*betritt zitternd die nun völlig leere Messhall, setzt sich mit einem Raktajino an einen Tisch, stellt ein PADD auf Aufnahme und beginnt langsam und leise vor sich hin zu murmeln*
Wo soll ich nur anfangen..? Ich mache mich hier lächerlich. Eine erwachsene, gut ausgebildete Andorianerin, die nachts zitternd über's Deck schleicht und in Gedanken versunken ist..und das als Sicherheitschefin. Es ist halb vier in der Nacht, selbst auf einem Schiff mit 800 Personen an Bord ist niemand mehr um diese Zeit in der Messhall, der Warpkern und einige andere Systeme sind immer noch abgeschaltet und irgendwie wirkt es gespenstisch ruhig. Und das alles nur, weil Professor Godrick - hieß er Godrick ? Ja, ich glaube doch - an den Systemen rumspielen musste, was sogar soweit ging, dass Mrs.Solais mich mit Phaser bewaffnet in den Maschinenraum rief...am Ende war es aber nur ein Tarnvorrichtung, die installiert werden musste.
Wie auch immer. Ich habe normalerweise nie ein persönliches Logbuch geführt, weil ich das für Zeitverschwendung halte, aber in den letzten Tagen ist soviel passiert, dass es nicht mehr anders geht.
Ich muss einiges loswerden, es gibt niemandem mehr, dem ich auf diesem Schiff absolut vertraue und der Counselor ist mal wieder nicht im Dienst, also bleibst du nur du..ja, genau du, liebes PADD.
Alles begann vor drei Tagen, als ich Gewissheit erhielt, dass Admiral Petersen das Schiff tatsächlich verlassen wird. Es gab bisher immer wieder Gerüchte, er war mehrere Wochen nur auf der Krankenstation und in seinem Quartier gewesen und schon bald sollte ein neuer Commander an Bord eintreffen - den Gerüchten zufolge der neue Captain.
Neuer Captain. Innerhalb von nichtmal einem Jahr hatten wir nun schon fünf Captains...Label, Sürak, Mitchell, Petersen, Cain..wer sollte noch kommen ?
So kann keine Crew arbeiten, so kann ich nicht arbeiten. Aber auch wenn jeder Kommandowechsel schwer war - gut, bei dem Vulkanier war ich nicht allzu traurig - war Petersen's Weggang für mich etwas Besonderes..Persönliches.
Auch Brian Mitchell sehe ich als guten Freund an und kenne ihn schon viele Jahre, wir haben uns immer gut verstanden und er ist auch ein Vorbild für mich geworden, aber Petersen..war anders, ist anders.
Aber ich schweife ab. Computer, den letzten Absatz lösch..nein, ich muss endlich dazu stehen. Nur eins nach dem anderen.
Die letzten drei Tagen...*nippt an ihrem Raktajino* gleich etwas besser..Vor drei Tagen begann anfangs ein ganz normaler Tag, wir waren immer noch auf dem Weg zur Erde, wo wir einen neuen Commander abholen und wahrscheinlich Petersen absetzen sollten.
Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass das noch zu vermeiden und wirklich nur ein Gerücht war, aber dann wurde ich von Admiral Petersen in sein Quartier gerufen.
Ich hatte ein sehr komisches Gefühl dabei und wie so oft sollte dieses Gefühl mich nicht trügen. Er bat mich in sein Quartier, dutzte mich auf einmal und bat mir einen Platz an. Nachdem er mir erzählt hatte, dass er wirklich versetzt wurde und wohl sein Alter und sein Gesundheitszustand - den die Admirals deutlich schlechter einschätzen als er wirklich war - die Hauptgründe dafür waren lobte er mal wieder meine hervorragenden Leistungen in den letzten Monaten, erzählte mir, dass ich die einzige sei, der er an Bord je komplett vertraut habe.
So weit, so gut. Ich hörte gerne Komplimente - zumal von Petersen, also ehm..jemandem mit all seiner Erfahrung - und das hörte ich von ihm ja auch nicht zum ersten Mal, bereits kurz nach seiner Rettung hatte er alleine mit mir sprechen wollen.
Doch dann wurde ich langsam unruhig und nervös, als er von seinen drei Ex-Frauen erzählte, meinte, dass ich eine ganz andere Frau sei und mich dann auch noch fragte, ob ich je an's Heiraten gedacht hätte.
Was sollte ich darauf antworten ? Die Wahrheit ? Nein, ich antwortete stammelnd, dass ich nicht die Gelegenheit gehabt hatte.
Wir redeten dann noch eine Weile, erklärten einander wie sehr wir die gemeinsamen Gesprächen genossen hatten und vermissen würde, ehe er mich dann bat ihn auf die Brücke zu begleiten, wo er dann zu einem klärenden Gespräch mit dem ersten Offizier in den Bereitschaftsraum verschwand.
Auf der Brücke war eine Weile absolute Ruhe, bis man aus dem Bereitschaftsraum das mittlerweile schon fast vertraute Krachen und Glassplittern hörte. Zum ersten Mal konnte ich den Grund für Petersen's Aufregung wirklich verstehen.
Wir erreichten dann jedoch die Erde, Petersen bat mich die Crew in die Shuttlerampe zu bestellen und nach einem kurzem Gespräch mit Admiral Cain kam er dann auch nach, hielt eine kurze, aber berührende Abschlussrede und ließ sich dann von der Pilotin Miller mit dem Shuttle zum Hauptquartier fliegen, während wir zu notwendigen Reparaturen zum nächsten Dock gerufen wurden und der neue Commander an Bord kam, ein Mr.Jones, der sich jedoch später nur als neuer erster Offizier vorstellte, heute kam dann ein Admiral Ichikawa von der Erde und beförderte Commander Bond zum Captain. Er hatte es sich verdient, aber wir alle waren uns einig, dass wir uns bessere Umstände dafür gewünscht hätten.
Aber ich musste noch an etwas Anderes denken: Als Mrs. Miller mit dem Shuttle zurück kam meinte ich ein "Shun hier, Shun da, immer nur Shun" gehört zu haben, aber ich mag mir das auch nur eingebildet haben.
Admiral Petersen und ich waren uns beim Abschied aber einig, dass wir uns sicher noch einmal wiedersehen werden. Ich hoffe damit behalten wir Recht. Ich werde ihn vermissen. Die ganze Crew wird das. Comma..Captain Bond ist ein hervorragender Offizier und ein netter Mensch, aber ich bin mir nicht sicher, ob er dem Kommando schon gewachsen ist. Mr. Jones kenne ich noch nicht wirklich, aber er ist nicht der Typ von Offizier, bei dem man sofort merkt, dass er was drauf hat und Mrs.Solais ist wohl nicht die einzige - auch wenn es bei ihr extrem ist - die ihn nicht besonders leiden kann.
Es mag Leute geben, die finden, dass ein Admiral nicht mehr auf ein Schiff gehört, jedenfalls nicht dauerhaft und als Captain. Ich sehe das anders. Und als Mr. Bond dann am Ende des Tages meinte, es wäre besser, wenn Admirals nicht mehr auf Schiffen wären hätte ich ihm den Hals umdrehen können, glücklicherweise hatte ich gelernt mich in solchen Situationen zu beherrschen. Auch wenn er es nach einem solchen Kommentar nicht verdient hatte, genauso wenig wie dieser Mr.Godrick, der das noch deutlicher formulierte.
Ich hätte mich mit Mrs.Solais zusammen tun und den..ausschalten sollen. Und das sage ich nicht häufig, jedenfalls nicht über einen nicht-Vulkanier.
Der einzige Lichtblick ist, dass Godrick uns in spätestens zehn Monaten wieder verlassen will und er sich wohl eher um Mrs.Solais kümmern wird - mein ausdrückliches Beileid an dieser Stelle.
Wobei ich auch sagen, dass sowohl Jones als auch Godrick im persönlichen Gespräch recht nett erschienen..wir werden sehen.
Aber ohne Petersen ist dieses Schiff nicht mehr dasselbe, ist der Dienst an Bord nicht mehr derselbe, ist das Leben hier nicht mehr dasselbe.
Als wir vor wenigen Stunden nach der Beförderungszeremonie für Commander Bond genau hier eine Liste zusammenstellten, was alles es jetzt nicht mehr geben würde - ganz oben dabei natürlich das Randalieren im Bereitschaftsraum - standen mir fast die Tränen in den Augen. Und ich bin damit nicht allein.
Verdammt, warum muss immer alles so ungerecht sein? Warum können wir nicht einmal Glück haben? Da retten wir Petersen von The Force, nachdem wir ihn schon verloren glaubten und dann wird er mir ,uns allen, wieder weggenommen. Was denken diese Admiralclowns eigentlich, wer sie sind?
Während wir hier draußen jeden Tag unsere Leben auf's Spiel setzen, um die Föderation und ihre Bevölkerung zu schützen, sitzen die gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen und wenn sie mal Lust haben erlassen sie irgendwelche Befehle..Befehle von deren Wirkungen sie keine Ahnung haben.
Ich mag kein Counselor sein, aber Petersen war weder labil noch sonst irgendwie krank, jedenfalls nicht nachdem Mrs.Hawkins und ich ihm nach seiner Rückkehr recht deutlich in's Gewissen geredet und ihn sogar unabsichtlich zur Bewusstlosigkeit getrieben hatten.
Er war das Beste, was diesem Schiff und seiner Crew passieren konnte, wir standen kurz davor den finalen Angriff gegen The Force zu fliegen und dann das.
Aber irgendwie hätten wir damit rechnen müssen. Das Sternenflottenkommando hatte dasselbe ja schon mit Captain Picard nach seinem traumatischen Erlebnis mit den Borgs versucht..aber im Gegensatz zu Picard hat Petersen sich der Entscheidung gebeugt.
Na ja...Meutereien hatten wir auf der Tel Aviv und Sovereign auch genug...monatelang als Verräterschiff rumfliegen..das wollte ich auch nicht nochmal.
Petersen hat das getan, was für die Crew und das Schiff vielleicht unter diesen Umständen das Bestmögliche, für ihn selbst aber eine Niederlage war. Er hat sich sozusagen geopfert. Dafür müssen wir ihm danken.
Egal, ob wir uns noch einmal wiedersehen - und ich hoffe, dass werden wir - ich werde Admiral Petersen..Alex..nie vergessen. Er wa..er ist ein erfolgreicher Offizier, ein perfekter Captain und ein außergewöhnlicher Mann.
Wenn ich doch nur den Mut aufgebracht hätte ihm zu sagen, dass ich... *Tür geht auf* Oh, guten Morgen, Commander. Was, schon sechs Uhr ? Ja, ich bin sofort auf der Brücke *räumt eilig alles weg und beendet Aufnahme*
=/\= Log Ende