zur San Diego und Captain Hawkins offen, aber es war chaotisch: da draußen herrschte eine große Schlacht, spätestens, als sich auf Seiten von Erlanger ein paar abtrünnige Klingonen und Breen Schiffe anschlossen. Wir verloren die Firestar und die Lorca wurde schwer beschädigt, auch Athena hatte bereits Schäden erlitten. Dann jedoch sollte ich auf Befehl von Captain Hawkins hin eine Frequenz anpingen & plötzlich warpte die Sentinel mit einer eigenen Breen Flotte in’s System, die Schlacht schien einen Wendepunkt zu nehmen.

    Vor allem als Amicia sich nach der Zerstörung der Firestar dazu durchringen konnte die an Bord der San Diego gefundenen Breen Cryo Bomben auf die Breen zu feuern und alle abtrünnigen Breen innerhalb von Minuten vernichtet wurden. Die Draugr nahm schwere Schäden, als ich schon hörte, dass Hawkins nach vielen langen Kämpfen ihre Familie erreicht hatte, ich beamte sie an Bord.


    Dann jedoch hörte ich noch etwas Anderes: Schweiß- und Klopfgeräusche an der Tür zum Shuttle. Die Crew der Draugr versuchte mit allen Mitteln an Bord zu kommen. Ich platzierte Minen am Eingang und aktivierte ein Kraftfeld um mich und Hawkins‘ Familie vor der Explosion zu schützen, aber auch das waren nur temporäre Maßnahmen.

    Und dann wurde es erneut Zeit eine schwierige Entscheidung zu treffen: ich hatte gerade Hawkins‘ Partner und Tochter in einem Biobett untergebracht, als ich über das Komm-System hörte, dass Erlanger ihren Raum betreten hatte und ein Kampf ausgebrochen war.

    Bevor der Kontakt und das Transportersignal verschwanden, befahl Captain Hawkins mir ich sollte sofort mit ihrer Familie „verschwinden“ und angesichts der sich langsam öffnenden Shuttletür schien das die beste Option.


    Der Kampf schien brutal und ausgeglichen, ich wusste aus eigener Erfahrung, dass Admiral Erlanger nicht zu unterschätzen war. Die Draugr nahm weiterhin Schäden durch Trümmerteile und fehlgeleitete Waffen, es war nur eine Frage der Zeit bis die Draugr entweder vernichtet wurde oder ein Teil ihrer Crew das Shuttle betrat. Beide Optionen würden zum Tod von mir und der weiteren Inhaftierung oder ebenso zum Tod von Captain Hawkins‘ Familie führen – abgesehen davon, dass sie selbst in beiden Fällen ein ähnliches Schicksal erleiden würde.

    Eine gute Offizierin, die rational die Mission an erste Stelle stellte, hätte nicht gezögert.

    Je länger ich hierblieb, desto mehr riskierte ich nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch das von Captain Hawkins‘ Familie. Und der Befehl war klargewesen.


    Trotz ihres Vertrauensvorschusses hatte ich nicht die beste Beziehung zu Captain Hawkins, sie selbst hatte den Befehl gegeben und wenig später deutlich wiederholt. Wieso also blieb ich und versuchte alles auch sie zu retten? Natürlich wusste ich wieviel sie Amicia und dem Rest der Crew bedeutete, aber wir alle haben schon Captains verloren. Nein, Captain Hawkins war einfach zu wichtig für die Sternenflotte, für die Föderation. Sehr wenige könnten das tun, was sie in den letzten Jahren geschafft hat. Und ich war bereit mein Leben zu geben, um sie zu retten.

    Also blieb ich und konnte sie gerade noch rechtzeitig an Bord beamen, ehe ein Torpedo genau den Raum traf, in welchem sie mit Erlanger gekämpft hatte.

    Offenbar war auch Erlanger von Bord gebeamt, sodass die Transporterstörung aufgehoben wurde.


    Kaum war Hawkins an Bord, dockte ich ab und sprang auf vollen Impuls, was Hawkins nach hinten auf den Boden drückte und auf den Bot fallen ließ, welcher dieser mit einem „Kollision“ kommentierte. Ich werde mich nie an diese Stimme gewöhnen. Captain Hawkins kommentierte nur, dass ihr „Commander“ vielleicht doch reicht und nach diesem Tage konnte ich das zu gut verstehen, wir alle hatten sie über das halbe Schiffe gehetzt.


    Während die schwer beschädigte und nun Admiral-lose Draugr und der Rest der Intelligence Schiffe sich ergaben, setzten wir Kurs auf die San Diego und dockten wenig später an. Wir beamten Hawkins‘ Familie direkt auf die Krankenstation und ich „empfahl“ auch ihr sich durchchecken zu lassen, dieses eine Mal nahm ein Captain das tatsächlich an und verschwand, während ich mich auf den Weg zur Brücke machte. Sie tat ihr Bestes das zu verbergen, aber nach diesem intensiven Kampf war selbst Jaesa Hawkins anzumerken, dass sie sich große Sorgen um ihre Familie machte.


    Im Turbolift wurde mir etwas klar, was ich bis eben wieder verdrängt hatte: ich hatte mein eigenes Leben ohne Gedanken an Amicia oder irgendwen anderes riskiert, um die Sternenflotte zu schützen. Ging es nicht genau darum in der Sternenflotte? Wir alle wussten, dass wir mit dem Anziehen dieser Uniform vielleicht für die Sternenflotte oder für die Mission sterben würden, jeder von uns war bereit dafür. Und jeder würde sein Leben geben, um andere zu retten. Das würde ich natürlich für Alicia riskieren - nein, das habe ich schon getan - aber genauso für Captain Paris, Commander Corlsen oder eben Hawkins. Die Entscheidung, die Captain Hawkins da heraufbeschworen hatte, hatte ich bereits unzählige Male getroffen und egal wie sich meine Beziehung zu Amicia entwickelt würde, ich würde sie genauso immer wieder treffen. Ich hatte heute wohl das Leben von Jaesa Hawkins gerettet, ich war definitiv keine Gefahr für diese Crew.


    Ich würde immer alles geben, um Amicia zu beschützen und wenn nötig zu retten, aber wenn ihr Tod dutzende, hunderte, tausende Leben retten könnte… ich weiß welche Entscheidung ich treffen würde. Und welche Entscheidung sie selbst treffen würde, von mir erwarten würde.

    Dann öffneten sich die Turbolifttüren und ich stürmte auf Amicia zu und umarmte sie auf offener Brücke. Das mag nicht unbedingt professionell gewesen sein, aber ich denke nach diesem Tage hatte jeder Verständnis dafür.

    Dann fiel hinter uns plötzlich 237 um und Commander Corlsen kümmerte sich mit Amicia um ihn. Kurz darauf erhielten wir alle Landurlaub und beamten auf Athena, wo Captain Paris offiziell wieder sein Kommando zurückerhielt und Captain-Commander Hawkins „degradiert“ wurde.

    Während Paris, Hawkins, Corlsen, Selos und Amicia mit dem Allianzrat das weitere Vorgehen besprachen, sah ich mich etwas auf Athena um ehe die Konferenz endete und wir alle auf die San Diego zurückkehrten, wo Commander Corlsen für alle – inklusive Admiral Selos und Captain Tevis – seine legendären Pfannkuchen zubereitete.


    Ich packte ein paar Pfannkuchen auf den Teller und verschwand dann mit Amicia in unserem Quartier, wo wir angemessen den gestrigen Sieg feierten.

    Ich hatte Recht, diese Selbstreflexion hat mir unglaublich geholfen. Es mag nicht immer leicht sein mit seiner Freundin gemeinsam auf einem Schiff zu dienen, insbesondere wenn man sich zwischen Dienst und Gefühlen entscheiden musste. Aber wir waren beide professionell und erfahren genug damit umgehen zu können, das wusste ich jetzt. Wenn Admiral Erlanger uns trotz genug Versuchen nicht trennen konnte, konnte das niemand tun. Ich werde bei nächster Gelegenheit mit Captain Paris sprechen um eine passende Position an Bord der San Diego für mich zu finden, bis dahin werde ich meine Zeit der Suche nach dem verschollenen Admiral Erlanger und seinen mysteriösen Helfern widmen.


    Sie verlässt die Bibliothek, vergisst dabei das PADD mit ihrem Antrag und macht sich auf den Weg zurück Richtung Quartier.


    Computer, Log Ende.

    Persönliches Tageslogbuch

    Admiral Kimoran Selos

    I.R.W. Leahval:


    Computer, alle Zugriffsbeschränkungen aufheben.


    Ich war mit vielen Befehlen in diese Undercover Mission gestartet, der wohl wichtigste war niemals mein Cover auffliegen zu lassen, insbesondere nicht gegenüber jemandem in der "wahren Föderation". Dennoch tat ich genau das heute und es war die wohl wichtigste Entscheidung in meinem bisherigen Leben.


    Der große Tag war gekommen, Admiral Erlanger wollte heute seine Rache vollenden und Station Athena samt seiner besten Freundin Admiral Alynna Nechayev vernichten. Er hatte die Breen und ein paar klingonische Schiffe bereits in Bereitschaft, während er sich über Umwege auf den Weg zur Draugr machte. Die Leahval sollte in der Zwischenzeit Captain Hawkins beim Entkommen aus dem Minenfeld unterstützen und sich dann der Kampfgruppe anschließen.


    Nach einer kurzen Kommunikation mit Captain Hawkins beamte ich dann an Bord der San Diego, wo ich von niemand geringerem als Commander Amicia Georgiou empfangen wurde. Einer Frau, die laut Captain Hawkins tot ist. Entsprechend irritiert, verwundert und auch vorsichtig war ich als diese Frau mich auf die Brücke eskortieren wollte. Leider war ich nicht vorsichtig genug, denn plötzlich hatte ich ein Hypo im Nacken und wachte hinter einem Kraftfeld auf der Krankenstation auf. Die Ärztin und Captain Hawkins kamen dann zu mir und nach einem kurzen Gespräch legte Captain Hawkins alle Fakten auf den Tisch, inklusive einer Audioaufzeichnung von Admiral Erlanger's Befehl mich zu töten.


    Natürlich war mir all das lange bewusst, aber ich musste überrascht tun, verwundert und ungläubig. Also zweifelte ich alles an, versuchte Captain Hawkins Manipulation vorzuwerfen, aber nichts davon fruchtete. Dann tat sie etwas das bei Menschen wohl als "Bluff" bekannt ist: sie befahl ihrer Ärztin mich sofort zu "vergasen". Die Ärztin schien genauso überrascht und entsetzt wie ich, jetzt weiß ich, dass das nur eine Täuschung war, aber ich konnte keine Risiko eingehen. Also erzählte ich alles: wie der Tal'Shiar - zumindest der Großteil inklusive meiner Crew auf der Leahval - keinen Krieg wollte, sondern wir Starfleet Intelligence und vor allem Admiral Erlanger als große Bedrohung ansehen. Wie Starfleet Intelligence viel zu mächtig geworden ist. Und dass ich geschickt wurde, um diese Organisation zu infiltrieren und zu stoppen. Meine Crew hatte sich zwischenzeitlich "ergeben" um der Zerstörung zu entgehen, entsprechend irritiert waren alle, als ich plötzlich auf die Brücke beamte.


    Ich informierte alle und wir setzten Kurs auf Athena wie geplant. Ich muss gestehen, ich habe Captain Hawkins unterschätzt. Für einen Mensch hat sie ein unglaubliches Verständnis von der Galaxie, Politik und den möglichen Dingen in diesem Universum. Sie schien ebenso überrascht zu sein, mit dem Tal'Shiar vernünftig zu reden, vielleicht waren Austausche wie dieser genau das was uns alle am Ende retten würde. Sie hatte keinen Grund mir zu vertrauen, ich hatte keinen Grund ihr zu vertrauen. Sie hätte mich jederzeit tatsächlich töten können und ich hätte sie an Admiral Erlanger verraten oder ihr Schiff vernichten lassen können. Stattdessen griffen wir nahe Athena die Draugr an und konnten nach einem langen Gefecht mit Hilfe von Breen und weiteren Sternenflottenschiffen die Oberhand gewinnen. Ich freute mich auch zu hören, dass Captain Hawkins ihre Familie retten konnte, ehe die Draugr schwer beschädigt wurde.


    Nach einer langen Konferenz auf Athena wurde beschlossen, dass der Geheimdienst der Sternenflotte komplett aufgelöst und unter neuen Bedingungen wie dem kompletten Verbot von eigenen Schiffen neu gegründet wird. Admiral Nechayev war darüber nicht komplett glücklich, aber es gab keine Alternative. Captain Hawkins hielt eine lange, philosophische Rede über die Zukunft und wie wir alle vielleicht "noch nicht bereit" für eine Allianz, für eine eng vernetzte Zusammenarbeit seien. Ich kenne nicht wenige auf Rator und insbesondere im Tal'Shiar die ihr zustimmen würden. Für den Moment war klar, dass Erlanger irgendwie davon gebeamt war und wir ihn stoppen mussten. Ich briefte den Rat über meine Kenntnisse von Erlanger's "Partnern", aber viel wusste ich leider nicht.

    Nach einer kleinen Party mit Captain Tevis in der Bar von Athena und anschließend der Messe der U.S.S. San Diego schlief ich Berichten zufolge auf einem Tisch ein, wo ich heute Morgen geweckt wurde. Natürlich ist das falsch und ich habe sehr professionell nach der Konferenz Athena verlassen.


    Manchmal spielt das Schicksal seltsame Spielchen mit uns... meine Begegnung mit Captain - oder jetzt wieder Commander - Hawkins heute war einer dieser Momente, die komplett zufällig waren und vielleicht für so viele Personen das Schicksal verändert haben. Wir sind hier noch nicht fertig, das ist klar. Wir werden Admiral Erlanger stoppen und alles über seine mysteriösen Mitstreiter herausfinden.

    Täglicher Bericht

    Admiral Maximus Gerald Erlanger:


    Es kann nicht sein! Es geht nicht! Hawkins, Selos, die Breen! Sie alle haben mich heute verraten. Aber das ist nur ein temporärer Rückschritt, ich werde meinen Partnern zeigen, dass meine Vision noch umsetzbar ist.

    Wenn man etwas richtig haben will, muss man es eben selber erledigen.


    Zu Beginn des Tages gab es noch keinerlei Anzeichen für diese Vorgänge. Captain Hawkins teilte mir mit, dass das Breen-Minenfeld bald deaktiviert werde und die Reparaturen vorangingen. Durch meine von den Breen ausgeborgte Sonde wusste ich bereits über vieles Bescheid und hatte an Bord der Firestar ein Druckmittel.


    Die Befehle von Captain Hawkins waren klar: Admiral Kimoran Selos hatte mir Informationen vorenthalten und musste dafür sterben. Nach der Vernichtung der Leahval sollten die restlichen Schiffe Kurs auf Station Athena setzen und meine Erzfeindin Alynna Nechayev samt ihren Handlagern beseitigen. Diese Frau hatte versucht auf meinem eigenen Schiff zu spionieren, das war ihr Todesurteil!


    Die San Diego meldete irgendwann, dass Selos beseitigt worden wäre und seine Crew der Vision die Treue geschworen hätte. Ich hätte hier sofort Verdacht schöpfen müssen und die Vernichtung der Leahval anordnen sollen. Aber dieses Schiff könnte beim Angriff auf Athena nützlich sein, also ließ ich Hawkins gewähren. Dann jedoch war das Minenfeld deaktiviert und die Schiffe bewegten sich nicht fort. Mir war klar, dass irgendwas nicht stimmte, also detonierte ich die Sonde an Bord der Firestar, um Druck zu machen. Das funktionierte wie erwartet gut und die vier Schiffe setzten Kurs auf Athena.


    Ich hatte über mehrere Shuttles, Transportschiffe und einen Bird of prey die versteckte Draugr erreicht und setzte ebenso Kurs. Nur wenige Kilometer vor Athena trafen sich alle Schiffe und ich gab Befehl zu feuern, was auch sofort umgesetzt wurde. Als die Draugr begann zu schaukeln und überall Funken sprühten, war mir allerdings klar, dass hier etwas mächtig aus dem Ruder lief.


    Diese undankbaren Schmarotzer hatten sich allesamt gegen den großen Admiral Erlanger verbündet; die Leahval, Firestar, Lorca und San Diego feuerten alle auf mich. Zum Glück hatte ich immer einen Plan in der Hinterhand und rief Verstärkung, aber dieser Verrat würde nicht ohne Folgen bleiben! Nach dem Eintreffen von Breen und Schiffen von loyalen klingonischen Häusern konnten wir schnell die Firestar vernichten und der Lorca schwere Schäden zu fügen, ehe die San Diego plötzlich begann die an Bord gefundenen Breen Bomben abzufeuern. Das konnte nur diese wahnsinnige Terranerin sein! Also mein Schiff dann Eindringlingsalarm verkündete, setzte sich das Puzzle zusammen-: nicht nur Captain Hawkins und Admiral Selos hatten mich verraten, sondern auch meine allergrößte Hoffnung: Agent Lucy Tamas. Über Jahre hatte ich diese Frau aus dem Schatten herangezüchtet nur damit diese elendige Georgiou Terranerin mit ein bisschen gespielter Zuneigung alles zunichte machte! Tamas hatte mir noch nicht geantwortet und jetzt wusste ich warum: sie hatte alles brühwarm erzählt.


    Captain Jaesa Hawkins war an Bord der Draugr. Als plötzlich weitere Breenschiffe und die U.S.S. Sentinel im System eintrafen war es Zeit für mich die Brücke zu verlassen und mit Hawkins' Familie das Weite zu suchen. Leider kam diese Verräterin mir allerdings zuvor und hatte ihre Familie bereits befreit als ich den Raum betrat. Ohne Licht und Schwerkraft war die Navigation schwierig, aber ich konnte ihr in die Kniekehlen treten und das Gewehr aus der Hand schlagen, ehe sie wie ihre Familie fortgebeamt werden konnte. Dann hörte ich "Tamas" und wurde nur noch wütender. Nach einem langen und schweren Kampf konnte ich natürlich die Oberhand gewinnen, allerdings sah ich dann mehrere Torpedos direkt auf meine Position zufliegen. Die Schilde der Draugr waren offline, also nahm ich den Notfalltransporter und verschwand ehe es zu spät war.


    Die Draugr wurde zwar nicht zerstört - im Gegenteil ergab sich der von Hawkins noch übrig gelassene erbärmliche Teil meiner Crew! - aber trotz all dieser Rückschläge hatte ich noch große Pläne für die Allianz, die Föderation und vor allem Captain Hawkins. Ich bin sicher ungefähr jetzt wird sie von den Ärzten erfahren wie gut es ihrer Tochter gerade geht.


    Die Allianz mag sich auf die Schultern klopfen und auf große Triumpe anstoßen, aber das hier ist noch lange nicht vorbei! Meine Partner haben mir bereits weitere Ressourcen zugesichert, darunter ein neues Schiff. Dieses Mal werde ich alleine zu Ende bringen, was diese anderen Versager nicht geschafft haben. Und Hawkins, Tamas, Nechayev, Selos... sie alle werden bezahlen mit ihren Leben:


    Für die wahre Föderation, für die Vision!

    Lieutenant Lucy Tamas steht mit einem Phasergewehr in einer Hand und einem PADD in der anderen vor der verschlossenen Arrestzellentür der U.S.S. Lorca. Während hinter den Türen gerade Commander Jaesa Hawkins mit der inhaftierten Lieutenant Lexa Griffin redet, kreisen Lucy's Gedanken um die Tatsache, dass sie gerade neun Sternenflottenoffiziere gegen ihren Willen und ohne ersichtlichen Grund einsperren musste. Sie sieht sich im Korridor um, nimmt ihr PADD und beginnt eine Aufnahme, die nur für ihre Augen und Ohren bestimmt ist und entsprechend gesichert wird.

    Computer, sollte jemand versuchen diese Aufnahme zu öffnen alle Daten auf dem PADD sofort vernichten und ein audio-visuelles Warnsignal abspielen.


    =C= Bestätigt, Sie können beginnen.


    Persönliches Computerlogbuch

    Agent Lieutenant Lucy Tamas

    U.S.S. Lorca:


    Lieutenant Lexa Griffin, Lieutenant J.G. Bolianus, Lieutenant J.G. Edward Hower, Fähnrich R'Lat, Fähnrich Andet Huq, Fähnrich Itie, Crewman Dana Stare, Crewman Chuq.... acht Personen, acht Offiziere die ich heute auf der U.S.S. Lorca inhaftieren musste. Außer Lieutenant Griffin und Fähnrich Huq hatte ich bisher keinen davon kennenlernen dürfen, was das ganze noch heikler machte. Niemand von den anderen sechs kannte mich, niemand wusste was hier genau vor sich ging. Zur Hölle, das wusste ich selber nicht einmal ganz. Und dann stand ich plötzlich mit einem Phasergewehr vor ihnen. Amicia hatte mir ein PADD gegeben und mich gebeten zu bleiben und zu helfen, aber was auf diesem PADD stand... es ergab keinen Sinn.


    Zugegeben, ich kannte Captain Tom Paris nicht so gut wie Amicia oder Commander Hawkins, aber eine Meuterei? Ein Inhaftieren der Crew aus ihren Quartieren, aus dem Schlaf? Bei jeder anderen Person hätte ich sofort abgelehnt und die Admirals informiert, aber Amicia... ich kannte nicht nein sagen. Nicht wenn sie mich ausdrücklich bat, an Bord zu bleiben, ausdrücklich betonte, dass sie "mich brauchte".

    Vielleicht hätte ich doch auf der Surtr bleiben sollen, nie auf diese Nachricht antwort... Sie hält kurz inne, schüttelt den Kopf und trinkt einen Schluck Wasser aus ihrem mobilen Trinkgefäß... nein, das war keine Lösung. Dann wäre Amicia jetzt tot, Commander Corlsen wäre ein gehirnloser Zombie und Admiral Erlanger hätte mit seinen Gehilfen das Yheoq-System übernommen. Nichts davon hätte ich mir verzeihen können. Und ich bin sicher es gibt gute Gründe, warum ausgerechnet Commander Hawkins, Commander Corlsen und Amicia die Rädelsführer dieser Meuterei geworden sind, kurz nachdem sie an einem Debriefing auf Athena Station teilgenommen haben.


    In Starfleet Intelligence habe ich gelernt, dass der beste Weg Antworten zu finden meistens der einfachste, der offensichtlichste ist. Das mag nach Kindergarten klingen, aber ein einfach Rückverfolgen von Amicia's Schritten heute könnte mir alle Antworten geben. Natürlich hat sie mir versichert, dass sie mir später alles persönlich erklären wird und ich möchte ihr das gerne glauben, aber es kann nicht schaden vorbereitet zu sein.


    Der Beginn des Tages... sie fängt bei den Gedanken an den heutigen Morgen an zu grinsen und nimmt sofort wieder eine stramme, neutrale Haltung ein als die Tür sich öffnet und zunächst Lieutenant Lexa Griffin und dann eine nickende Commander Jaesa Hawkins an ihr vorbeigehen... hm, offenbar konnten wenigstens die zwei ihre Differenzen lösen, ein kleiner Hoffnungsschimmer.


    Der Tag fing traumhaft an, im wahrsten Sinne. Ich träumte noch davon neben Amicia aufzuwachen, als ich merkte, dass irgendjemand meine Haare und Wangen berührte, hochschreckte, nur um dort wirklich Amicia Georgiou zu sehen. Es ist immer noch ein wenig surreal, dass das jetzt tatsächlich die Realität war.

    Nachdem wir uns noch ein paar Minuten Zeit ließen diese Umgebung auszunutzen, begann Amicia mit den Frühstücksvorbereitungen, als sie auch schon von Doktor Vadiye fortgerufen wurde. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich sie begleiten sollte, aber ich wollte nicht die Partnerin sein, die ihrer Freundin 24 Stunden an der Hüfte klebt. So gerne ich das gerade tun würde, so sehr ich mir Sorgen machte, ich war Offizerin und Agent genug um zu wissen, dass auch mein eigenes Leben weitergehen musste.

    Also ging ich Richtung Messhall um ein paar eigene Kontakte zu knüpfen, wo ich auch das erste Mal mit Fähnrich Huq in's Gespräch kam, der mir von seiner ausgiebigen bath'let Kollektion erzählte.

    Kurz darauf erreichten wir dann Station Athena - offenbar waren wir sehr kurzfristig dorthin bestellt worden - und wir wurden informiert, dass jeder gerne etwas Landgang in Anspruch nehmen kann.


    Während Commander Hawkins, Commander Corlsen und Amicia also hinter verschlossenen Türen mit Admiral Nechayev und dem Rat der Allianz ihren Plan ausheckten, erkundete ich in Ruhe Station Athena und kaufte ein paar Souvenirs. So plötzlich wie wir angekommen waren, kam dann auch die Info, dass wir in acht Stunden wieder starten würden. Und es kam noch eine Info: alle "nicht-essentiellen" Crewmitglieder der Lorca sollten auf Station Athena zurückbleiben und im Zuge des Personalmangels auf andere Schiffe aufgeteilt werden.

    Ohne im ersten Moment zu realisieren was das auch für mich persönlich bedeuten würde, stellte sich mir eine Frage: warum jetzt? Die Sternenflotte hatte seit Jahren einen Personalmangel durch all die Kriege und Konflikte. Und auch wenn dieser in den letzten Monaten sicher noch einmal zugenommen hat.. warum ausgerechnet die Lorca, ein Intrepid-Klasse Schiff mit jetzt schon weniger als 100 Crewmitgliedern? Irgendwas kam mir seltsam vor, dann jedoch wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als mir klar wurde, dass ich auch als Gast ohne feste Position auf der Lorca "nicht-essentiell" war. Ich könnte argumentieren, dass eine Intelligence Agentin auf einer Mission gegen Admiral Erlanger wichtig war, aber dafür war schon Amicia an Bord. Amicia... der Computer teilte mir mit, dass sie im Konferenzraum war, sodass ich ihr schweren Herzens nur eine kurze Nachricht zukommen ließ und dann begann meine Tasche zu packen.


    Das war keine leichte Entscheidung, aber ich hatte keine Wahl. Mehr noch, ich hatte keine Zeit. Natürlich hätte ich Amicia oder sogar Commander Hawkins bitten können an Bord bleiben zu dürfen, aber das hätte mich sehr verdächtig aussehen lassen, meine Beziehung mit Amicia hin oder her. Denn wir alle wussten, dass Admiral Erlanger mindestens einen Spion an Bord der Lorca hatte. Niemand redete offiziell darüber, aber es war jedem klar. Und die Wahrheit war...ich hatte mit Admiral Erlanger vereinbart, dass ihm im Gegenzug für Amicia's Leben Informationen gebe.

    Wie konnte es soweit kommen? Ganz einfach, es gab fast nichts, dass ich für Amicia nicht tun würde. Vor allem, wenn ihr Leben in Gefahr war. Es gab keinen Menschen da draußen, den ich mehr hasste als Admiral Erlanger, aber als er mir Bilder von einer gefolterten Amicia schickte, mir versprach sie am Leben zu lassen, wenn ich auf ihren "Notruf" antworte, sie befreie und ihm im Gegenzug in regelmäßigen Abständen Informationen über die Lorca und ihre Crew senden würde... ich sah keinen anderen Ausweg als zuzustimmen. Und soweit ich weiß hat er sein Wort gehalten, auch wenn es quasi unmöglich zu sagen ist, ob seine Crew sie getötet hätte wäre ich etwas später angekommen.

    Bisher hat er noch nicht nach Informationen gefragt, aber sollte ich auf Athena bleiben... ich könnte ihm wenig an Informationen geben, könnte immer damit argumentieren, dass ich keine Wahl hatte als zurückzubleiben.


    Dann jedoch betrat eine sichtlich außer Atem seiende Amicia den Transporterraum und alles in mir hoffte, dass sie mich bitten würde zu bleiben. Ich würde eine Lösung für Erlanger finden, irgendwie, Hauptsache wir würden nicht getrennt. Und tatsächlich, genau das passierte. Sie flehte mich an zu bleiben, gab mir das angesprochene PADD mit grundlegenden Informationen - die Crew würde gegen Captain Paris meutern und sich dann der "wahren Föderation" anschließen um mehr um Admiral Erlanger's Pläne zu erfahren - küsste mich und verschwand so schnell sie den Raum betreten.

    Der Transporterchief und ich nickten uns zu und ich kehrte in mein, in unser Quartier zurück.

    Kaum war ich dort angekommen hörte ich Lieuteant Griffin schon roten Alarm ausrufen und dem gesamten Schiff mitteilen, dass eine Meuterei im Gange wäre. Ich konnte das Quartier gerade noch rechtzeitig verlassen, ehe alle Türen verriegelt wurden.

    Ich nahm mir ein Phasergewehr aus einem Waffenschrank und begann die verbliebenen Offiziere zu inhaftieren, ohne lange nachzudenken. Kaum hatte ich alle in den Zellen gesichert kam dann auch schon Commander Hawkins, die sich mit einem "Schön, dass Sie dabei sind" bedankte und dann Lieutenant Griffin verhörte, mit der sie nun offenbar eine Übereinkunft erzielen konnte.

    Ich hoffe auch auch für die restlichen Crewmitglieder werden wir eine Lös... das gesamte Schiff bebt und Lucy verliert kurz den Halt und fällt auf den Boden, ehe sie sich langsam wieder hochziehen kann. Nachdem sie kontrolliert hat ob die Kraftfelder noch aktiv sind, verschafft sie sich über ein Display einen Überblick über die Lage.


    Offenbar hat die U.S.S. Sentinel begonnen auf uns zu feuern. Ich kannte Admiral Mitchell nicht so gut wie viele andere an Bord, aber über sein Schiff, die Sentinel, wusste jeder in Starfleet Intelligence Bescheid. Das würde kein einfacher Kampf werden, was all die Funken, Qualmwolken und kleine Flammen auf den Korridoren schnell bestätigten. Dann jedoch erkannte ich eine weitere Schiffssignatur, die IRW Leahval - das Schiff von Admiral Kimoran Selos, Admiral Erlanger's besten Gehilfen und dem neusten Freund von Commander Jaesa Hawkins.

    Dieser feuerte auf die Sentinel, bis die Signatur verschwand und der rote Alarm beendet wurde. Hatten wir gerade die U.S.S. Sentinel zerstört? Gemeinsam mit einem Tal'Shiar Schiff? Ich wusste, dass wir weit gehen müssten um diese Meuterei glaubhaft aussehen zu lassen, aber ein ganzes Schiff samt Crew auszulöschen? Und wo war überhaupt Captain Paris?

    Ein Mann in blau-grüner Uniform mit einem Phasergewehr kommt den Gang runter und nähert sich langsam Lucy an, nickt ihr bereits von weitem zu.

    Anscheinend ist meine Ablösung da. Computer, Aufzeichnung pausieren.

    Im Anschluss geht Lucy Richtung Turbolift, von wo aus sie direkt auf die Brücke fährt.


    Einige Stunden später, mittlerweile an Bord der U.S.S. San Diego:


    Lucy Tamas guckt in ihrem neuen Quartier mit traurigen Augen eine ihr zuwinkende Amicia Georgiou an, während sich die Tür zum Schlafzimmer schließt. Kaum ist die Tür geschlossen, nimmt Lucy ihr geheimes PADD aus der verschlossenen Schublade und öffnet es.

    "Eine neue Nachricht.

    Absender: Admiral Maximus Gerald Erlanger

    Empfänger: Agent Lucy Tamas

    Betreff: Unsere Vereinbarung


    Agent Tamas, ich bin sicher Sie sind heil und sicher an Bord der San Diego angekommen. Ich war überrascht, dass ausgerechnet Sie gemeinsam mit Captain Hawkins und dem Ingenieur auf unsere Basis gebeamt sind, aber vielleicht sollte ich das nicht sein. Ich bin ehrlich, ich hatte meine Zweifel, ob Sie unsere Vereinbarung einhalten würden oder könnten. Nachdem ich gesehen habe wie nah Sie jetzt schon an Captain Hawkins sind und wie sehr sie Ihnen vertraut, hätte ich das nicht sein brauchen.

    Ich bin sicher Sie haben den "Verlust" der Terranerin bereits verarbeitet, wir sind schließlich alles professionelle Agents hier. Oder ist Amicia Georgiou etwa nicht tot?

    Lassen Sie mich direkt zum Punkt kommen. Wir hatten eine Vereinbarung, ich habe diese immer eingehalten. Sollte Georgiou tot sein, liegt das nicht an mir. Jetzt wird es Zeit, dass Sie Ihren Teil einhalten: Wo ist Amicia Georgiou? Ist sie wirklich tot, wie Captain Hawkins und Sie auf Narendra IV behauptet haben? Warum sollten Sie diese Frau plötzlich töten, nachdem Sie zuvor alles aufgegeben haben, nur um ihr erbärmliches Leben zu retten?

    Ich erwarte eine zeitnahe Antwort inklusive Nachweisen sowie einem psychologischen Profil über Jaesa Hawkins.Sollte ich in 24 Stunden nichts gehört habe, erachte ich unsere Übereinkunft als nichtig und werde die San Diego vernichten lassen.

    Das wäre alles"


    Lucy Tamas starrt das PADD fast eine Minute an und liest die Nachricht immer wieder, ehe sie das PADD beiseite legt, nachsieht dass Amicia draußen immer noch mit ihrem eigenen Terminal beschäftigt ist und auf ihrem eigenen PADD eine Aufzeichnung beginnt.


    Computer, Aufzeichnung persönliches Computerlogbuch fortsetzen.


    Was um alles in der Welt habe ich mir dabei gedacht, in's Bett mit Admiral Erlanger zu steigen? Mit diesem Menschen eine Übereinkunft zu treffen? Natürlich ist das hinterher immer leicht gesagt und in dem Moment vor wenigen Tagen hatte ich nur eine Priorität: das Leben von Amicia, egal welches Konsequenz das haben würde. Nichts, dass ich mich rausreden will, aber ich hätte da auch nicht voraussehen können, dass innerhalb weniger Tage diese Crew gegen ihren Captain meutert, ein Föderationsschiff zerstören lässt und wir Amicia's Tod faken müssen. Natürlich war seine Nachricht "Warum ist diese Frau plötzlich tot?" eine Falle, denn wir alle wussten, dass er nicht zögern würde sie sofort wieder zu inhaftieren. Um unsere Vereinbarung einzuhalten würde er sie vielleicht nicht sofort töten, aber er würde sie einsperren, foltern und Schlimmeres. Das konnte ich nicht verantworten.

    Aber welche Optionen hatte ich jetzt? Ich könnte Admiral Erlanger's Nachricht ignorieren und warten, dass er uns angreift, aber dann wäre dieser gesamte Plan für nichts.

    Ich könnte ihm falsche Informationen zukommen lassen, aber wenn ich eines gelernt habe dann, dass Lügen sich wie ein Konstrukt immer weiter aufbauen, bis ein kleiner Windzug, ein kleiner Fehler das gesamte Gerüst kollabieren lassen kann.

    Oder ich könnte Amicia, ich könnte Captain Hawkins informieren und wir könnten gemeinsam eine Lösung finden. Aber welche? Ich konnte es nicht sehen. Ich konnte nicht klar denken. Alles was ich wollte war meine Amicia zu schützen und jetzt bin ich vielleicht nicht nur für ihren Tod und den Tod aller anderen Crewmitglieder der San Diego verantworlich, sondern auch für das Scheitern der einzigen Mission, die Erlanger noch stoppen kann.


    Ich würde versuchen eine Nacht darüber zu schlafen und dann morgen früh eine Entscheidung treffen. 24 Stunden waren nicht wenig Zeit und ich musste nicht jetzt handeln, immerhin diese Möglichkeit hatte ich noch.

    Was war sonst heute noch passiert? Nach der Zerstörung der Sentinel durch die IRW Leahval lud uns Admiral Selos im Namen von Admiral Erlanger nach Narendra IV ein, um uns offiziell in der wahren Föderation Willkommen heißen zu dürfen.

    Nachdem klar wurde, dass Amicia lieber nicht zu Admiral Erlanger runterbeamen sollte, entschied sich Commander Hawkins ausgerechnet mich neben Commander Corlsen mit auf die Oberfläche zu nehmen. Ich war geehrt, auch wenn das angesichts dieser Umstände vielleicht nicht die beste Wahl war - nicht, dass ich das dem Commander hätte sagen können.


    Amicia und eine neue Terranerin namens "Tabby" Johnson - die verrückteste Frau, die ich jemals gesehen habe, ich weiß nicht was sie auf einem Schiff der Sternenflotte verloren hat - versteckten sich in einem Aufklärungsshuttle, während wir von einem Klingonen empfangen wurden. Nach einer langen Konferenz wurde Jaesa Hawkins zum ersten Captain der "wahren Föderation" befördert und wir erhielten eine Mission: wir sollten die San Diego und die U.S.S. Firestar aus den Händen der Breen befreien, vor ihrem "feigen" Verlassen des Yheoq-Systems hatte Admiral Selos sich noch kurz an ihren Datenbank bedient und die Koordinaten der vermissten Allianzschiffe extrahieren können.

    Datenbank war ein gutes Stichwort, auf ein Zeichen von Captain Hawkins hin spielte ich die Datenbank von Admiral Erlanger auf meinen Tricorder.


    So weit, so einfach, nun sollten wir das Festmahl genießen. Nur gab es zwei Komplikationen: zum ersten wollte Admiral Erlanger persönlich die Lorca inspizieren, natürlich während wir drei nicht an Bord waren - dieser Paranoide vertraut einfach niemandem - schlimmer noch fragte er erst Captain Hawkins und dann mich nach Amicia's Schicksal. Wir machten ihm recht glaubhaft klar, dass Hawkins sie erschossen hatte, vielleicht glaubte er das sogar. Aber er glaubte, er wusste noch etwas: er wusste über meine Gefühle für Amicia Bescheid und machte mir sehr deutlich - auch wenn jeder andere im Raum wahrscheinlich nichts davon mitbekommen hat - klar, dass er weiterhin auf unserer Abmachung besteht und Daten erwartet.

    Ich wollte Amicia, ich wollte diese Crew oder die Sternenflotte niemals hintergehen... mein Plan war immer gewesen Amicia zu befreien und dann selbst auf die Surtr zurückzukehren, wo ich in Rücksprache mit dem Captain regelmäßig relativ unwichtige Informationen an Erlanger weitergegeben hätte. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben und wusste, dass Amicia nie mehr als eine Kollegin in Starfleet Intelligence in mir sehen würde, also schien das ein guter Weg mit minimalem Risiko um sicherzugehen, dass sie am Leben bleibt.


    Dann musste Amicia mich küssen und so froh ich darüber bin, es hat diese Situation unglaublich verkompliziert. Ich würde diese Beziehnung gegen nichts in der Welt eintauschen, aber ich wünschte ich hätte vorher davon gewusst. Wir beamten kurz darauf alle hoch und ich setzte Kurs - da machte sich meine Helm-Erfahrung auf der Oahu mal wieder bezahlt - auf die Koordinaten. Dank der Reparaturen und sogar Upgrades von Selos' Ingenieuren war unser Schiff nun mit den neuesten Sensorstörern ausgerüstet, sodass wir schon in Waffenreichweite der zwei Breen-Schiffe waren und das Feuer eröffneten bevor diese wusste was passiert war.

    Der Kreuzer wurde mit deaktivierten Schilden quasi sofort zerstört, die Fregatte leistete etwas mehr Widerstand und wollte sogar einen Notruf aussenden, aber dank der Comm-Störer und der verbesserten Quantentorpedos war beides schnell kein Problem.


    Dafür hatten wir ein anderes: ein Minenfeld, das Lieutenant Griffin gerade noch rechtzeitig erkennen konnte. Zum Glück waren wir bereits in Transporterreichweite, sodass Lieutenant Griffin und ich schnell die Firestar sichern und die einzigen zwei Breen an Bord ausschalten konnten, ehe wir auf die Lorca zurückkehrte.


    Captain Hawkins und Commander Corlsen beamten auf die San Diego und auch wenn es recht schnell gelang die Hauptenergie wieder in Gang zu bringen, es keinerlei Breen an Bord mehr gab, hatte Hawkins ein anderes Problem: einen General Kler'Q. Dieser Klingone hatte bereits auf Narendra IV versucht Captain Hawkins zu provozieren, bis Admiral Erlanger entschieden dazwischen gegangen war. Nun lieferte sich dieser Klingone einen Kampf mit Captain Hawkins, den diesen erst in der letzten Sekunde und mit schwersten Verletzungen für sich entscheiden konnte. Admiral Erlanger war über die Comm-Verbindung außer sich und nahm sein komplettes Quartier auseinander, aber Kler'Q war zumindest tot.


    Wir beamten dann alle auf die San Diego, wo Doktor Vadiye und ausgerechnet 'Tabby' Johnson dann mit der Behandlung von Captain Hawkins begannen, die komplett neben sich stand. Während Lieutenant Griffin, Commander Corlsen und der Rest unserer Rumpfcrew nach einem Weg suchten das Minenfeld zu deaktivieren, übertrug Jaesa Hawkins mir die Aufgaben in der Datenbank von Admiral Erlanger nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort ihrer Familie zu suchen.

    Gemeinsam mit Amicia begann ich sofort die Suche, als mir etwas klar wurde: ich war nicht die einzige an Bord, die fragwürdige Entscheidungen getroffen hatten, um die Menschen, die sie liebt, zu schützen. Jaesa Hawkins hatte sich mit Admiral Selos "verbündet" um Informationen zu erhalten und ihre Familie zu schützen, auch wenn das Endresultat das genaue Gegenteil war. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht konnte ich morgen mit ihr reden und sie würde mich nicht sofort inhaftieren lassen, würde verstehen wieso sich so gehandelt hatte. Ja, vielleicht könnten wir gemeinsam diesen Kontakt sogar nutzen um mehr Informationen von Erlanger zu erhalten.


    Zu unserem Glück war die San Diego - im Gegensatz zur komplett verwanzten Lorca - überwachungsfrei, sodass wir uns offen unterhalten konnten. Das würden wir nutzen. Amicia mag eine Zeit brauchen, um mir das verzeihen zu können, oder sie mag es sofort verstehen. Diese Crew mag mich vielleicht inhaftieren oder es verstehen und mit mir arbeiten. Eines ist klar, nur gemeinsam können wir Admiral Selos und Admiral Erlanger stoppen. Oder sollte ich Admiral Erlanger eine "Standard" Antwort geben und das für mich behalten? Hatte Captain Hawkins nicht schon genug Probleme? Was, wenn ich als "Spion" sofort ausgeliefert werde, wie soll ich dann Amicia und diese Crew schützen? Ich könnte alles verlieren, dazu war ich nicht bereit.


    Lucy pausiert die Aufzeichnung, greift wieder nach dem ersten PADD und beginnt eine Antwort an Admiral Erlanger zu verfassen, als sie draußen plötzlich Schritte hört. Sie kann das PADD gerade noch zur Seite legen, als auch schon die Tür aufgeht, das PADD zu Boden fällt und Amicia Georgiou den Schlafbereich betritt. Panisch betrachtet Lucy mit halb-geschlossenen Augen wie Amicia das PADD aus der Ferne betrachtet, dann aber ignoriert und sich neben sie legt. Lucy atmet kaum spürbar auf und schläft innerhalb weniger Sekunden erleichtert ein.

    Lieutenant Commander Clary Amicia Georgiou inspiziert mit einem Glas Champagner in einer linken Hand und Lucy Tamas' Hand in rechten langsam und vorsichtig das neue, alte Quartier an Bord der U.S.S. San Diego - A, Sovereign-Klasse.

    Nach wenigen Minuten verabschiedet sich Lucy Richtung Schlafzimmer, während Amicia sich an ihrer Computer setzt.

    "Ich bin sofort bei dir! Wenn ich das hier nicht jetzt rauslasse, werde ich morgen die Hälfte vergessen haben. Und wir beiden wissen, dass gerade jetzt jedes Detail wichtig sein!"

    Und natürlich wusste sie, dass Lucy verstand, sodass sie nur für einen kurzen Moment zögerte, als Lucy sie mit bewusst übermäßig traurigen Augen ansieht.


    "Computer, Tür zum Schlafzimmer schließen - bei diesem Befehl grinst sie und winkt Lucy zu - und Aufzeichnung mit Verschlüsselungsstufe Sigma-11 beginnen"


    Persönliches Computerlogbuch

    Agent Clary Amicia Georgiou

    U.S.S. San Diego - ja, tatsächlich wieder San Diego



    "Respekt, Angst, Terror, Agonie, Sanktionen - es gibt viele Wege eine Crew, Personen in deinem Umfeld zu manipulieren, zu kontrollieren.

    In diesem Universum gibt es noch eine ganz andere Waffe, die mit dem richtigen Einsatz wirkungsvoller ist als alle anderen.

    Die Personen Dinge für dich tun lässt, die sie sonst nie tun würden; im Gegensatz zu Terror sogar freiwillig Dinge tun lässt, die ihnen selber bewusst schaden: Liebe. Mit nichts kannst du Leute einfacher manipulieren“


    Wieso zur Hölle geht mir dieses Zitat meiner werten Frau Mutter nicht aus dem Kopf? Schon heute morgen, als ich einer noch sehr verschlafenen Lucy mit meinen Händen durch‘s Haar gefahren bin & ihre Wangen gestreichelt habe.

    Noch bevor sie mich zufrieden geküsst hat, sah ich in ihren Augen: diese Frau würde alles für mich tun. Sie hatte ihr Leben schon riskiert, um mich zu retten und sie würde es jederzeit wieder tun.

    Es war klar, was sie für mich empfindet, bereits seit diesem schicksalhaften Abend in Rosemillow, spätestens jetzt.


    Aber warum musste ich immer an dieses Zitat denken? Wichtiger noch, konnte ich diese Gefühle jemals erwidern? War ich am Ende des Tages nicht auch eine Terranerin namens Georgiou? War ich nicht mit genau Philippa Georgiou‘s Konzept - Menschen für Spaß und Spielchen nutzen & dann beseitigen wann man sie nicht mehr brauchte, siehe Marc Harison - aufgewachsen?

    Jaesa, Captain Paris, Doktor Vadiye, sie alle würden widersprechen. Aber was sagt es über mich aus, dass ein Teil von mir Lucy sieht & nur darüber nachdenkt wie ich ihre offensichtliche Schwäche nutzen kann? Konnte ich das abstellen? Wollte ich selber einer Schwäche verfallen? Bald würde ich keine Wahl mehr haben, das war mir klar. Aber noch könnte ich sie fort schicken, zu ihrem und meinem besten.

    Lucy würde also mit der Crew auf Station Athena und von dort auf die Surtr zurückkehren, wir würden als Kollegen in Starfleet Intelligence unregelmäßig Kontakt haben und mit der Zeit würde sie jemand anderes finden. Das würde eine Zeitlang wehtun, aber es wäre das Beste.

    Admiral Erlanger hätte nichts gegen mich in der Hand und ich könnte mich komplett auf seine Beseitigung konzentrieren.


    Doch diese Gedanken mussten warten, nur wenige Minuten nach dem Wachwerden wurden wir in bei den Frühstücksvorbereitungen gestört, als Doktor Vadiye mich plötzlich sprechen wollte.Ich verabschiedete mich von Lucy und eilte auf die Krankenstation, besorgt, dass es vielleicht Probleme mit meiner letzten Therapie gegeben hatte.

    Tatsächlich jedoch war Doktor Vadiye einfach übervorsichtig, nachdem mein Biomonitor - den ich letzte Nacht total vergessen hatte - "abnormale" Werte angezeigt hatte. Dafür gab es natürlich sehr einfache - wenn auch nicht unbedingt medinische - Gründe, aber Doktor Vadiye wollte nichts davon hören. Sie hatte mich selbst mit Lucy auf der Krankenstation gesehen, aber dennoch bestand sie darauf jede mögliche Untersuchung durchzuführen. Natürlich dauerte all das bis zum Dienstbeginn, sodass ich von der Krankenstation direkt auf die Brücke musste.


    Kaum dort angekommen erhielten wir schon einen Ruf von Admiral Nechayev, die sofort nach Station Athena zitierte. Commander Kala eskortierte die eingeladenen Commander Jaesa Hawkins, Aiden Corlsen und mich dann in einen Briefing Room, wo bereits ein "Mini Allianzrat" bestehend aus Admiral Mitchel, Admiral Rutak und der gerade beförderten Captain Tevis sowie Admiral Nechayev wartete. Aus Sicherheitsgründen und mit - berechtigter - Sorge vor Spionen sollten wir drei von diesem kleinen Kreis bezüglich der Vorgänge im Yheoq-System und auf der A.I.V. Draugr befragt werden.

    Jaesa gab eine lange Zusammenfassung, was der Plan von Admiral Erlanger und seinen Gehilfen war, wie wir das im Yheoq-System gerade noch rechtzeitig aufdecken und somit sogar mit den Breen einen temporären Waffenstillstand vereinbaren konnten.

    Doch niemand interessierte sich für die Yath, die Breen oder die Lorca, es ging um zwei Menschen: Admiral Erlanger und Commander Hawkins.

    Was folgte war dieser Allianz nicht würdig: der Klingone benahm sich wie das letzte Schwein, rülpste und trank mehrere Gläser Blutwein ehe Admiral Nechayev einen Ausraster kriegte und beleidigte mehrmals den romulanischen Admiral.

    Am Ende konnten die Gemüter sich beruhigen, als Jaesa und Admiral Nechayev mit einer seltenen Show von Einigkeit die anderen beruhigen konnten.


    Danach war allen klar, dass Erlanger eine Bedrohung die dieser Quadrant lange nicht gesehen hatte. Ja, der neue Tal'Shiar konnte sich über Monate ausbreiten und hatte bereits mindestens fünf Basen sowie 30 Schiffe, aber die Romulaner wussten wo sie waren. Es gab da etwas zum Angreifen. Erlanger dagegen flog mit seinem getarnen Schiff umher, rekrutierte und verschwand, ehe es eine Chance gab ihn festzunehmen.

    Der Klingone wollte dann von Commander Corlsen und Jaesa Wege haben, diesen Erlanger zu töten und wurde ungehalten, als ihm die Antworten nicht passten, zum Glück schlug Captain Tevis dann etwas vor, das zumindest die Chance auf einen Erfolg hatte:


    Admiral Erlanger würde nie den Plan machen und warten, bis wir ihn finden können. Er würde planen, Allierte suchen, Ressourcen sammeln und wenn er bereit zum Angriff war, konnte es bereits zu spät sein. Wir mussten ihn also aus der Defensive, aus der Tarnung locken. Und wir wussten bereits aus ihren Kontakten mit Admiral Selos, dass es da einen guten Lockvogel gab: Commander Jaesa Hawkins.

    Captain Tevis schlug also vor den "guten, aber nicht verehrten" Captain Tom Paris im Zuge einer Meuterei durch Commander Jaesa Hawkins zu ersetzen. In Wahrheit würde Tom Paris sicher auf Station Athena zurückbleiben und Admiral Nechayev unterstützen, nach außen hin hätte die Crew der Lorca gemeutert und ihn inhaftiert.

    Jaesa ging das allerdings nicht weit und sie schlug zur offensichtichen Überraschung von Admiral Mitchell - und großen Freude des klingonischen Admirals - vor, Captain Paris in einer "großen Show" vor der versammelten Brückencrew zu erschießen, damit niemand diese Meuterei anzweifelt.

    Natürlich würde er in Wahrheit im Moment des Phaserschusses sicher an Bord von Athena gebeamt, aber die Bilder wären echt. Die Crew, jeder Spion würde glauben, dass Commander Jaesa Hawkins Captain Tom Paris auf seiner eigenen Brücke erschossen hat.


    Um auch die letzten Zweifel auszuräumen würde die U.S.S. Sentinel von Admiral Mitchell uns angreifen und größere Schäden simulieren, Jaesa würde dann Admiral Selos kontaktieren und Hilfe anfordern. Wir hätten uns der "wahren Föderation" angeschlossen und könnten verdeckt Information sammeln.

    Admiral Nechayev war skeptisch und fragte in einem Raum mit einer Terranerin und einer Ex-MACO, die das HQ bereits angriff Commander Corlsen als "Vorzeigeoffizier", ob er jemanden folgen würde, der auf offene Brücke seinen Captain erschießt. Commander Corlsen sagte für diese spezielle Situation "Ja" und der Rest war nur noch Formsache.


    Um die Crew zu schützen und Abspaltungen innerhalb dieser zu verringern sollte der Großteil der Crew an Bord von Athena bleiben, der Spion würde natürlich das Schiff nicht freiwillig verlassen und alle essentiellen Crewmitglieder würden ebenso an Bord bleiben.Admiral Nechayev machte mehrmals klar, dass nichts von all dem diesen Raum jemals verlassen dürfte.

    Auch wenn ich eine verschlüsselte Kommunikation mit Admiral Nechayev aufrecht erhalten würde, offiziell waren wir ab dem Start der Meuterei Abtrünnige von der Allianz, konnten also keinerlei Hilfe mehr erwarten. Alle Intel Zugänge von Admiral Erlanger wurde ebenso gesperrt, auch wenn ich bezweifle, dass das bei einem Mann wie ihm irgendetwas bringt, erst Recht zu diesem Zeitpunkt

    Wir beamten dann zurück auf Athena, wo Commander Hawkins, Commander Corlsen und ich noch eine kleine Konferenz unter sechs Augen abhielten, um sicher zu gehen, dass wir alle auf einer Seite waren und wussten, was wir hier taten. Commander Corlsen hatte die Transporter vorbereitet, die meisten Allianzschiffe hatten Athena verlassen, sodass der Plan bereit für die Umsetzung war. Wir holten alle Phaser und Phasergewehre, als mir eine Nachricht von Lucy auf's PADD kam "Nicht-essentielles Personal muss U.S.S. Lorca verlassen, ich schätze wir sehen uns dann in ein paar Wochen auf Athena?"


    Eine gute Sternenflottenoffizierin ohne Emotionen, vor allem eine gute Terranerin hätte das zur Kenntnis genommen und in einer ruhigen Minute geantwortet. Hätte eventuell um zwei Minuten gebeten um sich zu verabschieden. Ich tat etwas Anderes, ich bat Jaesa darum, Lucy an Bord behalten zu dürfen, ihr irgendeinen "super wichtigen" Auftrag zu geben, der es erlauben würde, dass sie hier bleibt.

    Ich muss Jaesa extrem hoch anrechnen, wie sie reagiert hat: sie hat das hingenommen und nur gefragt, ob ich ihr wirklich in jeder Hinsicht vertrauen. Und das tat ich. Mehr als jeder anderen Person. Rational gesehen gab es so viele Möglichkeiten, wie Admiral Erlanger sie hätte hierher schicken können, sie vielleicht sogar hätte rekrutieren können um mich auszuspionieren. Ja, sie könnten der gesuchte Spion sein und vielleicht war ich naiv, aber ich wusste einfach, dass dem nicht so war. Dass die selbe Lucy Tamas, die mich ansieht als wäre ich ihre ganze Welt mich nicht an Admiral Erlanger verraten würde, den Mann der für den Tod ihrer Eltern verantwortlich ist.


    Und natürlich war Lucy eine gute Offizierin, die Befehle befolgen würde. Genau die Art von Person, die wir jetzt brauchten. Aber Jaesa und ich wussten beide, dass das nicht der Grund war warum ich hier fragte. Es waren bange Sekunden, aber letztlich stimmte Jaesa zu, ich bedankte mich und eilte in den Transporterraum, wo Lucy gerade mit gepackten Taschen die Plattform betrat. Soviel zu meinem perfekten Plan, aber ich fürchte es war schon zu spät sie gehen zu lassen, das hier zu stoppen. Ich hatte nicht viel Zeit, also gab ich ihr ein im Turbolift hastig geschriebenes PADD mit den Eckpunkten, nahm ihre Taschen und küsste sie. Dann bat ich sie an Bord zu bleiben, bei mir zu bleiben. Und das tat sie. Ich versprach ihr später alles zu erklären und war dann schon wieder im Turbolift Richtung Brücke.


    Kaum dort angekommen sah ich schon Jaesa mit Phasergewehr auf einen verwirrten Captain Paris zu gehen. Sie warf ihm vor dieses Schiff und seine Crew für die Allianz zugrunde gerichtet zu haben und drückte dann ab, was zu mehreren schockierten Ausrufen auf der Brücke führte. Commander Corlsen, Jaesa und ich richteten unsere Waffen im Wechsel auf die übrigen Crewmitglieder, die nach und nach an ihre Arbeit zurückkehrten. Nur Lieutenant Griffin konnte es nicht lassen. Sie senkte nach der Erklärung von Jaesa ihren Phaser, lief aber roten Alarm ausrufen und teilte dem ganzen Schiff mit was passiert war. Jaesa schoss sie nieder und ich sperrte sie in die Arrestzelle, als auch schon Lucy mit acht weiteren Gefangenen den Raum betrat - Offiziere, die gerade in ihren Quartieren gewesen waren.


    Wir hatten das Schiff gesichert, ich kehrte auf die Brücke zurück, wo ich gerade den klingonischen Admiral Rutak von der IKS Pogh sah, wie er lauthals meinte, dass die Allianz uns Verräter aufhalten werde und nur diese eine Chance zum ergeben hätten. Kurz darauf schaltete sich Admiral Mitchell von der Sentinel mit ähnlichen Worten dazu und begann die Verfolgen - all diese Kommunikation verlief bewusst über öffentliche Kanäle.

    Die Klingonen gingen dann wie abgesprochen auf Warp, was nach außen hin wie eine Flucht und das Aufgeben der Allianz aussehen. Die Romulaner blieben getarnt, sodass nur noch die Sentinel blieb, die dann auch bald das Feuer eröffnete.

    Es war ein harter und langer Kampf, wie geplant erlitten wir schwere Schäden, ehe wir einen Notruf aussandten. Die IRW Leahval von Admiral Selos antwortete sehr schnell und war auch bald im System, was zur "Zerstörung" der U.S.S. Sentinel führte.

    Diese Explosion sah sehr realistisch aus und die Sensoren haben nichts "Seltsames" registriert, aber nach dem Trick mit Tom Paris bin ich sicher, dass auch die Sentinel uns nur mit ihrem Licht geblendet hat um einen Kernbruch zu simulieren und dann zu entkommen.


    Wie auch immer es sein mag, Admiral Selos beamte direkt an Bord, gratulierte Jaesa zu ihrem Erfolg und lud uns alle im Namen von Admiral Erlanger nach Narendra IV zu einer offiziellen Willkommensparty ein. Bis unser Warpantrieb wieder funktionierte, würde die Leahval uns ziehen. Ausgerechnet das Narendra-System... wir wussten, dass der Tal'Shiar dort eine Basis hat und auch dass Admiral Erlanger gerne von dort aus arbeitet, aber nicht wie wichtig dieses System anscheinend weiterhin ist.

    Wir durften mit drei Leuten runterbeamen, Jaesa entschied sich für Commander Corlsen und Lucy. Uns war mittlerweile aufgefallen, dass es wohl keine Idee sein würde mich mit Admiral Erlanger zu konfrontieren - im besten Fall würde er mich anstarren und uns nie vertrauen, im schlimmsten Fall würde er mich arrestieren und exekutieren sollen.

    Ich blieb also versteckt an Bord der Lorca zurück, wo ich gemeinsam mit der inzwischen freigelassenen - Jaesa war mit einer schauspielerischen Meisterleistung sicher gegangen, dass sie auf unserer Seite sein würde - Lieutenant Griffin die Lage im Blick behielt.


    Doktor Vadiye, die nach mehreren Jahren an Bord von Föderationsschiffen heute als mit erste Amtshandlung von "Captain" Jaesa Hawkins einen Rang und eine Beförderung zum Fähnrich erhielt, behielt die Biowerte im Auge.

    Über einen offenen Comm-Kanal konnten wir gut verfolgen, was dort unten passierte als wir im Orbit von Narendra IV angekommen waren: Admiral Erlanger höchstpersönlich war dort unten, genauso natürlich wie Admiral Selos. Beide hatten einige Klingonen als "Sklaven" und Diener gefangen und es wurde ausgiebig gefeiert, Jaesa Hawkins wurde groß von allen gelobt und von Admiral Erlanger sogar zum Captain befördert, dem ersten Captain der "wahren Föderationsflotte".

    Dann jedoch gab es zwei Sachen, die mir große Sorgen machten: zum ersten schien dort unten ein "General Kler'Q" Klingone zu sein, der erst nach mehrfachen Ermahnungen von Admiral Erlanger von Jaesa abließ. Nun war ich damals noch nicht Teil dieser Crew, der Sternenflotte oder gar in diesem Universum, aber aus alten Geheimdienstberichten ist dieser Klingone so ziemlich das absolute Böse. Und gefährlich, sehr gefährlich. Es bleibt die Frage, warum sich ein Admiral Erlanger, der die Allianz abgrundtief hasst erst mit einem romulanischen Admiral und nun offenbar mit einem klingonischen Kler'Q verbündet? Klar war jedoch, dass Kler'Q auf niemanden hörte.


    Und da war noch ein größeres Problem: Admiral Erlanger fragte direkt nach, ob "Agent Georgiou" bereits beseitigt worden sei. Dieser Parasit wollte weiterhin unbedingt meinen Tod, um jeden Preis! Jaesa antworte schnell und sicher mit "Ja, sie ist nur noch ein Fleck auf dem Teppich" und auch Lucy bestätigte das auf Nachfrage von Admiral Erlanger, ging angesichts unserer Vorgeschichte sogar darauf ein, dass sie eine Zeit brauchte um das zu verstehen.

    Ich musste kurz durchatmen, nicht nur angesichts dieser Worte - natürlich waren sie gespielt, aber niemand hörte so etwas gerne - sondern vor allem angesichts der Tatsache, dass Lucy diese einem feindlichen Admiral sagen musste.

    Dann verkündete Admiral Erlanger, dass die drei das festliche Essen genießen sollten, während er auf die Lorca beamen und das Schiff für die nächste Mission persönlich vorbereiten würde.

    In ihr schrillten alle Alarmglocken. Sollte Admiral Erlanger mich lebendig und als Teil der Crew an Bord der Lorca sehen, war diese Mission gescheitert bevor sie angefangen hatte. Schlimmer noch, wir alle waren tot oder schlimmeres.


    Und dazu kam dann noch Tabitha Johnson, die mit wieder einmal hervorragendem Timing genau heute an Bord der Lorca zurückgekehrt war. Nicht nur sorgte sie wieder für allerhand Aufregung und Chaos, sie war eine weitere Terranerin. Zum Glück wusste Erlanger nicht, dass wir zwei Aufklärungsshuttle haben, also nahm ich Lieutenant Johnson und wir schwebten in einem getarnen Shuttle mehrere Stunden über der Shuttlerampe, ehe Admiral Erlanger das Schiff nach Ende der Reparaturen und Upgrades - wir erhielten viele taktischen Upgrades - wieder verlassen hatte.


    Das allerdings nicht ehe er den Zellen einen Besuch abstattete und die acht Gefangenen exekutierte. Zum Glück kriegte ich das rechtzeitig mit und konnte diese ähnlich wie Captain Paris gerade noch rechtzeitig in's Shuttle beamen. Mit etwas Glück verstehen sie jetzt wie wichtig diese Mission ist und werden sich uns anschließen.


    Auf die Brücke oder in anderen Bereiche durften Tabitha Johnson und ich so schnell dennoch nicht, denn Lieutenant Griffin hatte bei einer genauen Suche herausgefunden, dass Admiral Erlanger das gesamte Schiff verwanzt hatte. Es war zwar fast überall nur Audio - so konnten wir zumindest schriftlich problemlos kommunizieren - aber dennoch ein großes

    Risiko. Erst Recht, da der Admiral anscheinend weiterhin misstrauisch war.


    Dennoch hatten Jaesa und ihr Team eine neue Mission erhalten: die Breen hatten vor ihrem Ausscheiden aus dieser Gemeinschaft die Koordinaten einiger weiterhin vermisster Allianzschiff geteilt, darunter vier romulanische und zwei Föderationsschiffe. Admiral Selos war schon unterwegs die Romulaner-Schiffer zu bergen, wir hatten einen anderen Auftrag: mit Hilfe der neuen Upgrades sollten wir die Breen-Schiffe der "Verräter" angreifen und zur Belohnung im Anschluss die San Diego finden und behalten dürfen.


    Ich war anfangs skeptisch - warum sollte ein Admiral, der uns offensichtlich noch nicht komplett traut, uns weitere Schiffe anbieten? - aber wir setzten einen Kurs und tatsächlich waren dort zwei Breen-Schiffe, die uns selbst aus nächster Nähe nicht entdecken konnten. Wir schalteten die beiden Schiffe schnell aus und fingen einen Notruf ab, kurz darauf waren wir schon in einem Asteroiden-Feld.

    Und dort drinnen waren zwei Schiffe: die U.S.S. Firestar und tatsächlich unsere U.S.S. San Diego. Wir setzten Kurs, nur um schnell ausgebremst zu werden, als Lieutenant Griffin ein Minenfeld rund um Bojen entdeckte. Es gab auf den ersten Blick keinen einfachen, schnellen Weg vorbei, aber zum Glück waren wir schon in Transporterreichweite und beide Schiffe hatten genug Luft.


    Captain Hawkins und Commander Corlsen beamten auf die San Diego, während Lieutenant Griffin und Lucy die Firestar sichern sollten, auf welcher Lebenszeichen registriert worden waren.

    Noch immer im Inneren des Aufklärungsshuttles verfolgte ich die Vorgänge genau und war bereit im Notfall zu unterstützen, egal ob Admiral Erlanger das mitbekommen würde oder nicht. Es war schwierig mitzuerleben, wie sich Jaesa, Lucy und der Rest der Crew in Gefahr begaben ohne dass ich irgendwas tun konnte.

    Lucy und Lieutenant Grififn konnten die zwei Breen auf der Firestar schnell ausschalten, das Schiff sichern und auf die Lorca zurückkehren, Commander Corlsen konnte die Hauptenergie der San Diego wiederherstellen.


    Jaesa allerdings... traf in den Jeffriesröhren auf einen alten bekannten, General Kler'Q. Zum Schock von uns allen - und zum absoluten Unmut von Admiral Erlanger, der lautstark alles kurz und klein schlagen sowie alle Klingonen exekutieren ließ - griff dieser Wahnsinnige Jaesa an, die sich nach einem langen und intensiven Kampf diesem Knecht allerdings entledigen konnte, Kler'Q ist tot. Jaesa wurde schwer verletzt und wurde noch auf der Brücke der San Diego von Doktor Vadiye versorgt. Tabby gab ihr dann ihre Wunderdrogen, ehe sie von Doktor Vadiye verscheucht wurde - irgendwas sagt mir, dass die beiden auch schon ihre Geschichte haben.

    Lieutenant Griffin meldete dann, dass die San Diego wanzenfrei war, sodass Tabitha und ich den Rest der Crew auf der Brücke trafen und alle Systeme startklar machten.

    Das Minenfeld war immer noch da draußen, aber Lucy hatte eine mobile Konsole der Breen gefunden, die dieses anscheinend kontrolliert. Lieutenant Griffin und Commander Corlsen arbeiteten an Lösung diese zu übersetzen und für uns nutzbar zu machen.


    Und dann war ein persönliches Anliegen von Jaesa: in all dem Chaos auf Narendra IV war es Lucy gelungen die kompett Datenbank von Admiral Erlanger zu kombinieren und nun wollte Jaesa wissen, ob ihre Familie tatsächlich sicher auf Narendra IV gehalten wurde, wie Erlanger ihr das mehrmals versichert hatte.

    Ich machte mich mit Lucy zusammen, von der ich noch ein nettes Kompliment erhielt, also an die Arbeit an dieser Datenbank, morgen früh sollten wir Antworten für Jaesa haben. Für sie wünsche ich mir so sehr, dass wir ihre Familie schnell und sicher wiederfinden.


    Bis dahin hatten wir aus einem Schiff drei gemacht, hatte Admiral Erlanger und Admiral Selos trotz offensichtlich noch vorhandener Bedenken glauben lassen, dass wir die Allainz verraten und uns ihm angeschlossen hatten. Trotz kleinerer Rückschläge war es ein guter Tag.


    Auch wenn ich noch keine abschließende Antwort auf meine Frage habe, ist mir jetzt eines klar. Ja, Liebe ist eine Schwäche, die leicht ausnutzbar ist. Nicht nur könnte ich Lucy manipulieren, ein Admiral Erlanger könnte ebenso versuchen meine eigene Schwäche zu nutzen. Sie zu entführen, mich zu entführen oder uns gegenseitig etwas androhen.

    Also ja, vielleicht war es das Beste für alle keine Emotionen, keine Schwächen zuzulassen.

    Wir haben auf der Lorca gerade genug Beispiele wie leicht sich Liebe ausnutzen lässt - Jaesa, Lieutenant Griffin. Und natürlich könnte ich Lucy fortschicken und mir einreden, dass sie damit sicher wäre, dass niemand ihr oder mir etwas anhaben könnte. Aber das war naiv. Mehr noch, es war unrealistisch.


    Außerdem, wofür würde ich dann kämpfen? Ja, für die Crew der Lorca oder San Diego, für die Föderation, für „das Gute“. Alles würdige Gründe, alles würde mich motivieren. Aber eines wurde mir heute klar: sollten wir es tatsächlich schaffen Admiral Erlanger zu schlagen, den neuen Tal‘Shiar zu brechen…ohne Lucy an meiner Seite wären die Feierlichkeiten am Ende nicht dasselbe. Sie gab mir noch ein paar Prozent mehr Motivation zu kämpfen. Mit Jaesa, Commander Corlsen, Lieutenant Griffin oder anderen hätte ich die Rückkehr auf die San Diego auch gefeiert, aber wenn ich wüsste, dass Lucy irgendwo da draußen ist, schlimmer noch, wenn ich wüsste dass sie da draußen ist, weil ich sie weggeschickt hatte. Nein, das wäre kein Triumph.

    Vielleicht habe ich mir meine Fragen damit selber beantwortet. Ja, Liebe konnte eine Schwäche sein, die andere ausnutzen konnten, ausnutzen würden. Aber mehr als war sie auch eine unglaubliche Stärke, das würde ich mir nicht nehmen lassen. Nicht von Admiral Erlanger, erst recht nicht von Philippa Georgiou.


    Wir hatten die San Diego zurückgewonnen, hatten das Vertrauen von Admiral Erlanger größtenteils erhalten und in Kürze einen Weg dieses Minenfeld zu verlassen. Lucy konnte Nachrichten an Admiral Nechayev schicken, alles verlief genau nach Plan. Und in Kürze würde dieser aufgeblasene Admiral Erlanger sein blaues, terranisches Wunder erleben.


    =/\= Log Ende.

    Amicia Georgiou schleicht sich leise und vorsichtig Richtung Schlafzimmer, öffnet die Tür und legt sich neben eine bereits erschöpft schlafende Lucy Tamas. Zu ihren Füßen liegt ein PADD und für einen Moment überlegt Amicia ob sie dieses lesen soll, eher sie über sich selber den Kopf schüttelt, Lucy zudeckt und sich dann selbst schlafen legt.

    Persönliches Computerlogbuch

    Agent Lieutenant Lucy Tamas

    U.S.S. Lorca:


    Ich hatte mir geschworen den Namen "Amicia Georgiou" aus meinem Gedächnis, aus meiner Erinnerung zu löschen. Diese Frau für immer zu ignorieren. Und das hätte ich vielleicht auch geschafft. Aber sie aus meinem Herz zu löschen... das war eine andere Geschichte, eine unmögliche Herausforderung.

    Als ich vor wenigen Stunden eine Nachricht über unseren eigenen, privaten Notfall Kanal - den Kanal, den ich eigens für Fälle wie diesen entwickelt hatte - von Amicia Georgiou erhielt war ich also zwiegespalten. Über zwei Wochen nach unserer schicksalhaften Zusammenkunft am Rosemillow Pond hatte ich auf genau dieses Szenario gewartet, hatte davon regelrecht davon geträumt, Amicia retten zu können. Aber wie lange wollte ich warten?

    Mir ist verdammt bewusst, wie erbärmlich, wie lächerlich, wie sehr nach einer schlechten Holoromanze das klang. Hätte mir irgendjemand Anderes davon erzählt ich hätte ihn wahrscheinlich ausgelacht oder eine große Flasche saurianischen Brandy angeboten.


    Aber es ging nicht um eine andere Person, es ging um mich. Trotz der Tatsache, dass Amicia mich verletzt hatte wie kein Mensch zuvor und trotz all meiner Schwüre sie zu ignorieren, konnte ich nicht anders: ich las Amicia's Nachricht zehn, 15, 20 Mal, aber dann nahm ich ein Aufklärungsshuttle der Surtr und setzte Kurs auf die Koordinaten der U.S.S. Lorca, um meine Suche nach Hinweisen zu beginnen.

    Für einen Moment überlegte ich ob ich Captain Chadwell informieren sollte, aber je weniger von dieser Aktion wussten, desto besser. Es war fast immer einfacher um Vergebung als um Erlaubnis zu fragen, vor allem wenn man gegen seine eigenen Leute vorging.

    Admiral Maximus Gerald Erlanger, in diesem Fall. Ich hatte diesen Namen bis vor wenigen Stunden nur zweimal gehört. Das alleine reicht um mir klarzumachen, dass Amicia in unmittelbarer Lebensgefahr war.


    Wie geraten rief ich von unterwegs aus Commander Jaesa Hawkins auf der Lorca und koordinierte mit ihr den weiteren Plan. Ich kannte diese Frau nicht, aber jemand der das Vertrauen von Amicia Georgiou gewonnen hatte, musste auf unserer Seite sein. Es gelang mir fast unentdeckt an Bord der Draugr zu beamen, allerdings dauerte es nicht lange, bis die Crew Eindringlingsalarm auslöste und alle wichtigen Bereiche verriegelte.

    Admiral Erlanger war paranoider als die Berichte es mich glauben ließen. Nach langen Wegen durch Jeffriesröhren nahm ich schließlich Position außerhalb der Arrestzellen ein, wartete auf den passenden Moment - was bei all dem chaotischen Verkehr und vor allem dem Anblick von der Folter von Amicia Georgiou nicht einfach war - schoss einen Sicherheitsoffizier zu Boden und traf mehrmals den ersten Offizier, ehe er die Türen verriegeln konnte.

    Hatte ich ihn betäubt? Getötet? Während ich verzweifelt versuchte einen Sprengsatz an den Türen anzubringen, schossen wir tausende Bilder, tausende Gedanken durch den Kopf: was wenn er noch bei Bewusstsein war? Würde er Amicia töten? Warten, bis ich die Zellentüren öffnen würde? War ich, die gekommen war, um sie zu retten, jetzt für ihren Tod verantwortlich?


    Zum Glück riss mich der Warnton der Sprengladungen aus diesen Gedanken, als die Zellentüren auch schon weggesprengt wurden und ich gerade noch rechtzeitig Deckung nehmen konnte. Dann sah ich den Offizier am Boden liegen, Amicia lag blutend direkt daneben. Ich nahm sie in meine Arm und wohl das gesamte Schiff konnte mein Aufatmen hören, als sie ihre Augen öffnete, mich ansah und "Lucy..." flüsterte.

    Mir schossen dutzende Gedanken durch den Kopf, die wenigsten geeignet für ein Sternenflotten Logbuch. Aber ich war hier um eine Kollegin zu retten, nicht mehr. Das hatte ich getan. Also stand ich auf, als Amicia mir von den weiteren Crewmitgliedern der Lorca, Commander Corlsen und Commander Kim, berichtete, dass noch festgehalten wurden.


    Commander Hawkins, bzw. eine Holosignatur von ihr, tauchte dann auch noch auf, wir tauschten uns kurz uns und ich konnte Commander Corlsen auf der Krankenstation gerade noch retten, ehe er dem barbarischen Extraktor dem Opfer gefallen wäre.

    Mit vereinten Kräften schafften wir es zurück in den Zellenbereich, wo ein Kraftfeld uns temporär vor den Sicherheitskräften schützte. Commander Hawkins lenkte wie besprochen Admiral Erlanger ab, währenddessen schaffte es Commander Corlsen gerade rechtzeitig die Transporter in Gang zu bringen und uns auf ein Shuttle zu beamen, mit welchem wir flüchten konnten.

    Ich behandelte Amicia, die schnell bewusst wurde, während Commander Corlsen uns sicher an Bord der Lorca zurückbrachte.


    Dort angekommen übernehmen die Mediziner um eine Vidiianerin - ich wusste, dass die Sternenflotte welche hatte? - die Behandlung, wir alle mussten bald die Krankenstation verlassen. Das war gestern Abend... nach einigen Stunden in einem Gastquartier, in welchen ich nicht eine Minute Schlaf gefunden habe, war ich nun um sieben Uhr morgens wieder die erste auf der Krankenstation. Doktor Vadiye ließ nicht mit sich reden und verwies mich bald wieder des Raumes, aber zumindest hatte sie eine Therapie für Amicia finden können. Eine Therapie, die das Potential hatte alle Schäden zu reparieren. Mit den Gedanken daran schlief ich erschöpft, aber zufrieden vor der Tür der Krankenstation ein, ehe ein Sicherheitsoffizier mich weckte. Vielleicht sollte ich tatsächlich etwas schlafen gehen...




    *in der selben Nacht*


    Persönliches Computerlogbuch

    Agent Lieutenant Lucy Tamas

    Nachtrag:


    Halleluja! Nehmt das all ihr negativen, zweifelnden, mich auslachenden und lächerlich machenden Gedanken! Ich mag nicht immer richtig liegen, im Gegenteil fast immer falsch einschätzen was mein Gegenüber von mir hält sobald es sich um mehr als einen Auftrag handelt. Aber dieses Mal... dieses Mal hatte ich Recht gehabt. Amicia Georgiou und ich hatten uns geküsst, nein sie hatte mich geküsst. Zu einem Zeitpunkt als ich das nicht mehr für möglich gehalten hätte, innerlich schon auf dem Rückflug zur Surtr war. Angesichts der Umstände, angesichts von Amicia's Loyalität gegenüber Jaesa Hawkins, ist mir bewusst, dass für den Moment nach der heutigen Nacht nichts weiter passieren wird, wir nicht morgen händchenhandelnd zu einem Wochentrip nach Risa aufbrechen oder uns vor der Crew verloben werden.

    Damit konnte ich leben. Ich war bei ihr, sie war sicher, für den Moment hatten wir dieses Schiff gesichert - das war für mich mehr als genug, mehr als ich mir vor 24 Stunden hätte erträumen können.


    Aber für den Moment genug dazu, heute ist so viel an Bord der U.S.S. Lorca und anderswo passiert, dass es schwierig war einen Überblick zu behalten.

    Nach einem ausgiebigen Power Nap heute früh begab ich mich in die Astrometrie, wo ich meine Arbeit an der Datenbank der A.I.V. Draugr fortsetzte. Natürlich war diese Datenbank hundertfach verschlüsselt, zu meinem Glück arbeitete die Draugr größtenteils mit Standard Geheimdienst-Verschlüsselungen. Commander Corlsen kam später dazu und bedankte sich für meine Hilfe an Bord der Draugr, auch ihn hatte ich schließlich erst in letzter Sekunde retten können. Wir arbeiteten dann eine ganze Weile, bis wir relativ handfeste Beweise für die Manipulation der Breen sowie eine Erlanger-Tal'Shiar'-Breen Allianz finden konnten. Da waren noch deutlich mehr Daten in dieser Datenbank, auch über die Breen-Schiffe und die IRW Leahval, aber das musste warten.


    Während wir arbeiteten, hatten die Yath allerdings bereits einen Entschluss gefasst - auch wenn dieser Entfluss auf falschen Daten basierte: die Breen sollten die Sonne mit ihrem Plan stabilisieren, im Gegenzug würden sie Zugriff auf Ressourcen und im Sternenbasis im System bekommen. Es dauerte nicht lange, bis das getarnte romulanische Schiff die Kommunikation zwischen Yheaq IV und allen Schiffen im System störte, Captain Paris durfte sein Gespräch mit dem Premierminister nicht einmal beenden. Somit hatten wir keine Chance die Yath zu warnen oder sie über ihre Manipulation zu informieren. Was wir allerdings hatten war eine Deadline: in 30 Stunden sollte jedes Schiff und alles Personal der Allianz das System verlassen. Das bedeutete nicht nur die Lorca und die kurz zuvor in's System gewarpte U.S.S. Hornet von Admiral Nechayev, es bedeutete auch die Wissenschaftler auf der Oberfläche sowie die Draugr und Sultr. Nicht, dass diese beiden Schiffe das nicht umgehen könnten. Admiral Nechayev briefte die Führungsoffiziere über die Lage.


    Offenbar hatten einige Yath bereits angefangen den Außenposten sowie andere Alien-Einrichtungen anzugreifen, aber davon kriegte ich nur am Rande mit. Ich hatte eine andere Mission. Commander Corlsen wollten unseren Bericht gerade dem Captain überbringen, als Commander Jaesa Hawkins plötzlich die Astrometrie betrat. Jaesa Hawkins... sie hatte mir bei der Rettung der drei Offiziere von der Draugr wichtige Informationen zukommen lassen, sie war berühmt-berüchtigte innerhalb der Sternenflotte und vor allem des Geheimdienstes... für mich persönlich allerdings... so wie Amicia immer wieder über sie redet war ich lange Zeit eifersüchtig, bis ich hörte, dass sie eine Familie auf der Erde hatte. Das alles änderte nichts daran, dass ich dieser Frau etwas schuldig war, sodass ich nicht lange zögerte, als sie ihren Plan vorstellte das romulanische Flaggschiff zu entern und den Admiral für ein Verhör zu entführen: ich würde sie begleiten.


    Zu meiner großen Überraschung versuchte sie nicht einmal mich vom Gegenzug zu überzeugen, sondern befahl Commander Corlsen ausschließlich die replizierte Ausrüstung inklusive persönlicher Holo-Emitter für eine weitere Person vorzubereiten.

    Commander Corlsen versprach komplettes Stillschweigen über unseren Auftrag und so betrat ich wenig später mit meinem Phasergewehr den Transporterraum, wo mich eine unbewaffnete Jaesa Hawkins ansah. Nach einer kurzen Lehrstunde für welch Aufsehen Wunden von Föderationswaffen auf dem romulanischen Flaggschiff sorgen würden legte ich meine Waffe ohne weiteren Kommentar zur Seite und wir beamten auf die Leahval.


    Es war intensive, adrenalin-reiche Minuten, bis wir schließlich das Quartier des Admirals erreicht hatten. Die Daten aus dem Draugr-Computer hatten uns den schnellsten Weg noch einmal bestätigt.

    Zwei Romulaner versperrten uns den Weg, verschwanden allerdings nach kurzer Zeit laut lachend wieder, sodass der Weg frei war. Wir atmeten beide tief ein und wollte das Quartier öffnen, als die Tür plötzlich aufsprang und ein Breen Thot verdutzt Commander Hawkins ansah. Unsere Sensoren hatten ein weiteres Lebenszeichen - Breen - im Quartier angezeigt, aber niemand reichte damit, dass dieser Breen gerade jetzt das Quartier verlassen würde. Während der Breen Commander Hawkins anfiel, konnte ich gerade noch rechtzeitig an ihm vorbeistürmen und den romulanischen Admiral Selos zu Boden reißen, ehe er das Com-System aktivieren und Hilfe holen konnte.

    Fast hätte er mich mit seinem Disruptor daraufhin vaporisiert, aber ich konnte diesem zum Glück ausweichen und sah am Boden liegend wie Commander Hawkins dem romulanischen Admiral seine "Lieblingsvase" auf den Hinterkopf schepperte, sodass dieser zu Boden sank.


    Commander Hawkins war offensichtlich schwerer verletzt, auch ich hatte einiges an Verletzungen davongetragen. Aber wir hatten gewonnen. Wir beamten also auf die Lorca zurück, wo Commander Hawkins die Verhöre begann, während ich die letzten Informationen aus der Datenbank mit Lieutenant Griffin aktualisierte, ehe sie den Captain briefen sollte.

    Ich ging weiter auf die Krankenstation, wo ich nach Amicia sah. Sie war inzwischen aus dem Koma, in welches die Mediziner sie zu ihrem eigenen Schutz versetzt hatten, erwacht und Doktor Vadiye hatte zugestimmt, sie für "leichten Dienst" gehen zu lassen. Nun wussten wir wohl alle was das für eine Terranerin bedeutet würde, ich wusste am besten, dass es sinnlos wäre mit ihr zu diskutieren. Also stütze ich Amicia und wir gingen langsam zusammen Richtung Brücke, erst als plötzlich der rote Alarm ertönte und das Schiff begann zu wackeln erhöhten wir so gut es ging das Tempo.

    Zu diesem Zeitpunkt fiel es mir unglaublich schwer diesen Weg nicht für eine Aussprache, eine Konfrontation zu nutzen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich gewartet habe. Auf der Brücke angekommen merkte ich schnell, dass ich einiges verpasst hatte.

    Die Romulaner hatten ihr Störsignal abgeschaltet und das System verlassen, Premierminister Zren war inhaftiert worden und die Yath akzeptierten unser Hilfsangebot. Dann kam Commander Hawkins noch mit dem Breen Thot auf die Brücke, der einem Waffenstillstand zustimmte und seinen Schiff befahl das Feuer einzustellen - das hatte also den roten Alarm ausgelöst - und das System zu verlassen.

    Ich weiß nicht, was Commander Hawkins mit ihm gemacht hatte, aber offenbar hatte sie irgendwie das Vertrauen der Breen erlangt. Erstaunlich, bemerkenswert.


    Amicia übernahm dann das Steuer und die Crew der Lorca konnte ihren lange entwickelten Plan zur Rettung der Yath-Sonne ausführen. Währenddessen stürmte Commander Hawkins regelrecht von der Brücke, nachdem ich ihr ein Kompliment für ihre guten Arbeit gemacht hatte.

    Das war nur der offizielle, der öffentliche Teil dieser Arbeit, dieses Auftrages. Captain Paris, Lieutenant Griffin, Commander Corlsen oder selbst Admiral Nechayev, sie alle würden denken, dass Commander Hawkins Kontakt mit den Breen aufgenomen und einen Waffenstillstand ausgehandelt hatte. Aber ich hatte eine Aufzeichnung des Verhörs des romulanischen Admiral Selos gesehen, hatte gesehen wie Hawkins ihn glauben ließ den Breen Thot kaltblütig erschossen zu haben, woraufhin der Romulaner mit seiner Abneigung gegenüber Breen nicht mehr zurück hielt. Während die beiden im Frachtraum ihre "Vision" austauschten und Commander Hawkins Admiral Selos komplett um den Finger wickeln konnte hatte ich über einen verschlüsselten Kanal Kontakt zu Lieutenant Luke Callaghan aufgenommen, dem Mann der gerade auch Lieutenant Hawkins' Tochter beschützte.


    Ich wusste, dass Admiral Erlanger auf der Suche nach ihm war, schließlich waren Amicia und Commander Hawkins seine größten Feinde - welche bessere Art mit Feinden umzugehen als ihre Familien gefangen zu nehmen? Auch Luke Callaghan wusste das und war mir bereits mehrere Schritte voraus. Als der Romulaner von Hawkins also ein "Opfer" verlangte hatten wir eine komplette Aufnahme von einem Angriff eines romulanischen Teams auf Luke Callaghan inklusive Transmission des romulanischen Captains bereits vorbereitet. Der Romulaner fiel komplett drauf rein, vertraute Commander Hawkins alles an - aber sie konnte nicht sicher wissen, ob diese Aufnahme der Wahrheit entsprachen oder nicht. Entsprechend am Boden zerstört war sie. Da sie sich auch weiterhin die Rippen hielt, hatte ich ihr zuvor geraten die Krankenstation aufzusuchen, sodass ich dort meine Suche nach ihr begann. Doktor Vadiye allerdings bestätigte mir, dass sie Commander Hawkins nicht gesehen hatte.


    Ich fand sie dann schließlich.. in ihrem Quartier. Ich ließ mir zuvor von Luke Callaghan eine Holoaufnahme zusenden, dass es ihm gut ging und Commander Hawkisn sich keien Sorgen machen brauche - ich wusste nicht, ob sie mein Wort alleine akzeptieren würde, nicht nach den Bildern, die sie gesehen hatte.

    Nachdem sie die Tür nicht öffnen wollte fand ich sie schließlich nach der Notöffnung zusammengekauert in einem Stuhl. Ich verschwendete nicht viel Zeit, legte mir meine Hand auf die Schulter und übergab ihr sofort das PADD. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie realisierte, was genau da gerade auf dem PADD zu sehen und dann begann sie alles zusammensetzen. Ihre Miene hellte sich sichtbar auf, die lächelte und alles schien gut. Ich wollte ihr und ihrer Familie gerade etwas Privatsphäre geben und gratulierte sie zu einem hervorragenden Erfolg, als plötzlich Waffenfeuer zu hören war und Luke Callaghan tatsächlich entführt wurde, von Admiral Erlanger's Leuten.


    Ich versuchte Hawkins zu trösten, aber ich wusste das war aussichtslos. Also bot ich ihr sie könne sich immer bei mir melden und verließ dann das Quartier. Vor der Tür musste ich selber erstmal durchatmen und schlug mehrmals gegen die Korridorwände. Wie war das möglich? Wir hatten jede Sicherheitsvorkehrung getroffen, jede Transmission mehrfach verschlüsselt und über dutzende Relais-Satelliten umgeleitet. Es war nahezu unmöglich für Erlanger diese Transmissionen zurückzuverfolgen, geschweige denn unseren Plan durchschauen zu können. Wie also hatte er Luke Callaghan gefunden? Hatte er die Informationen des romulanischen Admiral schlichtweg ignoriert und seine eigene Suche einfach fortgesetzt? Hatten wir doch einen Fehler gemacht? Das müssten wir analysieren, aber für den Moment spielte es keine Rolle. Commander Hawkins hatte live mit ansehen müssen, wie ihre Familie entführt wurde, die Personen, die sie immer schützen wollte. Das würde wohl jede Person brechen, entsprechend rief ich Doktor Vadiye und bat sie sich zumindest um die körperlichen Wunden von Commander Hawkins zu kümmern, welchem sie sich auch sofort annehmen wollte.


    Ich kehrte dann auf die Brücke zurück und wollte Amicia nach ihrer Schicht überraschen, aber plötzlich war mir nicht mehr nach feiern zumute. Ich mag Commander Hawkins nicht sehr gut kennen, nicht zu ihr aufschauen wie fast jeder an Bord der Lorca. Aber ihr Ruf als "Heldin" war mehr als verdient, das war auch mir heute klar. Niemand hatte ein solches Schicksal verdient, aber eine solche Person erst Recht nicht. Ich versuchte mein bestes einen fröhlichen Gesichtsausdruck zu wahren, als ich Amicia gegenübertrat, aber sie sah sofort durch meine Fassade, erst Recht als ich Captain Paris unwissentlich quasi ignorierte und mich ihm erst einmal vorstellte.


    Wir verließen dann die Brücke und ich brachte sie in ihr Quartier, wo ich ihr eine Aufzeichnung von Hawkins' Verhör mit dem Romulaner sowie eine Zusammenfassung der anschließenden Ereignisse gab. Es war offensichtlich, dass sie sofort nach Jaesa Hawkins sehen wollte und so sehr ich mir gewünscht hatte mit ihr endlich in Ruhe unter vier Augen reden zu können, so sehr konnte ich das verstehen. So sehr würde ich mir selber niemals verzeihen können, wenn ich diese Situationen ausgenutzt hätte um Amicia vor eine Wahl zu stellen. Egal was zwischen sein mag, es war offensichtlich, welche große Rolle Jaesa Hawkins in Amicia's Leben spielte. Das konnte, das wollte ich nicht ändern. Dann klingelte es auch schon und eine komplett aufgelöste Commander Hawkins betrat mit den Worten "Ich bin sicher ihr habt über mich geredet?" das Quartier. Amicia redete lange auf sie, versuchte ihr Mut zuzureden, ich gab mein Bestes dabei unterstützend und hilfreich zu sein. Und das war die Wahrheit, ich wollte genauso wie die anderen beiden, dass diese Familie schnellst möglich vereint wurde.


    So froh ich war, dass Admiral Selos seinen Teil der Abmachung eingehalten und Commander Hawkins ein Datenpaket geschickt hatte, das den Geheimdienst für Monate beschäftigen würde, alleine das war nichts von dem hier Wert. Commander Hawkins jedoch wollte ihrer Pflicht nachkommen und eine Antwort zurücksenden, Amicia bot ihr mehrmals unsere Hilfe an, ehe Hawkins das Quartier wieder verließ.


    Amicia und ich sahen uns für einige Sekunden an und mein Herz begann schneller zu schlagen. War ausgerechnet dieser schreckliche, furchtbare, traurige Moment der Moment, an dem ich endlich Antworten erhalten sollte? Es schien als wollte sie etwas sagen, aber es kam... nichts. Enttäuscht und verärgert drehte ich mich wieder meinem Computer und sendete eine Botschaft eine Colonel Kira, während ich Amicia nur "Du solltest schlafen gehen, du brauchst Ruhe" hinterher warf. In diesem Moment war ich überzeugt, dass ich nach dem Herstellen einer Verbindung zwischen der Crew der Lorca und Colonel Kira die Lorca verlassen würde und dieser Crew, vor allem aber Amicia Georgiou für immer den Rücken kehren würde. Was ich in diesen Minuten gefühlt hatte... niemand anderes hatte so etwas jemals in mir ausgelöst und ich würde nicht länger zulassen, dass eine andere Person so über mein Leben bestimmen würde. Die Crew der Sultr konnte sich glücklich schätzen mich zu haben und es gab genug andere Krisenschwerpunkte da draußen, weit weg von der U.S.S. Lorca.


    Ich wurde dann allerdings jäh aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich Amicia's warme Hände an meinem Gesicht spürte, mein Stuhl herumgedreht wurde und ihre Lippen auf einmal meine berührten. Ich werde nicht versuchen zu beschreiben welche Emotionen ich in diesem Moment gespürt haben, aber sagen wir einfach all die Träume waren nichts dagegen.


    Wir waren beide empathisch, professionell und alt genug um es für den Moment bei diesem Kuss zu lassen - so schwierig das uns beiden dennoch zu fallen schien, aber nun hatte ich Gewissheit. Ich beendete meine Plan zur Rettung von Commander Hawkins's Familie und werde nun Amicia in ihrem Krankenbett Gesellschaft leisten, da sie noch immer angeschlagen ist und ich nach den Geschichten über die... Eskapaden ihrer Mutter lieber vorsichtig bin, werde ich natürlich warten bis sie eingeschlafen ist.


    =/\= Log Ende.

    Lieutenant Commander Amicia Georgiou klettert vorsichtig aus ihrem Bett, stützt sich an der Bettkante ab und schleicht barfuß langsam in Richtung Replikator im Wohnbereich des Quartiers

    "Computer, ein Glas Orangensaft" Sie nimmt das Glas, setzt sich mit einem PADD auf den Boden in einer Ecke des Quartiers, schaut in Richtung Schlafbereich und grinst beim Anblick der sich langsam bewegenden Decke. Als nach wenigen Sekunden nichts mehr zu sehen oder hören ist, schließt sie mit einem Kommando die Tür und beginnt eine Aufzeichnung.



    Persönliches Computerlogbuch

    Lieutenant Commander Clary Amicia Georgiou

    Nachtrag:


    27 Stunden, 13 Minuten und 44 Sekunden. So lange war ich insgesamt in ein künstliches Koma versetzt, um meine Neuronen nach Benutzung des Extraktors zu entlasten und eine Heilung zu beschleunigen. Doktor Vadiye und ihr Team hatten ganze Arbeit geleistet, ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder wirklich aufwachen würde, geschweige denn als ich selbst. Ich werde nie verstehen wieso diese Frau bis heute keinen offziellen Rang hat. Erlanger's erster Gehilfe mag nicht ganz mit dem Extraktor fertig geworden sein, aber die meisten anderen Ärzte wären nicht so schnell auf eine so effiziente Lösung gekommen.


    Und doch... es fühlte sich an als hätte ich Jahre in einem Koma gelegen. Innerhalb von 27 Stunden hatte sich alles verändert. Lucy und Jaesa hatten gemeinsam das Flaggschiff des Tal'Shiars infiltriert und den romulanischen Admiral sowie seinen Breen Allierten entführt, Admiral Nechayev hatte mal wieder eine Standpauke gehalten, Captain Paris schien langsam wieder er selbst zu sein - vielleicht brauchte es die Standpauke von Nechayev - die Breen hatten sich freiwillig aus dem Yheaq- System zurückgezogen und Jaesa Hawkins war anscheinend beim Tal'Shiar und den Breen nun äußerst beliebt. Oh, und ich habe etwas getan, das ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen: ich habe Lucy Tamas geküsst.


    Ich weiß nicht wo genau ich in meiner Aufarbeitung anfangen soll, aber für den Moment bleibe ich bei den Fakten, bei den Sachen die ich sicher sagen kann: Agent Lucy Tamas und Commander Jaesa Hawkins haben heute ohne Authorisation oder Rücksprache mit Captain Paris die Leahval geentert. Je länger ich darüber nachdenke, desto genialer ist dieser Plan. Wären sie erwischt worden, hätten Captain Paris und die Sternenflotte sehr glaubhaft versichern können, dass dieses Team nicht in ihrem Auftrag gehandelt hat.

    Soweit kam es zum Glück nicht, stattdessen konnten beide mit kleineren Verletzungen sowohl den romulanischen Admiral Selos als auch den Breen Thot Trokn'eiz an Bord der Lorca beamen ohne, dass es irgendwem aufgefallen wäre. Schon jetzt scheinen auch alle Logs davon an Bord der San Diego gelöscht zu sein.


    Noch zwischen Halbschlaf, Koma und langsamem Aufwachen kriegte ich auf der Krankenstation mit, dass die Yath in all ihrer Panik - Panik, die durch die Propaganda-Transmissionen der Romulaner nur verschlimmert wurde - unsere Forschungsstation angegriffen hatten, dass es überall auf der Oberfläche Tumulte und Chaos gab. Der Leitende Wissenschaftler, ein cardassianischer Lieutenant namens Ekrem Dukaq, wollte Gerechtigkeit und Rache haben, wofür ihm anscheinend jedes Mittel recht war. Nach einem langen Gespräch zwischen Captain Paris und ihm auf der Krankenstation war er schließlich einverstanden an der Datenbank zu arbeiten. An einer Datenbank, die ausgerechnet ein Yath Sicherheitsoffizier aus der brennenden Forschungsstation gerettet hatte.


    Egal wie viel Propaganda die Breen und die Romulaner hier betrieben haben mögen, egal wie verzweifelt und panisch die Yath sein mögen, dennoch gab es da draußen noch Leute, die zwischen "richtig" und "falsch" unterscheiden konnten. Die verstanden, dass wir alle so viel besser leben könnten, wenn wir einander helfen statt uns immer nur zu bekämpfen.

    Ich konnte verstehen, dass Lieutenant Dukaq außer sich war, ich konnte verstehen, dass er eine Reaktion forderte. Er hatte schließlich zwei Offiziere unter seinem Komando verloren. Aber Captain Paris hatte Recht, die beste "Rache" war es den Yath Beweise zu liefern, dass all das hier von langer Hand geplant war, dass die Breen und Romulaner den Yath nie helfen wollten.


    Mit gemeinsamen Kräften konnten Commander Corlsen, Lieutenant Griffin, Lucy und sogar der Cardassianer am Ende genug Beweise sammeln, sodass der Plan klar wurde; klar wurde, dass über Wochen alles vorbereitet wurde, um die Breen als große Retter dastehen zu lassen und alle anderen Nachrichten zu blockieren.


    Ich wurde dann wieder bewusstlos und wachte erst wieder auf, als Lucy mich eher unsanft wachrüttelte - auch wenn sich das noch eher wie ein Traum anfühlte. Doktor Vadiye hatte das "okay" für leichten Dienst gegeben, sodass wir gemeinsam auf die Brücke gingen. Ich traf gerade rechtzeitig ein um zu sehen wie die Romulaner und Breen das System verließen und wir nun unseren Plan zur Rettung der Sonne ausführen konnten. Alle Vorbereitungen waren bereits abgeschlossen, ich übernahm das Steuer und nach etwa einer Stunde war die Sonne wieder stabilisiert. Die Yath bedankten sich aufrichtig für unsere Hilfe - in jeder Hinsicht - und luden uns alle zu einem großen Festbankett ein, diese Einladung hatte Admiral Nechayev bereits in unserem Namen angenommen.


    Mit Captain Paris' Erlaubnis - Lucy war auch heute noch so ungeschickt im Umgang mit anderen Personen, dass Captain Paris sie erstmal fragen musste, wer sie überhaupt ist - verließen wir dann nach Lucy's Rückkehr die Brücke und sie brachte mich in mein Quartier.


    Lucy zeigte mir eine lange Aufzeichnung des Verhörs von Admiral Selos, welches perfekt zeigte, warum der Name "Jaesa Hawkins" im gesamten Quadranten Reaktionen zwischen Bewunderung, Angst, Respekt, Panik und Eifersucht hervorrief. Innerhalb von weniger als einer Stunde hatte sie den romulanischen Admiral - den selben Admiral, der gestern noch von "dem wahren Imperium" redete und nichts mit der Föderation zu tun haben wollte - überzeugt, dass sie auf seiner Seite war, dass er ihr vertrauen könnte. Hatte unglaublich viele neue Informationen aus ihm herausbekommen. Ja, sie ließ ihn dafür glauben, sie hätte den Breen Thot umgebracht und ihre eigene Familie verraten, aber zumindest ersteres war der älteste Trick überhaupt.

    Admiral Selos beamte also zurück und zog ab, während Jaesa den Breen Thot mithifle des Verhörs und der klaren Worte des romulanischen Admirals überzeugen konnte, dass sie nur benutzt wurden und ein Waffenstillstand auch in ihrem Sinne sei.


    Wir besprachen kurz die Lage, ehe Lucy erwähnte, dass es eine "Fortsetzung" gäbe, dass diese Geschichte leider noch nicht zu Ende war. Mit Lucy's Hilfe sowie Unterstützung von Luke Callaghan hatte Jaesa dem romulanischen Admiral glaubhaft machen können, dass "sein Team" - in Wahrheit ein Starfleet Intelligence Team - Luke Callaghan gefunden und arrestiert hatten.

    Lucy wollte Jaesa - die selbst der Meinung war sie hätte Luke wirklich verraten - die frohe Kunde überbringen und erst jetzt wurde mir klar, wo sie gewesen war, nachdem sie mich auf der Brücke abgesetzt hatte. Warum ihr Gesichtsausdruck danach wie ausgewechselt schien.

    Ja, sie konnte Jaesa eine Videoaufzeichnung von Luke Callaghan überbringen, konnte ihr mitteilen, dass es ihrer Familie gut ging und sie diese ganze Transmission mit Hilfe von Starfleet Intelligence und Luke Callaghan nur gefaked hatte - bis der echte Luke und Hawkins' Tochter plötzlich von MACO-Offizieren vor den Augen von Jaesa entführt wurden.

    Es gab nur eine Erklärung hierfür: Admiral Erlanger. Der Romulaner hatte Jaesa blind geglaubt, die Breen hatten sich zurückgezogen... niemand anderes hatte ein Motiv oder die Gelegenheit.


    Ich sah wie sich die Tränen in Lucy's Augen begannen zu formen und ich wollte sie trösten, aber in diesem Moment ging es mir nicht viel anders. Jaesa hatte mehr für die Föderation gegeben als wohl fast jeder andere, sie hatte das alles nicht verdient. Sie könnte jetzt auf der Erde sitzen und ihr Leben genießen, stattdessen bringt sie sich und ihre Familie in Gefahr. Das sollte jetzt der Dank sein? Das Leben war so fast nicht fair. Lucy war fertig und sie brauchte mich jetzt, aber da war jemand der mich noch mehr brauchte. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen und Lucy eine Erklärung geben, als sie bereits abwinkte und nickte.


    Dann klingelte es plötzlich und eine sichtlich aufgelöste, komplett am Boden zerstörte Jaesa Hawkins betrat mein Quartier. Objektiv, logisch betrachtet war mir natürlich bewusst, dass auch sie "nur" ein Mensch war, dass auch sie ihre Schwächen und ihre Schmerzensgrenze hatte. Aber ich kannte niemanden, der stärker, der professioneller, der gefestigter war als Jaesa Hawkins. Diese Person so komplett gebrochen zu sehen brach mir das Herz - und ein kurzer Blick zu Lucy zeigte mir, dass ich nicht alleine war. Unglaublich, dass sie es geschafft hatte auf der Brücke all das noch so zu unterdrücken.


    Jaesa übergab uns dann ein PADD, eine "Datenbank" des romulanischen Admirals Selos, der seinen Teil des Deals eingehalten hatte und Informationen über die nächste Mission der Leahval gesendet hatte. Die Analyse würde Zeit brauchen, aber zumindest hatte diese Aktion einen positiven Aspekt, wir standen nicht mit leeren Händen da.

    Lucy und ich versuchten so gut es ging Jaesa Hoffnung zuzureden, ihr klarzumachen, dass Admiral Erlanger nichts gewinnen würde, wenn er ihre Familie jetzt umbringt. Jaesa schwörte notfalls den gesamten Quadranten in "Schutt und Asche" zu legen, sollte ihrer Tochter etwas zustoßen - und ich glaubte ihr. Zur Hölle, ich würde sie begleiten.


    Was ich Jaesa nicht sagen wollte, nicht sagen konnte... es ist unwahrscheinlich, dass Admiral Maximus Erlanger ihre Familie exekutiert. Viel wahrscheinlich ist es, dass er versucht sie zu manipulieren, sie - ähnlich wie Commander Corlsen - auf seine Seite zu ziehen. Auf eine Art war das noch deutlich schlimmer als eine Exekution. Seine Familie, geliebte Menschen für immer zu verlieren tat immer weh, aber wenigstens blieben einem die Erinnerungen. Diese Menschen vor sich zu sehen, wie sie nichts mehr mit einem zu tun haben wollten - oder im schlimmsten Fall sogar angriffen - war noch viel schlimmer. Wenn eine Behandlung mit dem Extraktor abgeschlossen war, blieben teilweise nur noch leere Hüllen zurück.

    Eines war klar, uns blieb nicht viel Zeit.

    Es war offensichtlich, dass Lucy unter vier Augen mit mir sprechen wollte, mit mir alleine sein wollte - aber sie ließ sich nichts anmerken, unterstützte und tröstete Jaesa wo sie konnte und wir entwickelten gemeinsam einen Plan, wie wir ihre Familie schnellstmöglich und vor allem sicher befreien könnten. Der letzte bekannte Aufenthaltsort war Deep Space Nine, Lucy hatte noch Kontakte zu Colonel Kira.


    Jaesa bereitete sich dann vor ihre eigene Transmission zu senden und verließ mein Quartier, allerdings nicht bevor ich ihr meine, unsere Hilfe zu jeder Zeit und bei jedem Problem anbot.

    Ich weiß Jaesa würde das nicht hören wollen, nicht wissen wollen, aber sie tat mir unglaublich Leid. Und ich wünschte ich könnte mehr für sie tun, könnte all diese Probleme für sie lösen und ihre Familie sicher an Bord zurückbringen. Für den Moment blieb nur warten, planen und hoffen.

    Commander Corlsen hatte von all dem nichts mitbekommen und rief fröhlich alle in die Messhall zu den abendlichen Pfannkuchen, aber irgendwas sagte mir, dass zwischen einer komplett zerstörten Jaesa Hawkins, einem aggressiven Cardassianer, der sogar noch versuchte den Captain zu ermorden und den Commander Corlsen vor meinen Augen niederschiessen musste, einer komplett überarbeiteten Doktor Vadiye und dem Rest der erschöpften Crew heute wenige diese Angebot annehmen würden.


    Und dann war da Lucy. Seit meiner Rückkehr auf die Lorca in ihren Armen, spätestens seit meinem ersten Erwachen und unserem kurzen Gespräch heute morgen wollte ich mit ihr unter vier Augen und ohne "noch fünf Minuten" Zeitlimit reden, jetzt gab es die Gelegenheit und ich hatte keine Worte. Es war als ob meine Stimmbänder, meine Lippen, mein Gehirn einfach komplett die Arbeit eingestellt hätten. Sie sah mich mit ihren großen Augen an und wartete, aber ich konnte nicht. Schließlich gab sie auf und meinte ich sollte mich lieber hinlegen und Schlaf nachholen, schließlich sei ich offenbar immer noch nicht komplett genesen und brauchte Ruhe. Und ja, sie hatte Recht, Doktor Vadiye hatte genau das verordnet, ich hatte zwischen Fliegen des Schiffes nahe der Sonne, bezeugen der beinahe Ermordung unseres Captains und den schrecklichen Vorkommnissen um Jaesa bereits deutlich mehr miterlebt und getan als der Doktor mit "leichtem Dienst" wohl gemeint hatte.


    Also ging ich Richtung Schlafbereich, während Lucy sich ihrem Computer zuwandte. Und dann schoss mir Rosemillow Pond in den Kopf, schoss mir in den Kopf wie ich Lucy zurückgelassen hatte weil ich mit einer Situation nicht umgehen konnte. Wie ich sie schon einmal verloren hatte und mir in meinen - wie ich dachte - "letzten Augenblicken" auf der Draugr geschworen hatte alles anders zu machen, sollte ich nur jemals wieder die Chance erhalten.

    Also ging ich zurück, legte meine Hände an ihren Wangen und küsste sie ehe sie überhaupt reagieren konnte. Nach wenigen - viel zu wenigen - Sekunden lies ich sie atmen, sah sie an und wusste, dass wir einander verstanden. Jetzt mehr noch als je zuvor. Sie grinste, ich lächelte und dann ging ich tatsächlich schlafen, während Lucy ihren Plan zur Rettung von Jaesa's Familie beendete, nun allerdings in einem ganz anderen Arbeitstempo. Das war dann allerdings auch schon alle "Ruhe", die ich bekommen sollte, nicht dass ich mich beschweren möchte.


    Zum vielleicht ersten Mal in meinem Leben war ich komplett glücklich. Oh, ich hatte meine Mutter zurückgeschlagen, die Galaxie gerettet, hatte mir den Respekt und die Anerkennung meiner Kollegen verdient, mich innerhalb der Sternenflotte beziehungsweise des Geheimdienstes hochgearbeitet, Freundschaften geschlossen, eine andere Galaxie gesehen. Und doch hatte immer irgendwas, ein kleines Bruchstück gefehlt. Ich war, ich bin eine zufriedene, geschätzte, sehr gute Offizierin der Sternenflotte, des Geheimdienstes. All das war ich gestern, all das werde ich auch morgen sein, egal was passiert. Aber mit Lucy...selbst die zuvor aussichtlos scheinende Rettung von Hawkins' Familie scheint machbar.

    Und doch fühlt sich ein kleiner Teil von mir schuldig bei dem Gedanken, dass nur wenige Quartiere entfernt Commander Jaesa Hawkins gerade die wohl schwersten Stunden ihres Lebens durchmacht. Ein Counselor würde von "Selbstsabotage" oder der "Unfähigkeit sich selbst das glücklich sein zu erlauben" sprechen - ja, ich hatte viele Counselor durch - aber ich wusste, dass das mehr war. Auch mehr als nur reine Empathie. Jaesa war eine meiner engsten Freundinnen, meiner engsten Verbündeten. Erst wenn auch sie wieder mit ihrer Familie vereint war, würde ich öffentlich über Lucy reden, für den Moment würde das in diesem Quartier bleiben. Ich wusste das würde sie verstehen, erst Recht nachdem sie Jaesa persönlich kennengelernt hatte.


    Ein Counselor meinte einmal zu mir, dass ich ein Leben lang auf mein eigenes Glück warten würde, wenn ich ständig mehr auf die Probleme und Emotionen anderer achten würde als auf meine eigenen zu hören. Vielleicht hatte er damit Recht. Aber Jaesa hatte zuviel für mich getan als dass ich hier anders handeln könnte. Das war ich ihr schuldig. Und wenn sie sicher mit ihrer Familie vereint war... vielleicht könnten wir sogar alle gemeinsam einen Spieleabend organisieren - ich bin sicher Lucy und Luke würden sich unglaublich gut verstehen, genug Gesprächsthemen hätten sie allemal.


    Und sobald wir diese Familie wieder vereint haben, werde ich Jaesa auch von den letzten Gerüchten um Poster ihres Porträts auf Tal'Shiar Schiffen erzählen. Ich bin sicher das hätte sie vor dem Gespräch mit Admiral Selos nicht erwartet.


    =/\= Log Ende.