Persönliches Computerlogbuch
Agent Lieutenant Lucy Tamas
U.S.S. Lorca:
Ich hatte mir geschworen den Namen "Amicia Georgiou" aus meinem Gedächnis, aus meiner Erinnerung zu löschen. Diese Frau für immer zu ignorieren. Und das hätte ich vielleicht auch geschafft. Aber sie aus meinem Herz zu löschen... das war eine andere Geschichte, eine unmögliche Herausforderung.
Als ich vor wenigen Stunden eine Nachricht über unseren eigenen, privaten Notfall Kanal - den Kanal, den ich eigens für Fälle wie diesen entwickelt hatte - von Amicia Georgiou erhielt war ich also zwiegespalten. Über zwei Wochen nach unserer schicksalhaften Zusammenkunft am Rosemillow Pond hatte ich auf genau dieses Szenario gewartet, hatte davon regelrecht davon geträumt, Amicia retten zu können. Aber wie lange wollte ich warten?
Mir ist verdammt bewusst, wie erbärmlich, wie lächerlich, wie sehr nach einer schlechten Holoromanze das klang. Hätte mir irgendjemand Anderes davon erzählt ich hätte ihn wahrscheinlich ausgelacht oder eine große Flasche saurianischen Brandy angeboten.
Aber es ging nicht um eine andere Person, es ging um mich. Trotz der Tatsache, dass Amicia mich verletzt hatte wie kein Mensch zuvor und trotz all meiner Schwüre sie zu ignorieren, konnte ich nicht anders: ich las Amicia's Nachricht zehn, 15, 20 Mal, aber dann nahm ich ein Aufklärungsshuttle der Surtr und setzte Kurs auf die Koordinaten der U.S.S. Lorca, um meine Suche nach Hinweisen zu beginnen.
Für einen Moment überlegte ich ob ich Captain Chadwell informieren sollte, aber je weniger von dieser Aktion wussten, desto besser. Es war fast immer einfacher um Vergebung als um Erlaubnis zu fragen, vor allem wenn man gegen seine eigenen Leute vorging.
Admiral Maximus Gerald Erlanger, in diesem Fall. Ich hatte diesen Namen bis vor wenigen Stunden nur zweimal gehört. Das alleine reicht um mir klarzumachen, dass Amicia in unmittelbarer Lebensgefahr war.
Wie geraten rief ich von unterwegs aus Commander Jaesa Hawkins auf der Lorca und koordinierte mit ihr den weiteren Plan. Ich kannte diese Frau nicht, aber jemand der das Vertrauen von Amicia Georgiou gewonnen hatte, musste auf unserer Seite sein. Es gelang mir fast unentdeckt an Bord der Draugr zu beamen, allerdings dauerte es nicht lange, bis die Crew Eindringlingsalarm auslöste und alle wichtigen Bereiche verriegelte.
Admiral Erlanger war paranoider als die Berichte es mich glauben ließen. Nach langen Wegen durch Jeffriesröhren nahm ich schließlich Position außerhalb der Arrestzellen ein, wartete auf den passenden Moment - was bei all dem chaotischen Verkehr und vor allem dem Anblick von der Folter von Amicia Georgiou nicht einfach war - schoss einen Sicherheitsoffizier zu Boden und traf mehrmals den ersten Offizier, ehe er die Türen verriegeln konnte.
Hatte ich ihn betäubt? Getötet? Während ich verzweifelt versuchte einen Sprengsatz an den Türen anzubringen, schossen wir tausende Bilder, tausende Gedanken durch den Kopf: was wenn er noch bei Bewusstsein war? Würde er Amicia töten? Warten, bis ich die Zellentüren öffnen würde? War ich, die gekommen war, um sie zu retten, jetzt für ihren Tod verantwortlich?
Zum Glück riss mich der Warnton der Sprengladungen aus diesen Gedanken, als die Zellentüren auch schon weggesprengt wurden und ich gerade noch rechtzeitig Deckung nehmen konnte. Dann sah ich den Offizier am Boden liegen, Amicia lag blutend direkt daneben. Ich nahm sie in meine Arm und wohl das gesamte Schiff konnte mein Aufatmen hören, als sie ihre Augen öffnete, mich ansah und "Lucy..." flüsterte.
Mir schossen dutzende Gedanken durch den Kopf, die wenigsten geeignet für ein Sternenflotten Logbuch. Aber ich war hier um eine Kollegin zu retten, nicht mehr. Das hatte ich getan. Also stand ich auf, als Amicia mir von den weiteren Crewmitgliedern der Lorca, Commander Corlsen und Commander Kim, berichtete, dass noch festgehalten wurden.
Commander Hawkins, bzw. eine Holosignatur von ihr, tauchte dann auch noch auf, wir tauschten uns kurz uns und ich konnte Commander Corlsen auf der Krankenstation gerade noch retten, ehe er dem barbarischen Extraktor dem Opfer gefallen wäre.
Mit vereinten Kräften schafften wir es zurück in den Zellenbereich, wo ein Kraftfeld uns temporär vor den Sicherheitskräften schützte. Commander Hawkins lenkte wie besprochen Admiral Erlanger ab, währenddessen schaffte es Commander Corlsen gerade rechtzeitig die Transporter in Gang zu bringen und uns auf ein Shuttle zu beamen, mit welchem wir flüchten konnten.
Ich behandelte Amicia, die schnell bewusst wurde, während Commander Corlsen uns sicher an Bord der Lorca zurückbrachte.
Dort angekommen übernehmen die Mediziner um eine Vidiianerin - ich wusste, dass die Sternenflotte welche hatte? - die Behandlung, wir alle mussten bald die Krankenstation verlassen. Das war gestern Abend... nach einigen Stunden in einem Gastquartier, in welchen ich nicht eine Minute Schlaf gefunden habe, war ich nun um sieben Uhr morgens wieder die erste auf der Krankenstation. Doktor Vadiye ließ nicht mit sich reden und verwies mich bald wieder des Raumes, aber zumindest hatte sie eine Therapie für Amicia finden können. Eine Therapie, die das Potential hatte alle Schäden zu reparieren. Mit den Gedanken daran schlief ich erschöpft, aber zufrieden vor der Tür der Krankenstation ein, ehe ein Sicherheitsoffizier mich weckte. Vielleicht sollte ich tatsächlich etwas schlafen gehen...
*in der selben Nacht*
Persönliches Computerlogbuch
Agent Lieutenant Lucy Tamas
Nachtrag:
Halleluja! Nehmt das all ihr negativen, zweifelnden, mich auslachenden und lächerlich machenden Gedanken! Ich mag nicht immer richtig liegen, im Gegenteil fast immer falsch einschätzen was mein Gegenüber von mir hält sobald es sich um mehr als einen Auftrag handelt. Aber dieses Mal... dieses Mal hatte ich Recht gehabt. Amicia Georgiou und ich hatten uns geküsst, nein sie hatte mich geküsst. Zu einem Zeitpunkt als ich das nicht mehr für möglich gehalten hätte, innerlich schon auf dem Rückflug zur Surtr war. Angesichts der Umstände, angesichts von Amicia's Loyalität gegenüber Jaesa Hawkins, ist mir bewusst, dass für den Moment nach der heutigen Nacht nichts weiter passieren wird, wir nicht morgen händchenhandelnd zu einem Wochentrip nach Risa aufbrechen oder uns vor der Crew verloben werden.
Damit konnte ich leben. Ich war bei ihr, sie war sicher, für den Moment hatten wir dieses Schiff gesichert - das war für mich mehr als genug, mehr als ich mir vor 24 Stunden hätte erträumen können.
Aber für den Moment genug dazu, heute ist so viel an Bord der U.S.S. Lorca und anderswo passiert, dass es schwierig war einen Überblick zu behalten.
Nach einem ausgiebigen Power Nap heute früh begab ich mich in die Astrometrie, wo ich meine Arbeit an der Datenbank der A.I.V. Draugr fortsetzte. Natürlich war diese Datenbank hundertfach verschlüsselt, zu meinem Glück arbeitete die Draugr größtenteils mit Standard Geheimdienst-Verschlüsselungen. Commander Corlsen kam später dazu und bedankte sich für meine Hilfe an Bord der Draugr, auch ihn hatte ich schließlich erst in letzter Sekunde retten können. Wir arbeiteten dann eine ganze Weile, bis wir relativ handfeste Beweise für die Manipulation der Breen sowie eine Erlanger-Tal'Shiar'-Breen Allianz finden konnten. Da waren noch deutlich mehr Daten in dieser Datenbank, auch über die Breen-Schiffe und die IRW Leahval, aber das musste warten.
Während wir arbeiteten, hatten die Yath allerdings bereits einen Entschluss gefasst - auch wenn dieser Entfluss auf falschen Daten basierte: die Breen sollten die Sonne mit ihrem Plan stabilisieren, im Gegenzug würden sie Zugriff auf Ressourcen und im Sternenbasis im System bekommen. Es dauerte nicht lange, bis das getarnte romulanische Schiff die Kommunikation zwischen Yheaq IV und allen Schiffen im System störte, Captain Paris durfte sein Gespräch mit dem Premierminister nicht einmal beenden. Somit hatten wir keine Chance die Yath zu warnen oder sie über ihre Manipulation zu informieren. Was wir allerdings hatten war eine Deadline: in 30 Stunden sollte jedes Schiff und alles Personal der Allianz das System verlassen. Das bedeutete nicht nur die Lorca und die kurz zuvor in's System gewarpte U.S.S. Hornet von Admiral Nechayev, es bedeutete auch die Wissenschaftler auf der Oberfläche sowie die Draugr und Sultr. Nicht, dass diese beiden Schiffe das nicht umgehen könnten. Admiral Nechayev briefte die Führungsoffiziere über die Lage.
Offenbar hatten einige Yath bereits angefangen den Außenposten sowie andere Alien-Einrichtungen anzugreifen, aber davon kriegte ich nur am Rande mit. Ich hatte eine andere Mission. Commander Corlsen wollten unseren Bericht gerade dem Captain überbringen, als Commander Jaesa Hawkins plötzlich die Astrometrie betrat. Jaesa Hawkins... sie hatte mir bei der Rettung der drei Offiziere von der Draugr wichtige Informationen zukommen lassen, sie war berühmt-berüchtigte innerhalb der Sternenflotte und vor allem des Geheimdienstes... für mich persönlich allerdings... so wie Amicia immer wieder über sie redet war ich lange Zeit eifersüchtig, bis ich hörte, dass sie eine Familie auf der Erde hatte. Das alles änderte nichts daran, dass ich dieser Frau etwas schuldig war, sodass ich nicht lange zögerte, als sie ihren Plan vorstellte das romulanische Flaggschiff zu entern und den Admiral für ein Verhör zu entführen: ich würde sie begleiten.
Zu meiner großen Überraschung versuchte sie nicht einmal mich vom Gegenzug zu überzeugen, sondern befahl Commander Corlsen ausschließlich die replizierte Ausrüstung inklusive persönlicher Holo-Emitter für eine weitere Person vorzubereiten.
Commander Corlsen versprach komplettes Stillschweigen über unseren Auftrag und so betrat ich wenig später mit meinem Phasergewehr den Transporterraum, wo mich eine unbewaffnete Jaesa Hawkins ansah. Nach einer kurzen Lehrstunde für welch Aufsehen Wunden von Föderationswaffen auf dem romulanischen Flaggschiff sorgen würden legte ich meine Waffe ohne weiteren Kommentar zur Seite und wir beamten auf die Leahval.
Es war intensive, adrenalin-reiche Minuten, bis wir schließlich das Quartier des Admirals erreicht hatten. Die Daten aus dem Draugr-Computer hatten uns den schnellsten Weg noch einmal bestätigt.
Zwei Romulaner versperrten uns den Weg, verschwanden allerdings nach kurzer Zeit laut lachend wieder, sodass der Weg frei war. Wir atmeten beide tief ein und wollte das Quartier öffnen, als die Tür plötzlich aufsprang und ein Breen Thot verdutzt Commander Hawkins ansah. Unsere Sensoren hatten ein weiteres Lebenszeichen - Breen - im Quartier angezeigt, aber niemand reichte damit, dass dieser Breen gerade jetzt das Quartier verlassen würde. Während der Breen Commander Hawkins anfiel, konnte ich gerade noch rechtzeitig an ihm vorbeistürmen und den romulanischen Admiral Selos zu Boden reißen, ehe er das Com-System aktivieren und Hilfe holen konnte.
Fast hätte er mich mit seinem Disruptor daraufhin vaporisiert, aber ich konnte diesem zum Glück ausweichen und sah am Boden liegend wie Commander Hawkins dem romulanischen Admiral seine "Lieblingsvase" auf den Hinterkopf schepperte, sodass dieser zu Boden sank.
Commander Hawkins war offensichtlich schwerer verletzt, auch ich hatte einiges an Verletzungen davongetragen. Aber wir hatten gewonnen. Wir beamten also auf die Lorca zurück, wo Commander Hawkins die Verhöre begann, während ich die letzten Informationen aus der Datenbank mit Lieutenant Griffin aktualisierte, ehe sie den Captain briefen sollte.
Ich ging weiter auf die Krankenstation, wo ich nach Amicia sah. Sie war inzwischen aus dem Koma, in welches die Mediziner sie zu ihrem eigenen Schutz versetzt hatten, erwacht und Doktor Vadiye hatte zugestimmt, sie für "leichten Dienst" gehen zu lassen. Nun wussten wir wohl alle was das für eine Terranerin bedeutet würde, ich wusste am besten, dass es sinnlos wäre mit ihr zu diskutieren. Also stütze ich Amicia und wir gingen langsam zusammen Richtung Brücke, erst als plötzlich der rote Alarm ertönte und das Schiff begann zu wackeln erhöhten wir so gut es ging das Tempo.
Zu diesem Zeitpunkt fiel es mir unglaublich schwer diesen Weg nicht für eine Aussprache, eine Konfrontation zu nutzen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich gewartet habe. Auf der Brücke angekommen merkte ich schnell, dass ich einiges verpasst hatte.
Die Romulaner hatten ihr Störsignal abgeschaltet und das System verlassen, Premierminister Zren war inhaftiert worden und die Yath akzeptierten unser Hilfsangebot. Dann kam Commander Hawkins noch mit dem Breen Thot auf die Brücke, der einem Waffenstillstand zustimmte und seinen Schiff befahl das Feuer einzustellen - das hatte also den roten Alarm ausgelöst - und das System zu verlassen.
Ich weiß nicht, was Commander Hawkins mit ihm gemacht hatte, aber offenbar hatte sie irgendwie das Vertrauen der Breen erlangt. Erstaunlich, bemerkenswert.
Amicia übernahm dann das Steuer und die Crew der Lorca konnte ihren lange entwickelten Plan zur Rettung der Yath-Sonne ausführen. Währenddessen stürmte Commander Hawkins regelrecht von der Brücke, nachdem ich ihr ein Kompliment für ihre guten Arbeit gemacht hatte.
Das war nur der offizielle, der öffentliche Teil dieser Arbeit, dieses Auftrages. Captain Paris, Lieutenant Griffin, Commander Corlsen oder selbst Admiral Nechayev, sie alle würden denken, dass Commander Hawkins Kontakt mit den Breen aufgenomen und einen Waffenstillstand ausgehandelt hatte. Aber ich hatte eine Aufzeichnung des Verhörs des romulanischen Admiral Selos gesehen, hatte gesehen wie Hawkins ihn glauben ließ den Breen Thot kaltblütig erschossen zu haben, woraufhin der Romulaner mit seiner Abneigung gegenüber Breen nicht mehr zurück hielt. Während die beiden im Frachtraum ihre "Vision" austauschten und Commander Hawkins Admiral Selos komplett um den Finger wickeln konnte hatte ich über einen verschlüsselten Kanal Kontakt zu Lieutenant Luke Callaghan aufgenommen, dem Mann der gerade auch Lieutenant Hawkins' Tochter beschützte.
Ich wusste, dass Admiral Erlanger auf der Suche nach ihm war, schließlich waren Amicia und Commander Hawkins seine größten Feinde - welche bessere Art mit Feinden umzugehen als ihre Familien gefangen zu nehmen? Auch Luke Callaghan wusste das und war mir bereits mehrere Schritte voraus. Als der Romulaner von Hawkins also ein "Opfer" verlangte hatten wir eine komplette Aufnahme von einem Angriff eines romulanischen Teams auf Luke Callaghan inklusive Transmission des romulanischen Captains bereits vorbereitet. Der Romulaner fiel komplett drauf rein, vertraute Commander Hawkins alles an - aber sie konnte nicht sicher wissen, ob diese Aufnahme der Wahrheit entsprachen oder nicht. Entsprechend am Boden zerstört war sie. Da sie sich auch weiterhin die Rippen hielt, hatte ich ihr zuvor geraten die Krankenstation aufzusuchen, sodass ich dort meine Suche nach ihr begann. Doktor Vadiye allerdings bestätigte mir, dass sie Commander Hawkins nicht gesehen hatte.
Ich fand sie dann schließlich.. in ihrem Quartier. Ich ließ mir zuvor von Luke Callaghan eine Holoaufnahme zusenden, dass es ihm gut ging und Commander Hawkisn sich keien Sorgen machen brauche - ich wusste nicht, ob sie mein Wort alleine akzeptieren würde, nicht nach den Bildern, die sie gesehen hatte.
Nachdem sie die Tür nicht öffnen wollte fand ich sie schließlich nach der Notöffnung zusammengekauert in einem Stuhl. Ich verschwendete nicht viel Zeit, legte mir meine Hand auf die Schulter und übergab ihr sofort das PADD. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie realisierte, was genau da gerade auf dem PADD zu sehen und dann begann sie alles zusammensetzen. Ihre Miene hellte sich sichtbar auf, die lächelte und alles schien gut. Ich wollte ihr und ihrer Familie gerade etwas Privatsphäre geben und gratulierte sie zu einem hervorragenden Erfolg, als plötzlich Waffenfeuer zu hören war und Luke Callaghan tatsächlich entführt wurde, von Admiral Erlanger's Leuten.
Ich versuchte Hawkins zu trösten, aber ich wusste das war aussichtslos. Also bot ich ihr sie könne sich immer bei mir melden und verließ dann das Quartier. Vor der Tür musste ich selber erstmal durchatmen und schlug mehrmals gegen die Korridorwände. Wie war das möglich? Wir hatten jede Sicherheitsvorkehrung getroffen, jede Transmission mehrfach verschlüsselt und über dutzende Relais-Satelliten umgeleitet. Es war nahezu unmöglich für Erlanger diese Transmissionen zurückzuverfolgen, geschweige denn unseren Plan durchschauen zu können. Wie also hatte er Luke Callaghan gefunden? Hatte er die Informationen des romulanischen Admiral schlichtweg ignoriert und seine eigene Suche einfach fortgesetzt? Hatten wir doch einen Fehler gemacht? Das müssten wir analysieren, aber für den Moment spielte es keine Rolle. Commander Hawkins hatte live mit ansehen müssen, wie ihre Familie entführt wurde, die Personen, die sie immer schützen wollte. Das würde wohl jede Person brechen, entsprechend rief ich Doktor Vadiye und bat sie sich zumindest um die körperlichen Wunden von Commander Hawkins zu kümmern, welchem sie sich auch sofort annehmen wollte.
Ich kehrte dann auf die Brücke zurück und wollte Amicia nach ihrer Schicht überraschen, aber plötzlich war mir nicht mehr nach feiern zumute. Ich mag Commander Hawkins nicht sehr gut kennen, nicht zu ihr aufschauen wie fast jeder an Bord der Lorca. Aber ihr Ruf als "Heldin" war mehr als verdient, das war auch mir heute klar. Niemand hatte ein solches Schicksal verdient, aber eine solche Person erst Recht nicht. Ich versuchte mein bestes einen fröhlichen Gesichtsausdruck zu wahren, als ich Amicia gegenübertrat, aber sie sah sofort durch meine Fassade, erst Recht als ich Captain Paris unwissentlich quasi ignorierte und mich ihm erst einmal vorstellte.
Wir verließen dann die Brücke und ich brachte sie in ihr Quartier, wo ich ihr eine Aufzeichnung von Hawkins' Verhör mit dem Romulaner sowie eine Zusammenfassung der anschließenden Ereignisse gab. Es war offensichtlich, dass sie sofort nach Jaesa Hawkins sehen wollte und so sehr ich mir gewünscht hatte mit ihr endlich in Ruhe unter vier Augen reden zu können, so sehr konnte ich das verstehen. So sehr würde ich mir selber niemals verzeihen können, wenn ich diese Situationen ausgenutzt hätte um Amicia vor eine Wahl zu stellen. Egal was zwischen sein mag, es war offensichtlich, welche große Rolle Jaesa Hawkins in Amicia's Leben spielte. Das konnte, das wollte ich nicht ändern. Dann klingelte es auch schon und eine komplett aufgelöste Commander Hawkins betrat mit den Worten "Ich bin sicher ihr habt über mich geredet?" das Quartier. Amicia redete lange auf sie, versuchte ihr Mut zuzureden, ich gab mein Bestes dabei unterstützend und hilfreich zu sein. Und das war die Wahrheit, ich wollte genauso wie die anderen beiden, dass diese Familie schnellst möglich vereint wurde.
So froh ich war, dass Admiral Selos seinen Teil der Abmachung eingehalten und Commander Hawkins ein Datenpaket geschickt hatte, das den Geheimdienst für Monate beschäftigen würde, alleine das war nichts von dem hier Wert. Commander Hawkins jedoch wollte ihrer Pflicht nachkommen und eine Antwort zurücksenden, Amicia bot ihr mehrmals unsere Hilfe an, ehe Hawkins das Quartier wieder verließ.
Amicia und ich sahen uns für einige Sekunden an und mein Herz begann schneller zu schlagen. War ausgerechnet dieser schreckliche, furchtbare, traurige Moment der Moment, an dem ich endlich Antworten erhalten sollte? Es schien als wollte sie etwas sagen, aber es kam... nichts. Enttäuscht und verärgert drehte ich mich wieder meinem Computer und sendete eine Botschaft eine Colonel Kira, während ich Amicia nur "Du solltest schlafen gehen, du brauchst Ruhe" hinterher warf. In diesem Moment war ich überzeugt, dass ich nach dem Herstellen einer Verbindung zwischen der Crew der Lorca und Colonel Kira die Lorca verlassen würde und dieser Crew, vor allem aber Amicia Georgiou für immer den Rücken kehren würde. Was ich in diesen Minuten gefühlt hatte... niemand anderes hatte so etwas jemals in mir ausgelöst und ich würde nicht länger zulassen, dass eine andere Person so über mein Leben bestimmen würde. Die Crew der Sultr konnte sich glücklich schätzen mich zu haben und es gab genug andere Krisenschwerpunkte da draußen, weit weg von der U.S.S. Lorca.
Ich wurde dann allerdings jäh aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich Amicia's warme Hände an meinem Gesicht spürte, mein Stuhl herumgedreht wurde und ihre Lippen auf einmal meine berührten. Ich werde nicht versuchen zu beschreiben welche Emotionen ich in diesem Moment gespürt haben, aber sagen wir einfach all die Träume waren nichts dagegen.
Wir waren beide empathisch, professionell und alt genug um es für den Moment bei diesem Kuss zu lassen - so schwierig das uns beiden dennoch zu fallen schien, aber nun hatte ich Gewissheit. Ich beendete meine Plan zur Rettung von Commander Hawkins's Familie und werde nun Amicia in ihrem Krankenbett Gesellschaft leisten, da sie noch immer angeschlagen ist und ich nach den Geschichten über die... Eskapaden ihrer Mutter lieber vorsichtig bin, werde ich natürlich warten bis sie eingeschlafen ist.
=/\= Log Ende.