PCL B'Elanna Torres

  • Computerlogbuch der Kolonie Modas III
    B’Elanna Torres
    Sternzeit 65311.4:


    Wenn ich gewusst hätte wie dieser Tag enden würde...ich wäre wohl freiwillig auf der Krankenstation geblieben und hätte mir selbst noch ein Hypo verabreicht. Oder eher zehn.
    Meine Konfrontation mit Clarke Griffin musste warten. Und meine Konfrontation mit Commander Harison...sie lief anders als gedacht.


    Zunächst aber war ich auf der Krankenstation. Der gottverdammten Krankenstation. Ich mochte dieses Schiff mehr als es noch keine Krankenstation hatte.
    Insbesondere als es noch keine Krankenstation mit Lieutenant Clarke Griffin hatte.
    Während die Brückencrew der San Diego den heutigen Tag damit begann Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen zwischen San Diego, Solonis, Lleiset und Modas III zu koordinieren begann ich meinen Tag im Biobett unter den Augen von Doktor Carn und Lieutenant Griffin.
    Wenigstens war ich wieder wach.


    Nach einer deutlich zu langen Diskussion mit Doktor Carn wurde ich letztlich auf die Brücke entlassen.
    Lieutenant Griffin hielt sich dieses Mal bewusst zurück..offenbar hatte sie zumindest noch etwas Respekt - oder Angst. Hoffentlich beides.
    Mit einem “Wenn Sie meinen dass Sie diensttauglich sind” beendete der Doktor das Gespräch. Ich bedankte mich für seine Zuverlässigkeit und eilte gefolgt von einem grinsenden Tom auf die Brücke.
    Lieutenant Griffin - die andere Lieutenant Griffin - hatte mich gerufen und ich hatte keinerlei Absicht meinen Dienst zu vernachlässigen.
    Die Sensoren registrierten eine große Menge an Phasenraumverkrümmungen um und im Delhabi-Raum...eine terranische Flotte.
    Ich ließ direkt einen Kanal zur Solonis und Commander Mason öffnen.


    Ich hatte nicht besonders viel Mitleid mit den Delhabi und vor wenigen Tagen hatten wir selber ihre Heimatwelt angegriffen...aber so eine große Offensive konnte nur ein Ziel haben, gerade wenn es die Terraner waren die angriffen.
    Commander Mason erklärte dann auch direkt, dass er Befehl erhalten habe die Delhabi-Bedrohung “ein für alle Mal zu beseitigen”.
    Die Formulierung war eindeutig, aber ich wollte absolute Klarheit...der Plan war offenbar alle bewohnten Delhabi-Systeme zu isolieren und ihre Flotte soweit zu schwächen, dass sie keine Bedrohung mehr waren.
    Ich war damit absolut nicht einverstanden und ich kannte Commander Mason lange genug um herauszuhören, dass er es auch nicht war.
    Er hatte allerdings seine Befehle und war ein Terraner...würde diese Befehle also ausführen.
    Eine weitere Diskussion mit ihm würde sinnlos sein...es sei denn wir würden den richtigen Moment nutzen - etwa die Flugzeit der Solonis in den Delhabi-Raum.
    Ich befahl Lieutenant Keller einen Kurs zu setzen und der Solonis zu folgen, sobald sie ihre Antriebe aktiviert...leider kam es soweit nicht mehr.
    Commander Harison ließ den Kanal unterbrechen und wetterte offen auf der Brücke drauflos.
    Was mir einfallen würde, wie ich eine solche Entscheidung überhaupt in Betracht ziehen könnte. Dass ich "hinterher fliegen und applaudieren" wolle.
    Commander Mason gefiel es offenbar nicht, dass wir die Verbindung einfach getrennt hatten und er aktivierte seine Antriebe.
    Lieutenant Griffin sollte ihm ein “Viel Erfolg” ausrichten, welchen Befehl Commander Harison sofort lautstark widerrief...ich bat ihn dann in meinen Raum.
    Die Lleiset sollte unterdessen getarnt den Terranern folgen und ihren Fortschritt im Auge behalten.


    Das Gespräch im Bereitschaftsraum verlief sehr...einseitig. Captain Harison schrie, ich versuchte zu antworten. Ich kam mir vor wie ein Kadett im ersten Jahr, der seine Hausaufgaben wiederholt nicht gemacht hatte.
    Nicht wie ein Sternenflottencaptain, der mit seinem Untergebenen sprach. “Schoßhündchen” war noch das harmloseste was ich mir anhören durfte.
    Es war offensichtlich, dass er mit meiner Entscheidung nicht einverstanden war. Einen Gegenvorschlag oder eine Idee wie wir die Situation lösen könnten hörte ich allerdings nicht.
    Es hieß immer nur ich hätte vorher mit den Terranern sprechen sollen und beruhigend auf sie einreden...dass ich “vorher” auf der Krankenstation war, er das Kommando hatte und ich selbst auch erst auf die Brücke kam als die Terraner-Flotte schon im Delhabi-Raum war..nichts davon schien ihn sonderlich zu interessieren.
    Es war blanker Hass was mir entgegen kam. Abneigung, Ablehnung, Wut. Keine rationalen Einwände, kein Gegenvorschlag. Nur Kritik.
    Als klar wurde, dass wir so keine Lösung finden würden wollte ich auf die Brücke zurückkehren...als Commander Harison plötzlich begann er würde mich vom Dienst entbinden und das Kommando übernehmen.


    Ich dachte ich höre nicht richtig. Weniger als einen Monat an Bord, wenige Tage den Posten von meinem eigenen Mann übernommen.
    Offenbar reichte es ihm nicht meinen Mann vom Schiff zu jagen und einen Captain unbewaffnet auf der Brücke niederschießen zu lassen...er musste noch einen zweiten Captain entfernen lassen.
    Ich rief die Sicherheit in den Raum und wollte den Commander abführen lassen. Scout betrat den Raum und sah sichtlich verwirrt zwischen mir und Commander Harison hin und her...dann erbebte das Schiff und der Konflikt war für den Moment vertagt.


    Die Solonis war direkt über uns in’s System zurückgekehrt. Die Schlacht war geschlagen, die Terraner hatten ohne Verluste die Flotte der Delhabi zerstört und all ihre Systeme isoliert.
    Erst als ich den Scan sah wurde mir klar welche Waffe sie genutzt hatten….der Subraum in allen bewohnten Delhabi Systemen war verzerrt, ein Flug durch diese Systeme mit mehr als Manövriertriebwerken unmöglich...die Delhabi waren auf ihren eigenen Planeten gefangen.
    Wir schlossen den Kanal und versuchten die Lleiset zu kontaktieren...glücklicherweise hatte diese Position am Rande eines Delhabi-Systems gehalten und würde in wenigen Stunden frei von den Verzerrungen sein.
    Wenigstens eine kleine gute Nachricht.


    Nachdem der Kanal geschlossen war….wurde unsere alte Diskussion fortgesetzt, dieses Mal offen auf der Brücke.
    Es ging um Kommandostrukturen, Demokratie, Ideen und Offiziere. Vor allem aber ging es um Prinzipien und Vorschriften. Darum was es hieß ein Sternenflottenoffizier zu sein und welches Verhalten erwartet wurde.
    Vor 17 Jahren hatte ich das erste Mal ein Schiff der Intrepid-Klasse betreten. Als Terroristin und Feindin der Föderation. Als Maquis
    Wäre damals nicht Captain Janeway sondern Commander Harison der Kommandant der Voyager gewesen….ich wäre heute nicht die Person die ich bin. Vielleicht nicht einmal mehr am Leben.
    Uns allen wäre es lieber wir wären im Alpha-Quadranten, könnten jederzeit Verstärkung rufen und hätten solche Probleme nicht.
    Aber Richtlinien und Regeln waren hier draußen etwas, das nicht immer auf unserer Seite stand. Manchmal mussten wir die Regeln biegen und Richtlinien ignorieren um zu überleben.
    Die Diskussion führte allerdings in's Nichts. Es war klar, dass Commander Harison zu verbissen in seiner Argumentation war um irgendwas von dem ich was sagte zu verstehen.
    Seine Meinung war klar, seine Entscheidung stand. Was auch immer ich hier sagen würde, es würde alles nichts ändern.


    Tom versuchte mich zu verteidigen, aber ich sah die Gesichter meiner Crew...Commander Tucker hatte bereits davon gesprochen, dass wir im Gamma-Quadranten unsere Prinzipien verloren hätten, Scout war unentschlossen, Lieutenant Griffin und Crewman Noel blieben ruhig, aber ich war mir sicher auch die beiden hatten ihre Meinung hier zu.
    Eine offene Meuterei war das letzte was diese Crew brauchte. Gerade jetzt, gerade in dieser Situation. Und eingesperrt zu werden würde das weitere Vorgehen nicht einfacher machen. Es war nicht leicht, aber ich konnte mich überwinden die Brücke zu verlassen und mit Tom ein Shuttle nach Modas III zu besteigen.


    Wenig später landeten wir auf Modas III und bezogen ein Haus...ich muss sagen es ist bewunderswert, was hier in kürzester Zeit geschaffen wurde. In wenigen Tagen sollen die ersten Wahlen stattfinden, es bildet sich hier tatsächlich so etwas wie eine Stadt. Eine Gemeinschaft. Zwischen Sternenflotte, Zivilisten, Trikrun.
    Die Zukunft der Kolonie schien so viele Möglichkeiten zu bieten.
    Modas III ist ein interessantes Projekt und ich könnte mir vorstellen mit Tom, Kathryn und Miral hier zu leben. Für die Kolonie zu arbeiten.
    Aber war ich wirklich bereit Commander Harison mein Schiff zu überlassen, nach allem was passiert war?


    Commander Harison. Ich dachte ich könnte ihm vertrauen. Ich habe mich geirrt. Ich bereue ihn nicht von Anfang an in einige Pläne eingeweiht zu haben - insbesondere was Captain Georgiou angeht - und ich habe falsche Entscheidungen getroffen.
    Vielleicht hätte ich versuchen sollen Commander Mason zu stoppen, egal mit welchen Mitteln. Möglicherweise wäre er beeindruckt gewesen und hätte den Angriff beendet. Zumindest abgeschwächt.
    Vielleicht hätten wir all das verhindern können.
    Nach allem was passiert ist...es ist zu spät für ein "Was hätten wir anders machen können?". Er hat meine eigene Crew gegen mich aufgehetzt, mich vor meiner Brückencrew zusammen geschrien und von meiner eigenen Brücke verbannt...niemand an Bord der San Diego wird mir so schnell mehr trauen.
    Ich weiß nicht ob wir eine Lösung finden können. Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt noch will.


    Captain Janeway und Chakotay waren immer meine beiden größten Vorbilder gewesen. Sind es bis heute. Und beide sind in ihren sieben Jahren im Delta-Quadranten mehr als einmal aneinander geraten. Chakotay war mehrmals suspendiert, hat selbst versucht eine Meuterei zu starten.
    Dennoch haben beide immer wieder einen Weg gefunden Konflikte zu lösen und gemeinsam das Beste für ihr Schiff und ihre Crew zu tun.
    Nur die Zeit wird zeigen, ob es diese Möglichkeit auch an Bord der San Diego gibt.
    Die Crew hat sich währenddessen für einen Neuanfang unter... Captain Harison entschieden und das werde ich respektieren. Es gibt schlimmere Orte als Modas III um über das weitere Vorgehen nachzudenken.


    =/\= Log Ende.

  • Folgendes PADD wurde von Doktor Carn auf dem Schreibtisch des Bereitschaftsraumes von Fleet Captain Tom Paris auf der Tempest hinterlegt:


    Von: Captain B'Elanna Torres, Modas III
    An: Commander Tom Paris, Kommandierender Offizier, I.S.S. Tempest


    "Hallo Tom,


    ich hoffe dir geht es gut und die Situation auf der Tempest ist nur halb so chaotisch wie es in den Nachrichten hier unten klingt. Wahrscheinlich ist sie schlimmer.


    Es tut mir Leid, dir diese Nachricht so überbringen zu müssen, aber in all dem Chaos will ich nicht für noch mehr Stress und Ärger für dich sorgen.


    Das medizinische Team der Tempest hat sich geweigert mich für dienstfähig zu ernennen und zum ersten Mal in meiner Karriere muss ich den blauen Uniformen zustimmen.


    Die "Behandlung" von Doktor Johnson mag funktioniert haben und ich bin froh und stolz, dass du diese mutige Entscheidung treffen konntest. Dennoch sind die Nebenwirkungen etwas, das ich noch nie erlebt habe. Ich habe regelmäßige Flashbacks, Schmerzausbrüche und Krämpfe.


    Da Doktor Carn alle Hände voll zu tun hat werde ich mich zur weiteren Behandlungen zu Doktor Abigail Griffin nach Modas III begeben. Sobald diese Behandlungen abgeschlossen und ich wieder dienstfähig bin werde ich mit Präsidentin Reznik und dir alle weiteren Schritte besprechen.


    Bis dahin wünsche ich dir und deiner, unserer, Crew viel Erfolg bei euren nächsten Missionen. Lasst euch nicht unterkriegen und zeigt diesem Quadranten, zeigt all den Delhabi, Tholianern, Borg und Piraten da draußen wer in diesem Sektor das Sagen hat.


    Wir werden uns bald wiedersehen."

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