Persönliches Computerlogbuch
Agent Clary Amicia Georgiou
U.S.S. San Diego:
Es ist offiziell, ich habe vor wenigen Minuten die Nachricht von Captain Mystral erhalten: ab sofort und bis auf Weiteres bin ich der U.S.S. San Diego zugeteilt. Mindestens bis diese ganze Rhues-Geschichte aufgeklärt ist. Die Khitomer wird weiterhin getarnt Nachforschung in und nahe der Badlands durchführen und diese Informationen mit mir teilen, ich selbst jedoch habe andere Aufgaben.
Wenn dieses seltsame und leicht fehlerhafte Counselor Hologramm mich jetzt fragen würde was ich dabei empfinde, ich könnte es kaum beantworten. Natürlich war ein Teil von mir erleichtert zunächst wieder dauerhaft auf der San Diego zu sein, mit Captain Paris und seiner Crew zusammenarbeiten, mit Menschen die schon nah an eine Familie rankamen.
Auf der anderen Seite war ein Einsatz auf der Khitomer, einem der modernsten Schiffe in diesem Quadranten, durchaus eine Ehre. Es hatte seinen Grund, dass ich der erste Agent war, der dieses Schiff freiwillig verließ.
Dann war da mein offizieller Status. Während Captain Paris und die Führung von Starfleet Intelligence von meinem Aufenthaltsort und Einsatz hier wissen, bin ich für den Rest der Föderation inklusive des Sternenflottenkommandos weiterhin offiziell auf der Erde inhaftiert. Wie genau Starfleet Intelligence diese Lüge aufrecht erhält, Hologramme oder nicht, war mir relativ egal, aber es war dennoch ein Risiko nun auf einem konventionellen Sternenflottenschiff statt einem getarnten Intelligence Prototypen zu arbeiten.
Nicht zu vergessen, dieses "Genie" namens Frank Tigh. Ginge es nach ihm wäre ich nicht nur offiziell, sondern auch tatsächlich inhaftiert. Oder Schlimmeres. Es kümmerte mich generell recht wenig, was dieser Alkoholiker von mir dachte, aber wenn er dabei das Schiff, unsere Mission und diese Crew gefährdete sah das anders aus.
So passierte es heute, mehr als einmal. Während die San Diego auf dem Weg Richtung Drozana Station um die "geretteten" Klingonen im Rahmen irgendeiner Allianz-Übereinkunft an irgendwen zu übergeben studierte ich die Logbücher der letzten Ereignisse und versuchte mehr über die Geschehnisse nahe der Badlands in Erfahrung zu bringen.
Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Meine Mutter mag mir fast nichts Sinnvolles beigebracht haben, aber in einem hatte sie Recht: wenn eine Georgiou einen Instinkt hatte, war da meistens etwas dran. Also pausierte ich meine Arbeiten und hackte mich in die Datenbank von Drozana Station.
Offiziell mag das als Befehlsverweigerung, Verrat oder was auch immer bezeichnet werden, aber der Preis hier war zu hoch. Außerdem war ich schon inhaftiert, was sollte Schlimmeres passieren?
Und tatsächlich hatte ich Recht: diese "geretteten" Klingonen waren keine einfachen Klingonen. Nicht nur hatten sie tatsächlich eine Verbindung zu Kler'Q, sie waren auch eine Art "Prototyp".
Laut diesen kaum in den Datenbanken kaum gesicherten Daten, das kommt davon wenn man Ferengi für seine Drecksarbeit nutzt und diese schlecht bezahlt, waren die Klingonen mit Rhues infiziert. Das an sich war schon schlimm genug angesichts der Tatsache, dass bisher nur Vulkanier und in seltenen Fällen Romulaner infiziert werden konnten. Es hieß das Virus war mutiert oder gar gezielt angepasst worden.
Das war jedoch noch nicht der schlimmste Teil: diese Klingonen waren Träger des Virus ohne selbst Symptome zu zeigen, ohne dass irgendein Scanner diese "Erkrankung" erkennen könnte. Dafür waren die höchst infektiös.
Das Ziel schien klar: einer dieser Klingonen könnte unzählige Personen infizieren ohne dass irgendjemand etwas davon merkt ehe es zu spät ist.
Eine Analyse des veränderten Virus zeigte auch, dass diese Version zwar noch nicht auf alle, aber bereits auf einige andere Rassen überspringen könnten, darunter zum Beispiel Andorianer und Saurianer. Ich lud die Daten auf ein PADD und lief so schnell ich konnte zur Brücke, wo ich ohne lange zu überlegen befahl den Transport der Klingonen sofort zu beenden. Captain Paris hätte meinen Befehl wahrscheinlich zunächst ausführen lassen und dann eine Erklärung verlangt, zu unser aller Pech jedoch saß gerade Commander Tigh im Stuhl des Captains.
Dieser schien hin- und hergerissen zwischen mich von der Brücke schmeißen wollen und den Captain rufen. Am Ende tadelte er das Hühnchen, welches es nicht geschafft mich dauerhaft im Auge zu behalten, und bat mich die Brücke umgehend zu verlassen. Aber nicht mit mir. Wir diskutierten offen auf der Brücke und wurden dabei immer lauter. Keiner von uns verhielt sich wie ein Sternenflottenoffizier, aber dafür war auch einfach keine Zeit. Hier standen unzählige Leben auf dem Spiel und alles was der Commander sehen konnte war sein unbegrenzter Hass auf mich.
Dabei waren die Tatsachen offensichtlich. Nicht nur hatte ich die Informationen aus der Datenbank, der Commander regte sich natürlich sofort auf wer mir erlaubt habe diese Datenbank zu hacken, auch das Verhalten der Klingonen sprach für sich.
Wir hatten über 20 Klingonen dort unten und außer ein paar halbherzigen Angriffen auf Sicherheitsoffiziere und einzelne, unkoordinierte Stürmungen der Türen hatte die Sicherheit alles im Griff. Natürlich waren das Spekulationen, aber hätten die Klingonen gewollt, sie hätten zumindest die Shuttlerampe problemlos übernehmen können.
Lieutenant Callaghan zeigte am Ende sowohl Commander Tigh als auch mir die einfachste Lösung dieser Diskussion, indem er den Captain auf die Brücke rief. Erst jetzt erfuhr ich, dass diese Diskussion sowieso zu spät war, denn der Transport der Klingonen auf die Station war bereits abgeschlossen.
Kurz darauf erhielten wir einen Notruf vom Sternenflottenkontingent auf der Station, welches angegriffen wurde, wenig später stand die Station unter Kontrolle von Klingonen und Ferengi. Wir entdeckten auch zwei klingonische Birds of Prey nahe der Station, sodass der Captain roten Alarm befahl. Nach einem kurzen, wie immer sinnlosen, Gespräch mit dem neuen klingonischen Kommandant der Station kam es zum Kampf.
Im Normalfall hätten wir gegen eine Station wie Drozana, egal wie alt sie auch sein, und zwei klingonische Schiffe kaum eine Chance gehabt, zu unserem Glück jedoch hatten die Klingonen sich massiv überschätzt und die neu installierten Waffen zogen zu viel Energie von der Station, sodass wir sehr schnell die Schilde ausschalten und die Hauptenergie der Station kappen konnten. Die Birds of Prey waren anschließend keine große Bedrohung mehr.
Mit minimalen Verlusten konnten das Hühnchen und ausgerechnet Commander Tigh mit Bodentruppen dann auch die Station sichern und wir begannen Gefangene an Bord zu beamen sowie die Datenbank zu überspielen.
Es gelang zwar irgendwem an Bord der San Diego, entweder einem Klingonen oder wir haben einen Verräter an Bord, Kommandos an den gefangenen Frachter zu senden um seine Datenbank zu löschen, aber zumindest die Datenbank der Station konnten wir überspielen. Wir hatten die Station und den Frachter gesichert, erst später lernten wir jedoch, dass ein kleines Shuttle entkommen konnte. Wenn auch nur einer dieser infizierten Klingonen an Bord war, war diese Gefahr nicht gebannt. Der Rest unserer kleinen Flotte machte sich auf die Suche, nachdem weitere klingonische Schiffe an verschiedenen Orten zurückgeschlagen wurden.
Die meisten Gefangenen waren Ferengi, die natürlich nur zu gerne kooperierten, insbesondere nach einigen Drohungen. Es stellte sich aber schnell heraus, dass die Ferengi kaum etwas über die Details dieser Operation wussten und somit kam es auf die Klingonen an. Die meisten schwiegen, aber zumindest der Commander Station, ein alter General von Kler'Q, sprach. Sprach sehr viel.
Lieutenant Callaghan und ich übernahmen das Verhör mit einer ersten bemerkenswerten Erkenntnis. Offiziell war dieser General seit Kler'Qs Tagen tot, niemand wusste wie er noch am Leben war oder wo er die Zwischenzeit verbracht hatte.
Dieser General schwadronierte dann lang und breit davon, wie er einen "Plan" habe und wir genau das getan hätten, was er erwartet hätte. Dass wir in seine Falle getappt seien und jetzt genau dort sind, wo wir sein sollten. Klingonen und Pläne, dass ich nicht lache. Weitere Details wollte, oder konnte, dieses Wesen nicht preisgeben, dafür war etwas Anderes beunruhigend. Er wusste wer ich war, woher ich stammte, was ich durchgemacht habe um am Ende hier zu landen. Nun war das Wissen über Terraner und ein anderes Universum da draußen an sich schon etwas, von dem nur sehr wenige wussten. Aus gutem Grund wurde diese Information von der Föderation und später der Allianz über Jahrhunderte geheim gehalten. Dass ausgerechnet ein Klingone, ein General von Kler'Q, nicht nur darüber Bescheid wusste sondern auch explizit meine Geschichte kannte war höchst seltsam. Es machte mir Sorgen, vor allem weil es nur sehr wenige Möglichkeiten gab, wie er das erfahren haben könnte. Nur das Sternenflottenkommando, Starfleet Intelligence, wenige Allierte im Allianzkommando, sowie die Crew der San Diego wussten über mich Bescheid. Niemand von denen würde diesem Klingonen etwas erzählt haben. Woher wusste er das also? Ich tat mein Bestes mir nichts anmerken zu lassen, aber ich werde hier weitere Nachforschungen anstellen müssen.
Zunächst verlangte der Klingone wieder unsere Unmerksamkeit, denn dieser löste höchst unehrenhaft irgendein Gift in seinem Mund aus und verstarb noch in der Zelle, bevor Doktor Griffin eintraf. Die Obduktion läuft, aber für mich und Lieutenant Callaghan war offensichtlich was passiert war. Dass ein Klingone sich selbst umbringt war zwar unehrenhaft, aber dieser Typ schien auch nicht unbedingt schockiert davon in einer Zelle zu sitzen. Mit Ehre scheinen es diese Klingonen nicht groß zu haben. Das macht sie unberechenbar, es macht sie bedrohlicher als ich befürchtet hatte.
Nachdem die Mediziner die Leiche entfernt hatten machten sich Lieutenant Callaghan und ich über die Datenbanken her, ehe wir etwas ganz Anderes entdeckten. Lieutenant Callaghan hatte weitere Nachforschungen über Lieutenant Hawkins und wieso sie sich auf der Erde gestellt hatte begonnen und dabei Bemerkenswertes herausgefunden. Offenbar war ein alter "Bekannter" ihres Vaters, ein Banteen, im selben Hochsicherheitsgefängnis untergebracht, in welches Hawkins nun verfrachtet wurde. Nicht nur das, dieser Mann hatte auch lange Zeit für Starfleet Intelligence gehabt und besaß jede Menge streng vertraulicher Informationen.
In Kurzform, jemand den eine Bewegung wie Hawkins' abtrünniger Havoc Squad bestens brauchen könnte. Wir hatten also keine Zeit zu verlieren. Ich ging auf die Brücke um den Captain zu informieren und wollte direkt wieder in seinen Raum stürmen. Dann erinnerte ich mich an seine Worte von wegen "mehr Respekt" bla bla und wartete vor seiner Tür, bis er folgte.
Es brauchte eine Weile ihn zu überzeugen, immerhin hatten wir mehr als ein Protokoll gebrochen, von meiner Anwesenheit an Bord ganz zu schweigen, aber am Ende sah er ein, dass die Gefahr einfach zu groß und ließ einen Kanal zum Sternenflottenkommando öffnen.
Er ging sogar noch einen Schritt weiter und befahl, dass wir und zwei weitere Schiffe mit maximum Warp Kurs auf die Erde setzen sollten. Angesichts der Tatsache, dass das einer Befehlsverweigerung gleich kam, schien die Crew zu zögern, aber schließlich führte Lieutenant Keller den Befehl aus und wir setzten uns in Bewegung, die Lleiset folgte uns ebenfalls.
Dann war der Kanal offen und Admiral Hieu-Gan erschien auf dem Bildschirm. Da ich nicht wusste, ob Captain Mystral ihn bereits infomierte hatte hielt ich mich im Hintergrund, genau wie auf der anderen Seite Admiral Nechayev, die eine Hühnersuppe zu genießen schien? Der Admiral schien eher wenig besorgt über unseren Bericht und befahl uns ausdrücklich unsere derzeitige Position zu halten, Drozana Station zu sichern und auf weitere Befehle zu warten, es sei alles unter Kontrolle. Nun war es möglich, dass der Admiral die Lage tatsächlich einfach unterschätzte, aber angesichts des Schadens, den Hawkins und ihre Leute bisher schon angerichtet hatten, schien das fast ausgeschlossen. Oder diese Admirals waren noch naiver als ich dachte.
Captain Paris und der Admiral diskutierten noch für was sich wie eine Ewigkeit anfühlte, ehe plötzlich Gestalten am Fenster des Admirals auftauchten. Kurz darauf wurde das Fenster durchschlagen und Admiral Hieu-Gan war in den Händen dieser Gestalten, den Outfits nach zu urteilen Havoc-Squad.
Dann wurde das Bild schwarz. Wir wissen bisher weder wo genau der Admiral derzeit ist, wie groß die Schäden sind oder was aus Nechayev und den anderen Admirals geworden ist.
Kurz darauf erhielten wir allerdings die Bestätigung, dass Hawkins und dieser Banteen in einem groß ausgelegten Ausbruch entkommen waren.
Nicht nur das, das Tachyon-Detektionsgitter der Erde erkannte auch ein Schiff, welches sich schnell der Erde näherte. Wir hatten keine genauen Werte, aber die Chancen standen gut, dass es sich um die Defiant handelte, die nun Hawkins, Banteen und höchstwahrscheinlich Admiral Hieu-Gan, wenn auch letzteren unfreiwillig, extrahieren würde.
Wir sind weiterhin mit Maximum Warp auf dem Weg zur Erde und gleichzeitig auf der Suche nach Antworten. Was war Hawkins' Plan hier? Warum nicht einfach entkommen, warum eines der meist gesicherten Gebäude der Galaxie angreifen? Um zu zeigen, dass sie es kann? Oder hatte sie vor, die Föderation zu erpressen?
Jetzt wurde mir auch klar, dass dieser klingonische Spinner tatsächlich Recht gehabt hatte, wir waren genau dort wo jemand uns haben wollte, weit weg von der Erde, die Augen auf alles Andere als auf Hawkins gerichtet. War es möglich, dass Hawkins mit diesen Klingonen zusammenarbeitete? Warum sollte sie das tun?
Wir werden in wenigen Tagen die Erde erreichen und dann hoffentlich Antworten erhalten. Als ob es heute nicht schon genug Tiefschläge für uns gegeben hätte, wurde dann kurz vor Dienstende auch noch der auf der Außenmission schwerer verletzte Commander Tigh von der Krankenstation entlassen und forderte auf der Brücke Aufklärung. So gerne ich ihm ein paar sarkatische Antworten gegeben hätte, es wartete Arbeit auf mich. Auf uns alle.
=/\= Log Ende.