Lexa Griffin betritt das gemeinsame Quartier, versichert sich dass niemand anwesend ist und setzt sich auf’s Bett wo sie tief durchatmet und ihre Uniformjacke samt Kommunikator ablegt. Nach zwei Gläsern andorianischen Ales nimmt sie sich ein PADD und beginnt aufzunehmen:
Persönliches Computerlogbuch
Leitender OPS-Offizier, U.S.S. San Diego
Lieutenant Lexa Griffin
Zuviele Logbücher habe ich bereits mit “Deja-Vu” oder Dingen die sich immer und immer wieder wiederholen begonnen. Meine Zeit dafür verschwendet. Als ob es mich verfolgen und kontrollieren würde. Dinge, die ich nicht kontrollieren kann und die mich dennoch quälen. Nicht heute. Das ist es, das ist er, nein das sind sie alle nicht mehr Wert. Nicht nach dem heutigen Tag. Dies wird mein letzter Logbucheintrag. Ein letztes Mal alles zusammennehmen und dann werde ich all das hinter mir lassen. Wieder einmal einen Neuanfang starten.
Also zunächst die wichtigen Dinge. Die Dinge, die noch funktionierten. Nicht, dass es viele gewesen wären. Erst Recht nicht von Dauer.
Nach einer kurzen Nacht, die der Großteil von uns unter freiem Himmel oder in Ms. Lightwoods Basis verbracht hatte begannen bereits am frühen Morgen erneut Diskussionen.
Der Händler Hadan und Ms. Lightwood diskutierten unter Beisein von Captain Paris über eine Übereinkunft; so sollten sowohl Hadan als auch wir die Basis jederzeit nutzen können, allerdings durfte Hadan nicht weiterhin Gegenstände von Ms. Lightwood nutzen und verkaufen. Und alles begann noch so gut als Ms. Lightwood Hadan eine ganze Portion heißer Tomatensauce in’s Gesicht schmiss.
Das sollte nicht lange anhalten.
Während die drei und später auch der wieder genesene Commander Mowraq weiter verhandelten, begann ich meine Patrouille auf der Oberfläche. Nach einer Neujustierung meines Tricorders durch Commander Kurland konnte ich auch endlich etwas erkennen. Halbwegs zumindest.
Neben einem seltsam umher springenden Bot - wenn ich nur mehr darauf geachtet hätte, einer von vielen Fehlern die ich heute machen würde - fiel mir dabei nichts weiter auf, ehe plötzlich ein Lebenszeichen hinter mir langsam näher kam.
Ich bereitete mich auf einen Angriff vor, ehe ich die Werte genauer betrachtete...und dennoch nicht anders konnte als Tabby das Gewehr “versehentlich” fast in das Gesicht zu schlagen.
Commander Mowraq hatte der Crew inzwischen Befehl gegeben auf die San Diego zurückzukehren… aber noch blieben 50 Minuten.
Und Tabby hatte eine Idee. Offenbar gab es ganz in der Nähe einen Wasserfall, den wir näher studieren sollten. Mussten. Immerhin war Erforschung unsere Hauptaufgabe hier draußen.
Als loyale und vorbildliche Sternenflottenoffiziere taten wir natürlich genau das und machten uns auf dem Weg. Leider fiel mir kurz nach der Ankunft der Tricorder in den Wasserfall und so blieb uns keine andere Wahl als die restlichen 40 Minuten… anders zu nutzen. Und genutzt haben wir sie.
Und damit endete nicht nur unser Aufenthalt auf dem Planeten sondern auch der einzig positive Teil des heutigen Tages. Im Nachhinein… nichts hieran war mehr wirklich positiv. Ganz im Gegenteil. Es tat weh jetzt darüber zu sprechen, darüber nur nachzudenken. Aber das musste ich. Ich musste mir klarmachen, dass diese kurzen Momente alles waren was ich jemals bekommen sollte. Was ich vielleicht auch verdient hatte.
Nach der Ankunft auf der San Diego begannen wir schnell mit unserem Anstieg von der Oberfläche, ehe plötzlich etwas, jemand direkt auf der Brücke auftauchte. Mit dem Wort “Überraschung”.
Ich kann nicht identifizieren was ich in diesem Augenblick gefühlt habe. Wut, Zorn, Angst, Hoffnung? Und noch mindestens zehn andere Emotionen. Fakt war, es war unmöglich. Wir waren schon früher von Spiegeluniversums Doppelgänger, Spezies 8472 oder Klonen getäuscht worden und konnten kein Risiko eingehen. Also zog ich meinen Phaser und löste Eindringlingsalarm aus.
Wenige Sekunden später standen Ms. Hawkins, Commander Mowraq und einige Sicherheitsoffiziere direkt neben mir, nur Commander Kurland schien nicht sonderlich beeindruckt.
Und für eine winzige Sekunde musste ich beim Hören der Worte “hat es Ihnen die Sprache verschlagen , kleiner, mikriger Klingone” fast schmunzeln. Dann kam ich wieder in der Gegenwart an.
Dieser Mann vor uns behauptete nun er sei niemand Geringeres als Commander Marc Harison. Der Marc Harison, der vor zwei Jahren von den Tholianern beim Angriff auf die San Diego im Modas-System getötet worden war. Und der Marc Harison, der bereits zuvor von den Toten wiederauferstanden war.
Ich hatte diese Erklärung einmal geglaubt, hatte Marc nach kurzer Umstellungsphase in mein Leben zurückgelassen. Nicht dieses Mal.
Selbst wenn ich gewollt hätte, es gab keine Chance dazu. Wer auch immer das war, er war aggressiv. Arrogant. Und nichts Anderes. Er drohte uns, die San Diego werde ihn noch kennenlernen wenn wir nicht unsere Waffen senken und ihn anhören würden.
Nach einem Verhör mit überragend guten Fragen wie “Wie kommen Sie hierher?” - wir hatten wohl alle schon einen Transporter in Aktion gesehen? - und noch besseren Gegenfragen wie “Haben Sie Erbsen auf den Augen?” behauptete diese Person wirklich der Marc Harison zu sein. Lebendig. Und als unser “Babysitter” hier zu sein um unsere Mission zu verfolgen. Verlangte, dass wir ihm zuhörten.
Wieso er dafür unbedingt an Bord beamen musste werde ich wohl nie verstehen. Ich schlug vor ihn direkt in die Zelle zu beamen, allerdings versuchte unser Gast stattdessen mit Kommandocodes Kontrolle über das Schiff zu erlangen.
Zunächst war das erfolglos und der Computer akzeptierte die Codes nicht, dann jedoch gelang es ihm - durch externe Hilfe - die Brücke zu verriegeln und uns einzusperren.
Er redete auch noch etwas von einer Sektion 31 und dass wir gegen diese besser nicht vorgehen sollten. Dass wir ihn doch einfach scannen sollten und danach darauf vertrauen was er sagt. Er sah sich bereits als der sichere Sieger.
Sein Erfolg war allerdings nicht von Dauer, denn kurz darauf wurde er von Lieutenant Jaesa Hawkins und ihrem Phaser vorerst zum Schweigen gebracht. Nach seinen letzten Worten, er sei es Leid mit “geistig unterlegenen” wie uns zu reden, war das auch überfällig.
Er wurde auf die Krankenstation gebeamt und Commander Tucker konnte den Brücken Lockout aufheben. Nun blieben allerdings drei Probleme: wer war dieser Mensch, woher stammte er und wenn er wirklich Marc Harison war… was war mit ihm passiert? Dazu… wer an Bord hatte ihm geholfen - der Zugriff kam definitiv von einer Konsole aus dem Maschinenraum - und dann war da doch die Schließung des Vortexs, die immer näher kam und Entscheidungen verlangte.
Da Captain Paris auf der Basis geblieben war um weiter mit Hadan zu verhandeln - offenbar war das eine Bedingung - berief Commander Mowraq wenig später ein Briefing der Führungsoffiziere ein.
Die Zeit bis dahin nutzten wir um Informationen zu sammeln. Die meisten Offiziere hatten noch nie etwas von einer “Sektion 31” gehört, einige wie Commander Kurland allerdings hatten Gerüchte vernommen. Gerüchte nach denen diese Sektion unabhängig vom Geheimdienst, von der Sternenflotte und jeder Aufsicht mit fast allen Mitteln und Wegen handelt um die Föderation - in ihren Augen - zu schützen.
Das war beunruhigend. Wir alle hatten vor nicht allzulanger Zeit Erfahrungen mit dem Tal’Shiar gemacht und wussten wohin unbekannte Geheimdienste mit einer solchen Macht führen konnten. Niemals hätte ich erwartet, dass die Föderation einen solchen unterhält.
Wenn die Gerüchte allerdings stimmten… war es möglich, dass sie Marc Harison gerettet und wiederbelebt hatten? Oder Schlimmeres? Es würde seine geänderte Persönlichkeit erklären.
Die Krankenstation bestätigte wenig später, dass dieser Mann eindeutig und ohne jeden Zweifel unser Commander Marc Harison war. Kein Changeling, kein Mitglied von Spezies 8472, kein Duplikat.
Dann begann die Konferenz und zunächst drehte sich natürlich alles um den Vortex. Wir hatten den Point-of-no-Return erreicht, wenn wir umkehren und in die Milchstraße zurückkehren wollten musste es jetzt sein.
Schnell begann eine rege Diskussion mit klaren Positionen. Commander Tucker, Commander Kurland und ich waren der Meinung, dass wir alle uns der Verantwortung und den Konsequenzen bewusst waren als wir diese Mission annahmen, dass wir alle auf freiwilliger Basis dieses Schiff betreten hatten und dass unsere Mission nicht beendet war.
Egal wie gering die Chance sein mag, es gab sie noch. Noch wussten wir nicht, was mit der Hood passiert war. Und wir schuldeteten es den Offizieren der Hood, vor allem schuldeteten wir es uns selbst herauszufinden was wirklich passiert ist.
Commander Mowraq hingegen meinte, dass wir auch “zu Hause” mehr als genug zu tun hätten und die Föderation momentan jedes Schiff und jeden Offizier brauche. Natürlich hatte er nicht Unrecht, ich denke allerdings er meint eher die Probleme im Klingonischen Reich. Ich konnte es ihm nicht verübeln…wäre Polis mitten in einem Bürgerkrieg, ich wüsste nicht ob ich an Bord bleiben könnte. Nun kann ich das auch so nicht mehr, aber dazu später mehr.
Commander Griffin versuchte beide Seiten zu berücksichtigen und schlug vor jedem - erneut - die Chance zu geben sich für die Mission oder für die Heimat zu entscheiden.
Lieutenant Hawkins und vor allem Commander Shashir - der zumindest die Vex- Mission mit einer anderen, “fähigen” Crew gerne fortgesetzt hätte, aber nicht mit dieser - nutzten das Briefing außerdem um mich regelmäßig zurechtzuweisen. Und natürlich musste Hawkins auch noch Admiral Pike und dass wir all das auch “für ihn” tun sollten erwähnen.
Unter anderen Umständen hätte ich das ignoriert, so versuchte ich dagegen zu reden was nur zu noch mehr Chaos und negativen Kommentare führte. Meine Position in dieser Crew wurde immer besser.
Als Commander Shashir mittendrin mit dem Wort “Narren” das Briefing unerlaubt verließ sagte niemand etwas aber wenn ich es wagte auch nur zwei Worte zu sagen wurde ich zurechtgewiesen… jetzt ist mir auch klar, dass vieles von dem Einbildung sein mag. Dass ich nur noch das sehe und wahrnehme, was ich sehen will. Nichts davon ändert etwas daran wie ich mein Arbeitsumfeld an Bord wahrnehme.
Letztlich wurde auch mit Captain Paris’ Stimme beschlossen, dass wir den Kurs auf die letzten bekannten Koordinaten der Hood wieder aufnehmen würden, zuvor allerdings jedem die Chance gaben sich für die Rückkehr zu entscheiden. Das heißt… wir setzten Kurs auf etwas. Es waren keine Koordinaten, wir hatten nur die ungefähre Richtung und Entfernung bekommen. Wie genau das war und wie weit uns das nach über 100 Jahren führen würde konnte noch niemand sagen.
Offenbar überzeugte das nicht die ganze Crew. Wenig später erfuhren wir, dass sich 22 Offiziere für die Rückkehr entschieden hatten, diese verließen kurz darauf das Schiff in Shuttles.
Dann war da noch Commander Harison. Nachdem wir nun mit Sicherheit wussten wer er war blieb noch die Frage warum er an Bord war. Und wie wir mit ihm umgehen sollten. Lieutenant Jaesa Hawkins konnte schnell kombinieren, dass Harison nicht der erste war, der unangekündigte Besuche mit dem Transporter durchführte.
War es möglich, dass er - gerade er - mit Philippa Georgiou zusammenarbeitete? Mit seiner Erzfeindin? Viel interessanter, dass sie mit ihm zusammenarbeiten würde?
Vieles deutete allerdings darauf hin, nicht zuletzt die Tatsache, dass Georgiou über ein getarntes Schiff verfügte.
Nach Ende des Briefings machte sich Commander Mowraq auf den Weg zur Krankenstation, während der Rest von uns seine Stationen wieder einnahm und Commander Kurland die abreisenden Offiziere verabschiedete.
Dieses Gespräch dauerte allerdings nicht lange und brachte auch keinerlei neuen Erkenntnisse - er sei von Sektion 31 rekrutiert worden, wir sollten beim Hauptquartier fragen wenn wir Probleme damit hätten und seine Mission sei uns zu überwachen und unterstützten - ehe eine gravimetrische Verzerrung auf den Sensoren auftauchte.
Der inzwischen auf die Brücke zurückgekehrte Commander Kurland wurde aus seinem Sessel geschleudert und musste auf die Krankenstation gebeamt werden, während der Rest von uns - und dem Schiff - größtenteils ganz blieb.
Wie sich später herausstellen sollte war dies nicht einfach irgendeine Schockwelle, sondern das Resultat der Schließung des Vortexs. Noch wissen wir nicht was genau passiert ist, aber der Vortex ist geschlossen. Wir sind hier gefangen.
All das Chaos auf der Krankenstation nutzte Commander Harison um zu entkommen. Erneut mit gütiger Mithilfe, denn irgendjemand hatte das Kraftfeld deaktiviert. Auch dieses Mal kam er allerdings nicht weit, ehe Abigail Griffin seine Bio Signatur im Maschinenraum orten konnte.
Ohne nachzudenken griff ich einen Phaser und machte mich auf den Weg nach Deck 11, wo Commander Mowraq und ich gerade noch rechtzeitig eintrafen ehe die Turbolifte deaktivert wurden.
Da stand ich nun also erneut, richtete mein Phasergewehr auf Marc Harison. Mal wieder.
Nachdem wir versuchten ihn dazu zu bringen sich zu ergeben wollte ich eine andere Option testen. Mit dem Menschen Marc Harison reden. Nur war das hier nicht mehr Marc Harison. Entgegen allem was die Mediziner und die Wissenschaft sagen mochten, Marc Harison war vor zwei Jahren im Gamma-Quadrant gestorben. Sein Körper mag irgendwie überlebt haben, aber was ihn zu diesem Menschen machte.. es war weg. Ausgelöscht.
Schwer zu glauben, dass ich diesen Mann einmal geliebt hatte. Glaubte geliebt zu haben. Noch schwerer sich angesichts dieses Monsters vor mir die guten Seiten des Marc Harison in Erinnerung zu rufen. Dennoch versuchte ich an diese zu appellieren. Ich versuchte es erfolglos.
Dennoch, im Gegensatz zu unserer ersten Konfrontation zwischen Phasergewehren versuchte ich dieses Mal weiterhin die Situation anders zu lösen.
Versuchte ihm klarzumachen, dass der Mann den wir alle an Bord kannten, den ich kannte, so etwas nie tun würde. Seine eigene Crew nie so behandeln würde.
Für einen kleinen Augenblick dachte ich ich wäre vielleicht zu ihm durchgedrungen, doch dann kam seine Antwort. Seine früheres Leben sei eine Lüge, eine Illusion gewesen.
Dann ließ er sich von einem Schiff namens Icarus von Bord beamen und verschwand - erneut half ihm jemand unsere Schilde zu senken. Jemand mit einer romulanischen Transportersignatur.
Wenn wir noch einen letzten Beweis brauchten, wir hatten ihn bekommen. Harison und Georgiou arbeiteten zusammen.
Commander Tucker konnte dann immerhin noch Harison’s Komplizen an Bord ausmachen - es war der Bot. Besser gesagt, ein Bot. Offenbar hatte Harison unseren Bot gegen einen Sektion 31 Bot ausgetauscht, welcher sehr wahrscheinlich spionieren und Daten sammeln sollte.
Das seltsame Verhalten von 237 machte auf einmal einen Sinn...der Roboter wurde neutralisiert, bevor wir allerdings mit Untersuchungen anfangen konnten von Bord gebeamt.
Dafür erhielten wir einen stark beschädigten 237 Bot zurück. Commander Tucker konnte zumindest ein bisschen aufatmen, sein Projekt - unser aller Bot - war gerettet.
Er war allerdings auch der einzige, der durchatmen konnte denn unsere Probleme sollten noch größer werden. Kaum waren Harison und die Reste des Bots verschwunden - die Sensoren zeigten keine Spur von ihnen - erhielten wir eine Nachricht von unseren Shuttles.
Diese waren beim Durchflug von Azgeda Territorium offenbar beschossen und zum Umkehren gezwungen worden. Es gab keine schwereren Verletzungen, aber es schien als sei Azgeda vielleicht noch nicht ganz fertig mit uns.
Wir holten die Shuttles an Bord und die Crew wurde unter Sicherheitseskorte in die Krankenstation gebracht. Commander Mowraq wollte offenbar kein Risiko mehr eingehen.
Selbst wenn diese Crewmitglieder nicht von irgendwem manipuliert wurden, sie werden mit Sicherheit noch für Ärger sorgen. Ihre versprochene Chance nach Hause ist weg und sie sind mit uns allen hier gestrandet, gegen ihren Willen.
Wir setzten dann Kurs auf die letzte Hood-”Position” und gingen auf Warp.
Und natürlich hätte es einen besseren Plan geben können. Wir wussten nichts über das sogenannte Vex “Sperrgebiet” in welchem die Hood zuletzt gesehen wurde. Allerdings wussten wir zu gut wie gefährlich Vex sein könnten.
Auf Lieutenant Hawkins’ Anraten hin ließ Commander Mowraq also vorerst nur Kurs auf die Grenze dieser Sperrzone setzen.
Bei Warp 5 würde der Flug fast zwei Monate dauern… sobald Captain Paris zu uns aufschließt würden wir den Warpfaktor erhöhen können.
Die beiden Lieutenant Hawkins begannen dann in der Datenbank nach weiteren Informationen zu suchen und ich machte mich auf dem Weg in’s Wissenschaftslabor. Ursprünglich hatte ich ebenfalls vorgehabt in Ruhe weitere Informationen über den Vortex und seine Schließung, die Transportersignatur und vor allem Marc Harison zu finden, ein Teil von mir wollte allerdings auch einfach nur Tabby sehen. Wollte nach diesem schrecklichen Tag ein wenig Entspannung, ein wenig Ruhe, ein wenig Geborgenheit.
Leider stellte sich schnell heraus, dass ich nichts davon bekommen würde. Dass ich Tabby anscheinend von Anfang an richtig eingeschätzt habe.
Ich kam mit meinem PADD herein und nahm sie zunächst gar nicht war, ehe ich ein “Ha… PADD” hörte und sie instinktiv umarmte. Als darauf keine Reaktion kam und sie auch meine Fragen nur sehr zögerlich beantwortete… ich hätte es besser wissen müssen. Hätte sie in Ruhe arbeiten lassen sollen.
Nein. Nein, das hier war nicht meine Schuld. Das hier war nichts in das ich mich hinein steigerte und wo ich Dinge, Emotionen - wie meinen Hass und meine Wut auf Marc Harison - auf andere projizierte.
Das hier war Tabby die nur an sich selbst, an ihren eigenen Forschungen und Vorteilen interessiert war. Es war nicht die Tabby, die mir vor wenigen Tagen eine andere Art von Tränen in die Augen gebracht hatte und auch nicht die, die mir in Ruhe erklärte welchen Auftrag sie für den Widerstand zu erfüllen hatte. Dass sie sicher war, dass Adrian Chase tot war.
Und so kam es wie es kommen musste. Nachdem sie erfahren hatte, dass Marc Harison noch am Leben war und einen kurzen Spruch über die Impulsreaktoren dieser und der I.S.S. San Diego bringen musste - nicht, dass dieser Marc Harison auf so einen Trick heute noch reinfallen würde - kam die Wahrheit an’s Licht.
Nicht nur hatte ich mich offenbar über ihre Emotionen und Motive getäuscht, nein sie hatte mich auch mehr als zwei Jahre belogen. Marc Harison war während des Angriffes der Tholianer auf die San Diego von der I.S.S. Tempest gerettet worden. Georgiou hatte ihn eingesperrt und befragt… und Tabby hatte ihn dort gesehen. Lebendig. Vor zwei Jahren.
Sie schien nicht zu begreifen - oder begreifen zu wollen - wie wichtig das für mich war. Meinte nur ich hätte sie ja nie danach gefragt. Und natürlich hatte ich das nicht. Für einen Moment wollte ich glauben, dass sie vielleicht wirklich so naiv, so unschuldig war, dass sie einfach nicht wusste wie wichtig diese Informationen für mich gewesen wäre. Aber das konnte ich nicht. Nicht mehr.
In all den Momenten in denen sie mich mit dem Namen Marc Harison provoziert hat, hat sie davon nicht einmal etwas erwähnt. Hat mich in dem Glauben gelassen er sei tot. In diesem Moment wusste ich nicht mehr, wen ich mehr hasste: den neuen Marc Harison oder Tabby. Hätte ich die Chance gehabt, ich hätte sie beide erschlagen können.
Aber ich wusste auch wie Tabby manchmal sein konnte, dass sie auch schon andere Seiten gezeigt hatte. Also gab ich ihr eine letzte Chance, fragte sie ob ich mich so getäuscht hätte. Ob sie sich denn gar nicht verändert hätte. Ich kriegte gerade noch ein “Oh, ich habe mich nicht verändert” ehe sie ihre gesamte Aufmerksamkeit wieder auf ihren Tricorder richtete.
Für einen Moment wollte ich ihr den Ring auf den Tisch schmeißen und verschwinden, aber selbst das war sie nicht mehr Wert. Nichts an Bord war irgendwas mehr Wert. Ich hatte alles verloren, wieder einmal.
Zurück auf der Brücke erreichten wir dann nach einer Kursänderung bald eine vom Kynsam Königreich kontrollierte Handelsstation und wurden auch bereits von einer Flotte abgefangen, welche uns sehr zum Unwohl der beiden Commander mit einem 300-Seiten Regelwerk konfrontierte.
Commander Kurland, Jaesa Hawkins und eine junge Wissenschaftlerin beamten kurz darauf unter scharfer Kontrolle für weitere Nachforschungen an Bord der Station und konnten am Ende wohl trotz des seltsamen Verhaltens von Commander Kurland auch einige Ergebnisse inklusive einer persönlichen Einladung der Königin erreichen, aber all das nahm ich bestenfalls noch mit einem Ohr wahr.
Ich wusste wie dieser Tag für mich enden würde. Es gab nur eine Möglichkeit wie er enden konnte.
Sie steht auf, leert das dritte Glas und geht so gut sie noch kann im Quartier auf und ab
Ich habe es verdammt nochmal versucht! Habe versucht es nicht zu nah an mich rankommen zu lassen! Habe versucht die Zurückweisungen von Marc, von Tabby zu ignorieren und das beste daraus zu machen. Mit dem Rest der Crew durch gute Arbeit Frieden zu schließen.
Aber es gibt Tage da ist es einfach zuviel. Die erneute Rückkehr und komplette Verwandlung von Marc Harison hätte ich verkraften können, die Abweisungen von Tabby war ich gewöhnt.
Aber spätestens nach der letzten Woche… irgendwie war ich dumm genug, ich war naiv genug zu glauben dass jemandem wie mir tatsächlich so etwas wie Glück zustehen würde. Dass ich es verdient hatte.
Und jetzt wollte ich wieder einen Neuanfang? Hatte ich denn wirklich gar nichts gelernt?
Mein ganzes Leben habe ich nur gekämpft. Gegen meine Trikrun Kultur, für Akzeptanz von Technologie, für die Erlaubnis die Akademie besuchen zu dürfen, für Utopia Planitia. Später für Clarke, für die Versetzung in den Gamma-Quadranten, gegen Spinner die Trikrun für primitiv und unwürdig hielten.
Hatte gekämpft für Octavia, für Marc, erneut für Clarke, für Tabby. Einige Kämpfe mag ich gewonnen haben, die wirklich wichtigen Kämpfe - und Personen - habe ich alle verloren. Und nun stand ich mal wieder vor dem Nichts.
Niemand an Bord dieses Schiffes respektierte mich oder meine Meinung mehr ernsthaft, Clarke war tot, Trinity war tot, Marc war erneut so gut wie tot. Und Tabby… es wäre mir lieber sie wäre tot als sie jeden Tag sehen zu müssen nach allem was ich heute erlebt und erfahren hatte. Sehen zu müssen, dass ihr all das völlig egal war und sie mehr Emotionen über den Verlust eines Tricorders zeigen würde.
Ich war es leid ständig zu kämpfen. Für nichts. Wollte ich wirklich wieder bei null anfangen, in jeder Hinsicht? Hatte das einen Sinn, wenn irgendjemand - oder wahrscheinlich ich selbst - es sowieso wieder ruinieren würde? Wenn ich im Moment der absoluten Glücklichkeit sowieso wieder nach ganz unten zurückgezogen würde?
"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." - damit war heute Schluss. Ich mag wahnsinnig sein, aber ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen. Clarke, Marc, Tabby. Es war genug.
Ich konnte Marc, ich konnte Tabby nicht töten. Aber es gab etwas das ich tun konnte um mir, um uns allen weitere Schmerzen zu ersparen.
Wenige Minuten später
Lexa steht an der Luftschleuse, hat alle externen Sicherungen deaktiviert und die innere Tür geschlossen, während sie sich an ihr PADD festklammert und hinausschaut…
Jetzt bleibt nur noch eines…. Das Logbuch übertragen und beenden. Computer, Protokoll Griffin-Gamma-6. Alle Daten übertragen und die äußere Tür der Luftschleuse öffnen. Überbrückung Griffin-omega-psi-12
Ai gonplei ste odon...
=C= Warnung! Verbindung unterbrochen… leite Scan ein
=C= Warnung! Keine aktive Biosignatur gefunden
=C= Warnung! Notfallteams werden alarmie... Überbrückung aktiv, Alarm wird deaktiviert.
=C= Übertrage Logbuch an angegebene Addressaten in sechs Stunden